Sohn (17) verweigert Schule u.a

Hallo Tina,

sollten die Probleme wirklich so gravierend sein, das sie
derart einschränkend sind, das sie die
Arbeitsfähigkeit/Schulfähigkeit einschränken, gibt es eben
durchaus auch die Möglichkeit einer ärztlichen Bestätigung
diesbezüglich.

  1. Ich fand’s schon immer doof, nur dafür zum Arzt zu gehen und den halben Tag im Wartezimmer zu verschwenden (statt mich auszukurieren), um einen Attest abzuholen. Ob ich krank bin oder nicht, weiß ich auch selbst. Und auch der Arzt wird sich hüten, mich zur Arbeit zu schicken, wenn ich sage, mir geht es nicht gut. Was ist also der tiefere Sinn des Attests? (Abgesehen von der Frage, welche Kosten die Allgemeinheit trägt etc., aber für die Schule ist das irrelevant)

  2. Wie wäre es damit, größeren Problemen vorzubeugen, statt abzuwarten, bis tatsächlich eine längere Krankschreibung notwendig wird? Zum Vorbeugen können dann auch schon mal unkonventionelle Methoden gehören. Es läuft halt nicht immer alles strikt nach bürokratischem Schema ab, nach Schwarz oder Weiß (krank oder gesund). So funktionieren Menschen nun mal nicht.

Es kommt doch auf die Größe des Problems an, bei wirklichen
schwerwiegenden Problemen besteht ja auch die Möglichkeit
einer Krankschreibung, bei normalen Alltagsproblemen sehe ich
nicht ein, warum sich diese nicht auch nach der Schule lösen
lassen sollen oder warum eine Shoppingtour, eine Wanderung
nicht auch auf einen freien Tag gelegt werden können.

Eltern haben einen Erziehungsauftrag, der ihnen im Rahmen ihres Ermessens einen weiten Handlungsspielraum einräumt. In der Regel können Eltern besser als Schulbeamte einschätzen, wie sich ihr Kind fühlt und, falls es sich schlecht fühlt, wie man ihm am besten helfen könnte. Die Eltern kennen auch viele weitere Rahmenbedingungen, die für ihr Kind eine Rolle spielen, wie Ausmaß des Verantwortungsbewusstseins, Notenstand etc. Aus diesem Gesamtwissen heraus treffen Eltern individuell maßgeschneiderte Entscheidungen für ihre Kinder. Erziehung funktioniert nicht nach Schema F. Was man bei dem einen Kind tunlichst vermeiden sollte, ist bei dem anderen angebracht. Und ob es bei sines Kind angebracht war, auch mal einen Mutter-Kind-Tag einzulegen, kann niemand besser einschätzen als sie selbst (und das Kind). Deshalb finde ich es schon mal anmaßend, dass man sie im Forum so kritisiert und ihr die Fähigkeit abspricht, ihr Kind richtig einzuschätzen.

Meine Eltern haben sicher nicht alles richtig gemacht bei meiner Erziehung. Aber eines der Dinge, die ich ihnen sehr hoch anrechne, ist, dass sie aus Konventionen und bürokratischen Vorschriften niemals ein Dogma machten. Sie vertrauten mir in einem hohen Maße, und wenn ich sagte „Du, Mama, heute geht das echt nicht mit der Schule“ (+ Begründung), dann bekam ich auch ein Attest von ihnen. Das passierte sehr selten, aber es kam vor und rückwirkend muss ich sagen, dass sie das völlig richtig gemacht haben. Bei meinem Bruder hätten sie es wahrscheinlich nicht gemacht, aber er nahm solche Sachen eh selbst in die Hand und schwänzte heimlich, wenn er das für richtig hielt. Ich hingegen war ein sehr ruhiges, sehr schüchternes und unsicheres Kind, gleichzeitig aber mit hohem Verantwortungsbewusstsein und sehr guten schulischen Leistungen. Aus uns beiden (meinem Bruder und mir) ist was Ordentliches geworden. Wir haben beide mehrere akademische Abschlüsse und schwänzen auch ganz sicher nicht die Arbeit. Ich bin mit dem Alter selbstsicherer geworden (nicht zuletzt dank jenes Vertrauens meiner Eltern), bin mit 19 von zu Hause ausgezogen und hab mich gut durchgeschlagen. Mein Bruder hat ab einem bestimmten Alter ebenfalls gemerkt, dass seine schlechten Noten ihm die Zukunft verbauen würden, hat sich richtig ins Zeug gelegt und ist heute beruflich sehr erfolgreich. Jedes Kind braucht eben individuelle Erziehungsmethoden und keine dogmatischen Erziehungsrezepte.

Für mich hat das etwas mit Erziehung, dem Lernen von
Verantwortung und einer gewissen Selbstverantwortung zu tun.
Man kann nicht bei jedem anfallenden Problem den Kopf in den
Sand stecken und sich eine Auszeit nehmen.

Klingt irgendwie typisch deutsch, da muss ich schmunzeln. :smile: Ist im Grunde ja auch nicht schlimm (dank dieses Verantwortungsbewusstseins ist Deutschland wirtschaftlich so erfolgreich), aber man kann es mit allem übertreiben. Gerade in der Erziehung können Dogmen schaden.

Nein. Sine hat ihrem Sohn eine falsche Entschuldigung
ausgestellt und ist mit ihm Shoppen/Wandern gegangen, das
kritisiere ich. Ist das Problem so ernsthaft, kann man auch
die Wahrheit sagen, ist es ein alltägliches Problem auf dem
Weg zum Erwachsenwerden, halte ich es für falsch dafür blau zu
machen. Diese Probleme kann man auch nach der Schulzeit
angehen und das hat nichts damit zu tun, das man diese
Probleme nicht ernst nehmen sollte.

Kennst du sine? Kennst du sines Sohn? Kennst du die ganzen Rahmenbedingungen, die zu diesen Entscheidungen von sine geführt haben? Nein? Wieso nimmst du dir dann das Recht heraus, so vehement zu behaupten, sine habe falsch gehandelt? Nur weil das von Bürokraten beschlossene Dogma existiert „man darf nur zu Hause bleiben, wenn der Arzt ein Attest ausgestellt hat“?

Und es kommt eben auch auf das Problem an sich an, das ein
Problem eine Auszeit bedingt sollte eine absolute Ausnahme
sein. Wichtiger halte ich es einem Menschen mit auf den Weg zu
geben, Verantwortung für sich und Andere zu übernehmen.

Verantwortungsbewusstsein kann man auch zeigen, indem man als Elternteil eben die Verantwortung dafür übernimmt, dass das eigene Kind auch mal zu Hause bleibt, ohne im engeren Sinne krank zu sein. Ich sehe es hingegen nicht als Verantwortungsbewusstsein an, wenn man nur stur nach Vorschrift handelt.

Und Problemen kann man übrigens z.T. auch vorbeugen, indem man dem Kind zeigt „Ich vertraue dir“ und „Dein Wohlergehen ist wichtiger als ein Unterrichtstag“. Umgekehrt kann das Kind es nämlich als Misstrauen und als fehlendes Verständnis für seine Nöte interpretieren, wenn es in bestimmten Situationen dazu gezwungen wird, zur Schule zu gehen.

Ich habe einige Zeit viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun
gehabt und auch heute habe ich mit jungen Erwachsenen zu tun,
da der Betrieb in dem ich arbeite, auch ausbildet. Man sieht
sehr schnell, wenn Kinder zu sehr behütet aufgewachsen sind.

Mit „zu sehr behütet“ hat sines Verhalten überhaupt nichts zu tun. Sondern mit Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein. Das am meisten überhütete Kind, das ich kenne, ist das Kind eines äußerst korrekten Lehrerehepaars. Der Junge durfte in der Grundschulzeit als einziger nicht alleine mit dem Schulbus (!) fahren, da war immer Opa oder Oma mit dabei. Vom zu Hause bleiben ohne Krankheitsfall konnte natürlich gar keine Rede sein, gerade wegen der Überbehütung! Tja, das Ergebnis kann sich sehen lassen: abgebrochene Schule, abgebrochene Ausbildung, Schulden, extrem respektloses Verhalten gegenüber den Eltern.

Sie haben oftmals Probleme sich einzufügen, sind von Problemen
schnell überfordert und tun sich mit dem Befolgen von
Anweisungen oft schwer. Wir hatten hier schon den einen oder
anderen Ausbildungsabbrecher, bei dem Mama ständig im Betrieb
aufgelaufen ist. Einige dieser Menschen werden ihr Leben nicht
in den Griff bekommen, da sie es gewohnt sind, das Mutti das
schon regelt und diese Gefahr sehe ich bei Sines Vorschlag.

Ich sehe die Gefahr viel eher, wenn man dem Kind nicht zutraut, auch mal selbst gewisse Entscheidungen zu treffen, und sich stur an Vorschriften hält. Vorschriften sind für Menschen da, nicht umgekehrt.

Gruß

Anja

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Hallo

Die Schulzeit ist eine Zeit des Lernens, auch Verantwortungsbewußtsein will gelernt sein und dazu gehört für mich, einem Kind auch zu lernen, das man trotz alltäglicher Probleme, seine Verantwortung wahrnehmen muß.

Was für eine Verantwortung hat denn ein Schüler genau? Also, ich meine: Wem gegenüber und welchen Inhalt hat diese Verantwortung?

Ich dachte eigentlich, ein Schüler soll in der Schule in erster Linie was lernen, um ein gutes Abi zu machen, er hat also in erster Linie sich selbst eine Verantwortung gegenüber.-

Manche Unterrichtsstunden können auch so aufgebaut sein, dass sie nicht funktionieren, wenn nicht alle ihre Vorbereitung für diese Stunde gemacht haben und auch anwesend sind, die sind aber eher selten. Das ist ja nur bei Projektarbeit der Fall. - Manchmal, bei Gruppenarbeiten, könnten auch die anderen Gruppenmitglieder Probleme bekommen. Aber solche Arbeiten sind ja auch eher die Ausnahme.

Wenn also diese Fälle nicht gegeben sind: nochmal meine Frage: Wem gegenüber hat der Schüler eine Verantwortung, und welchen Inhalt hat diese Verantwortung?

Es geht hier nicht um Disziplinierung. Es geht darum das einem Kind vermittelt wird, daß es vollkommen in Ordnung ist blau zu machen und stattdessen geht man Shoppen oder Wandern, statt sich zusammenzureißen, seine Pflichten zu erledigen und seine Probleme dennoch zu lösen.

