Unterschied zwischen Religion und Aberglaube

Hi Peter.

Hier wird mit einem Gegensatz „Religion vs Aberglaube“ gearbeitet, aber für mein Gefühl müsste es doch „Glaube vs. Aberglaube“ sein.

Du sagst ja selbst, dass der Unterschied zwischen beidem nur
eine Frage der Perspektive ist. Das liegt auf der Ebene der
Subjektität. Objektiv geht es aber darum, was den Aberglauben
von den Religionen (hier mal in den korrekten Plural gesetzt)
unterscheidet. Das ist zugleich die Frage, ob die Religionen
etwas ANDERES sind als Aberglaube.

Da spielt ja die Begriffsverwirrung wieder rein. Die Frage,
die Du eigentlich stellst ist doch, ob die Glaubensbasis einer
jeden Religion per se Aberglaube ist. Du setzt Religion mit
Glaube gleich, aber das ist in meinen Augen eine unzulässige
Vereinfachung. Wir haben es mit zwei Dingen zu tun.
Beispiel:
Die Kreuzzüge waren sicher eine Sache der Religion. Aber waren
sie auch eine Sache des Glaubens? Hier wird es schwierig, weil
viele der Gründe im damaligen gesellschaftlichen Kontext zu
suchen sind, der ja nicht ausschließlich von Religion oder gar
Glaube gepräft war. Da gab es das Raubritterproblem, die
politischen Ziele des Papstes (und natürlich der weltlichen
Herrscher), da gab es wirtschaftliche Gründe, da gab es einen
sich aufbaueendern Erbdruck durch das Feudalsystem. Das hatte
alles irgendwie mit Religion, aber sehr wenig mit Glaube zu
tun.
Vereinfacht:

Glaube ist z.B. der Glaube an einen Gott.
Relifion ist, was das Bodenpersonal daraus macht.

und um den Atheisten auch mal was zu Denken zu geben.

Glaube ist, zu glauben, es gibt keinen Gott
Religion ist, das mit theologischem Unterbau belegen zu
wollen.

Etymologisch soll sich „Glaube“ von Gelöbnis herleiten bzw.
beides hatte die gleiche Wurzel.

… So ähnlich kommt mir Deine Etymologie jetzt auch vor. Ich kann da
jetzt nicht einmal die gleiche Wurzel sehen. Geloben, loben,
ausloben kommt alles vom mittelhochdeutschen lobet. Während
glauben bereits seit dem mittelhochdeutschen eine eigene
Wurzel ist.

Glauben und Geloben sind laut ethymologischem Lexikon beides Präfixbildungen vom gemeingermanischen Adjektiv für lieb.
Das gibt so oder so nicht viel her. Im Grunde sagen beide mit jeweils anderem kontextuellen Bezug aus, dass etwas für lieb/gut/richtig befunden wird und man sich darum daran halten will.
Von daher ist der Zusammenhang schon da, nur führt das kaum zu der Interpretation eines inhärenten Zwanges.

Gruß
Werner

Glauben und Geloben sind laut ethymologischem Lexikon beides
Präfixbildungen vom gemeingermanischen Adjektiv für lieb.
Das gibt so oder so nicht viel her. Im Grunde sagen beide mit
jeweils anderem kontextuellen Bezug aus, dass etwas für
lieb/gut/richtig befunden wird und man sich darum daran halten
will.
Von daher ist der Zusammenhang schon da, nur führt das kaum zu
der Interpretation eines inhärenten Zwanges.

Gruß
Werner

Danke für die etymologische Klärung. Soweit die Welt da für mich zurückreicht, waren die schon getrennt. Und wichtig ist natürlich, auch klarzustellen, dass das kaum den inhärenten Zwang als zwingende Interpretation fordert, wie bei Horst so verwendet.

Heißen Dank
Peter B.

Atheisten und religöser Glaube
Hallo,

(mit marxistischer atheistischer Erziehung ?)

ist jetzt meine Erziehung irgendwie Thema hier?

Nicht das Thema aber wenn eine Prägung in dieser Richtung besteht
ist manche Argumentation verständlicher - ich kenne mich aus.

Eine kurze Stellungnahme dazu:

  1. Atheistisch stimmt sicher 100%-ig und materialistisch (im phil. Sinne).
    Ich hatte schon im Grundschulalter die Einsicht, daß Gott für mich keine
    Bedeutung haben kann. Die Geschichten, die uns im Religionsunterricht vom
    Pastor erzählt wurden, hielt ich für nette Märchen, nicht mehr.
  2. Marxistische Erziehung ?
    Meine Eltern und Großeltern hatten mit Marxismus sicher gar nix am Hut.
    Man hat sich arrangiert, soweit es nötig war um normal leben zu können.
  3. Marxismus in der Schule?
    Formal ja, aber eigentlich war es kein Marxismus, der da propagiert
    wurde, sondern nur die ausgewaschenen und ausgebleichten Extrakte, welche
    die Genossen der Parteiführung für’s Volk geeignet hielten.
    Das würde ich heute also nicht mehr als Marxismus bezeichnen.
    Abgesehen davon fand ich den Inhalt dieser Lehre stink langweilig und je
    länger die DDR existierte, desto stupider wurde das Ganze.
    Ich denke, vor meiner Zeit, bis in den 60-iger Jahren gab es da noch
    Visionen, aber das wurde später immer weniger.

Bist du der Meinung, man könne mit religös Gläubigen rational über
Gott diskutieren? Falls ja, wie sollte das praktisch passieren?

Wie gefällt Dir das:
Bist Du der Meinung man könnte mit marxistisch atheistisch
geprägten Gläubigen sinnvoll über Gott sprechen ? Falls ja,
wie sollte das gehen?

Du unterstellt, daß Atheisten auch einen religösen Glauben hätten?
Das wäre natürlich Nonsens.
Da für Atheisten Gott keine Bedeutung hat, haben sie auch keine Not
über Gott zu diskutieren, wie es für Gläubige ja zwingend notwendig ist
um ihrer Glauben zu begründen.

Hast Du jetzt verstanden, oder ?

Nein, man kann in dieser Weise religös Glaubige nicht mit Leuten
über einen Kamm scheren, die überhaupt nix mit Gott am Hut haben.

Kläre erst einmal was Du unter „rationaler Diskussion über Gott“
verstehst ? Vielleicht lösen sich dann Irritationen auf.

Ja ok, die Formulierung an sich ist ungenau.

Aber sich rationale Gedanken über Gott zu machen ist doch spätestens seit
Hegel keine Unmöglichkeit mehr. Rational - im Sinne von Vernunft gesteuert.
In der Philosophie ist dies doch auch schon immer ein Thema.

Mir geht es doch nicht darum zu ergründen oder zu beweisen ob es Gott gibt
oder nicht. Das interessiert zwar die Menschheit, aber ich akzeptiere,
daß diese Fragen nicht beantwortet werden können.

Mir geht es nur um die Problematik eines riesigen Lehrgebäudes, das auf
höchst unrationellen und unwahrscheinlichen Annahmen und Doktrien aufbaut
und damit das Leben der Gläubigen in umfangreichem Maße steuert.
Warum also sollte man diese Fragen nicht rational diskutieren können?
Gruß Uwi

Hallo Uwi

Bist du der Meinung, man könne mit religös Gläubigen rational über
Gott diskutieren? Falls ja, wie sollte das praktisch passieren?

Du meinst das geht nicht !!

Du unterstellt, daß Atheisten auch einen religösen Glauben
hätten?

Nicht so, aber oft eine fanatische (ideologische) Prägung welche mit
„Glauben“ vergleichbar ist

Das wäre natürlich Nonsens.

Ja, ich habe aber den „Glauben“ von Atheisten nicht als religiös
bezeichnet.

Da für Atheisten Gott keine Bedeutung hat, haben sie auch
keine Not
über Gott zu diskutieren

Warum machst Du es ?

wie es für Gläubige ja zwingend
notwendig ist

Is nicht.

um ihrer Glauben zu begründen.

müssen sie so nicht.

Nein, man kann in dieser Weise religös Glaubige nicht mit
Leuten
über einen Kamm scheren, die überhaupt nix mit Gott am Hut
haben.

Kläre erst einmal was Du unter „rationaler Diskussion über Gott“
verstehst ?

Aber sich rationale Gedanken über Gott zu machen ist doch
spätestens seit
Hegel keine Unmöglichkeit mehr.

Hegel ? Also doch marx.Prägung ?

Rational - im Sinne von
Vernunft gesteuert.

Da haben wir es doch.
Diese Vernunft spricht Du rel.Gläubigen eben(s.Deine vorigen Beiträge)
von vorherein ab weil sie Deiner atheistischen Argumentation nicht
folgen wollen.(die ja „a priori“ vernünftig ist !!!)

Mir geht es doch nicht darum zu ergründen oder zu beweisen ob
es Gott gibt
oder nicht. Das interessiert zwar die Menschheit, aber ich
akzeptiere,
daß diese Fragen nicht beantwortet werden können.

Na also.

Mir geht es nur um die Problematik eines riesigen
Lehrgebäudes, das auf
höchst unrationellen und unwahrscheinlichen Annahmen und
Doktrien aufbaut
und damit das Leben der Gläubigen in umfangreichem Maße
steuert.

Das hört sich eben nach ideologischer Indoktrination von Dir an.
Bei solchen Vorgaben kann man mit Dir auch nicht vernünftig
über Gott sprechen.

Warum also sollte man diese Fragen nicht rational diskutieren
können?

Das liegt an Dir.
Die meisten berühmten Wissenschaftler, vor allem Naturwissenschaftler,
waren religiös und hielten dafür daß Gott „IST“ oder zumindest
wahrscheinlich ist.
Das soll nichts beweisen, sondern nur Deine unmögliche Verbindung
von rel.Gläubigkeit und Dummheit darlegen.
Gott kann nicht bewiesen werden. Du kannst nicht beweisen daß es
unvernünftig ist anzunehmen das Gott „IST“.
Darum ging es in unserem Disput und von meiner Seite insbesondere
darum, daß es inakzeptabel ist Menschen mit verschiedenen Standpunkten
dazu, welche für sich eine Entscheidung so oder so getroffen haben,
als dumm zu bezeichnen.

Gruß VIKTOR

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Varianten des Atheismus

(Der ganze Thread lässt sich als religionsphilosophisch einordnen – scheint mir insofern also in dieses Brett zu passen)

Hi Peter.

Objektiv geht es aber darum, was den Aberglauben von den Religionen (hier mal in den korrekten Plural gesetzt) unterscheidet. Das ist zugleich die Frage, ob die Religionen etwas ANDERES sind als Aberglaube.

Da spielt ja die Begriffsverwirrung wieder rein. Die Frage, die Du eigentlich stellst ist doch, ob die Glaubensbasis einer jeden Religion per se Aberglaube ist. Du setzt Religion mit Glaube gleich, aber das ist in meinen Augen eine unzulässige Vereinfachung.

Nein, ich setze eher – sorry, aber es geht nur um die Begriffe – Glauben mit Aberglauben gleich. Religion hat eine Dimension, die über den Horizont dieser Begriffe hinausreicht bzw. hinausreichen sollte). Faktisch basieren religiöse Überzeugungen bei einigen Großreligionen zwar durchaus auf Glaubensakten, die Frage ist nur, was diese Akte von Akten des Aberglaubens unterscheidet.

Ich gebe darauf mal folgende provisorische Antwort: nichts, außer dem Umstand, dass Glaube in organisierten Großreligionen stattfindet, während Aberglaube entweder ein individuelles Phänomen ist oder, als kollektives Phänomen, den Sekten zugerechnet wird, die gesellschaftlich, verglichen mit den etablierten Großreligionen, im Abseits stehen. Also rechter Glaube vs. Irrglaube. Hier sind wir dann in der Tat bei deinen bunten Männchen gelandet…

Metatheoretisch aber ist dieser Unterschied belanglos: offen bleibt immer noch die Frage, ob und inwiefern sich Glaube von seinen Inhalten her von Aberglaube unterscheidet.

Glaube wird durch Autoritäten erzeugt. Man nennt diese Autoritäten auch „Priesterschaft“. Sie hat – aus ihrer eigenen Sicht – die Funktion, die (behaupteten) transzendenten Wahrheiten an das unwissende Volk zu vermitteln. Das ist einfach eine Tatsache. Niemand findet aus dem Nichts heraus zu Inhalten einer Religion – vorgängig ist immer schon eine vermittelnde Priesterschaft am Werke, die Sorge trägt, dass jeder Mensch in ihrem Einflussbereich motiviert wird, die Inhalte des jeweiligen Glaubens zu verinnerlichen.

Zwischen den Religionen muss allerdings sehr stark differenziert werden. Im Buddhismus z.B. geht es nicht um Glaubensakte, sondern um den Versuch, Wissen zu erwerben:

http://medimihi.de/thai/wat/Fragen.htm

„Man muss es selber finden. Der Vorrang liegt im Buddhismus die Suche nach der Wahrheit (der Leiden), sie zu erkennen und dann zu verstehen. Glaube wäre nicht angebracht … Der Buddhismus erlaubt es jedem, die Lehre zu erkennen und wahrzunehmen und verlangt weder blinden Glauben, blinder Eifer, noch blinde Hingabe. Buddhismus befürwortet weder Dogmen, noch Glaubensbekenntnisse, weder Riten oder Zeremonien, Opfer oder Buße. Das befürwortet ein System, das den blinden Glauben dient, oft als eine Voraussetzung.“

Das heißt nicht, dass nicht auch im Buddhismus volksnahe mythologische Vorstellungen eine Rolle spielten. Nur eben nicht die wesentliche. Wesentlich ist die Ebene oberhalb der mythologischen – und hier gilt Wissen als Ideal, nicht Glaube.

Wir haben es mit zwei Dingen zu tun. Beispiel: Die Kreuzzüge waren sicher eine Sache der Religion. Aber waren sie auch eine Sache des Glaubens?

Zum Teil sicher. Jerusalem sollte aus der Hand der Muslime, der „Falschgläubigen“, befreit werden. Zusätzlich gab es natürlich auch weltliche Gründe (Geld und Macht).

Glaube ist z.B. der Glaube an einen Gott. Religion ist, was das Bodenpersonal daraus macht.

Siehe oben: Glaube wird durch das Bodenpersonal erst erzeugt. Kein Wilder läuft den Missionaren aus dem Urwald entgegen und ruft: „Endlich! Bitte redet mir von Jesus, dem Herrn und Licht meiner Seele!“ Er muss von dieser Figur erst einmal erfahren. Nicht anders geht es Kindern, die zu Christen erzogen werden. Die kommen auch nicht glaubend auf die Welt.

und um den Atheisten auch mal was zu Denken zu geben: Glaube ist, zu glauben, es gibt keinen Gott.

Atheismus ist kein einheitliches Phänomen. Es gibt einerseits Materialisten, andererseits Spirituelle (die keinen Gott anerkennen). Da sollte man differenzieren und nicht übersehen, dass es drei statt zwei Optionen gibt:

  1. theistisch, 2) materialistisch-atheistisch, 3) spirituell-atheistisch.

Eine vierte Variante wäre Polytheistisch, aber das ist weitgehend passé.

Religion ist, das mit theologischem Unterbau belegen zu wollen.

Sorry: Überbau. Marx-Engels nannten die Produktionsverhältnisse usw. Unterbau, den Staat und die „Ideologien“ aber Überbau.

So ähnlich kommt mir Deine Etymologie jetzt auch vor. Ich kann da jetzt nicht einmal die gleiche Wurzel sehen. Geloben, loben, ausloben kommt alles vom mittelhochdeutschen lobet.

Nun, die Etymologen rücken aber, laut meiner Fastfood-Quelle Wiki, Glauben gerne in Nachbarschaft zum Verpflichtenden. Zitat aus Wiki „Glauben“:

„Das Wort glauben kommt von gelouben, gilouben «für lieb halten», «gutheißen», verwandte Wörter sind „geloben“ oder auch „verloben“. In diesem Sinne … impliziert es die Verpflichtung, etwas für zu halten, das man nicht sieht.“

Im Artikel über „Glaube“ wiederum steht der Begriff in Nähe zum Gehorsam. Da die bei Wiki unterstrichenen Wörter bei Kopieren immer wieder verschwinden, zitiere ich das hier nicht.

Das ist aber auch nicht der Hauptpunkt der Debatte. Der besteht in der Frage, was Glaube von Aberglaube unterscheidet.

Der Punkt, ein Gelöbnis zu einer Religion abzulegen funktioniert ja auch ohne den etymologischen Hintergrund. Hier haben wir genau wieder den Unterschied zwischen Glaube und Religion. Du kannst kein Gelöbnis zu Gott ablegen. Nicht einmal, wenn der Text so formuliert ist.

Warum nicht (vorausgesetzt, man glaubt an ihn)? Hier ein alter Soldateneid von 1808:

http://www.friedenskooperative.de/ff/

„Ich N.N. schwöre zu Gott dem Allwissenden und Allmächtigen einen leiblichen Eid, dass S.M. dem Könige von Preußen Friedrich Wilhelm III., meinem allergnädigsten Landesherrn, ich in allen und jeden Vorfällen zu Lande und zu Wasser, zu Kriegs- und Friedenszeiten getreu und redlich zu dienen entschlossen bin… usw… So wahr mir Gott helfe.“

Du kannst lediglich gegenüber einer Organisation oder Gruppe etwas geloben.

Für Christen sind Gott und Jesus in Du-Form ansprechbar. Sie haben personale Präsenz (aus der Sicht des Betenden). Insofern sind sie durchaus Adressaten für Gelöbnisse.

Uhhhh, immer, wenn es psychologisch wird, spüre ich den Schmerz! Nein, mal ganz im Ernst. Wir bewegen uns hier auf einem Gebiet, auf dem man nichts messen kann und noch weniger wirklich beweisen kann. Das ist an sich nicht unbedingt ein KO-Kriterium, aber man sollte nicht vergessen, dass diese Dinge, auch die Schriften des Herrn Wilber, Ansichten sind.

