Hi @ All,
was im Endergebnis gleich aussehen mag oder gar gleich ist, mag durch unterschiedliche Wege zustande gekommen sein. Ich konnte manchen Argumenten hier von Jake Blues, Flaschenpost, Coco und auch Pomeranze abgewinnen.
Ob nun es einem Mann gleich ist wie es seiner Partnerin geht, ob starke Frauen Trost sich zwar wünschen doch gar nicht annehmen können, diesen gar unbewußt ablehnen, ob Frauen Trost einfordern und ihren Partnern Vorwürfe dabei machen, weshalb die dann auch keine Lust haben zu trösten… es gibt sicherlich viele Gründe, weshalb man(n) nicht wie von frau gewünscht tröstet.
Für mich klingt bei diesem Thema (allgemein und nicht nur auf die Frage hier bezogen) immer wieder an, dass jemanden zu trösten mit Entscheidungen für ihn zu treffen als eins gesehen wird. Und wenn es auch mögliche Verbindungen hier geben kann, z.B. wenn ein Mensch gerade nicht eigenständig fähig ist, an seiner für sich unbefriedigenden, unglücklichen Situation etwas zu ändern (Hilfe zur Selbsthilfe), so ist der Trost doch eine vollkommen eigenständige unabhängige Sache. Siehe folgendes Beispiel:
„Beispiel 2: Frau liegt krank im Bett. Mann geht davon aus, dass sie selbst für sich sorgt (Medikamente, ev. Arzt anrufen) und „lässt sie einfach liegen“.“
Das Beispiel scheint ein Klassiker zu sein. Weshalb können viele Männer aus ihrer Sicht hier nicht tröstend helfen?
Männer die ihre PartnerInnen nicht wie gewünscht zu trösten vermögen, können sie Kinder trösten? Falls ja, wieso ist es ihnen hier möglich und bei PartnerInnen nicht? Falls nein, wieso ist es ihnen auch hier nicht möglich?
Wenn ein Kind nachts Angst vor Monstern unterm Bett hat oder sich beim Laufen ein Knie aufschlägt, so bekommt es doch auch ein Trost(pflaster) von manchen Vätern… Ein Vater mag helfen dem Kind zu zeigen, dass keine Monster unterm Bett hausen, sprich er kann lösungsorientiert in Aktion treten und ein „Macher sein“.
Wenn ein Kind hinfällt und das aufgeschürfte Knie schmerzt, kann ein Mann / Vater an dem Schmerz als solchen zwar nichts ändern.
Dennoch, die meisten Menschen dürften es selbst schon erlebt haben, dass körperliche wie psychische Schmerzen sich durch liebevolle Zuwendung schneller auflösen. Durch Trösten werden Glückshormone wie Endorphine in unserem körpereigenen Drogenlabor ausgeschüttet, die Schmerzgefühle lindern bzw. schneller abklingen lassen helfen. Trösten ist biologisch / medizinisch erklärbar und auch sinnvoll.
Es gibt Zeiten und Situationen in denen man nicht sofort (äußerlich deutlich erkennbare) Ergebnisse und Erfolge messen kann. Und mir scheint, viele Männer, vor allem die sich gerne als Retter und Macher verstehen, haben damit ein Problem. Manchmal braucht man Zeit um sich zu regenerieren, um sich neu zu orientieren…
Nur weil äußerlich (Zeit X) keine Änderungen sichtbar sind, heißt das nicht zwingend, dass sich tatsächlich auch nichts im Inneren eines Menschen verändert. Und „Machertypen“, Männer die gerne in Handlung gehen, können möglicherweise es nur schwer ertragen, wenn Resultate nicht so schnell wie gewünscht und auch nicht in gewünschter Weise nachweislich erkennbar werden. (Mann ist nicht omnipotent und kann Kranheit nicht wegmachen; und ob Frau nun getröstet wird oder nicht, die Krankheit geht eh vorbei. Also, was soll die Trösterei).
Mir scheint, Männer sind von diesen sichtbaren Ergebnissen und Erfolgen sehr viel mehr abhängig bzw. orientieren sich sehr viel mehr daran denn Frauen es tun. Und besonders Männer die weniger Zugang zu (ihren eigenen) Gefühlen haben bzw. generell gefühlsärmer sind, tun sich auch schwerer zu trösten.
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ ist eine Möglichkeit. Doch im Beispiel vom Coco lässt sich ihr Partner im Krankheitsfall sehr wohl trösten, indes sie in selbiger Situation leer ausgeht.
Ob sie nun unfähig ist sich Trost schenken zu lassen, ob er Angst hat sie saugte ihn aus, wenn er mal mit trösten anfängt… Wäre interessant zu erfahren, worin er selbst den Unterschied sieht, dass es für ihn okay und scheinbar wohltuend ist, getröstet zu werden, doch dass er selben Trost nicht schenken kann oder will?
Wenn nun eine Frau einen z.B. grippalen Infekt hat, um bei dem Klassiker zu bleiben, so kann ein Mann an dem Infekt selbst nichts ändern. Er ist in gewisser Weise „ohnmächtig“. Mag sein, dass er aus dieser Hilflosigkeit heraus nichts machen zu können, und zwar in dem Sinne nichts machen zu können, wie er möglicherweise meint machen zu sollen oder zu müssen, den Infekt herunterspielt bishin ihn so gut wie möglich zu ignorieren.
Dabei bestünde die tatkräftige Handlung hier eben nicht in der Unmöglichkeit eine Krankheit „als Macher“ just im Augenblick zu heilen, sondern dem Partner / der Partnerin durch liebevolle Zuwendung, Zeit, MitGEFÜHL und Trost spenden zu helfen, dass dieser seine Glückshormone ausschütten kann und somit die - wenn auch ohnehin vorübergehende - Krankheit nicht als so schlimm und schwer empfunden wird.
Sicherlich gilt es stets zu hinterfragen, will jemand nur rumjammern und gar nichts an seiner Situation ändern oder will der Mensch nur im Moment im Rahmen einer beispielsweise Regenerationsphase und Neuorientierungsphase „jammern“ bzw. lassen es äußere Umstände gerade nicht zu, so zu handeln wie man es gewohnt ist bzw. wie man es gerne möchte. Doch bei Situationen mit temporärem psychischem oder / und physischem Schmerz hilft einfach Trost bei im Grunde gesunden Menschen diesen schneller heilen und vergessen zu lassen. Sich tröstend einem Menschen zuwenden ist ein Ausdruck von Liebe.
Ciao,
Romana