Welche Pflichten genau? Und wem gegenüber bestehen diese Pflichten?

Und um was sonst als um Disziplinierung soll es denn hier gehen? Also, die Leistungen in der Schule haben nicht darunter gelitten (nehme ich jetzt einfach mal an), und ob er dort sehr stark vermisst wurde, würde ich jetzt auch einfach mal bezweifeln. Die Auszeit hat ihn weitergebracht. - Also, um was sonst als um Disziplinierung soll es gehen, wenn er auf den positiven Effekt der Auszeit verzichten soll?

Es gibt etliche Schüler, die die tägliche Langeweile an der Schule nicht sinnvoll finden, und die auch wissen, dass der Lehrer die erledigten Hausaufgaben nicht für sich selber benötigt, die sich aber ohne weiteres engagieren, wenn sie wissen, dass sie und das was sie tun wirklich gebraucht werden.

Engagement ist doch nicht irgendwas, was automatisch abspult, weil es eingeübt wurde. Es hängt doch auch sehr stark davon ab, für wie sinnvoll man etwas hält, was man gerade macht. Gut, es ist schon doch auch eine Gewohnheitssache, ob man immer sorgfältig arbeitet und versucht, den Anforderungen zu genügen. Aber das wird doch nicht durch seltene Fehltage hinfällig gemacht.

Ich hatte hier schon den einen oder anderen Lehrling, die das im Beruf nicht mehr auf die Reihe bekommen haben. Einige dieser jungen Erwachsenen sind versaut für ihr ganzes Leben, sie werden nie eine Ausbildung durchhalten und ihr Leben auf die Reihe bekommen.

Ja, aber bei denen lag der Fall aber doch bestimmt ganz anders als bei dem hier erwähnten Schüler; zumal der es ja nun geschafft hat, ein gutes Abitur zu machen. Ich würde solche Fehl-Aktionen ja auch nicht bei Jugendlichen machen, die vielleicht sowieso nur die halbe Woche zu Schule gehen, oder ähnliches. Das müsste schon einer sein, der normalerweise selbstverständlich hingeht.

Viele Grüße

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Ich würde dir am liebsten gleich 10 Sternchen geben. :smile: Ich wollte gerade auch nachfragen, woraus denn die enorme Pflicht und die hohe Verantwortung des Schülers genau bestehen.

Hi
:zwei Dinge sind ein wenig offensichtlich:

Dass du mir hier keinen Gruß einleitend zukommen lässt.

meine Güte, den habe ich im Eifer des Gefechtes vergessen. Aber wenn Du Dich daran aufhängen magst.

Aha, merkwürdig was einem so alles unterschwellig unterstellt wird, wenn man eine andere Meinung hat.

Dass du mir Unterstellung zu gewissen Vermutungen vorwirfst,
die du hier im anschließenden Text erneut selbst bestätigst
(die Unterscheidung zwischen psychischer und körperlicher
Gewalt).

Dann hast Du relativ wenig vom dem Verstanden was ich schrieb. Deshalb zur Verdeutlichung extra für Dich:

Ich finde sowohl körperliche, als auch psychische Gewalt, gegen wen auch immer, schlimm. Allerdings kann psychische Gewalt schlimmer sein, als manch körperliche. Eine Ohrfeige ist leichter zu verkraften, als psychische Gewalt, beispielsweise.

Und nu?

Ich hatte schon ein wenig befürchtet, dass du dich angegriffen
fühlst.

Nö, Du täuscht Dich. Du kennst mich doch gar nicht. Allerdings finde ich es ziemlich ätzend, wenn mir unterschwellig irgendwelche Dinge unterstellt werden. Für mich war ganz offensichtlich, das Du mir unterstellen möchtest, ich würde psychische Gewalt als „nicht so schlimm“ einstufen. Das ergibt sich für mich aus dem Kontext, zu dem Du Deine Äußerung angebracht hast.

Ich respektiere sie, deine grundsätzlichen Auffassungen, die
aus deinen persönlichen Erfahrungen resultieren. Aber ich
teile sie nicht. Sie sind falsch ungerecht. Aus meiner Sicht.

Deine Sicht bleibt Dir unbenommen. Meine Erfahrungen teile ich mit vielen Menschen, die psychischer Gewalt ausgesetzt waren. Ich bin kein Einzelfall, auch nicht dahingehend, das psychische Gewalt schädigender sein kann , als Formen der körperlichen Gewalt.

Mein Psychologe, den ich über Jahre aufgesucht habe, bestätigt das übrigens.

Gruß
Tina

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Hi,

  1. Ich fand’s schon immer doof, nur dafür zum Arzt zu gehen
    und den halben Tag im Wartezimmer zu verschwenden (statt mich
    auszukurieren), um einen Attest abzuholen. Ob ich krank bin
    oder nicht, weiß ich auch selbst. Und auch der Arzt wird sich
    hüten, mich zur Arbeit zu schicken, wenn ich sage, mir geht es
    nicht gut. Was ist also der tiefere Sinn des Attests?
    (Abgesehen von der Frage, welche Kosten die Allgemeinheit
    trägt etc., aber für die Schule ist das irrelevant)

das ist jetzt ganz weit weg von dem Ausgangspunkt aber bitte:

Bei einem Schüler ist es - soweit mir bekannt ist, egal ob ein Attest von einem Arzt oder einem Erziehungsberechtigten kommt. Der AG kann aber auf einem Attest ab dem ersten Tag bestehen. Warum das manche AG´s wollen mußt Du diese Fragen.

Darum ging es aber doch gar nicht. Es ging darum das eine falsche Entschuldigung geschrieben wurde.

  1. Wie wäre es damit, größeren Problemen vorzubeugen, statt
    abzuwarten, bis tatsächlich eine längere Krankschreibung
    notwendig wird? Zum Vorbeugen können dann auch schon mal
    unkonventionelle Methoden gehören. Es läuft halt nicht immer
    alles strikt nach bürokratischem Schema ab, nach Schwarz oder
    Weiß (krank oder gesund). So funktionieren Menschen nun mal
    nicht.

Das käme darauf an, aber darum ging es hier gar nicht.

Es kommt doch auf die Größe des Problems an, bei wirklichen
schwerwiegenden Problemen besteht ja auch die Möglichkeit
einer Krankschreibung, bei normalen Alltagsproblemen sehe ich
nicht ein, warum sich diese nicht auch nach der Schule lösen
lassen sollen oder warum eine Shoppingtour, eine Wanderung
nicht auch auf einen freien Tag gelegt werden können.

Eltern haben einen Erziehungsauftrag, der ihnen im Rahmen
ihres Ermessens einen weiten Handlungsspielraum einräumt. In
der Regel können Eltern besser als Schulbeamte einschätzen,
wie sich ihr Kind fühlt und, falls es sich schlecht fühlt, wie
man ihm am besten helfen könnte. Die Eltern kennen auch viele
weitere Rahmenbedingungen, die für ihr Kind eine Rolle
spielen, wie Ausmaß des Verantwortungsbewusstseins, Notenstand
etc. Aus diesem Gesamtwissen heraus treffen Eltern individuell
maßgeschneiderte Entscheidungen für ihre Kinder. Erziehung
funktioniert nicht nach Schema F. Was man bei dem einen Kind
tunlichst vermeiden sollte, ist bei dem anderen angebracht.
Und ob es bei sines Kind angebracht war, auch mal einen
Mutter-Kind-Tag einzulegen, kann niemand besser einschätzen
als sie selbst (und das Kind). Deshalb finde ich es schon mal
anmaßend, dass man sie im Forum so kritisiert und ihr die
Fähigkeit abspricht, ihr Kind richtig einzuschätzen.

Und Du findest es tatsächlich dem Erziehungsauftrag angemessen Shoppen zu gehen, anstatt sich seinen Problemen zu stellen?

Was die Einschätzung betrifft kann man wohl davon ausgehen, das Eltern nur weil sie Eltern sind, nicht immer die Fähigkeit haben, ihr Kind richtig einzuschätzen.

Wir arbeiten als Ausbildungsbetrieb eng mit einer sozialen Einrichtung zusammen, die mit „verhunzten“ Jugendlichen zusammenarbeitet. Ich sehe immer wieder, wie sehr Kinder überbehütet werden. Da wird der Jugendliche aus der Arbeit genommen, weil der Chef in der Früh in aller Hektik vergessen hat ihn zu Grüßen, da bleibt der Azubi über Wochen zuhause, weil er Kopfschmerzen hat, dann der Rücken weh tut, das Knie schmerzt etc.

durchgeschlagen. Mein Bruder hat ab einem bestimmten Alter

ebenfalls gemerkt, dass seine schlechten Noten ihm die Zukunft
verbauen würden, hat sich richtig ins Zeug gelegt und ist
heute beruflich sehr erfolgreich. Jedes Kind braucht eben
individuelle Erziehungsmethoden und keine dogmatischen
Erziehungsrezepte.

Ich habe jetzt einiges gelöscht, weil es sonst zu unübersichtlich geworden wäre.

Ich habe mich mehrfach über dieses Thema mit meiner Tante (Grundschullehrerin), meinem Nachbarn (Hauptschullehrer und ehemaliger Lehrer eines Abbruchazubis unseres Betriebes) und auch mit zwei befreundeten Lehrern einer Förderschule unterhalten, alles Menschen die von dieser Materie Ahnung haben. Unabhängig berichten alle das selbe: Oft sind die Eltern (insbesondere Mütter) daran Schuld, daß das Kind keinen Fuß auf den Boden bekommt, eben weil sie den Kindern alles abnehmen, sie nicht auf das Leben vorbereiten.

Für mich hat das etwas mit Erziehung, dem Lernen von
Verantwortung und einer gewissen Selbstverantwortung zu tun.
Man kann nicht bei jedem anfallenden Problem den Kopf in den
Sand stecken und sich eine Auszeit nehmen.

Klingt irgendwie typisch deutsch, da muss ich schmunzeln. :smile:
Ist im Grunde ja auch nicht schlimm (dank dieses
Verantwortungsbewusstseins ist Deutschland wirtschaftlich so
erfolgreich), aber man kann es mit allem übertreiben. Gerade
in der Erziehung können Dogmen schaden.

Das Fehlen von Dogmen kann ebenso Schaden. Mir geht es in diesem vorliegenden Fall rein darum, das man eine falsche Entschuldigung schreibt und dann Shoppen geht. Letzteres finde ich sogar gefährlich, denn es besteht die Gefahr, daß das Kind lernt: Wenn es mir schlecht geht, gehe ich einkaufen, dann geht es mir besser.

Ob das jetzt typisch Deutsch ist oder nicht, sei mal dahingestellt.

Nein. Sine hat ihrem Sohn eine falsche Entschuldigung
ausgestellt und ist mit ihm Shoppen/Wandern gegangen, das
kritisiere ich. Ist das Problem so ernsthaft, kann man auch
die Wahrheit sagen, ist es ein alltägliches Problem auf dem
Weg zum Erwachsenwerden, halte ich es für falsch dafür blau zu
machen. Diese Probleme kann man auch nach der Schulzeit
angehen und das hat nichts damit zu tun, das man diese
Probleme nicht ernst nehmen sollte.

Kennst du sine? Kennst du sines Sohn? Kennst du die ganzen
Rahmenbedingungen, die zu diesen Entscheidungen von sine
geführt haben? Nein? Wieso nimmst du dir dann das Recht
heraus, so vehement zu behaupten, sine habe falsch gehandelt?
Nur weil das von Bürokraten beschlossene Dogma existiert „man
darf nur zu Hause bleiben, wenn der Arzt ein Attest
ausgestellt hat“?

Ich habe meine Meinung aus dem gebildet, was sine schrieb. Zum einen sagt sie ja, das ihr Mann anders gehandelt hätte (Männer sehen meiner persönlichen Erfahrung nach, diese Dinge oft realistischer), zum anderen schrieb sie so, als wäre es mehrmals vorgekommen. Worum es mir geht habe ich in den anderen Posts schon dargelegt.

Und es kommt eben auch auf das Problem an sich an, das ein
Problem eine Auszeit bedingt sollte eine absolute Ausnahme
sein. Wichtiger halte ich es einem Menschen mit auf den Weg zu
geben, Verantwortung für sich und Andere zu übernehmen.

Mit „zu sehr behütet“ hat sines Verhalten überhaupt nichts zu

tun. Sondern mit Einfühlungsvermögen und
Verantwortungsbewusstsein.

Genau das, sehe ich anders.

Das am meisten überhütete Kind, das

ich kenne, ist das Kind eines äußerst korrekten
Lehrerehepaars. Der Junge durfte in der Grundschulzeit als
einziger nicht alleine mit dem Schulbus (!) fahren, da war
immer Opa oder Oma mit dabei. Vom zu Hause bleiben ohne
Krankheitsfall konnte natürlich gar keine Rede sein, gerade
wegen der Überbehütung! Tja, das Ergebnis kann sich sehen
lassen: abgebrochene Schule, abgebrochene Ausbildung,
Schulden, extrem respektloses Verhalten gegenüber den Eltern.

Siehst Du und bei den Jugendlichen, die hier bei uns ein von einer sozialen Einrichtung gefordertes Praktikum machen, ist es genau anders. Diese Jugendlichen werden darin bestärkt, bei jedem quersitzenden Pups, sich eine Auszeit zu nehmen, sie bekommen ihr Leben nicht auf die Reihe, keinen Schulabschluß, keine Ausbildung, aber sie bekommen Unterstützung von Mami.

Du kannst Dich mit vielen Lehrern und Ausbildern unterhalten, ich höre meist dasselbe: Schuld sind die Eltern, die ihrem Kind alles abnehmen.

Gruß
Tina

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Hallo

Die Schulzeit ist eine Zeit des Lernens, auch Verantwortungsbewußtsein will gelernt sein und dazu gehört für mich, einem Kind auch zu lernen, das man trotz alltäglicher Probleme, seine Verantwortung wahrnehmen muß.

Was für eine Verantwortung hat denn ein Schüler genau? Also,
ich meine: Wem gegenüber und welchen Inhalt hat diese
Verantwortung?

Hi,

er hat die Verantwortung seine Schulpflicht wahrzunehmen.

Zitat Wiki:

Die Schulpflicht in Deutschland ist eine gesetzliche Regelung, die ab einem bestimmten Alter Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis zu einem bestimmten Alter bzw. der Vollendung einer Schullaufbahn, spätestens jedoch bis zum Ende der Minderjährigkeit, dazu verpflichtet, eine Schule zu besuchen

Gegenfrage:

Wieso soll ein Schüler, nur weil er Schüler ist, nicht lernen war Verantwortung - auch für andere übernehmen - bedeutet?

Und wann genau soll ein Schüler lernen, das es nicht gut ist, bei alltäglichen Problemen, sich eine Auszeit zu nehmen?

In der Ausbildung, während des Einstiegs in das Berufsleben?

Gruß
Tina

2 Like

Hallo

Was für eine Verantwortung hat denn ein Schüler genau? Also,
ich meine: Wem gegenüber und welchen Inhalt hat diese
Verantwortung?

Ich dachte eigentlich, ein Schüler soll in der Schule in
erster Linie was lernen, um ein gutes Abi zu machen, er hat
also in erster Linie sich selbst eine Verantwortung
gegenüber.-

ich glaube, das ist der Punkt! Wenn Jugendliche in dem Alter (ich sage mal mit Beginn der Pubertät) nicht begriffen haben, was Schule ist und wozu man dort hingeht (ja, trotz Pubertät!), dann hat man in der Regel schon als Eltern etwas falsch gemacht. Und das war ganz sicherlich nicht, Kind ein-/zweimal Zuhause zu behalten, weil es ihm schlecht ging ohne wirklich krank zu sein.
Das sind dann die Jugendlichen, die auch in der Ausbildung auffallen.

Viele Grüße
Inge

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Hallo

Gegenfrage:

Wieso soll ein Schüler, nur weil er Schüler ist, nicht lernen war Verantwortung - auch für andere übernehmen - bedeutet?

Soll er doch. Ich finde, das lernen Schüler oft viel zu spät.
Du bist mir die Antwort auf die Frage schuldig geblieben, inwiefern denn ein Schüler Verantwortung für andere wahrnimmt, indem er sich in seinem Klassenzimmer befindet. Mehr wird ja bei der Schulpflicht nicht verlangt.

Und wann genau soll ein Schüler lernen, das es nicht gut ist, bei alltäglichen Problemen, sich eine Auszeit zu nehmen?

Wenn es den Tatsachen entspricht, dass es in dem aktuellen Fall nicht gut ist.

In der Ausbildung, während des Einstiegs in das Berufsleben?

Wenn der Schüler noch andere Dinge macht außer zur Schule zu gehen, wird das vermutlich schon früher öfters passieren (Beispiel: Fußballverein, im Haushalt, bei Ferienjobs, bei gemeinsamen Unternehmungen mit Freunden).

Viele Grüße

Hi,

Gegenfrage:

Wieso soll ein Schüler, nur weil er Schüler ist, nicht lernen war Verantwortung - auch für andere übernehmen - bedeutet?

Soll er doch. Ich finde, das lernen Schüler oft viel zu spät.
Du bist mir die Antwort auf die Frage schuldig geblieben,
inwiefern denn ein Schüler Verantwortung für andere wahrnimmt,
indem er sich in seinem Klassenzimmer befindet. Mehr wird ja
bei der Schulpflicht nicht verlangt.

richtig. Und wie er dort Verantwortung wahrnimmt, können Dir andere bestimmt besser erklären.

Verantwortung auch für Andere übernehmen, hat nicht nur etwas mit Schule zu tun, aber eben auch.

Sei es bei Projekten, sei es für Mitschüler da zu sein, sei es bei Hausaufgaben, sei es bei Hilfestellungen beim lernen, sei es als Teil der Schulgemeinschaft zu sein.

Und wann genau soll ein Schüler lernen, das es nicht gut ist, bei alltäglichen Problemen, sich eine Auszeit zu nehmen?

Wenn es den Tatsachen entspricht, dass es in dem aktuellen
Fall nicht gut ist.

Das bitte erkläre doch, mit dem von Dir geschriebenen kann ich nichts anfangen.

In der Ausbildung, während des Einstiegs in das Berufsleben?

Wenn der Schüler noch andere Dinge macht außer zur Schule zu
gehen, wird das vermutlich schon früher öfters passieren
(Beispiel: Fußballverein, im Haushalt, bei Ferienjobs, bei
gemeinsamen Unternehmungen mit Freunden).

Und wenn nicht?

In den von Sine geschilderten Fällen ging es um Fehlverhalten ihres Sohnes, das zumindest läßt die Aussage vermuten, das der Vater dieses Fehlverhalten mit Sanktionen wie Autoentzug, ahnden wollte. Es geht hier scheinbar nicht um psychische Probleme, wie Liebeskummer etc, die einen seelisch runterziehen können, ich vermute eher ganz altägliche Probleme, wie Zimmer aufräumen, zuhausesein. lernen für die Schule etc.

Dieses nicht gewünschte Verhalten „belohnt“ sine, indem sie einen freien Tag mit shoppen, wandern, Museumsbesuchen spendiert.

Für mich festigt sich der Verdacht von einem Hang zum „überbehüten“ durch ihre Aussage sie wolle nicht, das sich die seelische Disharmonie auf den Körper durchschlägt. Für mich klingt das schon ganz arg esoterisch.

Es mag sein, das ihr Sohn dieses Verhalten nicht ausgenutzt hat, als Ratschlag finde ich dieses Verhalten aber gänzlich ungeeignet.

Gruß
Tina

2 Like

Hallo Tina,

In den von Sine geschilderten Fällen ging es um Fehlverhalten
ihres Sohnes, das zumindest läßt die Aussage vermuten , das der
Vater dieses Fehlverhalten mit Sanktionen wie Autoentzug,
ahnden wollte. Es geht hier scheinbar nicht um psychische
Probleme, wie Liebeskummer etc, die einen seelisch
runterziehen können, ich vermute eher ganz altägliche
Probleme, wie Zimmer aufräumen, zuhausesein. lernen für die
Schule etc.

Dieses nicht gewünschte Verhalten „belohnt“ sine, indem sie
einen freien Tag mit shoppen, wandern, Museumsbesuchen
spendiert.

Für mich festigt sich der Verdacht von einem Hang zum
„überbehüten“ durch ihre Aussage sie wolle nicht, das sich die
seelische Disharmonie auf den Körper durchschlägt. Für mich
klingt das
schon ganz arg esoterisch.

findest du nicht, dass da ein paar zu viele Vermutungen zu unhaltbaren Schlüssen führen könnten? Untermauern lassen sich deine Vermutungen jedenfalls nicht, es sieht eher nach einem für dich genehmen Hineininterpretieren aus.

Grüße

Anja

Hallo Tina,

  1. Ich fand’s schon immer doof, nur dafür zum Arzt zu gehen
    und den halben Tag im Wartezimmer zu verschwenden (statt mich
    auszukurieren), um einen Attest abzuholen. Ob ich krank bin
    oder nicht, weiß ich auch selbst. Und auch der Arzt wird sich
    hüten, mich zur Arbeit zu schicken, wenn ich sage, mir geht es
    nicht gut. Was ist also der tiefere Sinn des Attests?
    (Abgesehen von der Frage, welche Kosten die Allgemeinheit
    trägt etc., aber für die Schule ist das irrelevant)

das ist jetzt ganz weit weg von dem Ausgangspunkt aber bitte:

Nein, ist es nicht. Du bist diejenige, die immer wieder hervorgehoben hat, dass bei tatsächlicher Erkrankung der Arzt hinzuzuziehen sei, der einen krankschreibt, sonst sei das Problem nicht „schlimm genug“, um den Unterrichtstag zu verpassen.

Bei einem Schüler ist es - soweit mir bekannt ist, egal ob ein
Attest von einem Arzt oder einem Erziehungsberechtigten kommt.

Aha, also besteht doch keine Notwendigkeit, einen Arzt zu konsultieren? Darf Sine also doch selbst entscheiden, ob das Problem ihres Sohnes „ausreichend schlimm“ ist, um zu Hause zu bleiben?

Darum ging es aber doch gar nicht. Es ging darum das eine
falsche Entschuldigung geschrieben wurde.

Na was denn nun? Entweder dürfen die Eltern selbst beurteilen, ob das Zuhausebleiben gerechtfertigt ist, oder nur ein Arzt darf das. Welche Meinung vertrittst du denn nun?

  1. Wie wäre es damit, größeren Problemen vorzubeugen, statt
    abzuwarten, bis tatsächlich eine längere Krankschreibung
    notwendig wird? Zum Vorbeugen können dann auch schon mal
    unkonventionelle Methoden gehören. Es läuft halt nicht immer
    alles strikt nach bürokratischem Schema ab, nach Schwarz oder
    Weiß (krank oder gesund). So funktionieren Menschen nun mal
    nicht.

Das käme darauf an, aber darum ging es hier gar nicht.

Doch, gerade darum ging es. Ich finde es bemerkenswert, wie du Aussagen, die du nicht entkräften kannst, einfach als off topic abtust, und das nicht zum ersten Mal.

Eltern haben einen Erziehungsauftrag, der ihnen im Rahmen
ihres Ermessens einen weiten Handlungsspielraum einräumt. In
der Regel können Eltern besser als Schulbeamte einschätzen,
wie sich ihr Kind fühlt und, falls es sich schlecht fühlt, wie
man ihm am besten helfen könnte. Die Eltern kennen auch viele
weitere Rahmenbedingungen, die für ihr Kind eine Rolle
spielen, wie Ausmaß des Verantwortungsbewusstseins, Notenstand
etc. Aus diesem Gesamtwissen heraus treffen Eltern individuell
maßgeschneiderte Entscheidungen für ihre Kinder. Erziehung
funktioniert nicht nach Schema F. Was man bei dem einen Kind
tunlichst vermeiden sollte, ist bei dem anderen angebracht.
Und ob es bei sines Kind angebracht war, auch mal einen
Mutter-Kind-Tag einzulegen, kann niemand besser einschätzen
als sie selbst (und das Kind). Deshalb finde ich es schon mal
anmaßend, dass man sie im Forum so kritisiert und ihr die
Fähigkeit abspricht, ihr Kind richtig einzuschätzen.

Und Du findest es tatsächlich dem Erziehungsauftrag angemessen
Shoppen zu gehen, anstatt sich seinen Problemen zu stellen?

Wenn das Shoppen/Wandern/whatever zur Lösung des Problems beiträgt - ja. Wenn beim Shoppen/Wandern/whatever erst das notwendige Vertrauensverhältnis und die notwendige Entspannung erreicht wird, damit das Kind offen über Probleme sprechen kann, dann halte ich jenes Shoppen/Wandern/whatever für eine gerechtfertigte, wenn auch eine unkonventionelle Erziehungsmethode. Und sie ist individueller als alles, was in den einschlägigen 08/15-Erziehungsratgebern steht.

Was die Einschätzung betrifft kann man wohl davon ausgehen,
das Eltern nur weil sie Eltern sind, nicht immer die Fähigkeit
haben, ihr Kind richtig einzuschätzen.

Und weil manche Eltern das nicht hinkriegen, sprichst du diese Fähigkeit gleich mal präventiv allen Eltern ab? Was kommt als nächstes? Weil manche Eltern die Erziehung ihrer Sprösslinge nicht auf die Reihe bekommen, sollen als nächstes alle Kinder von klein an in staatliche Obhut genommen und von ausgebildeten Lehrern/Erziehern/Sozialpädagogen erzogen werden?

Wir arbeiten als Ausbildungsbetrieb eng mit einer sozialen
Einrichtung zusammen, die mit „verhunzten“ Jugendlichen
zusammenarbeitet.

Dieser Fokus auf Problemfälle könnte erklären, warum du dich so vehement dagegen wehrst, dass es auch Eltern gibt, die in der Lage sind, unkonventionelle Erziehungsmethoden sinnvoll einzusetzen. Du siehst ja nur diejenigen Fälle von Jugendlichen vor dir, bei denen die Erziehung aus dem einen oder anderen Grund schief gelaufen ist. Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland ist aber zum Glück durchaus erfolgreich, was das Erreichen eines Berufsabschlusses angeht.

Ich sehe immer wieder, wie sehr Kinder
überbehütet werden.

Was bitte hat Überbehütung mit Sine zu tun? Warum unterstellst du ihr Überbehütung? Ich konnte das überhaupt nicht aus ihrem Posting herauslesen. Du interpretierst da Dinge rein, die in dein Weltbild passen, aber nicht stimmen müssen.

Da wird der Jugendliche aus der Arbeit
genommen, weil der Chef in der Früh in aller Hektik vergessen
hat ihn zu Grüßen, da bleibt der Azubi über Wochen zuhause,
weil er Kopfschmerzen hat, dann der Rücken weh tut, das Knie
schmerzt etc.

Aha. Und wo genau hat Sine geschrieben, dass ihr Sohn über Wochen zu Hause geblieben ist wegen Kopf-, Rücken- und Knieschmerzen? Nur zur Erinnerung: Es ging um einzelne Tage (!) wegen seelischer Probleme.

Ich habe mich mehrfach über dieses Thema mit meiner Tante
(Grundschullehrerin), meinem Nachbarn (Hauptschullehrer und
ehemaliger Lehrer eines Abbruchazubis unseres Betriebes) und
auch mit zwei befreundeten Lehrern einer Förderschule
unterhalten, alles Menschen die von dieser Materie Ahnung
haben. Unabhängig berichten alle das selbe: Oft sind die
Eltern (insbesondere Mütter) daran Schuld, daß das Kind keinen
Fuß auf den Boden bekommt, eben weil sie den Kindern alles
abnehmen, sie nicht auf das Leben vorbereiten.

Das mag ja sein, und das will ich auch nicht abstreiten. Bloß finde ich es ganz schön gewagt, von einzelnen Tagen, an denen eine Mutter ihr (in der Schule erfolgreiches, verantwortungsbewusstes) KInd aus erzieherischen Gründen nicht zur Schule geschickt hat, auf totale Überbehütung und fehlende Vorbereitung auf das Leben zu schließen. Das, was du schreibst, mag richtig sein, geht aber keinesfalls aus Sines Worten hervor, und widerspricht auch meiner ganz persönlichen Erfahrung.

Das Fehlen von Dogmen kann ebenso Schaden.

Das kommt auf das konkrete Dogma, auf das konkrete Kind und auf die konkrete Situation an. Ich halte Pauschalisierungen für gefährlich.

Mir geht es in
diesem vorliegenden Fall rein darum, das man eine falsche
Entschuldigung schreibt und dann Shoppen geht.

Worum es dir geht, habe ich schon verstanden, darüber diskutieren wir doch die ganze Zeit.

Letzteres finde
ich sogar gefährlich, denn es besteht die Gefahr, daß das Kind
lernt: Wenn es mir schlecht geht, gehe ich einkaufen, dann
geht es mir besser.

Sine hat doch geschrieben, dass sie verschiedene Dinge mit dem Kind unternommen hat. Shoppen war nur ein von mehreren Beispielen. Sie ist ja nicht jedes Mal, wenn es dem Kind schlecht ging, mit ihm shoppen gegangen.

Ich habe meine Meinung aus dem gebildet, was sine schrieb. Zum
einen sagt sie ja, das ihr Mann anders gehandelt hätte (Männer
sehen meiner persönlichen Erfahrung nach, diese Dinge oft
realistischer),

Aha, bei dir genießt also der Mann qua seines Geschlechts einen Vertrauensvorschuss gegenüber der Frau? Na das ist mal eine differentierte Argumentation.

zum anderen schrieb sie so, als wäre es
mehrmals vorgekommen.

Das hat Sine ja deutlich geschrieben.

Mit „zu sehr behütet“ hat sines Verhalten überhaupt nichts zu

tun. Sondern mit Einfühlungsvermögen und
Verantwortungsbewusstsein.

Genau das, sehe ich anders.

Warum?

Das am meisten überhütete Kind, das
Siehst Du und bei den Jugendlichen, die hier bei uns ein von
einer sozialen Einrichtung gefordertes Praktikum machen, ist
es genau anders. Diese Jugendlichen werden darin bestärkt, bei
jedem quersitzenden Pups, sich eine Auszeit zu nehmen, sie
bekommen ihr Leben nicht auf die Reihe, keinen Schulabschluß,
keine Ausbildung, aber sie bekommen Unterstützung von Mami.

Was hat das mit einzelnen Tagen, an denen das Kind den Unterricht ausfallen lassen durfte, zu tun? Ich lese so etwas überhaupt nicht aus Sines Beitrag heraus, und kann es auch aus eigener Erfahrung nicht bestätigen.

Du kannst Dich mit vielen Lehrern und Ausbildern unterhalten,
ich höre meist dasselbe: Schuld sind die Eltern, die ihrem
Kind alles abnehmen.

Mag ja sein, aber ob Sine zu solchen Eltern gehört, geht überhaupt nicht aus ihrem Beitrag hervor.

Grüße

Anja

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Hallo

Du bist mir die Antwort auf die Frage schuldig geblieben, inwiefern denn ein Schüler Verantwortung für andere wahrnimmt, indem er sich in seinem Klassenzimmer befindet. Mehr wird ja bei der Schulpflicht nicht verlangt.

richtig. Und wie er dort Verantwortung wahrnimmt, können Dir andere bestimmt besser erklären.

Ich habe meiner Schulpflicht genügt, indem ich 13 Jahre lang vorwiegend aus dem Fenster geguckt, von Freiheit und einem richtigen Leben (mit Verantwortung für irgendwas) geträumt und auf die Klingel gewartet habe.
Manchmal habe ich auch was anderes getan, aber das war eher die Ausnahme. Gefehlt habe ich nur, wenn ich definitiv krank war. Den Abschluss habe ich auch geschafft, falls das eine Rolle spielt.

Da habe ich mich also äußerst verantwortungsvoll der Gesellschaft gegenüber verhalten, oder wie siehst du das? -

Viele Grüße

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Hallo Tina,

In den von Sine geschilderten Fällen ging es um Fehlverhalten
ihres Sohnes, das zumindest läßt die Aussage vermuten , das der
Vater dieses Fehlverhalten mit Sanktionen wie Autoentzug,
ahnden wollte. Es geht hier scheinbar nicht um psychische
Probleme, wie Liebeskummer etc, die einen seelisch
runterziehen können, ich vermute eher ganz altägliche
Probleme, wie Zimmer aufräumen, zuhausesein. lernen für die
Schule etc.

Dieses nicht gewünschte Verhalten „belohnt“ sine, indem sie
einen freien Tag mit shoppen, wandern, Museumsbesuchen
spendiert.

Für mich festigt sich der Verdacht von einem Hang zum
„überbehüten“ durch ihre Aussage sie wolle nicht, das sich die
seelische Disharmonie auf den Körper durchschlägt. Für mich
klingt das
schon ganz arg esoterisch.

findest du nicht, dass da ein paar zu viele Vermutungen zu
unhaltbaren Schlüssen führen könnten? Untermauern lassen sich
deine Vermutungen jedenfalls nicht, es sieht eher nach einem
für dich genehmen Hineininterpretieren aus.

Hi,

weißt Du, man kann es hier niemanden Recht machen. Schreibe ich das nicht dazu, wird das auch kritisiert.

Für mich ist der Sachverhalt aus dem Zusammenhang klar. Wenn Du das anders siehst, ist es ja letztlich auch nur eine Interpretation Deinerseits.

Gruß
Tina

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Hi,das ist jetzt ganz weit weg von dem Ausgangspunkt aber bitte:
Nein, ist es nicht. Du bist diejenige, die immer wieder
hervorgehoben hat, dass bei tatsächlicher Erkrankung der Arzt
hinzuzuziehen sei, der einen krankschreibt, sonst sei das
Problem nicht „schlimm genug“, um den Unterrichtstag zu
verpassen.

Auf den Ausgangspunkt von Sine bezogen. Und den Punkt habe ich jetzt mehrfach beantwortet, ich sehe nicht ein warum ich es hier weiter wiederholen soll.Bei einem Schüler ist es - soweit mir bekannt ist, egal ob ein
Attest von einem Arzt oder einem Erziehungsberechtigten kommt.
Aha, also besteht doch keine Notwendigkeit, einen Arzt zu
konsultieren? Darf Sine also doch selbst entscheiden, ob das
Problem ihres Sohnes „ausreichend schlimm“ ist, um zu Hause zu
bleiben?

Ja und nein, lies es im Zusammenhang.Darum ging es aber doch gar nicht. Es ging darum das eine
falsche Entschuldigung geschrieben wurde.
Na was denn nun? Entweder dürfen die Eltern selbst beurteilen,
ob das Zuhausebleiben gerechtfertigt ist, oder nur ein Arzt
darf das. Welche Meinung vertrittst du denn nun?
Du meinst also, wenn der Vater eine Bestrafung in Erwägung zieht, die Mutter aber einen freien Tag mit Bespaßung schenkt, ist die Seelenqual so stark, das der Schüler nicht schulfähig ist.Das käme darauf an, aber darum ging es hier gar nicht.
Doch, gerade darum ging es. Ich finde es bemerkenswert, wie du
Aussagen, die du nicht entkräften kannst, einfach als off
topic abtust, und das nicht zum ersten Mal.
Ok, ich denke wir sollten die Diskussion hiermit beenden. Ich denke es ist klar und deutlich geworden, auf was ich hinaus möchte, mir die Wörter im Mund umdrehen lassen, werde ich nicht. Ein letztes Mal:

Mein Standpunkt ist der, das Schüler nicht lernen sollten, bei jeder Kleinigkeit zu Hause zu bleiben. Ist der Schüler wirklich so erkrankt, das auch ein Arzt eine Befreiung vom Unterricht befürworten würde, ist ein zuhausebleiben gerechtfertig, unabhängig davon ob der Arzt oder die Eltern eine Entschuldigung ausschreiben. Das gilt für körperliche und psychische Erkrankungen.

Weder konnte ich eine solche Erkrankung anhand des Posts von Sine entnehmen, noch befürworte ich, das man stattdessen shoppen geht.

Und Du findest es tatsächlich dem Erziehungsauftrag angemessen
Shoppen zu gehen, anstatt sich seinen Problemen zu stellen?

Was die Einschätzung betrifft kann man wohl davon ausgehen,
das Eltern nur weil sie Eltern sind, nicht immer die Fähigkeit
haben, ihr Kind richtig einzuschätzen.

Und weil manche Eltern das nicht hinkriegen, sprichst du diese
Fähigkeit gleich mal präventiv allen Eltern ab?

Bitte? Wo liest Du das? Unten wirfst Du mir vor, wenn ich „vermute“, hier schreibe ich nicht explizit „manche“ Eltern und schon meine ich es präventiv für alle Eltern? Lies bitte nochmal was ich geschrieben habe. Hör bitte auf, mir die Wörter im Mund herumzudrehen.

Was kommt als

nächstes? Weil manche Eltern die Erziehung ihrer Sprösslinge
nicht auf die Reihe bekommen, sollen als nächstes alle Kinder
von klein an in staatliche Obhut genommen und von
ausgebildeten Lehrern/Erziehern/Sozialpädagogen erzogen
werden?

Erstaunlich, was Du alles interpretierst.

Wir arbeiten als Ausbildungsbetrieb eng mit einer sozialen
Einrichtung zusammen, die mit „verhunzten“ Jugendlichen
zusammenarbeitet.

Ich sehe immer wieder, wie sehr Kinder
überbehütet werden.

Was bitte hat Überbehütung mit Sine zu tun? Warum unterstellst
du ihr Überbehütung? Ich konnte das überhaupt nicht aus ihrem
Posting herauslesen. Du interpretierst da Dinge rein, die in
dein Weltbild passen, aber nicht stimmen müssen.

Vielleicht ist meine Interpretation falsch, vielleicht aber auch Deine. Du tust auch nichts anderes, wie wir hier alle, Du interpretierst.

Da wird der Jugendliche aus der Arbeit
genommen, weil der Chef in der Früh in aller Hektik vergessen
hat ihn zu Grüßen, da bleibt der Azubi über Wochen zuhause,
weil er Kopfschmerzen hat, dann der Rücken weh tut, das Knie
schmerzt etc.

Aha. Und wo genau hat Sine geschrieben, dass ihr Sohn über
Wochen zu Hause geblieben ist wegen Kopf-, Rücken- und
Knieschmerzen? Nur zur Erinnerung: Es ging um einzelne Tage
(!) wegen seelischer Probleme.

Das von mir geschriebene hatte mit dem von Sine geschriebenen nichts zu tun. Es ging um ein Beispiel für Eltern, die ihr Kind überbehüten und welche Auswüchse diese Überbehütung haben kann. Sorry, aber ich dachte das wäre aus dem Zusammenhang klar.

Ich habe meine Meinung aus dem gebildet, was sine schrieb. Zum
einen sagt sie ja, das ihr Mann anders gehandelt hätte (Männer
sehen meiner persönlichen Erfahrung nach, diese Dinge oft
realistischer),

Aha, bei dir genießt also der Mann qua seines Geschlechts
einen Vertrauensvorschuss gegenüber der Frau? Na das ist mal
eine differentierte Argumentation.

Äh nö, das ist das, was Du interpretieren möchtest. Meine Interpretation ist schlicht die, das ich sines Mann jetzt nicht für einen so ungehobelten Klotz halte, der die Bestrafung seines Sohnes bei ernsthaften Problemen als adäquates Erziehungsmittel ansieht.

Gruß
Tina

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Hi,

richtig. Und wie er dort Verantwortung wahrnimmt, können Dir andere bestimmt besser erklären.

Ich habe meiner Schulpflicht genügt, indem ich 13 Jahre lang
vorwiegend aus dem Fenster geguckt, von Freiheit und einem
richtigen Leben (mit Verantwortung für irgendwas) geträumt und
auf die Klingel gewartet habe.
Manchmal habe ich auch was anderes getan, aber das war eher
die Ausnahme. Gefehlt habe ich nur, wenn ich definitiv krank
war. Den Abschluss habe ich auch geschafft, falls das eine
Rolle spielt.

Da habe ich mich also äußerst verantwortungsvoll der
Gesellschaft gegenüber verhalten, oder wie siehst du das? -

ja keine Ahnung, wie hättest Du denn gerne, daß ich das sehe?

Und was genau hat das jetzt mit dem Ausgangspunkt zu tun?

Darf ich mir eine Meinung bilden, die nicht mit Deiner konform ist und darf ich diese Meinung auch behalten?

Gruß
Tina

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Hallo,

kann es sein, dass Dir deine eigene Biographie da den Blick für eine differenzierende Sicht der Dinge verstellt? Niemand hier heißt es gut, Kinder „wegen jeder Kleinigkeit“ nicht zur Schule zu schicken. Aber davon ist hier doch auch überhaupt nicht die Rede, sondern lediglich von einzelnen Tagen. Sicherlich gibt es Menschen, die berechtigte Angst davor haben, aufgrund besonderer persönlicher Umstände, dass solche einzelnen Tage für sie selbst schnell zu einem „Dammbruch“ führen könnten, und sie nicht mehr in der Lage wären, sich selbst oder ihr Kind dann wieder in den Griff zu bekommen, damit das nicht zum Dauerthema wird.

Aber dies zu generalisieren, ist falsch, denn in der Masse der Schüler gibt es durchaus mal den ein oder anderen Tag, der mit einem zugekniffenen Auge mal aus einem guten - nicht medizinischen - Grund ausgesetzt wurde, ohne dass dies irgendwelche weiteren nachteiligen Konsequenzen hatte, und bei dem sich alle Beteiligten absolut klar darüber waren, dass es sich hier um eine deutliche Ausnahme handelt. Und auch bei ständigen Schulschwänzern sind es üblicherweise nicht die Konstellationen, dass Eltern zu großzügig Entschuldigungen schreiben, sondern handelt es sich weit überwiegend um Kinder, die ohne Entschuldigung der Eltern fehlen.

Zudem hinkt auch der Vergleich mit der Arbeitswelt. Es gibt noch genug Unternehmen, die am ersten Krankheitstag noch keinen gelben Schein verlangen, und dies wird selbstverständlich auch genutzt, um mal einen Tag ohne eindeutige medizinische Indikation auszusetzen. Bei einem Großteil der Leute klappt auch dies ohne „Dammbruch“, und handelt es sich um eine höchst geringe Zahl von Einzeltagen aus durchaus guten Gründen. Vollkommen unabhängig davon, ob man sich dafür im Einzelfall hätte auch krankschreiben lassen können, oder nicht. Und dies wird auch von vernünftigen Arbeitgebern akzeptiert. Ob das im Arbeitsvertrag vorgesehen ist oder nicht. Denn man kann zwischenmenschlich und emotional nicht alles in Paragraphen und Verträge kippen.

Geradezu irritierend und in Bezug auf jemand, der so etwas äußert bedrückend und traurig finde ich Äußerungen, wonach Du offenbar überzeugt bist, persönliche Belastungen für Schul- und Arbeitszeit „ausschalten“ zu können. Das mag für Dich als oberflächlich betrachtet funktionierende Strategie anwendbar sein, um Dich nicht der Gefahr eines persönlichen Dammbruchs auszusetzen. Erstrebenswert und dem üblichen menschlichen Naturell entsprechend ist dies aber gerade nicht. Ich habe bislang zum Glück in Unternehmen gearbeitet, wo es eine Selbstverständlichkeit ist, wenn Kollegen von sich aus, oder auch vom Vorgesetzten aktiv nach Hause geschickt, in Extremsituationen auch mal ohne gelben Schein aussetzen können, wenn dies in einem vertretbaren und angemessenen Rahmen bleibt. Und dies ist für das Betriebsklima und das menschliche Miteinander extrem positiv. Denn zum Glück sind wir keine Maschinen, sondern haben Emotionen, im Positiven, wie im Negativen.

Gruß vom Wiz

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Hallo nochmal,

und danke erstmal für deine Geduld, Tina. Selten, dass man sich mit jemandem so lange (scheinbar) im Kreis drehen kann, ohne dass einer genervt ist, oder gar beleidigend wird. Macht Spaß. :smile:

dem ist auch nicht so. Bei Problemen, die einen in eine
psychische Ausnahmesituation versetzen, besteht durchaus die
Möglichkeit einer Krankschreibung. Nur darum ging es ja bei
Sine nicht.

Bei „psychischen Ausnahmesituationen“… Was heißt das denn? Soweit ich das sehe, heißt das in der Praxis meist, dass man in solchen Fällen erst dann krankgeschrieben wird, wenn man wirklich „am Ende“ ist. Da wird man dann wohl auch meist für länger arbeitsunfähig. Ein paar Tage reichen da nicht mehr. Bei körperlichen Erkrankungen ist das ganz anders. Es ist meist vollkommen okay und üblich, dass man sich für ein paar Tage krankschreiben lässt. Erstens, um es nicht noch schlimmer zu machen und sich auszukurieren, zweitens, um seine Kollegen nicht auch noch anzustecken, drittens, weil man in einer miesen Verfassung eh nicht so viel leisten könnte.
Bei psychischen Problemen muss es sich erst zu einem handfesten Burnout ö. ä. ausgewachsen haben, damit man sich krankschreiben lassen kann. Was wäre denn, wenn wir auch da, von vornherein viel mehr auf unsere Gesundheit achten (dürften), und uns mal einen Tag Ruhe gönnen, wenn es uns nicht gut geht. Ähnlich, wie man das oft auch bei einer Erkältung handhabt.

Was macht denn bitteschön einen beim Joggen

verstauchten Fuß weniger „privat“, als z. B. eine handfeste
Ehekrise, die einen ein paar Tage lang komplett runter zieht.

Ich sehe da durchaus einen Unterschied.

Welchen? (Soll keine provokante Frage sein, ich verstehs
wirklich nicht.)

Ein verstauchter Fuß kann es einem Unmöglich machen arbeiten
zu gehen, zumindest dann, wenn man körperlich Arbeiten muß.
Bei einer schwerwiegenden Ehekrise besteht aber die
Möglichkeit, diese Probleme nach getaner Arbeit anzugehen.
Unter Umständen ist es sogar besser Arbeiten zu gehen um einen
gewissen Abstand zu bekommen. Daheim zu sitzen und zu grübeln,
kann unter Umständen sogar die schlechtere Variante sein.

Mir scheint, du verstehst nicht, worum es mir eigentlich geht… Natürlich kann im konkreten Fall ein verstauchter Fuß, viel mehr arbeitsunfähig machen, als ein psychisches Tief. Mir gehts nicht um konkrete Fälle, sondern ums Prizipielle. Deine Unterscheidung, zwischen privaten Problemen und Krankheiten, erschließt sich mir nicht. Vielleicht versteh aber auch ich dich nur falsch. Man hört aus deinen Worten ja sehr deutlich raus, dass du vor allen Dingen dagegen bis, wegen „Kleinigeiten“ daheim zu bleiben. Vielleicht war das ja auch Zufall, oder dem Thema geschuldet, dass diese „Kleinigkeiten“ in deiner Argumentation vor allem seelischer Art zu sein scheinen. Kann es sein, dass du das bei eher harmlosen körperlichen Erkrankungen (bei denen es aber nicht grade unüblich ist, auch mal ein paar Tage krankgeschrieben zu werden), ganz genauso siehst? Was ist z. B. wenn jemand Heuschnupfen hat. Bekanntlicherweise gibts da Tage, an denen der Pollenflug übermäßig stark ist. Kannst du verstehen, wenn da jemand sagt: „Mir gehts heut echt dreckig. Ich lass mich zwei Tage krankschreiben.“ Findest du das genauso falsch? Oder wenn Eltern in so einem Fall zu ihrem Kind sagen: „Mensch du siehst ja kaum aus den Augen raus. Bleib heut lieber zu Hause.“ Oder ein anderes Beispiel: Jemand leidet hin und wieder unter Rückenschmerzen und hat die Erfahrung gemacht, dass sich das in der Arbeit normalerweise sehr verschlechtert (z. B. wegen einseitiger Tätigkeit). Deshalb lässt er sich, wenns mal wieder soweit ist, lieber einen Tag krankschreiben um sich Erholung, Sport o ä. zu gönnen, mit dem es wieder besser wird, statt sich eine Schmerztablette einzuwerfen, sich „zusammenzureißen“ und halt dann vielleicht nach der Arbeit noch ein bisschen Sport zu treiben, in der Hoffnung, dass das reicht. Ist das für dich auch ein ungerechtfertigtes Blaumachen wegen Kleinigkeiten?

http://www.stern.de/gesundheit/rasanter-anstieg-der-…

Dass man sich bei seelischen Problemen u. U. überhaupt keinen Gefallen tut, wenn man sich krankschreiben lässt. Ist eh klar. Du hast ja Recht, darauf hinzuweisen, dass diese Gefahr besteht. Man muss das immer indivduell betrachten. Es kann aber sicher auch anders sein.

Für mich hat das etwas mit Erziehung, dem Lernen von
Verantwortung und einer gewissen Selbstverantwortung zu tun.
Man kann nicht bei jedem anfallenden Problem den Kopf in den
Sand stecken und sich eine Auszeit nehmen.

Ja, natürlich. Ich geb dir auch Recht, dass diese Gefahr, bei einem Vorgehen, wie Sines bestehen kann. Dass man seinem Kind sowas vermittelt. Genauso besteht aber bei anderem Vorgehen die Gefahr, dass man seinem Kind vermittelt, funktionieren zu müssen, nur ja keine Schwäche zu zeigen und Probleme beiseite zu schieben um sich erst dann drum zu kümmern, wenn man „Zeit hat“. Und damit verlernt, auf sich und seinen Körper (u. Seele) zu hören.

Liebe Grüße
M.

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Hi,

kann es sein, dass Dir deine eigene Biographie da den Blick
für eine differenzierende Sicht der Dinge verstellt? Niemand
hier heißt es gut, Kinder „wegen jeder Kleinigkeit“ nicht zur
Schule zu schicken.

ist möglich, glaube ich aber eher nicht. Für mich ist das eine Einstellungssache.

Aber davon ist hier doch auch überhaupt
nicht die Rede, sondern lediglich von einzelnen Tagen.

Wieviele Tage letztendlich es waren, geht aus dem Post nicht hervor, ist für mich aber auch Nebensache. Ich finde es aber nicht gut, wenn ein Schüler, den der Vater eigentlich bestrafen wollte, stattdessen mit einem freien Tag belohnt wurde. Das finde ich nicht richtig, ich sehe das als Belohnung. Richtiger hätte ich es gefunden, hätte man das nach der Schule erledigt, dann meinethalben mit Wanderung, Museumsbesuch etc.

Und das ist meine persönliche Einstellung, die nichts mit meinem Background zu tun hat.

Aber dies zu generalisieren, ist falsch, denn in der Masse der
Schüler gibt es durchaus mal den ein oder anderen Tag, der mit
einem zugekniffenen Auge mal aus einem guten - nicht
medizinischen - Grund ausgesetzt wurde, ohne dass dies
irgendwelche weiteren nachteiligen Konsequenzen hatte, und bei
dem sich alle Beteiligten absolut klar darüber waren, dass es
sich hier um eine deutliche Ausnahme handelt.

Das sehe ich eben anders.

Und auch bei
ständigen Schulschwänzern sind es üblicherweise nicht die
Konstellationen, dass Eltern zu großzügig Entschuldigungen
schreiben, sondern handelt es sich weit überwiegend um Kinder,
die ohne Entschuldigung der Eltern fehlen.

Das habe ich so auch nie gesagt. Ich denke so ziemlich jeder Schüler hat einmal „blau“ gemacht, ich auch, das hat aber mit dem von Sine geschriebenen nichts zu tun. Dort ging es ja gerade nicht darum, das der Sohn blau macht, sondern sie animiert ihn zu einem blauen Tag.

Zudem hinkt auch der Vergleich mit der Arbeitswelt. Es gibt
noch genug Unternehmen, die am ersten Krankheitstag noch
keinen gelben Schein verlangen, und dies wird
selbstverständlich auch genutzt, um mal einen Tag ohne
eindeutige medizinische Indikation auszusetzen. Bei einem
Großteil der Leute klappt auch dies ohne „Dammbruch“, und
handelt es sich um eine höchst geringe Zahl von Einzeltagen
aus durchaus guten Gründen.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin da eher das andere Extrem, das auch krankgeschrieben in die Arbeit geht und kenne das auch aus meinem Umfeld nicht anders.

Selbst mein Chef ist, als sein Kind bei einem Unglück getötet wurde, jeden Tag im Büro gewesen, zwar ist er ab und zu früher nach Hause, aber er war jeden Tag da.

Uns wurde das - weniger von meiner Mutter - aber von beispielsweise den Großeltern auch so vorgelebt. Meine Oma hat 3 Kinder, mich eine zeitlang als Enkel, großgezogen und war ganztägig berufstätig. Wenn sie nicht in die Arbeit ging, war sie wirklich krank.

Vollkommen unabhängig davon, ob
man sich dafür im Einzelfall hätte auch krankschreiben lassen
können, oder nicht. Und dies wird auch von vernünftigen
Arbeitgebern akzeptiert. Ob das im Arbeitsvertrag vorgesehen
ist oder nicht. Denn man kann zwischenmenschlich und emotional
nicht alles in Paragraphen und Verträge kippen.

Darum ging es doch gar nicht. Auch mein AG hat mich schon nach Hause geschickt, als mein Lebensgefährte und jetziger Mann einen Arbeitsunfall hatte beispielsweise. Mir geht es im wesentlichen doch darum, das man eben nicht wegen jeder Kleinigkeit eine Auszeit nimmt und das solche besondere Situationen, in denen es eben einmal anders ist, wirklich besondere Situationen und Ausnahmen sein sollten.

Habe ich das wirklich so unverständlich geschrieben?

Geradezu irritierend und in Bezug auf jemand, der so etwas
äußert bedrückend und traurig finde ich Äußerungen, wonach Du
offenbar überzeugt bist, persönliche Belastungen für Schul-
und Arbeitszeit „ausschalten“ zu können.

Das ist nicht meine Überzeugung, das ist so. Ich habe meinen „Background“ lange Jahre in einer Therapie „abgearbeitet“.

Es gibt Situationen, die auch heute noch schwierig sind, das sind aber Ausnahmesituationen. Im großen und ganzen lebe ich heute, trotz vieler Tiefschläge, gerne. Ich liebe meinen Mann, habe eine Arbeit, die mir Spaß macht und mittlerweile ein Hobby gefunden, das mir enorm viel Kraft gibt, das ich aber - wäre ich im Selbstmitleid versunken - eigentlich gar nicht ausüben könnte.

Das mag für Dich als

oberflächlich betrachtet funktionierende Strategie anwendbar
sein, um Dich nicht der Gefahr eines persönlichen Dammbruchs
auszusetzen.

Nein, es ist definitiv keine Strategie, es ist so. Ich habe mir gegenüber eine gewisse Härte, richtig. Diese Härte stammt aber nur am Rande aus der genossenen Erziehung. Diese Härte stammt zum Großteil aus einem Unfall, den ich als Jugendliche hatte. Es gab damals zwei Optionen: Im Selbstmitleid versinken und vermutlich nicht mehr vernünftig gehen können oder zu kämpfen, mit Schmerzen Leben zu lernen und wieder vernünftig laufen zu können. Heute sieht man mir kaum mehr an, daß ich einen Unfall hatte. Ich konnte damals nach dem Unfall nach einem Jahr wieder weitgehend normal gehen und heute ist mein liebstes Hobby Bergwandern.

Ich habe gelernt, das Mitleid mich nicht wirklich weiter bringt, aber das gilt nur für mich. Diesen Maßstab setze ich nicht bei anderen an. Definitiv nicht, das könnten mein Mann und meine Schwester bestätigen, die ebenfalls gesundheitliche Einschränkungen haben.

Erstrebenswert und dem üblichen menschlichen

Naturell entsprechend ist dies aber gerade nicht. Ich habe
bislang zum Glück in Unternehmen gearbeitet, wo es eine
Selbstverständlichkeit ist, wenn Kollegen von sich aus, oder
auch vom Vorgesetzten aktiv nach Hause geschickt, in
Extremsituationen auch mal ohne gelben Schein aussetzen
können, wenn dies in einem vertretbaren und angemessenen
Rahmen bleibt.

Auch dagegen ist ja nichts auszusetzen.

Und dies ist für das Betriebsklima und das

menschliche Miteinander extrem positiv. Denn zum Glück sind
wir keine Maschinen, sondern haben Emotionen, im Positiven,
wie im Negativen.

Die habe ich auch - frag mal meinen Mann :wink:. Ich bin keine Maschine, ich bin absolut unperfekt. aber ich habe Spaß an meiner Arbeit, bin seit fast 17 Jahren im selben Betrieb.

Dafür bin ich eine lausige Hausfrau *schulterzuck*.

Was ich damit sagen will, jeder Mensch hat seine Schwächen, aber ich finde zu diesen Schwächen sollte man auch stehen.

Gruß
Tina

Hi,

und danke erstmal für deine Geduld, Tina. Selten, dass man
sich mit jemandem so lange (scheinbar) im Kreis drehen kann,
ohne dass einer genervt ist, oder gar beleidigend wird. Macht
Spaß. :smile:

das gebe ich gerne zurück.

dem ist auch nicht so. Bei Problemen, die einen in eine
psychische Ausnahmesituation versetzen, besteht durchaus die
Möglichkeit einer Krankschreibung. Nur darum ging es ja bei
Sine nicht.

Bei „psychischen Ausnahmesituationen“… Was heißt das denn?

Für mich: Wenn es mir so schlecht geht, das es mir unmöglich ist Arbeiten zu gehen. Das ist für mich schwierig darzustellen, da ich da für mich selbst wohl andere Maßstäbe anlege, als an meine Mitmenschen :wink:.

Vielleicht wird das hieraus klar: Ich gehe selbst dann Arbeiten, wenn ich krankgeschrieben bin, vielleicht nicht den ganzen Tag, aber zumindest Stundenweise. Ich bin auch nach einer Knie-OP gleich nach ein paar Tagen wieder arbeiten gegangen, ich habe mich dann von meinem AG eben abholen und wieder heimfahren lassen. Geht es mir vor Ablauf der AU wieder gut, gehe ich auch wieder normal arbeiten.

Aber das ist nur meine persönliche Einstellung, ich gehe gerne in die Arbeit. Ich verlange aber nicht von Anderen, daß sie das genauso handhaben.

Soweit ich das sehe, heißt das in der Praxi:ben wird, wenn man
wirklich „am Ende“ ist.

Sorry, mein PC hat manchmal ein Eigenleben löscht und springt wild herum…

Nein wohl nicht. Es gibt auch psych. Ausnahmesituationen, für die man sich auch mal nur zwei oder drei Tage krankschreiben lassen kann. So war es jedenfalls bei meiner Schwester. Wie das der Arzt dann genau bezeichnet weiß ich aber nicht.

Da wird man dann wohl auch meist für

länger arbeitsunfähig. Ein paar Tage reichen da nicht mehr.
Bei körperlichen Erkrankungen ist das ganz anders. Es ist
meist vollkommen okay und üblich, dass man sich für ein paar
Tage krankschreiben lässt. Erstens, um es nicht noch schlimmer
zu machen und sich auszukurieren, zweitens, um seine Kollegen
nicht auch noch anzustecken, drittens, weil man in einer
miesen Verfassung eh nicht so viel leisten könnte.

Richtig.

Bei psychischen Problemen muss es sich erst zu einem
handfesten Burnout ö. ä. ausgewachsen haben, damit man sich
krankschreiben lassen kann.

Für eine längerfristige AU ja. Kurzfristig geht das aber auch.

Was wäre denn, wenn wir auch da,

von vornherein viel mehr auf unsere Gesundheit achten
(dürften), und uns mal einen Tag Ruhe gönnen, wenn es uns
nicht gut geht. Ähnlich, wie man das oft auch bei einer
Erkältung handhabt.

Ich denke, da sind wir vermutlich vollkommen unterschiedlich, da ich ein eher ruheloser Mensch bin, verstehe aber, was Du meinst.

Mir scheint, du verstehst nicht, worum es mir eigentlich
geht… Natürlich kann im konkreten Fall ein verstauchter Fuß,
viel mehr arbeitsunfähig machen, als ein psychisches Tief. Mir
gehts nicht um konkrete Fälle, sondern ums Prizipielle. Deine
Unterscheidung, zwischen privaten Problemen und Krankheiten,
erschließt sich mir nicht. Vielleicht versteh aber auch ich
dich nur falsch. Man hört aus deinen Worten ja sehr deutlich
raus, dass du vor allen Dingen dagegen bis, wegen
„Kleinigeiten“ daheim zu bleiben.

Ja, es geht mir im Wesentlichen um Kleinigkeiten. Wenn eine Ehekrise einen so dermaßen umwirft, das man sich so schlecht fühlt, das man nicht mehr arbeiten kann, ist das ein Grund zuhause zu bleiben.

Vielleicht war das ja auch

Zufall, oder dem Thema geschuldet, dass diese „Kleinigkeiten“
in deiner Argumentation vor allem seelischer Art zu sein
scheinen.

Ja.

Kann es sein, dass du das bei eher harmlosen

körperlichen Erkrankungen (bei denen es aber nicht grade
unüblich ist, auch mal ein paar Tage krankgeschrieben zu
werden), ganz genauso siehst?

Ja.

Was ist z. B. wenn jemand

Heuschnupfen hat. Bekanntlicherweise gibts da Tage, an denen
der Pollenflug übermäßig stark ist. Kannst du verstehen, wenn
da jemand sagt: "Mir gehts heut echt dreckig. Ich lass mich
zwei Tage krankschreiben.

Ja.

" Findest du das genauso falsch?

Nein.

Oder

wenn Eltern in so einem Fall zu ihrem Kind sagen: „Mensch du
siehst ja kaum aus den Augen raus. Bleib heut lieber zu
Hause.“

Auch dafür hätte ich Verständnis.

