Perspektivwechsel
Hallo,
da das Thema wohl doch sehr interessant zu sein schein,
es ist zumindest ein Garant für ausufernde Diskussionen, die selten von gegenseitigem Verständnis geprägt sind.
Ich kann die geschilderten Situationen nicht beurteilen, kann aber sehr wohl aus eigener Erfahrung berichten, daß es durchaus kein angenehmes Gefühl ist, platt auf dem Rücken zu liegen, während sich ein Hund in nicht erkennbarer Absicht in zehn Metern Entfernung nähert.
Aber davon unabhängig: Du scheinst den Fehler zu machen, davon auszugehen, Dein Hund unter Deiner Führung sei der erste Hund, der den Leuten begegnet. Das ist in der Regel nicht der Fall. Den Leuten sind Hunde begegnet, die ihnen in die Hand gebissen, die Klamotten beim freundlichen Anspringen zerkratzt, auf den Hut gepinkelt oder eine unzählbare Zahl von Nächten durch Dauergekläffe und -geheule ruiniert haben.
Die Leute können nicht zwischen einem Hund unterscheiden, der gut erzogen ist, keinem Menschen etwas zu leide tun wird und auch nicht an ihnen herumschnüffelt und lauten, unerzogenen oder gar „blutrünstigen“ Hunden. Die Zusicherung, die man von den Hundebesitzern hört („der tut nichts“, „der will nur spielen“ usw.) sind nur wenig glaubwürdig. Insofern kann die Devise nur lauten, den Leuten möglichst wenig Gelegenheit zu geben, sie mit Deinem Hund an die ganzen Idioten mit Hund zu erinnern.
Und noch eines: Menschen, die Angst oder Respekt vor Hunden haben, sind keine Hundephobiker oder Hundehasser. Wer so redet oder denkt, macht schon den ersten Fehler: er hält sich und seinen Hund für etwas besseres als die anderen Menschen, die in Wirklichkeit nur ein ganz normales Verhalten an den Tag legen.
Schon seit hunderttausenden von Jahren hat es sich als sehr hilfreich herausgestellt, Tieren aus dem Weg zu gehen, die über lange und scharfe Zähne verfügen. Erst recht, wenn sich diese Tiere mit offenem Maul im Galopp nähern.
Wer Menschen, die nicht so auf Hunde stehen, gleich als Phobiker und Hasser betitelt, beseitigt von vornherein jede Möglichkeit auf ein verständiges Miteinander. Wie sollte man denn auch mit jemandem einen Kompromiß suchen sollen, der eine Macke hat oder ein Hundehasser ist?
Stattdessen ist Verständnis gefragt. Verständnis, für die akute Situation, aber auch Verständnis für das, was der Mensch während seines bisherigen Lebens schon erlebte. Und ja: das ist einseitig erforderlich. Die Welt da draußen ist keine Hundewelt, sondern eine Menschenwelt (wenn man nicht gerade auf einem Gehöft in der Einöde wohnt).
Ich habe übrigens nichts gegen Hunde. Ich könnte zwar gut ohne sie auskommen, aber ich habe nichts gegen sie. Ich habe aber etwas dagegen, wenn Hunde ihre Schnauzen an meinen Hosen abwischen (und nicht jede Hose steckt man mal eben in die Waschmaschine), an mir hochspringen und mir die Klamotten mit den Krallen zerkratzen oder einfach nur verdrecken, wenn sie stundenlang ohne Grund kläffen, wenn sie ihren Kopf in mein Essen legen oder wenn sie durch die Hecke laufen und auf den Rasen kacken. Interessanterweise ist in allen diesen Fällen der Mensch verantwortlich und nicht der Hund (der seinem natürlichen Verhalten nachgeht). Diese Abstraktion bekommt aber nicht jeder hin, d.h. der Ärger wird auf den Hund projiziert und nicht auf den Menschen.
Außerdem sollte man als Hundebesitzer daran denken, daß nicht alle Menschen 1,70m groß sind. Aus 1,10m (Grundschulkind) oder 1,50m (Kollegin von mir), sieht ein heranstürmender und nur spielen wollender Hund ganz anders aus als aus der normalen Perspektive.
Gruß
C.