Hi Frank,
nun denn, den Artikel einmal aus der meinigen Perspektive
betrachtet - der eines 25 Jährigen Azubis mit € 400 Einkommen
im Monat, keinen Eltern, einer Frau die gerade Krebs besiegt
hat und obendrein noch arbeitslos ist.
…passt nicht ganz zu deiner Vika…
- Abschaffung von Geld und Eigentum: Bin ich persönlich nicht
für, aber eine bessere Kontrolle, was so mit Geld und Eigetum,
mit Mehrwert passiert, wäre doch ganz nett…
Was genau möchtest du denn kontrollieren?
- Ich finde nicht, das es ein „Verdienst“ des Systems ist,
wenn jemand, der im allgemeinen Prozess „hinten über“ gefallen
ist, von der Allgemeinheit aufgefangen wird - ich finde eher,
das wir uns das auf die Fahne schreiben können als
zivilisatorische Leistung, denn wir sind schließlich nicht
mehr im Urwald.
Ganz recht. Soviel Hilfe wie nötig, soviel Verantwortungsgefühl jedes einzelnen wie möglich.
Und menschlich finde ich schon, das € 345
nicht wirklich üppig sind, aber dazu lasse ich mich jetzt mal
nicht ein…
Die Hilfe soll das Überleben sichern. mehr nicht. als Student hatte ich nach Abzug der Miete noch 150 Euro. Wollte ich mehr, habe ich dafür gearbeitet.
Desweiteren das mit den Unis - Also hat jeder Arbeitslose die
geistige Möglichkeit (von den Zugansvorraussetzungen einmal
abgesehen) die Uni zu besuchen. Toll, das so viele Leute Abi
haben, war mir neu.
Es gibt mannigfaltige Weiterbildungsmöglichkeiten auch ausserhalb der Unis, s. IHK-Kurse, Sprachkurse VHS u.s.w.
Oder sind alle die, die die
Vorraussetzungen nicht erreichen, etwa nicht arbeitslos? Nur
Faul? Was passiert mit solchen Leuten? Umschulungen werden
nicht jedem genehmigt, Ich-AGs fallen bald nur noch ALG I
Beziehern zu,…
Tja, dann sollte man sich eben mal selbst auf dem Weiterbildungsmarkt umsehen. M.W. gibt es dafür sogar Messen.
- Die für jeden Einzelnen vorhandenen Chancen - Welche
Chancen denn?
Augen auf! Klar, dass einem nicht mehr alles auf dem Silbertablett serviert werden kan. wie im Rest der Welt auch, muss man sich eben umsehen.
Kann denn jeder sich selbstständig machen?
Prinzipiell ja.
Der wachsende Dienstleistungssektor erlaubt einem die Selbständigkeit mit relativ wenig Eigenkapital.
Hat
jeder Arbeitslose das Know-How, das Wissen und vorallem die
sprachlichen Fähigkeiten ins Ausland zu gehen? Ich wage es arg
zu bezweifeln, man muss sich ja nur einmal die Fähigkeit
Englisch zu sprechen sich ansehen, um dieser Behauptung Lügen
zu strafen…
Dann sollte der Arbeitslose seine von der Allgemeinheit finanzierte freie Zeit dazu nutzen, diesen Zustand zu ändern.
„Wohlstandsinsel“ - Tolles Wort. Ich habe dieses Land ein
wenig anders erlebt, wenn es genehm ist. Wenn Sie ersteinmal
einen kranken Angehörigen pflegen, und das mit 25 Jahren,
jeden Tag zur Arbeit gehen und sich dann auch noch anhören
dürfen, Ihre Frau sei ob Ihrer Krankheit ein
Sozialschmarotzer, dann gute Nacht Zivilisation.
Weisst Du, ein Kolege von mir hat seine Frau durch zwei Krebsphasen begleitet und ist dabei dennoch seinem Job nachgekommen.
Die Allgemeinheit hilft hier sehr und kein mensch hat behauptet, private Unglücksfälle wären ein Zuckerschlecken.
Aber was erwartest Du? Eine private Pflegerin? Dann verdiene sie Dir. Denn die Krankenhauskosten und Medikamente sind in D so gut subventioniert wie sonst nirgends auf dieser Welt. Der Rest ist eben in der Verantwortung der Angehörigen, die es natürlich sehr schwer haben in einer solchen Situation. aber so ist das Leben - manchmal sehr hart.
Denn das ist
auch Realität in diesem Land - Ausgrenzung.
Das ist in D im weltweiten Vergleich nch am geringsten das Problem.
