Hallo Michael!
Na, dann will ich mal über die hingehaltenen Stöckchen hüpfen.
- Bist du der Meinung, dass wir Wirtschaftswachstum brauchen?
Uns fehlen derzeit mehrere Mio Arbeitsplätze und vorhersehbar wird diese Zahl steigen. Mit Ebay-Händlern, Fingernagelstudios und Montageplätzen wird das Loch nicht zu füllen sein. Aber mit Entwicklung und Produktion hochwertiger Technologie. Dafür fehlen anscheinend die geeigneten Köpfe, aber um die Frage zu beantworten: Ja, wir brauchen Wachstum. Damit muß u. a. die Staatsverschuldung zurückgeführt werden. Das Wachstum muß vorzugsweise in Bereichen stattfinden, die nicht in Massenproduktion und Montage für Geringqualifizierte münden, weil solche Dinge nicht im Land zu halten sind. Neben einer höheren Selbständigenquote brauchen wir eine höhere durchschnittliche Qualifikation abhängig Beschäftigter.
- Wie hoch müsste dieses sein?
Siehe oben.
- Bist du der Meinung, dass dieses Wachstum machbar ist?
Ja! Wir haben derzeit 5 Millionen Menschen, die buchstäblich gar nichts tun und ein Millionenheer in öffentlichen Verwaltungen, bei denen in etlichen Fällen unklar ist, was sie tun und ob dieses Tun wirklich gebraucht wird. Rein zahlenmäßig gibt es also erhebliche Ressourcen an menschlicher Arbeitskraft. Was fehlt, sind nur geeignete Produkt- und Verfahrensideen und Leute, die diese Ideen als Selbständige realisieren.
- Bist du der Meinung, dass wir unseren Exportüberschuss
weiter steigern müssen?
Ja!
- Bist du der Meinung, dass alle anderen Länder auch unsren
Lebensstandard erreichen sollten oder gar müssten?
Das ist Illusion. Es wird immer unterschiedliche Lebensbedingungen sowohl in den Regionen des Inlands wie auch in den Ländern der Erde geben. In den Anden oder der Arktis ist die Infrastruktur einer deutschen Großstadt weder möglich noch wünschenswert. Derzeit konzentriert sich der Reichtum auf wenige Regionen der Erde und dem ganzen Rest gehts mehr oder weniger dreckig. Nun ist niemandem gedient, wenn es auch uns dreckig geht, aber uns ist damit gedient, wenn es anderen Regionen zunehmend besser geht. Einerseits sind arme Teufel keine guten Kunden und andererseits hat das auch etwas mit Friedenssicherung zu tun.
- Bist du der Meinung, dass es Länder geben kann, die
dauerhaft eine negative Import-Export-Bilanz haben können, die
zu dem noch laufend schlechter wird?
Nein. Aber es ist vermutlich ein irrealer Traum, daß jedes Land nach seinen Möglichkeiten sinnvoll wirtschaftet.
Bist du der Meinung, dass wir 3 Millarden PKW auf der Erde
brauchen und erreichen sollten?
Ich glaube nicht, daß wir unsere aktuellen Vorstellungen von Mobilität auf ewig werden halten können. Wir werden aber auch nicht darauf hoffen können, den größten Teil der Menschheit auf Dauer von einer gewissen Mobilität und von Wohlstand ausschließen zu können. Dabei lohnt es sich, den Begriff Wohlstand zu hinterfragen, ihn jedenfalls nicht an Hubraum festzumachen und eher von Lebensqualität zu sprechen.
Ist dir klar, welche
Mengen von Rohstoffen wir :dafür brauchen?
Oh ja! Nicht von ungefähr sprach ich im vorigen Posting von qualitativem Wachstum und erwähnte den zu optimierenden Carnotschen Kreisprozeß als Schlüssel für effektivere Wärmekraftmaschinen. Wir oder besser die Umwelt und die Ressourcen vertragen nicht die einfache Multiplikation vorhandener Technik für 6 Milliarden Menschen. Unsere heutigen Autos und unsere heutigen Kraftwerke, soweit sie nicht Wasserkraft und Windenergie nutzen, betrachte ich als Auslaufmodelle, die schnellstmöglich ins Museum gehören. Das sind allesamt Ressourcen-Vernichtungsmaschinen, die mit 2/3 der zugeführten Energie die Umwelt belasten.
Ich meinte damit auch nicht, :dass wir unseren :Lebensstandard behalten und :alle anderen ihren. Sondern :ich meinte es eher
so, dass wohl auch wir :zurücksteckeh müssen, und :dafür ANDERE wachsen.
Zurückstecken würde ich den fälligen Prozeß nicht nennen. Wenn man z. B. hinterfragt, ob wir wirklich alljährlich ein Millionenheer an Urlaubern mit Fliegern an dominikanische und spanische Strände schaffen müssen, aber andererseits angeblich weder Geld noch Zeit für Fortbildung vorhanden ist, so hat das aus meiner Sicht wenig mit Zurückstecken und mehr mit Wertigkeiten zu tun. Ich halte es auch für kein Zurückstecken, wenn in einem Einfamilienhaus keine 5000 l Heizöl verbrannt werden und statt dessen zeitgemäße Haustechnik zum Einsatz kommt und der Verbrauch auf einen kleinen Bruchteil fällt. Es ist zwar bei uns kein beliebtes Thema, aber trotzdem frage ich, ob es wirklich Zurückstecken bedeutet, wenn in der Großstadt nicht mehr jeder mit 1.000 kg Stahl auf Rädern unterwegs ist. Oder müssen wir wirklich zurückstecken, wenn 100 g Pralinen nicht mit ebensoviel Papier und Kunststoff für den Müll verpackt sind oder man den Geruchsverschluß des Waschbeckens abschraubt und reinigt, statt löffelweise Chemikalien hinein zu kippen. Wir leisten uns viel Zeug, daß außer Ressourcenvernichtung nichts bringt, schon gar keinen Gewinn an Lebensqualität. Wir leisten uns den Luxus, junge Menschen ohne oder nur mit Schmalspurausbildung in eine Arbeitslosenkarriere zu entlassen. Das kostet neben einem frustrierten Menschen und brach liegenden Fähigkeiten pro Nase und Monat ca. 1.000 €, die der Fiskus gar nicht hat und deshalb Kredit in Anspruch nimmt und Zinsen zahlt. Wir leisten uns eine der niedrigsten Selbständigenquoten in ganz Europa und nennen diese Art mangelnder Eigenständigkeit sozial.
Gruß
Wolfgang