Lieber Sun Tsu!
einmal mag ich noch, dieses mal inhaltlicher:
Etwa wenn gesagt wird, dass Adorno hegelianisch denkt,
aber Marx oder Freud thematisiert.
Die Diskussionen hier, etwa zwischen Horst und Candide
sind wegen ihrer, (subjektiv für mich!) manchmal doch
inflationären Begriffs-, Lehren-, Systematiken-, usw.
-vielfalt, ein undurchschaubares Patchworklabyrinth.
Naja, es ist ja dann, wenn man sich vom bloßen Namen des Theoretikers löst, auch die Frage, was die Einheit einer Position ist, wo eine Position aufhört, und wo die nächste anfängt. Zum Beispiel lautet die Stelle bei mir, auf die du oben anspielst, im Wortlaut so:
Nein, sie stimmt m.E. nicht, weil Adorno hier zu hegelianisch denkt und die Moderne als Totalität begreift, die sie nicht ist…
Man könnte hier übrigens Adorno vs. Althusser diskutieren in Bezug auf das, wie man Marx liest.
Das ist halt kein eigentliches Patchwork und auch kein unbedingt sprunghafter Übergang, sondern der ganze Übergang hängt an der Kenntnis des Namens „Althusser“.
Althusser vollzieht das, was Adorno nicht macht, eine fein säuberliche Trennung von Marx und Hegel in der Marx-Lektüre.
Entsprechend ist die Einführung von „Althusser“ in dieser Passage eine ganz grobe Qualifizierung meiner Aussage des „zu hegelianischen“ bei Adorno.
Es geht inhaltlich darum, dass man mit Althusser zeigen könnte, dass Adorno eine „expressive Totalität“ denkt, die laut Althusser ein hegelianischer Rest bei Marx ist, der „richtige“, der reife Marx dagegen denkt eine „strukturale Totalität“. Ich weiß eben, dass Horst das einigermaßen bekannt ist, darum habe ich halt der Kürze halber einfach nur den Namen „Althusser“ fallen lassen, um anzudeuten, welchen „hegelianischen Rest“ ich bei Adornos Marx-Verständnis sehe, bzw. dass ich den durch eine Althussersche Brille sehe.
Ich will damit sagen: diese Passage Adorno-Marx-Hegel-Althusser ist für mein Verständnis kein Patchwork, es ist auch keine Vermengung von Positionen, sondern im Grunde ist es im Gegenteil die Konkretisierung der Position Adornos, um die es Horst ging.
Adorno ist quasi schon der „vermengte“ selbst, an den ich eigentlich nicht etwas anderes anreihen wollte, sondern den ich damit eher in seine vielen Mengen zerlegen wollte, zumindest an dieser Stelle in einen Marx-Adorno und einen Hegel-Adorno (ich spreche hier von konkurrierenden Lesarten und Theorieanschlüssen).
Ist es sinnvoll, so viele verschiedene Positionen
zu vereinbaren?
Deine Frage scheint mir vorauszusetzen, dass es diskrete Ausgangspositionen gibt, die nicht schon selbst eine Vereinbarung vieler verschiedener Positionen wären.
Insofern passt diese Frage m.E. durchaus auf Horsts Neigung zur Parallelisierung von Lacan, Hegel usw. mit dem Buddhismus, evtl. auch auf Adorno-Lacan, sie passt aber nicht auf Adorno-Hegel-Marx-Freud, denn da ist immer schon alles vermengt.
wie
kann man, verschiedene Positionen unterschiedlicher
Selbste, also etwa Adorno, Lacan, Freud, Hegel, Marx etc.
vereinbaren?
Ich behaupte, dass man zeigen könnte, wie Adorno über seine verschiedenen, recht unterschiedlichen, Schaffensphasen hinweg, aber auch innerhalb einzelner Werke, höchst unterschiedliche Selbst-Konzepte hervorbringt, die jeweils ihre Quellen aus Freud, Hegel und Marx beziehen.
Vor diesem Hintergrund wird deine Frage dann irgendwie sinnlos, weil beispielsweise quasi eine diachrone Linie Freud-Adorno inhaltlich gesehen keineswegs sprunghafter wäre als eine synchrone Linie Adorno(Autoritärer Charakter)-Adorno(Dialektik der Aufklärung), im Gegenteil sicher noch leichter vermittelbar.
Pauschal nach einem „Selbst“ zu fragen ohne dabei einen Theorie- oder sonstigen Hintergrund vorzugeben, halte ich für vollkommen sinnlos. Wenn man dafür aber einen philosophischen Theoriehintergrund heranziehen will, dann zieht man natürlich die angesprochenen selbstreferentiellen Hunde hinterher. Ich halte Selbstreferenz aber auch nicht für den Tod, sondern für den einzigen Lebensstoff der Philosophie.
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _