ot
Hi,
Dafür, daß der halbe Beitrag von mir zu hoch für Dich war,
soll ich trotzdem noch antworten?
Ja, warum nicht; der/die MOD wirds schon löschen …
Menschenrechte sind nichts weiter als Produkte
einer gewissen Geisteshaltung.
Aus einer bestimmten Sicht vollkommen richtig
Sogar noch besser: Aus *jeder* Sicht vollkommen richtig.
Falsch: bestimmte erkenntnistheoretische Positionen versuchen auch heute noch, die Menschenrechte von einer vermeintlichen vor-kulturellen Basis herzuleiten, so dass sie aus deren Perspektive sicher mehr sind als „nichts weiter als Produkte einer gewissen Geisteshaltung“.
Das teile ich selbst nicht, dennoch ist es zur Kenntnis zu nehmen.
aber weder neu, noch „distanziert“, noch sonstwas.
Soso. Um es nochmals zu sagen: Dieser Satz war als Antwort
darauf gedacht, daß nicht verstanden wurde, daß Menschenrechte
ein philosophisches Konstrukt sind. Und zwar nichts anderes,
als ein philosophisches Konstrukt.
Menschenrechte sind in keinster Weise „nichts anderes als ein philosophisches Konstrukt“.
Störend dabei ist jedoch der fehlerhafte Blick auf die
menschliche Existenz. Der Mensch und die Handlungen eines
Menschen sind untrennbar miteinander verknüpft.
Aha
So wie die
Menschenrechte jedoch gerne interpretiert werden, oder wie
hier eine breite Übereinstimmung im Brett anklang, wird der
Mensch von seinen Taten losgelöst.
Ja!
Ein Humanist, ein Demokrat und ein Idealist kann hier nur
tränenüberströmt den Kopf schütteln.
Schön, dass wenigstens Du fröhlich bleiben kannst!
auch das ist gründsätzlich vollkommen richtig, dass heute kein
„autonomes Individuum“ mehr irgendwelche Gesetze erlassen
könnte; damit verschwindet aber nicht die persönliche
Verantwortlichkeit aus der Welt …
Das ist doch aber reine emotionale Interpretation.
achso
Streng
logisch vollstreckt der Henker nur ein Urteil
achso
Ich muß zugeben: Ich könnte mir absolut nicht vorstellen, ein
Todesurteil auszuführen; doch ich kann sehr wohl logisch
einsehen, daß ich zu einer gesunden Verarbeitung einer solchen
Handlung fähig wäre.
schön; ich vielleicht auch.
Welche vermeintlich quälende, persönliche Verantwortung hätte
denn, wenn ich bspw. einem mehrfachen Kindermörder die Spritze
an den Arm setzen würde?
Das musst Du doch wissen; vielleicht ja auch keine, aber das ist mir auch schnurzpieps, denn ich behauptete das ja nicht.
Das ist das alte Problem mit dem Mann, der sich von der Brücke
stürzen will: Stünde ich dort oben neben ihm, und er würde
herumbrüllen „Ich werde springen, ich werde springen, …
blablabla“ - dann hätte ich kein Problem damit zu sagen
„Spring doch.“. Wenn er dann wirklich springt - welche
Verantwortung hätte ich? Keine.
Echt? Hast Du denn nicht „Spring doch“ gesagt?
Aber das ist ein ganz anderes Thema …
Der Mann hat sich selbst so entschieden. Er hat den Weg
gewählt, dort runterzufallen - aus welchen persönlichen
Gründen auch immer.
Stimmt, so kann mans auch sehen.
Aber das ist ein ganz anderes Thema …
Noch besser: Die Ursache für die ganze Situation wäre der
Umstand, daß der Mann überhaupt erst auf die Brücke gegangen
ist.
Kein Selbstmordversuch, keine weiteren Verwicklungen. Mit
seinem Sprung, mit dieser Entscheidung eine Handlung mit all
ihren Konsequenzen zu vollziehen, habe ich nichts zu tun.
Noch besser.
Aber das ist ein ganz anderes Thema …
Menschen sind an ihre Handlungen gebunden - wenn man das nicht
verdrängt, ergibt sich kein moralischer Widerspruch. Denn -
man mordet nicht, man handelt in gesellschaftlichem Interesse.
Achso; und wer bestimmt das gesellschaftliche Interesse?
Axo, ja, stimmt, die Gesellschaft …
Und wenn die einen sagen, dass die Todesstrafe nicht nie nicht in gesellschaftlichem Interesse sein kann …
Gehören die dann dennoch zur Gesellschaft?
Es ist schon Kreuz mit solchen Begriffen wie Gesellschaft, gell?
Man stellt ein unantastbares Rechts- und Prinzipiengefüge
wieder her.
intangibile!
Gemeinwohl vor Individualwohl.
Was auch immer diese Sentenz in diesem Kontext zu suchen hat
Das steht wohl außer Frage.
Darum habe ich erst gar nicht danach gefragt.
Dieses Prinzip charakterisiert
eines der logischen Puzzleteile für eine gerechtfertigte
Todesstrafe.
Axo
Oder geht etwa nicht mehr alle Macht vom Volke aus?
oder diese Sentenz …
Sollte auch klar sein.
Axo
Wenn in einem
demokratisch-rechtsstaatlichen System ein Todesurteil gefällt
wird, hat hier das Volk Kraft seiner Macht so entschieden.