Und da Sie ja die
tollen Unis angeführt haben im Vergleich zu Alufelgen - Ich
kann mir keine Alufelgen leisten, um ehrlich zu sein, ich kann
mir noch nicht einmal ein Auto leisten. Und der Anteil an
„armen“ Leuten an den Universitäten nimmt bestöndig ab - warum
wohl? Ich sage es Ihnen. Es ist schon lange eine Mähr, durch
seiner Hände Arbeit etwas schaffen zu können. Die meisten
Menschen die ich kenne, arbeiten viel, sehr viel sogar, und
sie können sie gerade eben über Wasser halten. Auch das ist
Realität in diesem Land.
Die meisten Menschen, die ich kenne, arbeiten hart, verdienen gut und haben sich ihre Ausbildung selbst finanziert, manche parallel zum Job, andere nach der Schule in Vollzeit.
Keiner jedoch hat die ganze Zeit herumgejammert ob der schlechten Chancen. DAS ist nämlich wirklich eine Mär…
- „Bodensatz von Leuten…“ Es tut mir leid, aber wenn ih das
höre, muss ich mich doch arg beherrschen, nicht wütend zu
werden.
Die Wahrheit tut immer weh. jeder gesellschaft hat ihren „Bodensatz“, so ist das nun mal. Die Frage ist nur, wie man selbigen genau definiert. Du und Deine Frau, Ihr gehört sicherlich nicht dazu.
Wie oben angeführt, gib es immer Leute, die hinten
über fallen. Menschen, deren Schultern nunmal nicht so breit
sind. Menschen, die krank sind, alt, arm, vielleicht nicht in
der Lage zu arbeiten, sich zu versorgen. Wollen Sie sagen,
diese Leute sind nur „Bodensatz“
Nein, die wirkloich bedürftigen menschen sind was sie sind: hilfsbedürftig. Diesen leuten kann i diesem Land bestens geholfen werden.
Bodensatz sind die, die die Hilfe eigentlich nicht benötigen, sie aber dennoch in Anspruch nehmen. Diese Leute kosten uns das Geld.
Vielleicht ein „Klotz am
Bein“?
Das vielleicht. Aber das hält unsere Gesellschaft aus.
Ich dachte eigentlich, wir würden in menschlichen
Zeiten leben, nicht in Zeiten, indenen nur Geld den Wert eines
Menschen ausmacht…
Wovon träumst Du nachts? Es geht fast ausschliessich um Geld in dieser Gesellschaft.
Ich möchte nicht bestreiten, das es sicherlich Leute gibt, die
die bestehenden Regeln ausnutzen, die es sich gut gehen lassen
- aber ich traue jedem Menschen soweit, das ich persönlich der
Meinung bin, das diese Leute nur einen verschwindend geringen
Anteil an den Bedürftigen ausmachen.
Keineswegs.
Aber hier greift die persönliche interpretation eines jeden.
Ab wann ist en Mensch ein Sozialschmarotzer?
Bei mir ist er das dann, wenn er nicht sofort jeden Job an jdem Ort der Republik annimmt, der ihm angeboten wird. aAndere sehen das anders, ich weiss. Ist eben viel Interpretationssache, wie gesagt.
- Kritik am System? Es tut mir leid, aber ich bin gerade
einmal 25 Jahre alt, nicht besonders helle in der Birne, und
ich maße mir nicht an, das System kritisieren zu können.
Was tust du dann hier gerade?
Aber
ich glaube eines ganz fest: Als wir Menschen einmal aus dem
Urwald gekrochen sind, haben wir uns weiterentwickelt. Wir
haben viel Mist gemacht, teils als Einzelne, teils als
Nationen. Aber wir haben, so meine Meinung, immer dazugelernt.
Wir haben begriffen, das nicht jeder gleich ist. Wir haben
begriffen, das nicht jeder Mensch das gleiche Leisten kann.
Aber was wir nicht begriffen zu haben scheinen ist das uns all
das, was wir uns erarbeitet haben, eigentlich einmal dazu da
war, uns das Leben besser zu machen.
Ganz recht. Was jedoch nicht gedacht war ist, dass einzelne durch ihre Arbeit das Leben für andere, die nichts tun, dauerhaft „besser machen“, sondern dass jeder seinen Teil zu der Sache beiträgt, o er denn kann…
Und da fällt mir immer ein Gedicht von Kästner ein, vorallem
die letzte Stophe:
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.
Nicht das System ist also schuld, sondern wir alle, weil wir
es haben kommen lassen.
Klar, denn wir selbst sind das System…
Hochachtungsvoll,
Benjamin Bösch
ps: Ich bin aus Bremen, und ich finde, persönlich gesprochen,
die Teilung in Ost und Westdeutschland nicht gut - Meiner
Meinung nach sind wir alle Deutsche! Gott sei Dank!
Das solltest Du den damals beteiligten Siegermächten sagen.
Heute liegt das Problem allrdings eher im Osten. Dort ist die Trennung noch aktiv in den Köpfen und man macht den Westen für eine Misere verantwortlich, die es so nicht gibt. Ohne den Westen würde man dort heute hungern…
Grüße,
Mathias