Wilber bezieht hier auf die Lehren von Jean Piaget, dem wohl bedeutendsten Kinderpsychologen überhaupt. Man kann solche Theorien nicht pauschal verdammen, ohne darzulegen, welche Theorien angemessener wären. Die menschliche Psyche funktioniert bei allen Menschen nach gemeinsamen Prinzipien, sonst wäre Kommunikation und Zusammenleben unmöglich. Psychologie erforscht diese Prinzipien. Du kannst also nicht sagen, der Forschungsgegenstand als solcher wäre zu nebelös, um Erkenntnis überhaupt zu ermöglichen. Piagets Lehre kann bewiesen werden: alle Kinder auf der ganzen Erde entwickeln sich nach diesem Muster, das ist einfach empirisch belegbar.

Genauso wenig wie das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes bei mir verfängt, so verfängt die Technik, einfach einen Namen von jemand zu nennen, der ein Buch geschrieben hat, um diese Sache als „richtig“ zu definieren.

Ich nannte den Namen, um die obligatorische Quellenangabe zu präsentieren. Das war keine Heiligsprechung dieser Quelle.

… zweitens, da Du immer an der Wirkung (Religion) statt an der Ursache (Glauben) sägst, kommen wir hier so nicht weiter. Denn das, was frühkindlich eingeprägt wird (lassen wir offen in welchem Maße) sind Religionsvorstellungen, nicht notwendigerweise Glaubensvorstellungen.

Ich will ja gerade an die Ursache heran. Die hat nichts mit Inhalten zu tun, sondern mit geistig-seelischen Strukturen. Die jeweiligen Inhalte sind sekundär und können vielfältige Formen annehmen, die Religionsgeschichte ist ja voll davon. Bedingung für die Entstehung dieser Formen aber ist die Wirksamkeit des magisch-mythischen Denkens und Fühlens.

Ich säge also an der URSACHE, um die geht es mir ja. Sägte ich an sekundären Inhalten, wäre das eine Sache für Religionsbrett.

So kommt es zu den vielfältigen Symptomen des „Aberglaubens“.

Sachlich falsch. … Du versuchst hier durch die kalte Küche als Fakt hinzustellen, dass jede Form von Religion Aberglaube ist.

Nicht jede Form. Jedenfalls nicht in vollem Umfang. Ich will aber in der Tat (kalt oder heiß, gleichviel) darauf hinaus, dass Glaube und Aberglaube kaum voneinander zu trennen sind. Die Unterschiede liegen mehr in einer äußerlichen, sozialen Dimension. Das betonte ich schon eingangs.

Zunächst geht (Wilber) von einem vollständigen Bewußtsein aus. Beweislos und einfach als Axiom in den Raum gestellt. Dann geht er über zur Unterscheidung zwischen Körperteilen und Fremdobjekten. Das ist eine durchaus materielle Wahrnehmung. Der nachfolgende Sprung zu einer „magischen“ Beziehung ist also völlig zusammenhanglos wieder beweislos aber als Axiom in den Raum gestellt.“

Nun, ich hatte ein Zusammenfassung, die Wilber von Piaget machte, nochmals zusammengefasst. Sprünge sind da natürlich unvermeidlich. Es geht also um PIAGETS Lehre, und die hat er in vielen Büchern sehr detailliert ausgeführt.

http://arbeitsblaetter.stangl-taller

„Eine umfassende Theorie der Entwicklung des Denkens und der Intelligenz des Kindes wurde von Jean Piaget (1937) entworfen und später aufgrund zahlreicher Forschungen von ihm selber und seinen Mitarbeitern weiterentwickelt.
Grundbegriffe der Piagetschen Theorie
Piagets Stufen- oder Stadientheorie
Stufen im Überblick
Stufen der sensomotorischen Intelligenz
Unangemessene Generalisierungen im voroperatorischen Stadium
Der Egozentrismus des Kindes
Konkret-operatorisches Denken
Formal-operatorisches Stadium
Kritik an der Theorie der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget
Wollte man eine Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts schreiben, führte kein Weg an Jean Piaget vorbei: sowohl für die Entwicklungspsychologie als auch für die Pädagogik, aber auch für die Naturwissenschaften und nicht zuletzt die Sozialisationsforschung sind seine theoretischen Ansätze bis heute von herausragender Anregungskraft geblieben. Mit seinen über viele Jahrzehnte hinweg kontinuierlich fortgeführten empirischen Untersuchungen legte er die Basis für eine umfassende Theorie der geistigen und kognitiven Entwicklung des Menschen in der Kindheit und Jugend. Dabei interessierte ihn vor allem das Problem des Werdens der menschlichen Erkenntnistätigkeit - ein bis dahin der Sphäre der Philosophie zugeordneter Wissenschaftsbereich. Der in seiner Methode streng naturwissenschaftlich operierende Piaget kritisierte in den epistemologischen Arbeiten der Philosophen aber vor allem eines: Das Fehlen empirischer Beweise. Und eben hier, in dieser Grenzregion zwischen Philosophie und Biologie, hat Piaget seine Lebensaufgabe gefunden: in der empirischen Erforschung des Werdens der menschlichen Wahrnehmungs- und Erkenntnisvorgänge, die in Piagets genetischer Entwicklungstheorie seinen Niederschlag findet.“

Und schon spüre ich wieder diesen Schmerz, den Populärpsychologie immer wieder in mir auslöst. Nichts gegen Amateurpsychologie, es geht schließlich ohnehin um Sensibilitäten.

I beg you pardon, aber Piaget ist ein professioneller Klassiker. Und Wilbers Bücher sind an vielen Universitäten,nicht nur in den USA, Teil des Lehrplans.

Gruß

Horst

Piaget und moderne Asiatinnen
Hi Peter,

hier sind noch weitere Texte, die Piagets Begriff des magischen Denkens behandeln:

http://www.edit.uni-essen.de/lp/kognitiv/piaget.htm

Anthropomorphismus (oder die Tendenz zur Vermenschlichung)
Kinder im Kindergartenalter neigen zur Vermenschlichung von Gegenstنnden. Tut sich ein Kind beispielsweise an einem Tisch weh, so ist es der bِse Tisch, der absichtlich im Weg stand bzw. dem Kind absichtlich weh tun wollte.

Magisches Denken

Im Vorschulalter ist das kindliche Denken oft magisch: Gegebenheiten werden dem Wirken höِherer Mächte zugeschrieben. Entgegen naturwissenschaftlichen Erklärungen erachten die „magisch denkenden“ Kinder Phänomene als durch höِhere Kräfte gesteuert.

In der voroperationalen Phase wird oftmals ein Missverständnis „gelernt“, dem die Mengenlehre entgegentritt:
Man zeigt einem Kind Äpfel und zeigt nacheinander darauf: „eins“, „zwei“, „drei“. In der fehlerhaften Anpassung übernimmt das Kind den Namen „drei“ für den dritten Apfel. Auf die Bitte „Gib mir die drei!“, gibt das Kind den dritten Apfel - statt alle drei! In diesem Fall besitzt das Kind keinen Mengenbegriff und übertrنgt „drei“ als den Namen des dritten Apfels."

http://www.kindergarten-heute.de/beitraege/fachbeitr…

Die fehlende Trennung von äußerer Realität und innerer Vorstellungswelt kennzeichnet ebenfalls das kindliche Denken. Das Kind kann kraft seiner Wünsche oder Imaginationen seine Identität wechseln und sich im Spiel beispielsweise in einen Indianer oder einen Hund verwandeln. Ebenso natürlich erscheint es ihm, dass erwünschte oder gefürchtete Wesen auftauchen. Solche Ereignisse lösen kein Erstaunen in ihm aus.

Eine weitere Denkform des Kindes ist das magische Denken.

Wie der Analogieschluss dient das magische Denken als Methode, um unbekannte Zusammenhänge zu klären. Dabei werden Personen oder Dingen Fähigkeiten oder Kräfte zugeschrieben, die sich nicht objektiv nachweisen lassen, mit Hilfe derer sie aus Kindersicht aber das fragliche Ereignis bewirkt haben. Beispielsweise bestehen manche Kinder beim Spielen auf einen bestimmten Würfel oder eine bestimmte Farbe der Spielsteine, weil sie überzeugt sind, mit ihrer Hilfe zu gewinnen. Oder sie glauben fest daran, dass der bekannte Spruch: „Heile, heile Segen…“ ihre Wunden schnell heilen lässt."

Alleine schon die kategorische Behauptung, dass Kinder im Alter von fünf Jahren die Phase wechseln ist in Anbetracht der Entwicklungsunterschiede und der großen Unterschiede im äußeren Kontext etwas gewagt. Fragt sich doch, was ein Fünfjähriger in Afghanistan dazu meint. Oder in Indien, in Südafrika oder in Frankreich.

Ich spreche fast jeden Tag mit Afghaninnen, die ticken genauso wie wir. Und bin selbst mit einer attraktiven Vietnamesin verheiratet, die tickt ebenfalls nicht anders als ein Westler. Sie ist eine typische Mythologie-Buddhistin, verkehrt in einem buddhistischen Tempel und denkt sich Buddha als überhöhte Gestalt, zu der man beten kann. Ich habe auch fünfjährige Asiatinnen kennengelernt (in ihrem Bekanntenkreis, die ticken wie deutsche Fünfjährige). Den philosophisch-abstrakten Buddhismus kriegt meine Frau nur schwer auf die Reihe. Aberglaube ist eben universal. Die Entwicklung der kognitiven Strukturen ebenso.

Letzteres nur als empirisches Material zu einem theoretischen Thema.

Gruß

Horst

Hi Peter,

hier sind noch weitere Texte, die Piagets Begriff des
magischen Denkens behandeln:

http://www.edit.uni-essen.de/lp/kognitiv/piaget.htm

Anthropomorphismus (oder die Tendenz zur Vermenschlichung)
Kinder im Kindergartenalter neigen zur Vermenschlichung von
Gegenstنnden. Tut sich ein Kind beispielsweise an einem
Tisch weh, so ist es der bِse Tisch, der absichtlich im
Weg stand bzw. dem Kind absichtlich weh tun wollte.

Wunderhübsch, aber hier zeigt sich genau das Problem dieses Denkmodells. Erstens ist schwer zu beurteilen inwieweit die Behauptung „der Tisch hat mich gestoßen“ Schutzbehauptung ist, zweitens, selbst wenn nicht, würde ja die Behauptung nicht auf einem „magischen“ Verständnis eines Tisches beruhen sondern auf der Nicht-Kenntnis der Fähigkeiten des Tisches.

Magisches Denken

Im Vorschulalter ist das kindliche Denken oft magisch:
Gegebenheiten werden dem Wirken höِherer Mächte
zugeschrieben. Entgegen naturwissenschaftlichen Erklärungen
erachten die „magisch denkenden“ Kinder Phänomene als durch
höِhere Kräfte gesteuert.

Hier kommt das Ganze Spiel noch deutlicher zum Vorschein. Das Kind sieht, das Dinge passieren. Sie passieren alle Tage und das Kind hat keine Erklärung. Was wir hier sehen ist „Ursache-Wirkung“ in seiner Umkehrform. Es geschieht eine Wirkung, wo ist die Ursache? Natürlich sind die meisten Ursache, die das Kind findet und zum Teil erfindet „wissenschaftlich“ falsch. Nur wenige zweijahrige haben bereits Physik studiert und wissen deshalb warum Dinge nach unten fallen. Die Welt wird also nicht von „höheren“ sondern zunächst „unerklärlichen“ Dingen gesteuert und das Kind macht sich auf die Suche nach Erklärungen.
Daraus jetzt ein „magisches“ Denken ableiten zu wollen zeugt nun eher vom Wunsch des erwachsenen Esoterikers, seine Begriffswelt auf das Kind projezieren zu wollen, als vom Denken des Kindes.

In der voroperationalen Phase wird oftmals ein Missverständnis
„gelernt“, dem die Mengenlehre entgegentritt:
Man zeigt einem Kind Äpfel und zeigt nacheinander darauf:
„eins“, „zwei“, „drei“. In der fehlerhaften Anpassung
übernimmt das Kind den Namen „drei“ für den dritten Apfel. Auf
die Bitte „Gib mir die drei!“, gibt das Kind den dritten Apfel

  • statt alle drei! In diesem Fall besitzt das Kind keinen
    Mengenbegriff und übertrنgt „drei“ als den Namen des
    dritten Apfels."

Wenn jemand einem Kind erklärt, Äpfel seien blau, dann wird es für eine Zeit lang überzeugt sei, der Name für die Farbe von Äpfeln sei „blau“. Es wird nicht wirklich grün und blau verwechseln. Nur die Namen. Wenn also ein unfähiger Lehrer in der Pahse, in der das Kind immer noch Bezeichnungen für Objekte lernt (weil ja immer noch die Sprache aufgebaut wird) auf drei Äpfel zeigt und sagt „eins“, "zwei, „drei“ dann hat er aus der Sicht nichts weiter getan, als Äpfeln Namen zu geben. Der Zahlenbegriff ist überhaupt noch nicht erklärt. Das hat nichts mit „magischem“ Denken zu tun, auch wenn manche Lehrer einen bekanntlich das Wundern lehren können. Auch hier scheint der Versuch, „magisches“ Denken zu konstruieren ein nachträglicher Versuch erwachsener Esoteriker zu sein.

http://www.kindergarten-heute.de/beitraege/fachbeitr…

Die fehlende Trennung von äußerer Realität und innerer
Vorstellungswelt kennzeichnet ebenfalls das kindliche Denken.
Das Kind kann kraft seiner Wünsche oder Imaginationen seine
Identität wechseln und sich im Spiel beispielsweise in einen
Indianer oder einen Hund verwandeln. Ebenso natürlich
erscheint es ihm, dass erwünschte oder gefürchtete Wesen
auftauchen. Solche Ereignisse lösen kein Erstaunen in ihm aus.

Das Monster unter dem Bett - nur mal als Schlüsselwort. Das ist kein Erstaunen, dass es auslöst sondern Furcht. Fantasy ist ein Mittel, Erklärungsmöglichkeiten für die Welt zu finden. Aber gerade, wenn das Kind „Hund“ spielt, wird deutlich, dass es eine Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Welt für das Kind gibt. Es muß erst „hund“ spielen, oder, wie Du das der Nähe zur Magie wegen formulierst, in eine Hund „verwandeln“ um einen besseren Einblick in das Dasein des Hundes zu gewinnen. Genauso, wie Cowboy-und-Indianer-spielen auch nichts anderes als andere Rollen sind. Bei der Wahl der Rollen geht es aber in diesem Fall (denn die Abenteuerspiele sind in ihrer Struktur schon komplexer) nicht mehr nur um die Rolle sondern auch um die mit der Rolle verbundenen sozialen Belohnungen. Die Kinder spielen nämlich mit Vorliebe nicht „Indianer“ sondern „Häuptling“. Wir begegnen hier einem sehr abstrakten Ding der äußeren Welt, der „Führungsrolle“. Das ist nicht magisch, das ist so menschlich-logisch, wie es nur irgend geht.

Eine weitere Denkform des Kindes ist das magische Denken.

unbewiesene Behauptung

Wie der Analogieschluss dient das magische Denken als Methode,
um unbekannte Zusammenhänge zu klären. Dabei werden Personen
oder Dingen Fähigkeiten oder Kräfte zugeschrieben, die sich
nicht objektiv nachweisen lassen, mit Hilfe derer sie aus
Kindersicht aber das fragliche Ereignis bewirkt haben.
Beispielsweise bestehen manche Kinder beim Spielen auf einen
bestimmten Würfel oder eine bestimmte Farbe der Spielsteine,
weil sie überzeugt sind, mit ihrer Hilfe zu gewinnen. Oder sie
glauben fest daran, dass der bekannte Spruch: „Heile, heile
Segen…“ ihre Wunden schnell heilen lässt."

Etwa füfnzig Jahre lang glaubten Kernphysiker, dass es noch weitere Teilchen, als nur Elektronen, Protonen und Neutronen geben müsste. Sie konnten sie nur nicht beweisen. Trotzdem war das Denken eines Plank oder eines Einstein kaum ein magisches Denken sondern ein wissenschaftliches. Der Analogieschluß, ebenso wie der Umkerhschluß sind Mittel der Logik und haben nichts mit Magie oder magischem Denken zu tun. Dass nicht alles, was man im Rahmen einer Umkehrkette als mögliche Erklärung erhält richtig ist, sondern das es lediglich eine These darstellt, kann ein Kind aber nicht in Worte fassen. Nicht, wiel es magisch denkt sondern weil ihm die Worte fehlen.
Lass mich mal ganz ketzerisch vorgehen. Mein Bruder ist seit seiner Kindheit (und er ist jetzt auch schon vierzig) im Monopoly schlicht und ergreifend unschlagbar. Er hat einfach ein unglaubliches Glück mit den Würfeln und so weiter. Tatsächlich erinnere ich mich, er spielte immer mit schwarz (Hey, wir waren drei Brüder mit unseren Stammfarben, da wurden die Farben knapp). Kannst Du jetzt obejktiv beweisen, dass sein Glück nicht mit der Wahl seiner Figur zusammenhing?
Du kannst es nicht. Du nimmst nur an, dass es nicht so ist. Alles andere wäre ja Aberglaube, richtig? Du kannst genauso wenig wie das Kind einen Zusammenhang zwischen Farbe und Glück erklären oder widerlegen. Denkst Du jetzt „magisch“?

Alleine schon die kategorische Behauptung, dass Kinder im Alter von fünf Jahren die Phase wechseln ist in Anbetracht der Entwicklungsunterschiede und der großen Unterschiede im äußeren Kontext etwas gewagt. Fragt sich doch, was ein Fünfjähriger in Afghanistan dazu meint. Oder in Indien, in Südafrika oder in Frankreich.