Wenn ich aber dagegen war, gehöre ich dann auch noch zum Volk?
Soll die
Gesellschaft zusehen, wie Taten begangen werden, die außerhalb
ihrer Regeln liegen?
hat irgendjemand in diesem Thread den Anlass zu dieser Frage
geliefert?
Natürlich
hoppala
- weil hier an allen möglichen Stellen so getan
wird, als ob die Gemeinschaft nicht über den Tod fehlbarer
Individuen urteilen und richten dürfte.
Und das heißt, dass „die Gesellschaft zusieht, wie Taten begangen werden, die außerhalb ihrer Regeln liegen?“
Na, Prost Mahlzeit!
Beantwortet man diesen
Sachverhalt mit ‚nein‘, baut sich aber erst ein richtiges
Problem auf.
wie konnte ich nur …
Man hörte aus einigen Ecken, Leute würden lieber sterben, als
für immer hinter Gittern zu landen. Da habe ich schmunzeln
müssen.
ich sagte ja oben schon: Schön, dass wenigstens Du fröhlich bleiben kannst!
Leute, die so etwas sagen, wöllte ich erst einmal in einer
solchen Situation ERLEBEN.
Kommt es hart auf hart, sieht es mit solchen
Lippenbekenntnissen nämlich schon ganz anders aus. Da ist man
dann überrascht, wie stark der Wille zur Selbsterhaltung
werden kann.
Stimmt, drum werden auch die Gürtel im Knast abgenommen, damit sich nicht der Wille zur Selbsterhaltung dran aufhängt …
Zweitens kann man eine solche Einstellung als geistig verarmt
einstufen - selbst wenn man eingesperrt ist, so überwindet der
menschliche Geist jedwede Barriere.
achso, oho, oweih!
Der Thread geht darum, wie (nicht ob!) ein Staat auf
die Verletzung seiner Regeln reagieren soll.
Genau genommen geht es eher darum, wie eine GESELLSCHAFT auf
die Verletzung ihrer ELEMENTARSTEN, unerläßlichen Regeln
reagieren soll.
abgesehen davon, dass mir Dein Gesellschafts-Begriff nicht recht taugt (ist aber bei mir berufsbedingt!), ist das vielleicht korrekt.
Der Staat ist ja nur ein Konstrukt, was auf der Macht des
Volkes fußt.
ist das Volk kein Konstrukt? Das wäre mir neu.
Wenn jemand einem
anderen dessen Menschenrechte vernichtet, ihm das Leben nimmt,
ist es eine ernsthafte Frage, ob Gefängnisstrafen eine
Reaktion sind.
Das erzähl ich Mike da unten auch schon die ganze Zeit!
Oder ob sie nicht vielmehr Hilflosigkeit
ausdrücken, für die eigenen Ideale auch alles Notwendige zu
tun.
Na gut, das nun nicht gerade …
Und es geht darum, ob die Regeln, deren Geltung der Staat für
alle festgesetzt, nicht auch von ihm selbst einzuhalten sind
Auch hier gefällt mir dieser obrigkeitsartige Ton nicht.
Wenn,
dann hat die Gesellschaft durch den Staat für sich selbst
solche Regeln festgelegt. Und die Regel lautet ja nicht
religiös-verblendet „Du sollst nicht töten.“ - sondern das
Prinzip lautet eigentlich (oder sollte lauten): „Die eigene
Freiheit endet an der Freiheit des anderen.“
Das Prinzip gefällt mir! (wie geht der Anti-Ironie-Smiley?)
Eine Handlung,
die jemandem seiner Menschenrechte beraubt, führt zum
Verwirken der eigenen Menschenrechte, weil gegen das
unantastbare Ordnungsprinzip menschlichen Zusammenlebens
verstoßen wurde.
Und das ist dann nicht mehr „religiös-verblendet“?
Hmm, das unantastbare Tötungsverbot war noch „religiös-verblendet“, das unantastbare Ordnungsprinzip nun nicht mehr …
Gott ist tot.
… oder diese Sentenz.
Sollte doch auch klar werden.
Ich kann nur gegen eine von
Menschen herbeigeführte Todesstrafe sein, wenn ich ein höheres
Prinzip - eine weitere Instanz - eine allmächtige Instanz -
zugrundelege.
kann ich denn nicht einfach als normal-mächtiger Mensch gegen die Entscheidungen und Haltungen anderer Menschen sein?
Ich dachte bisher immer, das ginge.
Doch aus der langen Dunkelheit des religiös verirrten
Mittelalters sind wir längst heraus und die menschliche
Gesellschaft ist die höchste Instanz.
Kein Fegefeuer, kein
jüngster Tag. Eine Gemeinschaft von Menschen setzt sich ihre
eigenen Grenzen.
Ein versöhnliches Abschlusswort für uns Nicht-Gläubige (Hola, schon wieder keine Ironie).
And the sky is the limit.
And above us only sky.
Ich mochte John Lennon schon immer am liebsten von allen Beatles.
Meine Abschlussdiagnose für Dich:
Überdosis Nietzsche-ohne-Vorkenntnisse
Ich hätte nie geglaubt, das mit 30 schon zu sagen, aber:
Du bist noch jung, und Deine Anlagen sind nicht schlecht für die Theoretisiererei, das wird schon noch!
(und das sage ich ganz ohne Unterton mit viel Altersweisheit!; in 5 Jahren wirst Du mir Recht geben)
Gute Nacht
Franz