Oder ein anderes Beispiel: Jemand leidet hin und

wieder unter Rückenschmerzen und hat die Erfahrung gemacht,
dass sich das in der Arbeit normalerweise sehr verschlechtert
(z. B. wegen einseitiger Tätigkeit). Deshalb lässt er sich,
wenns mal wieder soweit ist, lieber einen Tag krankschreiben
um sich Erholung, Sport o ä. zu gönnen, mit dem es wieder
besser wird, statt sich eine Schmerztablette einzuwerfen, sich
„zusammenzureißen“ und halt dann vielleicht nach der Arbeit
noch ein bisschen Sport zu treiben, in der Hoffnung, dass das
reicht. Ist das für dich auch ein ungerechtfertigtes
Blaumachen wegen Kleinigkeiten?

Das ist für mich zumindest grenzwertig.

Dass man sich bei seelischen Problemen u. U. überhaupt keinen
Gefallen tut, wenn man sich krankschreiben lässt. Ist eh klar.
Du hast ja Recht, darauf hinzuweisen, dass diese Gefahr
besteht. Man muss das immer indivduell betrachten. Es kann
aber sicher auch anders sein.

Ok.

Für mich hat das etwas mit Erziehung, dem Lernen von
Verantwortung und einer gewissen Selbstverantwortung zu tun.
Man kann nicht bei jedem anfallenden Problem den Kopf in den
Sand stecken und sich eine Auszeit nehmen.

Ja, natürlich. Ich geb dir auch Recht, dass diese Gefahr, bei
einem Vorgehen, wie Sines bestehen kann. Dass man seinem Kind
sowas vermittelt. Genauso besteht aber bei anderem Vorgehen
die Gefahr, dass man seinem Kind vermittelt, funktionieren zu
müssen, nur ja keine Schwäche zu zeigen und Probleme beiseite
zu schieben um sich erst dann drum zu kümmern, wenn man „Zeit
hat“. Und damit verlernt, auf sich und seinen Körper (u.
Seele) zu hören.

Ok.

Danke Dir!

Gruß
Tina

Hallo Tina,

Mein Standpunkt ist der, das Schüler nicht lernen sollten, bei
jeder Kleinigkeit zu Hause zu bleiben. Ist der Schüler
wirklich so erkrankt, das auch ein Arzt eine Befreiung vom
Unterricht befürworten würde, ist ein zuhausebleiben
gerechtfertig, unabhängig davon ob der Arzt oder die Eltern
eine Entschuldigung ausschreiben. Das gilt für körperliche und
psychische Erkrankungen.

ein Arzt kann sich letztendlich auch nur nach der subjektiven Beurteilung des Patienten richten. Wenn der Patient sagt, er fühle sich nicht arbeitsfähig, dann wird der Arzt nicht das Risiko auf sich nehmen, ihn zur Arbeit oder in die Schule zu schicken. Deshalb greift das Kriterium „Arzt“ zu kurz. Man landet ja doch wieder bei der Frage: Was ist „schlimm genug“, um einen Tag zu Hause zu rechtfertigen?

Um wieder auf den Vergleich mit der Arbeit und mit körperlichen Beschwerden zurückzukommen: Auch hier ist die Beurteilung äußerst subjektiv. Der eine geht trotz Grippe weiterhin arbeiten, der andere bleibt bei den ersten Hustern zu Hause. Im ersten Moment könnte man natürlich den ersten bewundern, und den zweiten als Faulenzer beschimpfen. Auf den zweiten Blick jedoch muss man differenzieren: Wenn der Zweitgenannte weiß, dass er, wenn er die allerersten Symptome nicht auskuriert, mit großer Wahrscheinlichkeit an starker Bronchitis oder gar Lungenentzündung erkrankt (ein realer Fall aus der näheren Verwandtschaft), dann ist die Entscheidung, einen Tag zu Hause zu bleiben, richtig. Wenn er Erstgenannte nach seinem heldenhaften Einsatz am nächsten Tag im Krankenhaus landet, ist auch dem Arbeitgeber damit nicht geholfen. Die Wahrnehmung psychischer Belastungen und die Reaktionen darauf sind aber noch individueller als körperliche Beschwerden. Deshalb darf man hier nicht eine Person als Maßstab für eine andere verwenden.

Davon abgesehen mag es im vorliegenden Fall von Sine nicht um eine handfeste psychische Belastung, sondern um eine ernsthafte Auseinandersetzung innerhalb der Familie, ja vielleicht (wie von dir hineininterpretiert, ich nehme jetzt einfach mal an, dass deine Vermutungen stimmen würden) um ein Fehlverhalten des Sohnes. Nun kann man natürlich die Meinung vertreten, Vergehen habe man zu bestrafen und nicht zu diskutieren, und in Auseinandersetzungen hätten die Eltern eh immer Recht. Man kann aber auch, und das halte ich für den langfristig besseren Weg, auf das Kind eingehen und im Dialog versuchen, ihm zu vermitteln, wo und warum es Unrecht hatte, sowie Kompromisse zu finden, die für alle gangbar sind. Mit manchen Kindern kann man das tatsächlich abends nach der Schule tun. Andere Kinder brauchen einen gewissen Vorlauf, um Vertrauen zu fassen und offen sprechen zu können. Nicht immer lassen sich solche Konfliktlösungsgespräche aufs Wochenende vertagen: Bis zum Wochenende muss man ja auch irgendwie miteinander klarkommen, und das am besten ohne Kriegsgebaren. Im Übrigen wird der Schüler wohl auch nicht viel im Unterricht mitkriegen, wenn er die ganze Woche mit Grübeleien über die familiären Probleme beschäftigt ist - was ist dann der Sinn des Schulbesuchs?

Und weil manche Eltern das nicht hinkriegen, sprichst du diese
Fähigkeit gleich mal präventiv allen Eltern ab?

Bitte? Wo liest Du das?

Na, ganz einfach:

  1. Du stellst einen Zusammenhang zwischen „falschen“ Entschuldigungen und extremer, zum Abbruch der Ausbildung führender Überbehütung her. Dies tust du angesichts deiner persönlichen Erfahrung mit „Problem“-Jugendlichen.
  2. Aufgrund dieser Erfahrung sprichst du grundsätzlich allen Eltern ab, die „falsche“ Entschuldigung als sinnvolle Erziehungsmaßnahme verwenden zu können.

Fazit: Weil einige dieses Instrument missbrauchen, findest du es für alle Eltern falsch, es zu verwenden. Dass es Gegenbeispiele gibt, lässt du nicht gelten.

Unten wirfst Du mir vor, wenn ich
„vermute“, hier schreibe ich nicht explizit „manche“ Eltern
und schon meine ich es präventiv für alle Eltern?

Ich habe nirgendwo eine Aussage von dir gelesen, in der du manchen Eltern zugestehen würdest, die von Sine genannte Erziehungsmaßnahme sinnvoll zu verwenden. Da du dies nicht tust, gehe ich davon aus, dass du sie bei allen Eltern für falsch erachtest. Oder irre ich mich da?

Was kommt als

nächstes? Weil manche Eltern die Erziehung ihrer Sprösslinge
nicht auf die Reihe bekommen, sollen als nächstes alle Kinder
von klein an in staatliche Obhut genommen und von
ausgebildeten Lehrern/Erziehern/Sozialpädagogen erzogen
werden?

Erstaunlich, was Du alles interpretierst.

Das ist keine Interpretation, sondern eine logische Schlussfolgerung. Erläuterung siehe oben.

Was bitte hat Überbehütung mit Sine zu tun? Warum unterstellst
du ihr Überbehütung? Ich konnte das überhaupt nicht aus ihrem
Posting herauslesen. Du interpretierst da Dinge rein, die in
dein Weltbild passen, aber nicht stimmen müssen.

Vielleicht ist meine Interpretation falsch, vielleicht aber
auch Deine. Du tust auch nichts anderes, wie wir hier alle, Du
interpretierst.

Nein, ich versuche eben, ohne Interpretationen auszukommen. Es ist für mich unerheblich, aufgrund welcher Probleme Sine ihren Sohn hat zu Hause bleiben lassen. Für mich ist nur wichtig, dass es meiner Meinung nach Situationen geben kann, in denen diese Erziehungsmaßnahme sinnvoll und richtig ist. Wo siehst du hier eine Interpretation?

Aha. Und wo genau hat Sine geschrieben, dass ihr Sohn über
Wochen zu Hause geblieben ist wegen Kopf-, Rücken- und
Knieschmerzen? Nur zur Erinnerung: Es ging um einzelne Tage
(!) wegen seelischer Probleme.

Das von mir geschriebene hatte mit dem von Sine geschriebenen
nichts zu tun. Es ging um ein Beispiel für Eltern, die ihr
Kind überbehüten und welche Auswüchse diese Überbehütung haben
kann. Sorry, aber ich dachte das wäre aus dem Zusammenhang
klar.

Beispiele sollten aber etwas mit dem Ausgangsthema zu tun haben. Mir ist unklar, was dein Beispiel mit Sine zu tun hat. Du beschreibst extreme Überbehütung, von der in Sines Beitrag kein Wort zu lesen war. Bei ihr ging es um einzelne Tage aufgrund klar definierter Probleme, und nicht um langfristige und/oder regelmäßige Krankschreibungen.

Ich habe meine Meinung aus dem gebildet, was sine schrieb. Zum
einen sagt sie ja, das ihr Mann anders gehandelt hätte (Männer
sehen meiner persönlichen Erfahrung nach, diese Dinge oft
realistischer),

Aha, bei dir genießt also der Mann qua seines Geschlechts
einen Vertrauensvorschuss gegenüber der Frau? Na das ist mal
eine differentierte Argumentation.

Äh nö, das ist das, was Du interpretieren möchtest.

Das ist das, was du geschrieben hast. Ich wüsste nicht, warum Männer irgendetwas realistischer sehen sollten als Frauen. Realismus hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.

Meine
Interpretation ist schlicht die, das ich sines Mann jetzt
nicht für einen so ungehobelten Klotz halte, der die
Bestrafung seines Sohnes bei ernsthaften Problemen als
adäquates Erziehungsmittel ansieht.

Du ergreifst also Partei für eine Seite (in dem Fall den Vater, u.a. aufgrund seines Geschlechts), ohne den Sachverhalt zu kennen, um den es geht. Denn andersrum betrachtet hältst du Sine für eine schlechte Mutter, weil sie ihren Sohn bei angeblichem Fehlverhalten krankschreibt.

Grüße

Anja

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