Ich spreche fast jeden Tag mit Afghaninnen, die ticken genauso
wie wir. Und bin selbst mit einer attraktiven Vietnamesin
verheiratet, die tickt ebenfalls nicht anders als ein Westler.
Sie ist eine typische Mythologie-Buddhistin, verkehrt in einem
buddhistischen Tempel und denkt sich Buddha als überhöhte
Gestalt, zu der man beten kann. Ich habe auch fünfjährige
Asiatinnen kennengelernt (in ihrem Bekanntenkreis, die ticken
wie deutsche Fünfjährige). Den philosophisch-abstrakten
Buddhismus kriegt meine Frau nur schwer auf die Reihe.
Aberglaube ist eben universal. Die Entwicklung der kognitiven
Strukturen ebenso.

Letzteres nur als empirisches Material zu einem theoretischen
Thema.

Ja, die ticken genauso wie wir … vor allem, wenn sie leben wie wir. Die Fragestellung war nicht nach einem fünfjährigen Afghanen sondern nach einem Fünfjährigen IN Afghanistan. Dei Frage war auch nicht nach Erwachsenen. Es geht hier um den Kontext in dem die Kinder aufwachsen. Und na ja, wenn ich jemals über meine Frau so abwertend schreiben würde, sie kriegt etwas nicht auf dioe Reihe, in einem öffentlichen Forum, dann würde sie mir wahrscheinlich vor die Kniescheibe treten, oder andere Körperteile. Hast Du also Deiner Frau gegenüber keinen Respekt … oder ist ihr Weltbild eventuell von einem gewissen asiatischen Sozialkontext geprägt, in dem sie aufwuchs und der sie in dieser Hinsicht zurückhaltender macht (ich verwende nicht den Begriff unterwürfig, jedenfalls hier noch nicht).
Ansonsten finde ich aber Deine Formulierung durchaus witzig.
a.) Du bist mit einer attraktiven Vietnamesin verheiratet
b.) die tickt nicht anders als wir Westler
c.) sie ist eine typische Mythologie-Buddhistin
Also auch nachdem ich [Edit: Name entfernt] und Ralf Boeck auf diesen Brettern getroffen habe, habe ich leichte Zweifel, ob der typische Westler Mythologie-Buddhist ist. Attraktivität liegt im Auge des Betrachters, deswegen lasse ich das mal außen vor. Aber Du verstehst, warum ich lächelte …

Gruß
Peter B.

Hallo Horst,

(Der ganze Thread lässt sich als religionsphilosophisch
einordnen – scheint mir insofern also in dieses Brett zu
passen)

Hi Peter.

Objektiv geht es aber darum, was den Aberglauben von den Religionen (hier mal in den korrekten Plural gesetzt) unterscheidet. Das ist zugleich die Frage, ob die Religionen etwas ANDERES sind als Aberglaube.

Da spielt ja die Begriffsverwirrung wieder rein. Die Frage, die Du eigentlich stellst ist doch, ob die Glaubensbasis einer jeden Religion per se Aberglaube ist. Du setzt Religion mit Glaube gleich, aber das ist in meinen Augen eine unzulässige Vereinfachung.

Nein, ich setze eher – sorry, aber es geht nur um die Begriffe
– Glauben mit Aberglauben gleich. Religion hat eine Dimension,
die über den Horizont dieser Begriffe hinausreicht bzw.
hinausreichen sollte). Faktisch basieren religiöse
Überzeugungen bei einigen Großreligionen zwar durchaus auf
Glaubensakten, die Frage ist nur, was diese Akte von Akten des
Aberglaubens unterscheidet.

Nach unendlich langem Winden könne wir uns also darauf einigen, dass das Begriffspaar „Glaube/Aberglaube“ ist? „Religion/Glaube“ ist das zweite, während „Religion/Aberglaube“ erst mal keines sein kann - weil Aberglaube begrifflich durch Glaube definiert ist.
Jetzt wird’s philosophisch: Stell Dir ein Loch vor. Ein Loch ist ja erst mal gar nichts. Es ist bekanntlich alleine definiert durch das, was um das Loch herum ist. Kann man nun das Loch betrachten ohne das zu betrachten was darum herum ist? Nein, denn dann würde man auch das Loch gar nicht wahrnehmen.
Nun, wie ist das mit Glaube und Aberglaube? Kann es ohne einen Glauben überhaupt einen Aberglauben geben? Könnte ohne Glaube überhaupt irgendetwas als Aberglaube definiert werden? Im Grunde folgst Du hier doch einfach nur einem Klassiker. Du setzt Glauben mit Aberglauben gleich. Das schreibst Du selbst. Aber setzt Du dann auch Deinen eigenen Glauben mit Aberglauben gleich? Oder nur den der anderen. Der anderen Milliarden Ketzer, die dumm sind weil sie andere Dinge glauben als Du, weil die anderen Glauben anhängen? Ich überzeichne das mal, also entschuldige die Wortwahl. Natürlich würdest Du nie die anderen paar Milliarden als Ketzer bezeichnen. Nur ihr Glaube ist natürlich Aberglaube. Was ist Deiner?

Ich gebe darauf mal folgende provisorische Antwort: nichts,
außer dem Umstand, dass Glaube in organisierten Großreligionen
stattfindet, während Aberglaube entweder ein individuelles
Phänomen ist oder, als kollektives Phänomen, den Sekten
zugerechnet wird, die gesellschaftlich, verglichen mit den
etablierten Großreligionen, im Abseits stehen. Also rechter
Glaube vs. Irrglaube. Hier sind wir dann in der Tat bei deinen
bunten Männchen gelandet…

Nicht zwangsläufig, andererseits haben wir sie auch nie wirklich verlassen. Erstens einmal kamen die Großreligionen nicht als Großreligionen in die Welt. Sie begannen ebenfalls sektenähnlich. Sei wurden von ihren Gegnern als Aberglaube gebrandmarkt (und das teilweise im wahrsten Sinne des Wortes), von anderen als wahrer Glaube angenommen. Und die, die sich durchgesetzt haben, wurden Großreligionen. Nun werfen wir doch mal einen Blick darauf, was auf diesem Wege passierte. Wir haben nämlich das zweite Begriffspaar „Religion/Glaube“ erreicht. Mit dem erstarken dieser Religionen begannen Menschen immer mehr Dinge hineinzumischen. Bei der katholischen Kirche ist das am Augenfälligsten, rein vom Umfang her macht die Bibel nicht einmal Promille des theologischen Materials aus. Da hat ein Irenäus, ein Augustinus, ein Thomas von Acquin seinen Senf dazugegeben und alle diese Herren Kirchenväter und Scholaren werden heute mit ebenfalls beinahe göttlicher Autorität nachausgestattet.
Wir haben es ebenfalls im Islam, wo ja vielfach behauptet wird, der Koran sei ohne seine Kommentatoren gar nichts. Diese Kommentatoren (oder Ausleger) stehen zum Teil in heftigstem Widerspruch zum Koran, trotzdem wird ihnen eine beinahe göttliche Autorität angedichtet.
Selbst der Buddhismus blieb ja davon wohl nicht frei. Er veränderte sich seit Buddhas Zeiten. Die Glaubenswurzel ist noch da … irgendwo verborgen unter einem Haufen Begriffen, Nachdefinitionen usw.
Wir sehen hier einen Mechanismus, der auf jeden Glauben wirkt, dessen Anhängerschar groß wird. Religion muss sich zwangsläufig vom Glauben entfernen. Insofern müsste man bei einer katholischen Messe auch weniger von einem Glaubensakt als einem Ritual reden. Vieles, was sisch dort abspielt ist weder Glaube noch Aberglaube. Es ist einzig Ritual.
Ähnliches spielt sich natürlich auch in Sekten ab, in Esoterikerzirkeln, ja sogar am Atheistenstammtisch. Die Überlebensfähigkeit eines Glaubens in reiner Form scheint doch sehr begrenzt zu sein, wenn Menschen erstmal anfangen, ihn zu vereinnahmen.
Aber, auch wenn Religion keinen echten Glauben praktiziert, weil sie ihn nicht praktizieren kann, weil sie von Menschen gemacht wird, so kann sie doch ihr Territorium verteidigen. Und das tut sie wiederum dadurch, dass sie alles andere als ihre Glaubensbasis, von der sie sich selbst entfernt hat, als Aberglaube definiert. Eigentlich ganz einfach.

Metatheoretisch aber ist dieser Unterschied belanglos: offen
bleibt immer noch die Frage, ob und inwiefern sich Glaube von
seinen Inhalten her von Aberglaube unterscheidet.

Kann er nicht, da der Glaube des einen der Aberglaube des anderen ist. Selbst dann, wenn beide inhaltlich gleich wären. Schau mal auf die katholische und die orthodoxe Kirche. Glaube und Aberglaube sind nicht durch ihren Inhalt definiert und daher auch nicht wirklich durch ihren Inhalt bewertbar (auch wenn der im nachfolgenden Glaubenskrieg natürlich Munition liefert).

Glaube wird durch Autoritäten erzeugt. Man nennt diese
Autoritäten auch „Priesterschaft“. Sie hat – aus ihrer eigenen
Sicht – die Funktion, die (behaupteten) transzendenten
Wahrheiten an das unwissende Volk zu vermitteln. Das ist
einfach eine Tatsache. Niemand findet aus dem Nichts heraus zu
Inhalten einer Religion – vorgängig ist immer schon eine
vermittelnde Priesterschaft am Werke, die Sorge trägt, dass
jeder Mensch in ihrem Einflussbereich motiviert wird, die
Inhalte des jeweiligen Glaubens zu verinnerlichen.

Sachlich falsch. Was Du beschreibst, ist Religion, nicht Glaube. Wenn es so wäre, wie Du sagst, müsste die Priesterschaft ja einen reinen Glauben vermitteln statt der Sitten und Gebräuche ihrer Kirche. Religion erfüllt nicht zuletzt den Zweck, der Priesterschaft überhaupt erst eine Daseinsberechtigung zu geben. Das hat mit Glaube gar nichts zu tun. Übrigens begegnen uns solche Dinge ja immer wieder, es geht dabei nicht um Relgion oder Gleube, sondern nur um Dinge, die wir glauben sollen. Schon mal Doktor Best, den Dr. Mengele der Zahnheilkunde, im Fernsehen gesehen? Der gleiche Mechanismus: Der Weise im weißen Kittel sagt uns, wir sollen diese Zahnbürste kaufen. Implizit sagt uns der weiße Kittel, der Mann hat eine Ahnung, mehr als wir dummen Normalmenschen. Wenn man sich umschaut, dann ist der älteste Trick der Religion, die Dreifaltigkeit aus Symbol, Autorität und Glaubensanspruch (der nichts mit Glauben zu tun hat) gerade heute wieder in allen Bereichen des Lebens wirksam. Aber das hat nichts mit Glaube zu tun. Religion wird von Menschen gemacht, nicht von Gott.

Zwischen den Religionen muss allerdings sehr stark
differenziert werden. Im Buddhismus z.B. geht es nicht um
Glaubensakte, sondern um den Versuch, Wissen zu erwerben:

http://medimihi.de/thai/wat/Fragen.htm

„Man muss es selber finden. Der Vorrang liegt im Buddhismus
die Suche nach der Wahrheit (der Leiden), sie zu erkennen und
dann zu verstehen. Glaube wäre nicht angebracht … Der
Buddhismus erlaubt es jedem, die Lehre zu erkennen und
wahrzunehmen und verlangt weder blinden Glauben, blinder
Eifer, noch blinde Hingabe. Buddhismus befürwortet weder
Dogmen, noch Glaubensbekenntnisse, weder Riten oder
Zeremonien, Opfer oder Buße. Das befürwortet ein System, das
den blinden Glauben dient, oft als eine Voraussetzung.“

Soweit also die buddhistische Werbeschrift dieses Jahres. Wenn ich mit die Werbeschriften anderer Glaubensgemeinschaften ansehe, dann findet sich darin ein durchaus vergleichbarer hehrer Anspruch. Und natürlich ist wieder einer des anderen Aberglaube.
Weißt Du, was für mich der Maßstab ist? Und der hat dazu geführt, dass sich auch meine Einstellung zum Buddhismus gewandelt hat, seit ich hier das Religionsbrett besuche. Wenn die Anhänger, eines wie auch immer benannten und definierten Kultes sofort aufspringen und versuchen, zu bekehren sowie man sich nur dem Thema nähert, dann erkenne ich Religion … im Gegensatz zu Glaube. Du meine Güte, das kommunistische Manisfest wollte auch ein Paradies für Arbeiter und Bauern schaffen, aber es hat nicht geklappt. Nicht, dass der Kommunismus nicht auch religionsähnliche Ansprüche gestellt hätte.

Das heißt nicht, dass nicht auch im Buddhismus volksnahe
mythologische Vorstellungen eine Rolle spielten. Nur eben
nicht die wesentliche. Wesentlich ist die Ebene oberhalb der
mythologischen – und hier gilt Wissen als Ideal, nicht Glaube.

Ja, das Wissen ist unglaublich wichtig. Natürlich erst, nachdem man an das darunterliegende System glaubt. Stellen wir doch ruhig einmal klar, dass der Buddhismus, genausowenig wie jede andere Religion, ihre Behauptungen beweisen kann. Es handelt sich also um eine Glaubensbasis. Nur ist der Weg vom einfachen buddhistischen Mönch zum westlichen Kulturbuddhisten mit Auto, Fernseher und DVD-Playewr unendlich weit.

Wir haben es mit zwei Dingen zu tun. Beispiel: Die Kreuzzüge waren sicher eine Sache der Religion. Aber waren sie auch eine Sache des Glaubens?

Zum Teil sicher. Jerusalem sollte aus der Hand der Muslime,
der „Falschgläubigen“, befreit werden. Zusätzlich gab es
natürlich auch weltliche Gründe (Geld und Macht).

Zum Teil sicher? Hast Du eine Ahnung, wie oft Konstantinopel um Hilfe gerufen hatte? Wie oft es nicht gehört wurde? Warum ausgerechnet dieses Mal, warum ausgerechnet der Aufruf durch Urban und auf einem Markt in Clermont im Jahre 1095? Schau Dir mal den sozialen Kontext der Zeit an, die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge. In der Diskussion über den Herrn D. hast Du das ja abgelehnt und ethnozentrische Verurteilung gefordert, aber um das hier zu verstehen, musst Du nun über den Schatten springen. Wenn Du Dir das mal alles anschaust, dann wirst Du feststellen, das es zwar um Religion als formalen Machtfaktor ging, in erster Linie aber um Politik, und soweit es Frankreich betraf um Innenpolitik. Schlag doch mal die Familie Trencavel nach, oder Eustache III. Es ging um Religion in ihrer übelsten Form, nämlich als Machtstruktur. Und das die „Falschgläubigen“ in Jerusalem saßen war vorgeschibener Grund, aber nicht Ursache. Wenn da „Zuckerbäcker“ gesessen hätten, wäre es nicht viel anders gewesen, ganz einfach weil die Verhältnisse in Frankreich der Auslöser waren, nicht die im heiligen Land.

Glaube ist z.B. der Glaube an einen Gott. Religion ist, was das Bodenpersonal daraus macht.

Siehe oben: Glaube wird durch das Bodenpersonal erst erzeugt.
Kein Wilder läuft den Missionaren aus dem Urwald entgegen und
ruft: „Endlich! Bitte redet mir von Jesus, dem Herrn und Licht
meiner Seele!“ Er muss von dieser Figur erst einmal erfahren.
Nicht anders geht es Kindern, die zu Christen erzogen werden.
Die kommen auch nicht glaubend auf die Welt.

Fehlschluß. Wenn Glaube erstmalig auftaucht, gibt es noch kein organisiertes Bodenpersonal. Nur der erste, der auf diesen Trichter kommt, wird andere Leute hinzuziehen und so das erste Bodenpersonal schaffen. Das ist noch ziemlich nahe an der Quelle, am „Religionsstifter“. Der Gleube entsteht aus einem Gedanken, aus einer Erkenntnis. Relgion wird durch das Bodenpersonal erzeugt. Du stolperst immer wieder über das gleiche Begriffsproblem. Kein Wilder wird dem Missionar entgegenstürmen „Erzähl mir von Jesus“ aber auch kein Missionar wird ihm wirklcih sehr viel von Jesus erzählen, sondern stattdessen die Gebräuche seiner Religion implantieren. Und er wird das nach bestem Gewissen tun, denn die unteren Schichten einer Priesterschaft sind sich der Diskrepanz ja auch selten bewußt.

und um den Atheisten auch mal was zu Denken zu geben: Glaube ist, zu glauben, es gibt keinen Gott.

Atheismus ist kein einheitliches Phänomen. Es gibt einerseits
Materialisten, andererseits Spirituelle (die keinen Gott
anerkennen). Da sollte man differenzieren und nicht übersehen,
dass es drei statt zwei Optionen gibt:

  1. theistisch, 2) materialistisch-atheistisch, 3)
    spirituell-atheistisch.

Das verändert aber an der Aussage nichts. Der Kernpunkt ist, dass auch der Gleube an die Nichtexistenz Gottes ein Glaube ist, der nicht bewiesen werden kann.

Eine vierte Variante wäre Polytheistisch, aber das ist
weitgehend passé.

Außer in bestimmten Esoterikerzirkeln, die Dutzende von Licht- und Schattengestalten mit göttlichen oder halb-göttlichen Kräften in einem Maße diskutieren, das schon der Verehrung nahe kommt.

Religion ist, das mit theologischem Unterbau belegen zu wollen.

Sorry: Überbau. Marx-Engels nannten die
Produktionsverhältnisse usw. Unterbau, den Staat und die
„Ideologien“ aber Überbau.

Ja, aber ich nannte es „Unterbau“. Da die Herren Marx und Engels tot sind, das kommunistische System weitestgehend versagt hat, nehme ich mir hiermit die Freiheit selbst zu denken. Und ich verwendete bewußt den Begriff „Unterbau“.
Unterbau deshalb, weil er in seiner Entstehung zunächst eine stützende Funktion hat, dann alles, was vom Glaube übrig ist unterhöhlt und es gegen etwas ersetzt, das etwa die geistige Flexibilität von Stahlbeton aufweist. Aber auf irgendetwas muss die Religion ja stehen, wenn vom ursprünglichen Glauben nicht mehr viel übrig ist.

So ähnlich kommt mir Deine Etymologie jetzt auch vor. Ich kann da jetzt nicht einmal die gleiche Wurzel sehen. Geloben, loben, ausloben kommt alles vom mittelhochdeutschen lobet.

Nun, die Etymologen rücken aber, laut meiner Fastfood-Quelle
Wiki, Glauben gerne in Nachbarschaft zum Verpflichtenden.
Zitat aus Wiki „Glauben“:

Da hat Wilhelm ja zurück bis in das Germanische geriffen und stellt es in die Nähe von „lieb“, d.h. je nach Kontext als positiv anerkannt und daher a.) einer Selbstverpflichtung wert und b.) des Glaubens wert. Daruas Verpflichtung zu konstruieren ist kaum haltbar. Aber wie das so ist, das Ausgewogenheitsgrundsatz bei Wiki ist einseitig.

„Das Wort glauben kommt von gelouben, gilouben «für lieb
halten», «gutheißen», verwandte Wörter sind „geloben“ oder
auch „verloben“. In diesem Sinne … impliziert es die
Verpflichtung, etwas für zu halten, das man nicht sieht.“

Deine Implikation belegt in diesem Kontext höchstens Dein Feindbild. Zumal „geloben“ und „verloben“ Verpflichtungen impliziert, die man normalerweise freiwillig eingeht.

Im Artikel über „Glaube“ wiederum steht der Begriff in Nähe
zum Gehorsam. Da die bei Wiki unterstrichenen Wörter bei
Kopieren immer wieder verschwinden, zitiere ich das hier
nicht.

Zunächst einmal, den Teil hast Du wohl übersprungen, steht der Begriff nicht in der Nähe von „Gehorsam“ sondern leitet sich von „Vertrauen“ ab. Und wiederum stolperst Du über das Begriffspaar. Ist es Glaube, der Gehorsam fordert oder Religion?

Das ist aber auch nicht der Hauptpunkt der Debatte. Der
besteht in der Frage, was Glaube von Aberglaube unterscheidet.

Der Punkt, ein Gelöbnis zu einer Religion abzulegen funktioniert ja auch ohne den etymologischen Hintergrund. Hier haben wir genau wieder den Unterschied zwischen Glaube und Religion. Du kannst kein Gelöbnis zu Gott ablegen. Nicht einmal, wenn der Text so formuliert ist.

Warum nicht (vorausgesetzt, man glaubt an ihn)? Hier ein alter
Soldateneid von 1808:

http://www.friedenskooperative.de/ff/

„Ich N.N. schwöre zu Gott dem Allwissenden und Allmächtigen
einen leiblichen Eid, dass S.M. dem Könige von Preußen
Friedrich Wilhelm III., meinem allergnädigsten Landesherrn,
ich in allen und jeden Vorfällen zu Lande und zu Wasser, zu
Kriegs- und Friedenszeiten getreu und redlich zu dienen
entschlossen bin… usw… So wahr mir Gott helfe.“

Typisches Beispiel. Du kannst nicht, selbst wenn der Text so formuliert ist. Denn es war nicht Gott, der vor der Front dieser schwörenden Soldaten stand, es war ein höherer Dienstgrad, der den Eid im Namen seines Diesntherrn entgegennahm. Die Soldaten schwören ja auch nicht Gott gehorsam zu sein sondern Friedrich Wilhelm III. Ist Dir dieser kleine aber feine Unterschied nicht aufgefallen?

Du kannst lediglich gegenüber einer Organisation oder Gruppe etwas geloben.

Für Christen sind Gott und Jesus in Du-Form ansprechbar. Sie
haben personale Präsenz (aus der Sicht des Betenden). Insofern
sind sie durchaus Adressaten für Gelöbnisse.

Sie sind ansprechbar. Aber wie im obigen Beispiel, wenn der Soldat das Gelöbnis nicht hält, ist es nicht Gott, der dem Militärgericht vorsitzt. Und stille „Gelöbnisse“ sind ja sowieso eine etwas andere Geschichte, weil sie eher den Charakter von Versprechen haben. Aber weil wir hier sowieso mit der Begriffsverwirrung kämpfen, klammere ich das jetzt einfach mal aus.

Uhhhh, immer, wenn es psychologisch wird, spüre ich den Schmerz! Nein, mal ganz im Ernst. Wir bewegen uns hier auf einem Gebiet, auf dem man nichts messen kann und noch weniger wirklich beweisen kann. Das ist an sich nicht unbedingt ein KO-Kriterium, aber man sollte nicht vergessen, dass diese Dinge, auch die Schriften des Herrn Wilber, Ansichten sind.

Wilber bezieht hier auf die Lehren von Jean Piaget, dem wohl
bedeutendsten Kinderpsychologen überhaupt. Man kann solche
Theorien nicht pauschal verdammen, ohne darzulegen, welche
Theorien angemessener wären. Die menschliche Psyche
funktioniert bei allen Menschen nach gemeinsamen Prinzipien,
sonst wäre Kommunikation und Zusammenleben unmöglich.
Psychologie erforscht diese Prinzipien. Du kannst also nicht
sagen, der Forschungsgegenstand als solcher wäre zu nebelös,
um Erkenntnis überhaupt zu ermöglichen. Piagets Lehre kann
bewiesen werden: alle Kinder auf der ganzen Erde entwickeln
sich nach diesem Muster, das ist einfach empirisch belegbar.

Also mal wieder die Keule des bedeutenden Namens. Habe ich da schon wieder Zweifel geäußert an etwas, das Du glaubst?
Also, grundsätzlich und auf alle Psychologie bezogen:
a.) Menschen verhalten sich in bestimmten Situationen ähnlich, unterliegen ähnlichen psychologischen Mechanismen und unterliegen ähnlichen Einflüssen. Man beachte das Wort „ähnlich“.
b.) Die Psychologie erforscht diese Mechanismen, Einflüsse und Handlungsweisen.
c.) Es handelt sich nicht um ein Wissengebiet, in dem man exakt messen kann. Hinzu kommt eine große Individualität der Studienobjekte und eine Unzahl nur schwer katalogisierbarer Fakten.
Aus allen diesen Gründen befindet sich die Psychologie als Wissenschaft nicht in einer Situation, die „absolute“ Aussagen erlaubt. Sie ist eher in der Situation des mathemtischen Teilgebietes „Wahrscheinlichkeit und Statistik“, kann also, wie diese, nur Aussagen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit treffen, nicht jedoch mit Sicherheit.
Zweitens, darauf bezieht sich mein Schmerz, werden immer wieder die großen Namen der Psychologie in Keulenform mißbraucht. Freuds Zigarren konnten je nach Kontext noch Zigarren sein. Der keulenschwingende Hobby-Epigone des Herrn Freud kann so ein Ding nicht mal ansehen ohne über seine unterdrückte Homosexualität nachzudenken. Genauso verhält es sich hier. Piaget war ohne Zweifel ein bedeutender Mann. Er hat viele Dinge erkannt und viele Dinge versucht neu zu schematisieren. Wenn Du aber genau nachließt, dann verwendet den Begriff „magischen“ Denkens ganz ander als Du. So richtig in Fahrt kam das Ding sowieso erst mit Wilber. Zwischen Paiget und Wilber änderte sich nämlich der Wortgehlat, ist Dir das aufgefallen? Piaget verwendet ihn im Sinne von „neu/unerklärlich/unerkannt“ im Sinne des Zusammenspeils von Assimilation und Akkomodation. Wobei Piaget von einer Integration ins Schema, nicht aber die Körperlichkeit spricht. Der Gegenstand, das Objekt, ist nicht Teil des Körpers. Das ist Wilber, der indirekte Epigone. Meiner persönlichen Ansicht nach, aber bitte, das ist nur subjektive Meinung, hätte Piaget Wilber in dieser Form etwa so sehr geliebt wie Freud Jung. Und was er gesagt hätte, wenn er Deine Wendung „magischen“ Denkens gesehen hätte, kann ich nicht beurteilen. Will ich auch gar nicht. Übrigens, hast Du die genaue Formulierung des Phasenmodells mal zu Hand? Der Text wimmelt nämlich von „ungefähr“ und „etwa“.

Genauso wenig wie das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes bei mir verfängt, so verfängt die Technik, einfach einen Namen von jemand zu nennen, der ein Buch geschrieben hat, um diese Sache als „richtig“ zu definieren.

Ich nannte den Namen, um die obligatorische Quellenangabe zu
präsentieren. Das war keine Heiligsprechung dieser Quelle.

Gut, zumal sich die Quelle der Unsicherheiten der Theorie deutlich bewusster war als Du.

… zweitens, da Du immer an der Wirkung (Religion) statt an der Ursache (Glauben) sägst, kommen wir hier so nicht weiter. Denn das, was frühkindlich eingeprägt wird (lassen wir offen in welchem Maße) sind Religionsvorstellungen, nicht notwendigerweise Glaubensvorstellungen.

Ich will ja gerade an die Ursache heran. Die hat nichts mit
Inhalten zu tun, sondern mit geistig-seelischen Strukturen.
Die jeweiligen Inhalte sind sekundär und können vielfältige
Formen annehmen, die Religionsgeschichte ist ja voll davon.
Bedingung für die Entstehung dieser Formen aber ist die
Wirksamkeit des magisch-mythischen Denkens und Fühlens.

Ich gehe bis zur vierten Zeile des Absatzes konform. Dann folgt eine unbewiesene Behauptung. Das ist eine mögliche Hernagehensweise, die jeodch zwangsweise die Involvierung erfordert, d.h. eine Einschränkung der eigenen Fähigkeit zur Analyse mit sich bringt. Eine Gotteserfahrung ist entweder eine Glaubenssache, dann entzieht sie sich der Anylyse, oder sie ist real, dann muss sie sich der Analyse von außen stellen. Die Behauptung, eine Gotteserfahrung auf magisch-mythischer Ebene gehabt zu haben ist ja zunächst individuell und global weder überprüfbar. Es ist eine Glaubenssache in dieser form. Aber dann kann sie kaum im gleichen Zusammenhang als Wissenschaft betrachtet werden.

Ich säge also an der URSACHE, um die geht es mir ja. Sägte ich
an sekundären Inhalten, wäre das eine Sache für
Religionsbrett.

Du sägst an Religion (nicht zum ersten Mal, siehe Herr D.). Religion ist aber nicht die Ursache sondern die Auswirkung. Religion basiert auf Glauben, zumindest jedoch legitimiert sie sich durch ihn.

So kommt es zu den vielfältigen Symptomen des „Aberglaubens“.

Sachlich falsch. … Du versuchst hier durch die kalte Küche als Fakt hinzustellen, dass jede Form von Religion Aberglaube ist.

Nicht jede Form. Jedenfalls nicht in vollem Umfang. Ich will
aber in der Tat (kalt oder heiß, gleichviel) darauf hinaus,
dass Glaube und Aberglaube kaum voneinander zu trennen sind.
Die Unterschiede liegen mehr in einer äußerlichen, sozialen
Dimension. Das betonte ich schon eingangs.

Falsch, denn eine kleine Glaubensgemeinschaft wie die Zeugen Jehovas definieren die Glaubensbasis einer großen, wie der katholischen Kirche auch als Aberglaube. Die von Dir bereits weiter oben angesprochene soziale Dimension wird also durch die eigene religiöse Behauptung, im Recht zu sein, de facto aufgehoben. Das Wort „äußerlich“ ist dennoch insofern m.E. korrekt, das ja jede Form von organisierter Religion eher außen- als innenorientiert ist. Ein Indiz mehr, dass Religion und Gleuben sicher nicht das Gleiche sind.

Zunächst geht (Wilber) von einem vollständigen Bewußtsein aus. Beweislos und einfach als Axiom in den Raum gestellt. Dann geht er über zur Unterscheidung zwischen Körperteilen und Fremdobjekten. Das ist eine durchaus materielle Wahrnehmung. Der nachfolgende Sprung zu einer „magischen“ Beziehung ist also völlig zusammenhanglos wieder beweislos aber als Axiom in den Raum gestellt.“

Nun, ich hatte ein Zusammenfassung, die Wilber von Piaget
machte, nochmals zusammengefasst. Sprünge sind da natürlich
unvermeidlich. Es geht also um PIAGETS Lehre, und die hat er
in vielen Büchern sehr detailliert ausgeführt.

Richtig, aber wie oben ausgeführt, unter einer anderen Verwendung des Begriffes „´magisch“. Und Piaget sprach vom Schema, nicht vom Körper, wenn ich das richtig im Kopf habe.

http://arbeitsblaetter.stangl-taller

Der Link funktioniert nicht.

"Eine umfassende Theorie der Entwicklung des Denkens und der
Intelligenz des Kindes wurde von Jean Piaget (1937) entworfen
und später aufgrund zahlreicher Forschungen von ihm selber und
seinen Mitarbeitern weiterentwickelt.
Grundbegriffe der Piagetschen Theorie

Piagets Stufen- oder Stadientheorie

Hier noch mit dem sehr deutlichen Hinweis darauf, dass die Zeitangaben für die Phasen einer gewissen Individualität unterliegen.

Stufen im Überblick

Wobei das Modell sich auch ausschließlich auf den Kontext bezieht, in dem Piaget tätig war. Er läßt ausdrücklich andere Einflußfaktoren offen.

Stufen der sensomotorischen Intelligenz

Hier gibt es wohl den größten Unterschied zwischen dem, was Piaget schrieb und dem, was Wilber daraus machte. Stichwort Schema- gegenüber Körperassimilation.

Unangemessene Generalisierungen im voroperatorischen Stadium

Ein wichtiges Thema, wird aber offensichtlich gerne übersehen. Denn das, was hier beschrieben wird, die Übergeneralisierung von Dingen, die Kinder „erkannt“ zu haben glauben, scheint sich auch in höherem Alter nicht zu legen.

Der Egozentrismus des Kindes

Egozentrik als Überlebenstaktik, aber das kam leider erst nach P. so richtig auf. Wäre interessant gewesen, das in seine Überlegungen „assimiliert“ zu sehen.

Konkret-operatorisches Denken
Formal-operatorisches Stadium

Die beiden letzten für die Anfangsphasen uninteressant.

Kritik an der Theorie der kognitiven Entwicklung nach Jean
Piaget
Wollte man eine Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts
schreiben, führte kein Weg an Jean Piaget vorbei: sowohl für
die Entwicklungspsychologie als auch für die Pädagogik, aber
auch für die Naturwissenschaften und nicht zuletzt die
Sozialisationsforschung sind seine theoretischen Ansätze bis
heute von herausragender Anregungskraft geblieben.

Anmerkung: Man wollte, dass insbesondere die Pädagogen mehr als nur „Anregungen“ entnehmen würden. Aber in diesen Kreisen setzt man ja gemeinhin auf Konditionierung. Apfel Eins, zwei, drei … und das schöne Händchen!
Trotzdem, seine Kritik beleuchtet ziemlich gut, was er von solch fixierten Schubladen hielt.

Mit seinen
über viele Jahrzehnte hinweg kontinuierlich fortgeführten
empirischen Untersuchungen legte er die Basis für eine
umfassende THEORIE der geistigen und kognitiven Entwicklung
des Menschen in der Kindheit und Jugend.

Hervorhebung von mir, in Deinem Text.

Dabei interessierte
ihn vor allem das Problem des Werdens der menschlichen
Erkenntnistätigkeit - ein bis dahin der Sphäre der Philosophie
zugeordneter Wissenschaftsbereich. Der in seiner Methode
streng naturwissenschaftlich operierende Piaget kritisierte in
den epistemologischen Arbeiten der Philosophen aber vor allem
eines: Das Fehlen empirischer Beweise. Und eben hier, in
dieser Grenzregion zwischen Philosophie und Biologie, hat
Piaget seine Lebensaufgabe gefunden: in der empirischen
Erforschung des Werdens der menschlichen Wahrnehmungs- und
Erkenntnisvorgänge, die in Piagets genetischer
EntwicklungsTHEORIE seinen Niederschlag findet."

Ebenfalls Hervorhebung von mir. Aber der wissenschaftlich denkende Piaget war sich der Tatsache bewußt, dass es sich um eine Thoerie handelte. Nicht einmal Wilber getraute sich, die Theorie als Naturgesetz zu verkaufen, ich fürchte also, Du stehst mit diesem Schritt alleine da.

Und schon spüre ich wieder diesen Schmerz, den Populärpsychologie immer wieder in mir auslöst. Nichts gegen Amateurpsychologie, es geht schließlich ohnehin um Sensibilitäten.

Das hast Du aber schön zusammengeklebt. Jetzt hat sich der ganze Sinn verändert.

I beg you pardon, aber Piaget ist ein professioneller
Klassiker. Und Wilbers Bücher sind an vielen
Universitäten,nicht nur in den USA, Teil des Lehrplans.

Oh, ich meinte auch nicht Piaget und Wilber mit Amateurpsychologen. Ansonsten dient ein Studium bekanntlich nicht nur dem Erwerb von Faktenwissen sondern dem Erwerb der Fähigkeit des wissenschaftlichen (Weiter-)Denkens. Auch ich habe während meines Studiums viele Bücher gelesen, deren Schlußfolgerungen von der Zeit überholt waren (was ich für Piaget gar nicht unterstellen will, Wilber wurde da schneller eingeholt). Das macht nichts, solange wir unsere Fähigkeit zu hinterfragen nutzen. Piaget hat ja auch studiert. Wenn er sich danach darauf beschränkt hätte, das herunterzubeten, was er in seinem Studium gelesen hat, dann wäre er heute keiner Erwähnung mehr wert. Erst seine Fühigkeit zu hinterfragen und die Lücken im damals etabliereten Stand der Wissenschaft zu sehen, machte ihn zu dem was er wurde. Und deswegen einer Erwähnung wert. Du siehst das Problem der absoluten Gläubigkeit?

Gruß
Peter B.

Hallo,

Hegel ? Also doch marx.Prägung ?

Hä? Wss nun - Marx = Hegel?
Nach meiner Kenntnis sind Marx und Hegel keinesfalls identische Personen
und auch die philosophische Lehre beider Denker ist keinesfalls als
identisch anzusetzen.

Rational - im Sinne von Vernunft gesteuert.

Da haben wir es doch.

Nö, haben wir nicht, weil diese zumindest in der heutigen Zeit überhaupt nix
mit Atheismus oder Theismus zu tun hat, sondern viel mehr mit
wissenschaftlicher Herangehensweise an Probleme.

Diese Vernunft spricht Du rel.Gläubigen eben(s.Deine vorigen Beiträge)

Du verdrehst völlig meine Aussagen oder willst unbedingt was
rein interpretieren, was nicht ist.
Daß religöser Glauben aber irrational ist, habe ich sicher nicht erfunden
und marx auch nicht.
Deine Bemühungen, solche Aussagen aber als „Dummheit von rel. Gläubigen“
zu interpretieren sind lächerlich.

von vorherein ab weil sie Deiner atheistischen Argumentation nicht
folgen wollen.(die ja „a priori“ vernünftig ist !!!)

Habe ich nicht behauptet.
Es geht nicht primär um religiösen Glauben, sondern um Ratio im Denken.

Mir geht es nur um die Problematik eines riesigen
Lehrgebäudes, das auf
höchst unrationellen und unwahrscheinlichen Annahmen und
Doktrien aufbaut
und damit das Leben der Gläubigen in umfangreichem Maße steuert.

Das hört sich eben nach ideologischer Indoktrination von Dir an.

Blödsinn. Das willst du nur gerne so lesen, weil du ja Erfahrungen hast.

Die meisten berühmten Wissenschaftler, vor allem Naturwissenschaftler,

„Vor allem Naturwissenschaftler“ ??? seltsame Behauptung.
Als nächstes behauptest du noch, die Naturwissenschaftler haben Gott erfunden?

waren religiös und hielten dafür daß Gott „IST“ oder zumindest
wahrscheinlich ist.

Etwas für wahrscheinlich halten und aus tiefster Überzeugung an alles
Glauben was in der Bibel geschrieben steht, sind aber schon sehr
diffenzierte Qualitäten.

Das soll nichts beweisen, sondern nur Deine unmögliche Verbindung
von rel.Gläubigkeit und Dummheit darlegen.

Nochmal extra für Dich:
Zitat aus meinem ersten Posting oben:
„Zugegeben, mit religös Gläubigen kann man über Gott nicht rational
diskutieren, deshalb aber allg. Dummheit zu unterstellen, ist wenig
hilfreich in der Aufklärung.“

Das war eine Antwort auf die Auslassungen von Gernot und ich habe in keiner
Weise etwas derartiges geschrieben, wie du mir wiederholt unterstellst.
Auch wenn es nicht so schaft formuliert ist (weil es eben eine Antwort
auf Gernots eher militante Äußerungen war), so meine ich genau das Gegenteil,
nämlich eben genau
-> Religöser Glauben soll nicht als Argument dienen, Dummheit zu unterstellen.

So, ich habe fertig und will mich mit dir darüber nicht mehr weiter streiten,
weil du offenbar die ganze Zeit nur atheistische Militanz und Ignoranz
nachweisen willst. Das geht schon bei der Problematik des persönlichen
Lebenslaufes los, wo du dich zwar angeblich gut auskennst, aber offenbar
auch nur schwarz und weiß kennst.
Gruß Uwi

Hallo,

„Vor allem Naturwissenschaftler“ ??? seltsame Behauptung.
Als nächstes behauptest du noch, die Naturwissenschaftler
haben Gott erfunden?

das Netz ist voll davon:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,296…

http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/pm_specia…

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/hintergrund/…

http://www.welt.de/wissenschaft/article764057/Eine_V…

http://www.amazon.de/Gott-die-Wissenschaft-Jean-Guit…

http://www.amazon.de/Gott-Mensch-Wissenschaft-Hans-P…

usw.

Du gibst doch selbst zu, dass „Gott“ weder zu beweisen noch
zu widerlegen ist, vor allem deshalb, weil er ausserhalb
unserer fassbaren Welt „IST“, sofern „er“ überhaupt „IST“.
Ergo ist ein Nichtglaube genau so intelligent oder dumm,
wie ein Glaube.
Atheisten sind nicht die Klugen und Gläubige sind nicht die
Dummen, auch wenn du das gern so hättest.

„Das Wahre suchen heisst nicht das Wünschenswerte suchen“,
hat Camus einmal treffend gesagt. Seines Zeichens selbst
ein Existentialist. Wer das tut, muss sich allerdings
erst einmal von seinen Vorurteilen befreien, daran scheitern
viele.

Gruß
Junktor

Kann Glaube rational sein?
Hi Peter.

Nun, wie ist das mit Glaube und Aberglaube? Kann es ohne einen Glauben überhaupt einen Aberglauben geben? Könnte ohne Glaube überhaupt irgendetwas als Aberglaube definiert werden?

Es bedarf jetzt wirklich einer Erklärung deinerseits, was du unter Glauben verstehst. Ist das so etwas wie eine natürliche Disposition, die in jedem Kind angelegt ist? Und die dann später mit Inhalten einer Religionen in Berührung kommt?

Eine solche Disposition hatte ich doch mit dem „magisch-mythischen“ Denken zur Diskussion gestellt. Dieses Denken beruht auf Missinterpretationen der Zusammenhänge zwischen Innen/außen, beim magischen Denken folgen die Dinge dem Ich, beim mythischen richten sie sich nach einer externen Instanz.

Für dich scheint, wenn ich so vermuten darf (mangels einer Definition deinerseits), Glaube, soweit er eine natürliche Disposition ist, das Potential wahrer Erkenntnis zu haben, denn ein wahrer Glaube ist ja, wenn auch nicht-wissend, auf das Wahre gerichtet. Ich behaupte, dass das nicht möglich ist. Jedenfalls nicht im Sinne eines Aktes, den man zugleich vernünftig nennen könnte. Ich behaupte, jede religiöse Symbolik oder Mythologie hat die Struktur des Irrationalen – eine Struktur ohne Wirklichkeitsbezug, die ihre Kraft aus dem magisch-mythischen Denken bezieht und durch psychologische Mechanismen wie Projektion, Introjektion, Metapher und Metonymie Weltbilder schafft, die schlichtweg abergläubisch sind.

Nur ihr Glaube ist natürlich Aberglaube. Was ist Deiner?

Ich bin ein durch Wilber und die asiatischen Lehren geprägter New Ager. Siehe auch diesbezüglichen Thread im Esobrett. Das ist aber kein „Glaube“ – eher ein bescheidener Versuch, durch einen Mix von Hypothesenbildung und Empirie den Dschungel der Welt zu durchschauen.

Wir haben nämlich das zweite Begriffspaar „Religion/Glaube“ erreicht.

Glaube, Religion,Theologie: bitte setze zur Erhellung diese Begriffe in einen Zusammenhang. Ist Glaube die Disposition, die die Inhalte der Religion ermöglicht, die dann wiederum von der Theologie ausgeformt werden?

Wenn ich in dieser Anordnung Glaube durch magisch-mythisches Denken ersetze, hast du in etwa meine Einschätzung (immer bezogen auf religiöse Inhalte, die mythisch erscheinen, also anthropomorphie-verdächtig sind – Gott als Vater, Jesus als Sohn und so weiter, du weißt schon).

Selbst der Buddhismus blieb ja davon wohl nicht frei. Er veränderte sich seit Buddhas Zeiten. Die Glaubenswurzel ist noch da … irgendwo verborgen unter einem Haufen Begriffen, Nachdefinitionen usw.

Diese Wurzel ist ganz und gar nicht verborgen. Die buddhistische Lehre wurzelt in a) den vier edlen Wahrheiten und b) im achtfachen Pfad. Das wurde von Buddha so gelehrt und ist offen sichtbar für jeden, der sich mit der Sache näher befasst.

Religion muss sich zwangsläufig vom Glauben entfernen… Insofern müsste man bei einer katholischen Messe auch weniger von einem Glaubensakt als einem Ritual reden. Vieles, was sich dort abspielt ist weder Glaube noch Aberglaube. Es ist einzig Ritual.

Rituale SIND abergläubisch. Ihr Sinn ist es (in diesem Zusammenhang), auf transzendente Mächte Einfluss zu nehmen bzw. eine Öffnung zu ihnen zu schaffen. Weiterhin haben sie eine soziologische zu beschreibende Funktion, grob gesagt, sie stiften Gemeinschaft.

In der Psychoanalyse ist bekannt, dass Zwangsneurosen individuelle Rituale herausbilden. Beispiel: jemand muss im WC erst dreimal gegen die Wand klopfen, ehe er die Ausscheidung vornehmen kann. Ein realer Fall.

Von der Form her sind Rituale magisch-mythische Akte. Eine externe allmächtige Instanz wird beschworen. Dazu bedient man sich Handlungen und Gegenständen mit symbolischem Charakter. Der Kontext zum magisch-mythischen Denken ist einfach sonnenklar. Was ist Aberglaube anderes? Das Beispiel mit dem 3mal auf Holzklopfen zeigt die Grundstruktur: vollziehe eine streng strukturierte Handlung, und das Schicksal ist dir hold.

Glaube und Aberglaube sind nicht durch ihren Inhalt definiert und daher auch nicht wirklich durch ihren Inhalt bewertbar…

Aberglaube ist z.T. dadurch definiert, dass er eine unangemessene Sicht der Dinge ist. Also durchaus inhaltlich. Zudem hat er eine psychologische Struktur (magisch-mythisch). Das sind ZWEI Ebenen. Ebenso kann man es beim Glauben sehen – wenn man ihn von außen sieht. Siehst du ihn von außen?

Was Du beschreibst, ist Religion, nicht Glaube. Wenn es so wäre, wie Du sagst, müsste die Priesterschaft ja einen reinen Glauben vermitteln statt der Sitten und Gebräuche ihrer Kirche.

Sie tut natürlich beides. Vielleicht solltest du echt mal definieren, was du mit Glaube meinst.

Aber das hat nichts mit Glaube zu tun. Religion wird von Menschen gemacht, nicht von Gott.

Das klingt wie von einem Christen geschrieben. Ich dachte, du bist keiner. Oder doch?

Weißt Du, was für mich der Maßstab ist? Und der hat dazu geführt, dass sich auch meine Einstellung zum Buddhismus gewandelt hat, seit ich hier das Religionsbrett besuche. Wenn die Anhänger, eines wie auch immer benannten und definierten Kultes sofort aufspringen und versuchen, zu bekehren sowie man sich nur dem Thema nähert, dann erkenne ich Religion … im Gegensatz zu Glaube.

Du erkennst einfach nicht den wesentlichen Unterschied zwischen monotheistischer Religion und atheistischem Buddhismus.

– und hier gilt Wissen als Ideal, nicht Glaube.

Ja, das Wissen ist unglaublich wichtig. Natürlich erst, nachdem man an das darunterliegende System glaubt.

Der Einwand ist zu erwarten gewesen. Ich kann nur für mich sprechen: ich hatte schon einige „buddhistische“ Gewissheiten bzw. Erfahrungen, als ich noch nie etwas über B. gelesen hatte. Dieses System bestätigte nur meine Grundanschauung.

Und das die „Falschgläubigen“ in Jerusalem saßen war vorgeschobener Grund, aber nicht Ursache.

Mag sein. Aber das tut nicht viel zum Thema.

Der Glaube entsteht aus einem Gedanken, aus einer Erkenntnis. Religion wird durch das Bodenpersonal erzeugt.

Hier ist mal ein Ansatz, der deinen Begriff von Glaube erhellt. Ich sehe nur keinen Inhalt, den ich nachvollziehen kann. Was für ein Gedanke? Welche Erkenntnis? Erkenntnisse haben nichts mit Glaube zu tun, sie beziehen sich auf Wahrheiten. Meinst du mit Glaube, dass andere, die diese Erkenntnisse nicht haben, demjenigen, der sie hat, „glauben“ sollen?

  1. theistisch, 2) materialistisch-atheistisch, 3) spirituell-atheistisch.

Das verändert aber an der Aussage nichts. Der Kernpunkt ist, dass auch der Glaube an die Nichtexistenz Gottes ein Glaube ist, der nicht bewiesen werden kann.

Beweisbarkeit gibt es nur in der Mathematik und in der Naturwissenschaft. In geistigen, mentalen, spirituellen Dimensionen (egal wie man sie nennt) ist Beweisführen nicht möglich. Hier zählt die eigene Erfahrung. Die aber ist möglich. Das wäre dann Erkenntnis, Wissen. Mit Glauben hat das nichts zu tun.

Marx-Engels nannten die Produktionsverhältnisse usw. Unterbau, den Staat und die „Ideologien“ aber Überbau.

Ja, aber ich nannte es „Unterbau“. Da die Herren Marx und Engels tot sind, das kommunistische System weitestgehend versagt hat, nehme ich mir hiermit die Freiheit selbst zu denken. Und ich verwendete bewußt den Begriff „Unterbau“. Unterbau deshalb, weil er in seiner Entstehung zunächst eine stützende Funktion hat…

ME dachten sich das so, dass der Überbau Illusionen erschafft, die das reale Sein der Produktionsverhältnisse verschleiern. In diesem Sinne „stützt“ er den Unterbau. Im übrigen sind die Theorien von ME immer noch ein ausgezeichnetes Analyse-Instrument. Kommunismus als Praxis ist demgegenüber zum Scheitern verurteilt und auch kontraproduktiv.

Eine Gotteserfahrung ist entweder eine Glaubenssache, dann entzieht sie sich der Anylyse, oder sie ist real, dann muss sie sich der Analyse von außen stellen. Die Behauptung, eine Gotteserfahrung auf magisch-mythischer Ebene gehabt zu haben ist ja zunächst individuell und global weder überprüfbar.

Das ist ein komplexes Thema, und ich gehe komplexer darauf ein, wenn du endlich mal deinen Glaubensbegriff genau ausgeführt hast.

Auch ich habe während meines Studiums viele Bücher gelesen, deren Schlußfolgerungen von der Zeit überholt waren (was ich für Piaget gar nicht unterstellen will, Wilber wurde da schneller eingeholt).

Es scheint mir umgekehrt zu sein: Piaget wurde stark modifiziert, Wilber liegt immer noch seinen Konkurrenten gegenüber mit der Nase vorn.

Ansonsten finde ich aber Deine Formulierung durchaus witzig. a.) Du bist mit einer attraktiven Vietnamesin verheiratet b.) die tickt nicht anders als wir Westler c.) sie ist eine typische Mythologie-Buddhistin

Dieser Syllogismus ist keiner. Das mit dem Ticken ist tiefenstrukturell gemeint (gemeinsame kognitive und magisch-mythische Dispositionen), die Nr. c wiederum oberflächenstrukturell (was ist ihr individuelles magisch-mythisches Muster?) Tiefenstrukturell heißt das: sie ist abergläubisch (magisch-mythisch). Nicht anders als die meisten Westler.

Zur Anregung hier die Website von Wilber:

http://wilber.shambhala.com/html/books/kosmos/excerp…

Gruß

Horst

Magische Partizipation, Monotheismus, Fetischismus
Anhang zum unteren Beitrag:

Magie und Partizipation nach Piaget (entnommen aus Stuart A. Vyse, Die Psychologie des Aberglaubens, ab S. 165)

Vom Ethnologen Levy-Bruhl übernimmt Piaget den Begriff der Partizipation, um den Glauben des Kindes zu beschreiben, dass zwischen zwei miteinander unverbundenen Personen oder Ereignissen eine kausale Beziehung besteht.

Unterschieden werden 4 Formen magischer Partizipation:

a) Magie durch Partizipation der Handlungen und der Dinge

Das bezieht sich auf die Hoffnung, eine Handlung werde etwas Gutes bewirken oder etwas Schlechtes abwenden. Hier wird eine symbolische Handlung als Ursache eines nachfolgenden Ereignisses genommen.

b) Magie durch Partizipation des Denkens und der Dinge

Hier haben Gedanken vermeintliche Macht über nachfolgende Ereignisse. Sie können Gutes bewirken oder Schlechtes verhindern, aber auch Schlechtes bewirken, in dem Sinne, wie man sagt: Male nicht den Teufel an die Wand.

c) Magie durch die Partizipation von Substanzen

Hier können Gegenstände Macht über die äußeren Abläufe haben ohne direkten kausalen Bezug. Ein Sternschnuppe bringt Glück, eine schwarze Katze Unglück. Auch nimmt man an, dass Gegenstände miteinander oder mit anderen Menschen in unsichtbarer Verbindung stehen (Voodoo lässt grüßen).

d) Animismus

Hier werden Gegenstände „beseelt“. Sie richten sich dann gerne nach den Wünschen oder Phantasien des Kindes. Das entspricht Piagets Darstellung des Mondes usw., der dem Kind folgt.

Soweit diese Gliederung nach Stuart Vyse. Auffallend ist bei allen Varianten, dass es um magische Macht geht. Diese Macht wird, in der nachfolgenden „mythischen“ Phase (die Vyle nicht behandelt), auf externe Ego-Instanzen übertragen. Im fünften Lebensjahr hat das Kind gelernt, dass sein Ego nur eines unter vielen ist, und dass seine eigene Macht winzig ist im Verhältnis zur Macht seiner Umwelt. So überträgt es die Allmachtsphantasien auf andere.

In den Zeiten der Entstehung monotheistischer Religionen herrschten ausgeprägte patriarchale Strukturen und eine rigide soziale Hierarchie. Familienvater – König – Gott, das war die Kette der Autoritäten, denen sich das Individuum prinzipiell gegenüber sah.

Das mythische Denken projizierte also das magische Potential auf diese Dreierstruktur, besonders natürlich auf das letzte und höchste Glied. In den römischen Familien hatte der Vater die absolute Macht, Frau, Kinder und Sklaven waren sein Eigentum. Er musste schon sehr über die Stränge schlagen, damit z.B. das Verprügeln seiner Frau von der Umwelt als unmoralisch wahrgenommen wurde. Kinder hatten noch weniger, Sklaven keine Rechte. Die Macht der Könige kennst du als Quasi-Historiker zur Genüge, und die Macht des Einen Gottes ist ohnehin völlig unbeschränkt.

Hier aus Wiki „Monotheismus“ eine Darstellung der Entstehung des jüdischen Monotheismus:

„Nach dieser Ansicht dürfte JHWH ein in Jerusalem verorteter Lokalgott gewesen sein. Mit der steigenden Bedeutung des israelitischen Reiches bzw. der Hauptstadt Jerusalem unter den Königen David und Salomo kamen auch dem Gott JHWH neue Funktionen zu, bis er zum König eines göttlichen Pantheons wurde (vgl. Jesaja 6). Inschriften aus dieser Zeit belegen jedenfalls, dass JHWH in einem Atemzug mit anderen Göttern genannt bzw. angerufen worden ist.

In der Folgezeit schwächte sich die Bedeutung Jersualems ab und fremde Reiche mit deren Religionsvorstellungen beeinflussten die israelitische Religion. Unter König Joschija im 7. Jh. v. Chr. entstand eine Bewegung, die eine monolatrische Verehrung JHWHs einforderte (vgl. 2. Mose 23,13).
Die Nachfolger dieser Bewegung fanden vor allem in der Zeit des Babylonischen Exils Gehör: Nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, in dem JHWH verehrt worden war, verbreitete sich unter den israelitischen Priestern der Gedanke, dass JHWH der einzige und allmächtige Gott sei. Er selbst habe die Zerstörung herbeigeführt, um die Israeliten für ihre (teilweise) Abwendung von ihm zu bestrafen.“

Zitat ENDE.

Hier wurde also Jahwe die Macht zugesprochen, Städte zu zerstören, um irgendwelche Personengruppen zu bestrafen.
Von der Struktur her ist das eindeutig eine magisch-mythische Projektion, wie sie z.B. von Piaget beschrieben wird.

Ein anderer Begriff, der gut zum Thema passt, ist der des Fetischismus.

Dazu aus Wiki „Fetischismus“ (tja, das alles aus Büchern abzuschreiben, dazu fehlt mir die Zeit):
„Der Fetischismus (lat. facticius: nachgemacht, künstlich; franz. fétiche: Zauber(mittel)) bezeichnet einen Glauben an übernatürliche Eigenschaften bestimmter auserwählter oder ungewöhnlicher (vorwiegend selbstverfertigter) Gegenstände unbelebter Art und deren Verehrung. In einer Ausweitung des Begriffs auf den nicht-religiösen und atheistischen Bereich umfasst der Begriff Fetischismus (Religion) auch die religions-ähnliche Verehrung von Objekten mit besonderer Bedeutung für die eigene Identität, denen besondere Wirkungsmacht auf das subjektive Wohlbefinden zugetraut wird.“

Die Übertragung dieser Definition auf Objekte des „Glaubens“ überlasse ich gerne den Lesern.

Gruß

Horst

Hallo,

„Vor allem Naturwissenschaftler“ ??? seltsame Behauptung.
Als nächstes behauptest du noch, die Naturwissenschaftler
haben Gott erfunden?

das Netz ist voll davon:

Im Internet läßt sich für wirklich jeden noch so absurde Idee ein
Beleg finden.

Ansonsten ist die Aussage immer noch Blödsinn.
Die Idee von Gott gab es lange vor den Naturwissenschaften.
Daß Naturwissenschaftler auch gläubig sein können, habe ich nie abgestritten.

Also schaun wir mal:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,296…

„Wie Forscher nach Gott suchen“
Reißerische Überschrift, sonst nix.

http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/pm_specia…

Tolle Quelle mit dümmlichen Aussagen.
Du solltest nicht nur Überschriften lesen.

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/hintergrund/…

Ein Wissenschaftler, der im religösen Glauben für sich persönlich
Antworten sucht, die Wissenschaften nicht beantworten können.
Dabei geht der gute Mann auch nur bis zu seiner nächsten Amtskirche
und zitiert brav aus der Bibel. Überaus „innovativ“.
Was hat das mit obiger Behauptung zu tun.

http://www.welt.de/wissenschaft/article764057/Eine_V…

„Eine Verabredung mit Gott“ - Auch nur eine reißerische Überschrift!
Inhaltlich geht es um ganz andere Sachen.

http://www.amazon.de/Gott-die-Wissenschaft-Jean-Guit…

Diskussion zwischen Naturwissenschaftlern und Philosophen.
Was hat das mit obigem Thema zu tun!

http://www.amazon.de/Gott-Mensch-Wissenschaft-Hans-P…

Auch nur Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Philosophen und Theologen?
Was trägt das zum Thema bei?

usw.

Bis jetzt hast du keinen Treffer gelandet.
Offenbar hast du nicht mal den Inhalt der gefundenen Artikel gelesen.
Überschrift erfassen reicht nicht?

Du gibst doch selbst zu, dass „Gott“ weder zu beweisen noch
zu widerlegen ist, vor allem deshalb, weil er ausserhalb
unserer fassbaren Welt „IST“, sofern „er“ überhaupt „IST“.
Ergo ist ein Nichtglaube genau so intelligent oder dumm, wie ein Glaube.

Da du schon die Behauptung audstellst, dann möchte ich dafür mal
eine stichhaltige Begründung!

Atheisten sind nicht die Klugen und Gläubige sind nicht die
Dummen, auch wenn du das gern so hättest.

Ich weiß nicht , wie du zu dieser Einschätzung kommst?
Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Wer das tut, muss sich allerdings
erst einmal von seinen Vorurteilen befreien, daran scheitern viele.

Eben, vor allem wenn man nur Überschriften liest und Inhalte nicht
erfassen kann.
Gruß Uwi

Hi Horst,

jetzt sehe ich zwei Antworten von Dir und versuche, das mal wieder zusammenzubringen, damit wir uns nicht auf zwei Unterthreads aufspalten. Das hier scheint der erste Teil zu sein:

Nun, wie ist das mit Glaube und Aberglaube? Kann es ohne einen Glauben überhaupt einen Aberglauben geben? Könnte ohne Glaube überhaupt irgendetwas als Aberglaube definiert werden?

Es bedarf jetzt wirklich einer Erklärung deinerseits, was du
unter Glauben verstehst. Ist das so etwas wie eine natürliche
Disposition, die in jedem Kind angelegt ist? Und die dann
später mit Inhalten einer Religionen in Berührung kommt?

Nein, es ist keine natürlich Disposition. Glaube ist etwas, das auf der Akzeptanz einer Erklärung des Unerklärlichen beruht. Wesentlicher Pnukt ist für mich hier, dass es dabei nicht nur um Kinder geht. Wenn man sich mal mit beginnenden Sozialstrukturen, z.B. Hordentheorie in der Anthropologie befasst, kommt man auf ähnliche Beispiele. Glaube in seiner frühesten Form ist die Akzeptanz gegebener, nicht aus dem vorhandenen Wissen erklärbarer Umstände. Dann wird vielfach eine höhere Macht herangezogen. Nur ist so eine höhere Macht im ersten Ansatz alles andere als „magisch“. Das, was wir als „magisch“ sehen ist ja bereits bewußte Weiterentwicklung. Dabei geht es ja bereits um den Manipulationsversuch durch Symbolik, also einen zweiten oder gar dritten Schritt. Der erste Schritt ist immer Manipulationsvbersuch durch die Tat. Das Baby, das lauter schreit als sein Zwilling um zuerst die Flasche zu kriegen. Weil die „höhere Macht“ nichts anderes als die erste Bezugsperson, sprich Mutter ist.

Eine solche Disposition hatte ich doch mit dem
„magisch-mythischen“ Denken zur Diskussion gestellt. Dieses
Denken beruht auf Missinterpretationen der Zusammenhänge
zwischen Innen/außen, beim magischen Denken folgen die Dinge
dem Ich, beim mythischen richten sie sich nach einer externen
Instanz.

Nein, daran habe ich gleich in zwei Punkten Kritik zu üben. Erstens, die Überlegung, die Dinge folgen dem Ich und die Dinge kreisen um das Ich bedingen zuerst einmal eine Erkenntnis des Ich. Das Modell bedingt in diesme Punkt also den zweiten Schritt vor dem ersten. Zweiter Kritikpunkt ist der erweiterte Wilber’sche Sprachgebrauch an dieser Stelle. Einfach zu sagen, alles nach innen bezogene ist zwangsläufig „magisch“, alles andere zwangsläufig „mythisch“ und deswegen gibt es ein magisch-mythisches Denken geht m.E. völlig an der Sache vorbei. Es gibt ein Denken. Es gibt den Versuch, durch Denken die Umwelt zu schematisieren. Das ist nicht alleine für Kleinkinder so, wir tun es alle alle Tage. Es ist aber besonders signifikant für das Kleinkind, weil dessen vorhandene Erkenntnisbasis ungleich kleiner ist. Es steht also am Anfang. D.h. es kann nur Schritt für Schritt eine Vergleichsbasis aufbauen und auf dadurch ein Schema gewinnen. Natürgemäß wird dieses Schema anfänglich Lücken haben, deswegen besteht die Neigung es immer weiter an das anzupassen, was neu entdeckt wird. Das ist der Prozess von Assimilation und Akkomodation nach Piaget, bzw. das, was Piaget im Grundzug aussagt.
Das Problem besteht dann, wenn etwas ganz neues entdeckt wird. Etwas, dass sich nicht einordnen, d.h. erklären läßt. In diesem Fall muss der Geist (und da unterscheidet sich das Kind nicht wirklich vom Erwachsenen) zumindest temporär die Gegebenheit hinnehmen. Das geschieht natürlich nicht widerstandslos. Da werden die wüstesten Erklärungsversuche durchgespielt und manchmal auch die wildesten Versuche gestartet, möglicherwiese Verantwortliche Mächte zu manipulieren (Stichwort Trotzphase).
Aber schließlich und endlich, wir reden hier über relativ logisch erklärbare Entwicklungsprozesse die mit „magisch“ nichts und mit „mythisch“ schon dreimal nichts zu tun haben.

Für dich scheint, wenn ich so vermuten darf (mangels einer
Definition deinerseits), Glaube, soweit er eine natürliche
Disposition ist, das Potential wahrer Erkenntnis zu haben,
denn ein wahrer Glaube ist ja, wenn auch nicht-wissend, auf
das Wahre gerichtet.

Sagen wir eher, Glaube ist eine natürliche Fähigkeit. Glaube ersetzt Wissen, dass man gerne hätte, aber nicht erlangen kann. Vor allem natürlich in Bereichen, die außerhalb unserer normalen Wahrnehmungswelt liegen.

Ich behaupte, dass das nicht möglich ist.
Jedenfalls nicht im Sinne eines Aktes, den man zugleich
vernünftig nennen könnte. Ich behaupte, jede religiöse
Symbolik oder Mythologie hat die Struktur des Irrationalen –
eine Struktur ohne Wirklichkeitsbezug, die ihre Kraft aus dem
magisch-mythischen Denken bezieht und durch psychologische
Mechanismen wie Projektion, Introjektion, Metapher und
Metonymie Weltbilder schafft, die schlichtweg abergläubisch
sind.

Du BEHAUPTEST, richtig. Du behauptest lediglich. Der zwingende Beweis oder auch nur das überzeugende Argument fehlt aus meiner sicht. Wobei es nicht gerade das Verständnis erleichtert, dass Du schon wieder die Begriffe durcheinander wirfst. Denn hier hast Du ja mal eben wieder den weiterne Schritt zu Religion getan, Dich also von der Glaubensproblematik abgewendet.
Zweitens würde mein Vorwurf an die meisten organisierten Religionen nicht etwa lauten, dass sie immanent die Struktur des Irrationalen in sich tragen. Im Gegenteil würde ich den meisten Religionsgemeinschaften zumindest auf deren höheren Ebene einen beinahe machiavellistischen Rationalismus unterstellen. Die Strukturen haben nämlich sehr viel Wirklichkeitsbezug, sie sind schließlich erdacht worden, um die Wirklichkeit zu manipulieren. Und wiederum, das ist weder magisch noch mythisch. Magisch mythisch ist, was auf der Verpackung steht.

Nur ihr Glaube ist natürlich Aberglaube. Was ist Deiner?

Ich bin ein durch Wilber und die asiatischen Lehren geprägter
New Ager. Siehe auch diesbezüglichen Thread im Esobrett. Das
ist aber kein „Glaube“ – eher ein bescheidener Versuch, durch
einen Mix von Hypothesenbildung und Empirie den Dschungel der
Welt zu durchschauen.

Weißt Du, die meisten Mensche hüten sich, das, was sie glauben, Glaube zu nennen. Die halbe New Age Bewegung war gleichzeitig asiatisch buddhistisch vollgekokst und atheistisch rational bis hin zur Irrationalität. Sagen wir es doch mal offen, diese Szene wurde von Leuten gemacht, die glaubten, irgendwo gäbe es eine andere Wahrheit und die ganz sicher wussten, alles andere ist Aberglaube. Sogar der Sprachgebrauch verschiedener Asiaten unterschied sich nicht von dem des Papstes. Je mehr irgendwelche Religionen „neu“ machen und je mehr sie sich als „nicht-Religion“ etikettieren, desto mehr ähneln sie sich doch. Ist Dir klar, dass das Christentum mal als das New Age des Judentums angefangen hat? Und ebenso ein Klassiker ist die Aussage eines Anhängers einer „Nicht-Relgion“ seinen Glauben herunterzuspielen um zu zeigen, dass die Kernaussage „alle (anderen“ Relgionen sind Aberglaube" auf ihn nicht trifft. Denn das genau ist ja das zweischneidige Schwert dieser Diskussion. Aberglaube ist immer der Glaube aller anderen.

Wir haben nämlich das zweite Begriffspaar „Religion/Glaube“ erreicht.

Glaube, Religion,Theologie: bitte setze zur Erhellung diese
Begriffe in einen Zusammenhang. Ist Glaube die Disposition,
die die Inhalte der Religion ermöglicht, die dann wiederum von
der Theologie ausgeformt werden?

Glaube ist erst einmal die simple Akzeptanz von etwas Unerklärlichem um dadurch anderes Unerklärliche doch erklärlich zu machen. Religion ist nichts anderes als die organisatorische und rituelle Ausformung (denn keine Organisation kommt ohne Ritual aus). Dabei löst sich Religion jedoch vom Glauben und etwickelt aus völlig erklärlichen menschlichen Motiven heraus ein Eigenleben. Dessen Werkzeug zur Legitimation dieses Eigenlebens ist die Theologie. Und bevor ich hier mißverstanden werde, das bezieht sich nicht alleine auf christliche Religion. Wesentlicher Punkt ist, dass die Inhalte der Religion nur noch zu einem sehr geringen Teil den Inhalten des Glaubens entsprechen.

Wenn ich in dieser Anordnung Glaube durch magisch-mythisches
Denken ersetze, hast du in etwa meine Einschätzung (immer
bezogen auf religiöse Inhalte, die mythisch erscheinen, also
anthropomorphie-verdächtig sind – Gott als Vater, Jesus als
Sohn und so weiter, du weißt schon).

Wenn Du etwas ersetzt, um zu beweisen, dass es das Gleiche ist, dann ist das eher ein Gegenbeweis, das ist Dir schon klar? Und alleine die Begriffswahl „magisch“ und „mythisch“ ist natürlich wenn Du es so verwendest, schon vom Wortsinn her falsch. Denn hinter dem Begriff der „Magie“ steht ja der Versuch der Manipulation durch Symbolik und Ritual. Und was Deinen Anthromorphieverdacht angeht, so ist der ja grundsätzlich in beinahe allen älteren Religionen ebenfalls gegeben gewesen, der Unterschied besteht ja lediglich in einer generalistischeren Attributzuordnung.

Selbst der Buddhismus blieb ja davon wohl nicht frei. Er veränderte sich seit Buddhas Zeiten. Die Glaubenswurzel ist noch da … irgendwo verborgen unter einem Haufen Begriffen, Nachdefinitionen usw.

Diese Wurzel ist ganz und gar nicht verborgen. Die
buddhistische Lehre wurzelt in a) den vier edlen Wahrheiten
und b) im achtfachen Pfad. Das wurde von Buddha so gelehrt und
ist offen sichtbar für jeden, der sich mit der Sache näher
befasst.

Natürlich … ähh … und wie alt ist die älteste schriftliche Quelle? Wie weit zeitlich und räumlich von Buddha entfernt? Und, ich gehe noch weiter. Seit der Buddhismus in Westeuropa so etwas wie Trendreligion geworden ist, werden jedes Jahr fast genauso viele Bücher zum Thema Buddhismus wie zum Thema Christentum veröffentlicht. Natürlich soll ich jetzt von allen diesen Büchern annehmen, da steht nur Buddha ohne Zutaten und Interpretationen drin.
Ja, ich gebe Dir Recht, wer sich damit befasst, der kann die Wurzeln finden. Aber das wiederum gilt für jede Religion. Da unterscheidet sich also der Buddhismus wiederum nicht von anderen Religionen. Und ein weiterer Punkt, in dem sich gerade der New-Age-Buddhismus ebenfalls nicht unterscheidet ist dieses halb demütige (wir sind alle lieb und bescheiden), halb arrogante (aber Du musst Dich damit befassen und den Buddhismus lernen, und bitte so, wie wir ihn verstehen), mit dem Buddhisten, Katholiken, Mormonen, islamische Reiseprediger und natürlich auch die Anhänger des von mir unbetrauert verstorbenen Bhagwan immer wieder auf alle Leute losgehen. Ooops, da habe ich jetzt auch noch die Zeugen Jehovas vergessen …

Religion muss sich zwangsläufig vom Glauben entfernen… Insofern müsste man bei einer katholischen Messe auch weniger von einem Glaubensakt als einem Ritual reden. Vieles, was sich dort abspielt ist weder Glaube noch Aberglaube. Es ist einzig Ritual.

Rituale SIND abergläubisch. Ihr Sinn ist es (in diesem
Zusammenhang), auf transzendente Mächte Einfluss zu nehmen
bzw. eine Öffnung zu ihnen zu schaffen. Weiterhin haben sie
eine soziologische zu beschreibende Funktion, grob gesagt, sie
stiften Gemeinschaft.

Per se nicht. Das öffentliche Gelöbnis von Soldaten ist Ritual und hat mit Glaube oder Aberglaube gar nichts zu tun. Ein Diensteid, das feierliche Ablegen des Hippokratischen Eides sind alles Rituale, die nicht an Glauben gebunden sind und deswegen auch nicht Aberglaube sein können. Die Vereidigung eines Bundespräsidenten genauso wie die eines US-Präsidenten sind keine Glaubens- sondern Verfassungsfragen und trotzdem Ritual. Der Sinn, soweit hast Du es richtig erkannt, ist die Schaffung von Gemeinsamkeit und Rang sowie, dieser Punkt ist Dir entgangen, die Anbindung an die Reglen der Gemeinschaft. Das Ritual alleine ist nicht der Versuch, Zugang zu höheren Kräften zu öffnen. Es kann, aber das gilt nur in Sonderfällen, in das Ritual „magische“ Symbolik eingebunden sein. Dann ist aber das Ritual Bestandteil der Symbolik, nicht umgekehrt.

In der Psychoanalyse ist bekannt, dass Zwangsneurosen
individuelle Rituale herausbilden. Beispiel: jemand muss im WC
erst dreimal gegen die Wand klopfen, ehe er die Ausscheidung
vornehmen kann. Ein realer Fall.

Die Anrifung des St. Lokus oder was? Zwangsneurosen bilden Zwangshandlungen heraus. Das als Ritual zu bezeichnen ist sachlich falsch, da einige wichtige Bestandteile eines Rituals (Öffentlichkeit und Öffentlichkeitswirkung, Gemeinschaftsbildung) fehlen.

Von der Form her sind Rituale magisch-mythische Akte. Eine
externe allmächtige Instanz wird beschworen. Dazu bedient man
sich Handlungen und Gegenständen mit symbolischem Charakter.
Der Kontext zum magisch-mythischen Denken ist einfach
sonnenklar. Was ist Aberglaube anderes? Das Beispiel mit dem
3mal auf Holzklopfen zeigt die Grundstruktur: vollziehe eine
streng strukturierte Handlung, und das Schicksal ist dir hold.

Der Zusammenhang ist nur dann sonnenklar, wenn man genug Dinge, die nicht zusammengehören in einen Topf wirft und Eintopf macht. Rituale sind Rituale, ein eigenständiger Mechanismus der Gruppendynamik. Magische Akte dienen der Manipulation höherer Kräfte, welcher auch immer. Magische Akte, die in Gemeinschaften durchgeführt werden, oder aufgrund der immanenten Symbolik Gemeinschaften erfordern können sich eventuell ritualisierter Formen bedienen, wie jede andere Gemeinschaft auch. Wenn ich mit meiner Frau am Wochenende koche, dann haben bestimmte Abläufe auch schon fast Ritualcharacter, vor allem wenn wir eine größere Zahl Gäste haben. Das Ergebnis jedoch, auch wenn durchaus schon so beschrieben, ist keinesfalls magisch.
Gehen wir einen Schritt weiter, denn Du mixt ja immer „magisch“ und „mythisch“ zusammen. Das ist von der Sache her schon falsch. Während nämlich „magie“ sich mit der Manipulation zukünftiger Ereignisse befasst, beizieht sich ein „Mythos“ zunächst einmal immer auf die Vergangenheit. Deswegen gibt es auch viel mehr mythische als magische Rituale.

Glaube und Aberglaube sind nicht durch ihren Inhalt definiert und daher auch nicht wirklich durch ihren Inhalt bewertbar…

Aberglaube ist z.T. dadurch definiert, dass er eine
unangemessene Sicht der Dinge ist. Also durchaus inhaltlich.
Zudem hat er eine psychologische Struktur (magisch-mythisch).
Das sind ZWEI Ebenen. Ebenso kann man es beim Glauben sehen –
wenn man ihn von außen sieht. Siehst du ihn von außen?

Nein, ich denke, dass ich wie jeder Mensch an ein paar Dinge glaube. Auch wenn ich kein Christ bin. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Du verwendest den Begriff „unangemessen“. Deutlicher hättest Du kaum eine subjektive Aburteilung beschreiben können. Wie bereits in früherem Posting erörtert, ist der erste Schritt, den Glauben des anderen pauschal als Aberglauben zu definieren. Der zweite Schritt ist es dann später, in den Inhalten des anderen Munition zu suchen. Der zweite Schritt (den Du ja hier auch tust) ist jedoch nicht Ursache sondern lediglich Symptom. Und was Deine zweite Ebene angeht, so habe ich zu der Begriffsverwirrung „magisch-mythisch“ m.E. genug geschrieben.

Was Du beschreibst, ist Religion, nicht Glaube. Wenn es so wäre, wie Du sagst, müsste die Priesterschaft ja einen reinen Glauben vermitteln statt der Sitten und Gebräuche ihrer Kirche.

Sie tut natürlich beides. Vielleicht solltest du echt mal
definieren, was du mit Glaube meinst.

Habe ich oben getan. Und welche Kirche bitte vermittelt einen reinen Glauben? Schau Dir alleine mal die Liturgien verschiedener christlicher Kirchen an.

Aber das hat nichts mit Glaube zu tun. Religion wird von Menschen gemacht, nicht von Gott.

Das klingt wie von einem Christen geschrieben. Ich dachte, du
bist keiner. Oder doch?

Nein, aber meine Kritik am Bodenpersonal ist nicht zwangsläufig christlich. Sie kann genausogut auch auf islamische Möchtegern-Mufits angewendet werden. Wie Du weiter oben nachlesen kannst, bezieht sie sich auch auf den buddhistischen Amateurmissionar.

Weißt Du, was für mich der Maßstab ist? Und der hat dazu geführt, dass sich auch meine Einstellung zum Buddhismus gewandelt hat, seit ich hier das Religionsbrett besuche. Wenn die Anhänger, eines wie auch immer benannten und definierten Kultes sofort aufspringen und versuchen, zu bekehren sowie man sich nur dem Thema nähert, dann erkenne ich Religion … im Gegensatz zu Glaube.

Du erkennst einfach nicht den wesentlichen Unterschied
zwischen monotheistischer Religion und atheistischem
Buddhismus.

Das ist das letzte KO-Kriterium um zu belegen, dass man es mit einer „echten“ Religion zu tun hat. Wenn man es nicht glaubrt, dann deshalb, weil man einfach zu dumm ist, den Unterschied zwischen dem unbeweisbaren Aberglauben der anderen und der unbeweisbaren Wahrheit des zu verkaufenden Glaubensgebildes zu verstehen.

– und hier gilt Wissen als Ideal, nicht Glaube.

Ja, das Wissen ist unglaublich wichtig. Natürlich erst, nachdem man an das darunterliegende System glaubt.

Der Einwand ist zu erwarten gewesen. Ich kann nur für mich
sprechen: ich hatte schon einige „buddhistische“ Gewissheiten
bzw. Erfahrungen, als ich noch nie etwas über B. gelesen
hatte. Dieses System bestätigte nur meine Grundanschauung.

Das ist ja nett, aber es ist Dein Glaube, nicht der meine. Darum geht es hier, auch Du glaubst. Und damit wird jede andere Ansicht für Dich zum Aberglauben.

Und das die „Falschgläubigen“ in Jerusalem saßen war vorgeschobener Grund, aber nicht Ursache.

Mag sein. Aber das tut nicht viel zum Thema.

Mal davon abgesehen, dass es natürlich wieder einmal belegt, wie unrichtig die Vermischung Glaube/Religion in Deiner Argumentation ist, tut es nichts zur Sache …

Der Glaube entsteht aus einem Gedanken, aus einer Erkenntnis. Religion wird durch das Bodenpersonal erzeugt.

Hier ist mal ein Ansatz, der deinen Begriff von Glaube
erhellt. Ich sehe nur keinen Inhalt, den ich nachvollziehen
kann. Was für ein Gedanke? Welche Erkenntnis? Erkenntnisse
haben nichts mit Glaube zu tun, sie beziehen sich auf
Wahrheiten. Meinst du mit Glaube, dass andere, die diese
Erkenntnisse nicht haben, demjenigen, der sie hat, „glauben“
sollen?

Du unterstellst mir hier, dass ich über meinen Glauben spreche oder versuche zu missionieren. Tue ich aber nicht, vorsätzlich nicht. Insofern denke ich nicht, dass Du ein Bild von meine persönlichen Glaubensvorstellungen hast. Die im Übrigen hier auch wenig in einer generellen Philosophiediskussion zu suchen hätten.
Glaube kann völlig unterschiedliche Inhalte haben, von daher ist eine Unterscheidung nach Inhalt m.E. erst einmal witzlos solange sie ohnehin unabhängig vom Inhalt den gleichen Mechanismen folgen. Ansonsten siehe obige Definition …

  1. theistisch, 2) materialistisch-atheistisch, 3) spirituell-atheistisch.

Das verändert aber an der Aussage nichts. Der Kernpunkt ist, dass auch der Glaube an die Nichtexistenz Gottes ein Glaube ist, der nicht bewiesen werden kann.

Beweisbarkeit gibt es nur in der Mathematik und in der
Naturwissenschaft. In geistigen, mentalen, spirituellen
Dimensionen (egal wie man sie nennt) ist Beweisführen nicht
möglich. Hier zählt die eigene Erfahrung. Die aber ist
möglich. Das wäre dann Erkenntnis, Wissen. Mit Glauben hat das
nichts zu tun.

Wiederum sachlich falsch. Denn es gibt den Grundsatz einer Beweisbarkeit ja z.B. auch in der Rechtswissenschaft. Und dort gibt es ja auch den Indizienbeweis, nehmen wir das mal als ein Beispiel.
Du sprachst davon, dass Du buddhistische Erfahrungen selber gemacht hast. Ich gehe jetzt trotzdem davon aus, dass Dir die völlige Erleuchtung bisher nicht wiederfahren ist. Insofern glaubst Du, über Wissen zu verfügen. Es ist für Dich ein hinreichender Indizienbeweis. Obwohl Dein Wissen natürlich immer noch weit von der völligen Erleuchtung entfernt ist, Du also in vielen Details immer noch glauben musst.
Der nicht-beachtete Faktor in der ganzen Glaubensfrage liegt ja darin, dass wir auch immer etliche Details wissen. Das fließt ebenfalls ein und kann die Funktion eines Indizienbeweises zumindest für das Individuum übernehmen. Soviel nur zu Deiner irrigen Ansicht über Beweisbarkeit.
Die Existenz Gottes ist nicht beweisbar. Genausowenig seine Nichtexistenz. Zumindest ist bisher keiner auf den Trichter gekommen. Und wenn, gibt’s ein fürchterliches Chaos. Mir fällt da immer der Anhalter durch die Galaxis ein. Und poof löste sich Gott in einem Logikwölkchen auf. Der Kernpunkt der Aussage war aber nicht, ob Gott beweisbar ist. Der Kernpunkt der obigen Aussage war, dass auch der Glaube an die Nicht-Existenz Gottes ein GLAUBE ist. Der Atheist, gleich ob buddhistisch, kommunistisch oder einfach nur gelangweilt, hat sich also der Tatsache zu stellen, dass er auch einen Glauben vertritt, und manches Mal ziemlich vehement.

Marx-Engels nannten die Produktionsverhältnisse usw. Unterbau, den Staat und die „Ideologien“ aber Überbau.

Ja, aber ich nannte es „Unterbau“. Da die Herren Marx und Engels tot sind, das kommunistische System weitestgehend versagt hat, nehme ich mir hiermit die Freiheit selbst zu denken. Und ich verwendete bewußt den Begriff „Unterbau“. Unterbau deshalb, weil er in seiner Entstehung zunächst eine stützende Funktion hat…

ME dachten sich das so, dass der Überbau Illusionen erschafft,
die das reale Sein der Produktionsverhältnisse verschleiern.
In diesem Sinne „stützt“ er den Unterbau. Im übrigen sind die
Theorien von ME immer noch ein ausgezeichnetes
Analyse-Instrument. Kommunismus als Praxis ist demgegenüber
zum Scheitern verurteilt und auch kontraproduktiv.

Schön, aber da ich mich nicht auf ME bezogen hatte, wehre ich mich dagegen, sie in den Mund gelegt zu bekommen. Ansonsten können wir den Kommunismus als Philosphie gerne als gesonderten thread diskutieren, aber hier gehört er nun wirklich nicht mehr hin.

Eine Gotteserfahrung ist entweder eine Glaubenssache, dann entzieht sie sich der Anylyse, oder sie ist real, dann muss sie sich der Analyse von außen stellen. Die Behauptung, eine Gotteserfahrung auf magisch-mythischer Ebene gehabt zu haben ist ja zunächst individuell und global weder überprüfbar.

Das ist ein komplexes Thema, und ich gehe komplexer darauf
ein, wenn du endlich mal deinen Glaubensbegriff genau
ausgeführt hast.

siehe oben

Auch ich habe während meines Studiums viele Bücher gelesen, deren Schlußfolgerungen von der Zeit überholt waren (was ich für Piaget gar nicht unterstellen will, Wilber wurde da schneller eingeholt).

Es scheint mir umgekehrt zu sein: Piaget wurde stark
modifiziert, Wilber liegt immer noch seinen Konkurrenten
gegenüber mit der Nase vorn.

Deineer persönlichen unbewiesenen Ansicht nach. Ich sehe bei Wilber das gleiche Problem der unsauberen Begriffsverwendung das Du von ihm so offensichtlich übernommen hast. Und Piaget ist durch die Modifikationen speziell des Herrn Wilber m.E. wirklich nicht besser geworden.

Ansonsten finde ich aber Deine Formulierung durchaus witzig. a.) Du bist mit einer attraktiven Vietnamesin verheiratet b.) die tickt nicht anders als wir Westler c.) sie ist eine typische Mythologie-Buddhistin

Dieser Syllogismus ist keiner. Das mit dem Ticken ist
tiefenstrukturell gemeint (gemeinsame kognitive und
magisch-mythische Dispositionen), die Nr. c wiederum
oberflächenstrukturell (was ist ihr individuelles
magisch-mythisches Muster?) Tiefenstrukturell heißt das: sie
ist abergläubisch (magisch-mythisch). Nicht anders als die
meisten Westler.

Die Westler sind ja nur abergläubisch weil sie nicht glauben, was Du glaubst. Eine reine Frage der Definition also. Ansonsten kann ich und will ich mich nicht mit der Struktur Deiner Frau, weder in der Tiefe noch an der Oberfläche befassen, wofür Du hoffentlich Verstädnis hast.

Zur Anregung hier die Website von Wilber:

http://wilber.shambhala.com/html/books/kosmos/excerp…

Ich hab mal drüber geschaut, vielleicht kann ich mich später überwinden, auch das Exzerpt des neuesten Buches zu lesen. Was mir auch den ersten Blick auffällt, ist seine Analogiestellung unzusammenhängender Begriffe in einen Pseudozusammenhang. Das ist zulässig, weil er ja selbst seine Aussagen nicht nur deutlich als „Theorie“ sondern sogar als „Metatheorie“ kennzeichnet. Aber trotzdem wird es mich ein gewisses Maß an Überwindung kosten, darüber hinweg zu kommen.

Damit habe ich das Ende Deines ersten Postings erreicht und schaue mir mal Nummer 2 an:

Anhang zum unteren Beitrag:

der durch kopieren jetzt zum oberen Beitrag wurde

Magie und Partizipation nach Piaget (entnommen aus Stuart A. Vyse, :smiley:ie Psychologie des Aberglaubens, ab S. 165)

Vom Ethnologen Levy-Bruhl übernimmt Piaget den Begriff der :stuck_out_tongue:artizipation, um den Glauben des Kindes zu beschreiben, dass :zwischen zwei miteinander unverbundenen Personen oder Ereignissen :eine kausale Beziehung besteht.

Das ist aber jetzt eine recht irreführende Zusammenfassung. Denn dieser Glaube ist nicht allgegenwärtig, es ist also nicht so, dass jedes Kind glaubt zwischen jedem Ereignis und jedem anderen Ereignis bestünde ein direkter kausaler Zusammenhang. Tatsächlich besteh für das Kind auf Grund der eingeschränkten Erfahrungsbasis und der relativen Überschaubarkeit der Welt jedoch immer ein gewisser Verdacht eines Zusammenhanges von Personen. Der kann jedoch nicht immer ergründet werden. Wieso gehört Tante A zu Onkel M und nicht Onkel Q? Womit automatisch schon der Gedanke nach einer weiteren Verbindung A-M-Q auf der Hand liegt. Insofern übernahm Piaget den Begriff (der bei L-B ohnehin anfänglich auch andere Zusammenhänge betraf) nicht ohne Einschränkungen.

Unterschieden werden 4 Formen magischer Partizipation:

a) Magie durch Partizipation der Handlungen und der Dinge

Das bezieht sich auf die Hoffnung, eine Handlung werde etwas Gutes :bewirken oder etwas Schlechtes abwenden. Hier wird eine symbolische :Handlung als Ursache eines nachfolgenden Ereignisses genommen.

Allerdings, und das war einer der Fehler in der Piaget-Theorie, ohne, dass dieses Verhalten vor dem Hintergrund der eingeschränkten Erfahrung und vor dem Hintergrund des Nachahmungslernens untersucht worden wäre.

b) Magie durch Partizipation des Denkens und der Dinge

Hier haben Gedanken vermeintliche Macht über nachfolgende :Ereignisse. Sie können Gutes bewirken oder Schlechtes verhindern, :aber auch Schlechtes bewirken, in dem Sinne, wie man sagt: Male :nicht den Teufel an die Wand.

Womit wir bei einem Klassiker des Nachahmungslernens angelangt wären. Denn für ein Kind ist es übernommenes Verhalten, meist von den Eltern. Wir sprechen hier also über die Assimilierung ganzer Verhaltensketten die, bei entsprechender Auswahl, in Richtung Konditionierung geht. Damit stehen wir aber schon an der Grenze dessen, was Piaget eigentlich an den Pädagögen bemängelt hat.

c) Magie durch die Partizipation von Substanzen

Hier können Gegenstände Macht über die äußeren Abläufe haben ohne :direkten kausalen Bezug. Ein Sternschnuppe bringt Glück, eine :schwarze Katze Unglück. Auch nimmt man an, dass Gegenstände :miteinander oder mit anderen Menschen in unsichtbarer Verbindung :stehen (Voodoo lässt grüßen).

Das ist ja jetzt ein weites Feld. Und vor allem ein Feld, das aus dem Rahmen der Diskussion herausfällt weil es sich nämlich nicht auf Kinder sondern auf Erwachsene bezieht. Trotzdem auch hierzu eine Anmerkung, die ich schon einmal machte: Es ist nicht die Substanz, es ist nach wie vor der Symbolgehalt der Substanz. Abgesehen davon natürlich wieder eine Warnung vor genereller Arroganz. Nur weil man selbst Dinge als zusammenhanglos sieht während andere offensichtlich einen Zusammenhang herstellen und entsprechend handeln, ist man nicht schlauer, Manchmal eher dümmer. Ein Beispiel:
Eines der bis etwa Mitte des 19.Jhdts meist gebrauchten Beispiele altägyptischer Magiegläubigkeit (sprich Aberglaube) war die Tatsache, dass es nur bei Neumond erlaubt war, Holz für den Schiffbau zu schlagen weil die Schiffe sonst vom Unglück verfolgt werden würden. Das klingt natürlich sehr abergläubisch.
Trotzdem, heute wissen wir, dass bei Vollmond Säfte in Bäumen aufsteigen. Bei Neumond ist das geschlagene Holz am Trockensten. Und wenn Du Schiffe aus richtig saftigem Holz baust und auf einem Fluß (Süßwasser) fahren läßt, dann fault der Kram weg und die Schiffe zerbrechen an der konstruktiv schwächsten Stelle. Anders ausgedrückt, der Boden fällt heraus. Was man, in Anbetracht der damaligen Krokodilpopulation auf dem Nil durchaus als Unglück bezeichnen könnte.
Magie hat also auch immer einen Anteil an empirischer Wissenschaft, den man nicht außer Acht lassen sollte. Wenn ich mir zu König Artus Zeiten eine Zigarette mit einem Plastikfeuerzeug angezündet hätte, würde ich wohl auch auf dem Scheiterhaufen geendet haben.

d) Animismus

Hier werden Gegenstände „beseelt“. Sie richten sich dann gerne nach :den Wünschen oder Phantasien des Kindes. Das entspricht Piagets :smiley:arstellung des Mondes usw., der dem Kind folgt…

Tut es nicht. Der Mond folgt dem Kind nicht, und das Kind wird das auch relativ schnell erkennen. Das „beseelen“ bezieht sich ja auch in erster Linie nicht auf Gebrauchsgegenstände sondern wir finden es klassisch bei Plüschtieren, vorzugsweise Teddybären. Die aber erfüllen, ähnlich wie imaginäre Spielkameraden, eine viel weitergehende Funktion, nämlich als Zuhörer, Spielkameraden und bisweilen auch Beschützer, jedenfalls aus der Sicht des Kindes. Das jedoch ist Symptom, es ist nicht Ursache. Ursächlich führen ja Ängste, die bis zu einem gewissen Grad auch normal sind, zu solchen Reaktionen. Hier eine vorsätzliche „Magie“ konstruieren zu wollen ist dann doch sehr an den Haaren herbeigezogen.

Soweit diese Gliederung nach Stuart Vyse. Auffallend ist bei allen :Varianten, dass es um magische Macht geht. Diese Macht wird, in der :nachfolgenden „mythischen“ Phase (die Vyle nicht behandelt), auf :externe Ego-Instanzen übertragen. Im fünften Lebensjahr hat das Kind :gelernt, dass sein Ego nur eines unter vielen ist, und dass seine :eigene Macht winzig ist im Verhältnis zur Macht seiner Umwelt. So :überträgt es die Allmachtsphantasien auf andere.

Nun mal langsam. Der Begriff der Macht ist eine ziemlich abstrakte Sache. Das wollen wir hier doch einmal vom Begriff der Manipulation um Einzelereignisse zu bewirken, trennen. Natürlich hat jeder Mensch, und das beginnt mit dem ersten Tag des Lebens, Wünsche. Und natürlich sind viele dieser Wünsche nicht erfüllbar und es taucht der weitergehende Wunsch nach Mitteln auf, diese Wünsche doch wider alle Rationalität erfüllt zu bekommen. Wenn das die „magische“ Phase ist, dann endet sie nie. Gerade für das Kind jedoch ist Macht abstrakt, ereignisbezogen. Erst durch Assimilation und Schemaakomodierung kommt das Kind ja in die Lage, Zusammenhänge zu sehen und einen Versuch zu machen, die Zusammenhänge in irgendeiner Form zu nutzen.
Was mir weiterhin auffällt, ist, dass die Formen der Magie, die Vyse da so schön katalogisiert weder vollständig, noch auf Kinder bezogen sind. Es sind Formen, die wenn, dann von Erwachsenen Esoterikern praktiziert werden.
Ein dritter Kritikpunkt ist natürlich wieder die unagemessene Vermischung von Begriffen. Da wird die Substanz mit dem Symbol verwechselt, da wird von Ritual gesprochen wenn gar nicht Ritual im Wortsinne gemeint ist und da wird mit Magie nur so um sich geworfen wenn man eigentlich nur Schemabeziehungen meint.

In den Zeiten der Entstehung monotheistischer Religionen herrschten :ausgeprägte patriarchale Strukturen und eine rigide soziale :Hierarchie. Familienvater – König – Gott, das war die Kette der :Autoritäten, denen sich das Individuum prinzipiell gegenüber sah.

Was zunächst einmal offensichtlich nur auf bestimmte Kulturen und bestimmte Zeiten zutreffend ist. Für andere Kulturen lagen die Dinge wieder anders und in einer großen Anzahl von Kulturen haben wir diese Vorstellung, sie stimmt nur nicht.

Das mythische Denken projizierte also das magische Potential auf :diese Dreierstruktur, besonders natürlich auf das letzte und höchste :Glied. In den römischen Familien hatte der Vater die absolute Macht, :Frau, Kinder und Sklaven waren sein Eigentum. Er musste schon sehr :über die Stränge schlagen, damit z.B. das Verprügeln seiner Frau von :der Umwelt als unmoralisch wahrgenommen wurde. Kinder hatten noch :weniger, Sklaven keine Rechte. Die Macht der Könige kennst du als :Quasi-Historiker zur Genüge, und die Macht des Einen Gottes ist :ohnehin völlig unbeschränkt.

Lassen wir mal Rom außen vor. Deine Darstellung der römischen Gesellschaft ist zu 90% falsch und zu 10% nicht richtig. Versuche einfach mal zu erklären, was Du hier gerne beweisen willst.

Hier aus Wiki „Monotheismus“ eine Darstellung der Entstehung des :jüdischen Monotheismus:

Wiki, das russische Roulette der Wissensverbreitung. Aber bitte.

„Nach dieser Ansicht dürfte JHWH ein in Jerusalem verorteter :Lokalgott gewesen sein. Mit der steigenden Bedeutung des :israelitischen Reiches bzw. der Hauptstadt Jerusalem unter den :Königen David und Salomo kamen auch dem Gott JHWH neue Funktionen :zu, bis er zum König eines göttlichen Pantheons wurde (vgl. Jesaja :6). Inschriften aus dieser Zeit belegen jedenfalls, dass JHWH in :einem Atemzug mit anderen Göttern genannt bzw. angerufen worden ist.

Wie schade, dass die Kugel des Roulette nicht den Autor getroffen hat. Also, die Hebräer wanderten so rund um bummlig um 1500v.Chr im Lande Kanaan ein. In diesem Punkt decken sich Grabungsbefunde mit Schriftgut. Zu diesem Zeitpunkt war JHWH bereits hebräische Gottheit und zwar, soweit man es bisher weiß, die einzige hebräische. Es gab den Herrn also schon etwas länger.
Natürlich gewann JHWH mit steigender Macht des hebräischen Reiches, speziell unter David und Salomon an Kampfgewicht. Das Reich, das ihn verehrte zählte schließlich unter die Großmächte seiner Zeit. Wenn der Autor dieses Artikels aber aus den Seraphim (bei denen es sich um Engel handelt, die ja oft genug auch an anderen Stellen der Bibel auftauchen) fremde Götter macht, dann liegt er etwas falsch. Aber, keine anderen Götter->kein Götterpantheon->kein König eines Götterpantheons. Leuchtet ein?
Aber es gab natürlich trotzdem ein Problem. Nachbarn. Nicht nur Nachbarn über die Grenze sondern auch Minderheiten. Da gab es alles bis hin zum ägyptischen Gastarbeiter. Und alle brachten ihre eigenen Götter mit. Und, da ja Religion den Göttern folgt, eigene religiöse Organisationsformen. Die wiederum fanden auch mal neue Anhänger. In guten Zeiten ist gut missionieren. Und dort waren es gute Zeiten. Also kamen andere Götter wieder nach Israel hinein. Und damit stellte sich die Frage (wie schon einmal 1500 v.Chr., denn es gab auch mehrfach Widmungen aus dieser Zeit) war JHWH der einzige, der einzige wahre oder vielleicht nur der Stammgott der Hebräer (Stammesgott will ich nicht verwenden, die hatten bekanntlich mehrere Stämme).
Jetzt passierte genau wieder das, was ich ja schon die ganze Zeit als grundsätzlichen Mechanismus von Religion (NICHT GLAUBEN) bezeichne. Natürlich wurde von jeder Religion die Glaubensbasis einer jeden anderen Religion als Aberglaube erklärt. Schau Dir nur mal die Sache mit dem goldenen Kalb an. Nur für das Reich eines Salomon hatte die Sache einen Haken. Oder vielleicht sogar zwei. Haken Nummer 1: Die Macht seines Reiches basierte nicht nur auf militärischer Stärke, die war nämlich gar nicht so exorbitant, sondern auf einem komplizierten Bündnissystem. Die Zeiten eines Tutmosis III waren nicht vergessen, man wusste, was passieren konnte, wenn man alleine stand. Aber unter diesen Umständen konnte man wohl kaum die andergläubigen Bündnispartner (Sabaa, Babylon/Ninive) ständig vor die Schiene nageln. Also blieb die Sache relativ ruhig. Die beiden Löwen jedoch, Assur und Memphis, hatten sowieso so viele Götter, dass einer mehr nicht störte. Also entfiel ein Religionskrieg mangels Interesse obwohl jeder überzeugt war, der andere ist abergläubisch. Und in Israel, dass zudem ja im Mittelpunkt vieler Handelsbeziehungen lag, kam dann noch das Problem der Minderheiten hinzu.
Der zeite Haken an der Sache könnte aber auch gewesen sein, dass gerade Salomon nicht ganz so JHWH-monotheistisch war, wir erzählt wird. Aber vielleicht war er es auch und sparte nur Geld, wer weiß. Jedenfalls sah Salomons Tempel den phönizischen Tempel der Astarte verblüffend ähnlich. Aber wie gesagt, vielleicht hat er Geld gespart und nur einfach alte Pläne wiederverwendet.

In der Folgezeit schwächte sich die Bedeutung Jersualems ab und :fremde Reiche mit deren Religionsvorstellungen beeinflussten die :israelitische Religion. Unter König Joschija im 7. Jh. v. Chr. :entstand eine Bewegung, die eine monolatrische Verehrung JHWHs :einforderte (vgl. 2. Mose 23,13).

Also zunächst ist hier einmal die zeitliche Zuordnung etwas unklar. Denn Joschijas Zeit war eigentlich eine Zeit der Wiedererstarkung, vor allem auf Kosten der älteren Großmächte. Aber dazu wiederum passt der Moses nicht ganz. Denn der Pentateuch wurde erst so etwa ein Jahrhundert nach Joschija fertiggestellt. Sollte jeodch der Anspruch stimmen, dass 2.Mose (wie die anderen auch) auf sehr viel ältere mündliche Überlieferung zurückgeht, dann hätten wir hier einen nicht spezifisch auf Joschija bezogenen Teil vor uns sondern eben die generella Regelung des Minderheitenproblems (Schau mal nach Vers9), aber auch das Gebot (das logischerweise nur für die Hebräer gelten konnte) sich an das zu halten, was JHWH gesagt hat und nicht andere Götter anzubeten (was natürlich implizit nur die Anbetung anderer, aber nicht deren Anerkennungszustand belegt). Also hier mischt doch mal wieder einiges. Das ist es, was Wiki ohne Verifizierung manchmal so schwer verdaulich macht.

Die Nachfolger dieser Bewegung fanden vor allem in der Zeit des :Babylonischen Exils Gehör: Nach der Zerstörung Jerusalems und des :Tempels, in dem JHWH verehrt worden war, verbreitete sich unter den :israelitischen Priestern der Gedanke, dass JHWH der einzige und :allmächtige Gott sei. Er selbst habe die Zerstörung herbeigeführt, :um die Israeliten für ihre (teilweise) Abwendung von ihm zu :bestrafen.“

Und wieder mischt und mixt er. Das babylonische Exil begann 598 mit der Eroberung Jerusalems und ging bis 539 v. Vhr. als Babylon von den Persern erobert wurde. Die Zerstörung des Tempels erfolge 66 n.Chr. durch die Römer. Die beiden Ereignisse, die also angeblich zusammen für diese Hinwendung zum Glauben gesorgt haben lagen etwa 600 Jahre auseinander.
Was der Autor des Artikels möglicherweise meint, ist, dass der Tempel nicht mehr zugänglich war, also erste Synagogen anstatt des zentralen Gebetsortes auftauchten. Das war aber nicht so signifikant wie hier behauptet wird, denn immerhin mussten ja auch vorher schon die Juden, die nicht in Jerusalem gelebt haben, irgendwo gebetet haben.
Insgesamt klafft zwischen Fundmaterial und Bibel hier eine sehr große Lücke. Wir finden in der Bibel Berichte über Fronarbeit „und saßen an den Ufern und weinten“ während wir gleichzeitig am Hofstaat Nebukadnezars jüdische Namen in höchsten Positionen finden. Letzteres verwundert nicht, den das babylonische Reich war traditionell ein Vielvölkerstaat der seine Stärke aus der Integration bezog. Alles deutet also darauf hin, dass sich viele Juden etablierten, dass es zwar eine Zwangsumsiedlung, aber keine Sklaverei gab (wenn man davon absah, dass die Juden selber Skalvenhalter waren) und dass auch die Religionsausübung frei war. Aber genau das, was eine Integration erleichterte war natürlich denen ein Dorn im Auge, die einem gewissen religiösen Fanatismus zuneigten. Es bildeten sich also Sekten unterschiedlichen Härtegrades (vieles deutet darauf hin, dass hier auch die essenischen Wurzeln lagen). Was heute also in der Bibel steht, das vorsätzlich verfälschte düstere Bild des babylonischen Exils, stammt offensichtlich aus diesen Kreisen, nicht aus der Gesamtheit.

Zitat ENDE.

Meine Meinung zu diesem Wiki-Artikel muss ich jetzt nicht nochmal zusammenfassen?

Hier wurde also Jahwe die Macht zugesprochen, Städte zu zerstören, :um irgendwelche Personengruppen zu bestrafen.

Eine grundsätzliche Fähigkeit der meisten Götter in der Geschichte aller Relgionen, also sicher nicht ungewöhnlich. Außerdem in diesem Falle, wie oben ausgeführt, als nachträgliche Erklärung mit ganz klarem politischen Kontext.

Von der Struktur her ist das eindeutig eine magisch-mythische :stuck_out_tongue:rojektion, wie sie z.B. von Piaget beschrieben wird.

Also schon einmal nicht magisch. Es sei denn, Du willst einfach alles, was Religion über die Fähigkeiten von Göttern sagt, in Deinen magischen Topf auch noch reinwerfen. Und mit Sicherheit auch nicht mythisch, jedenfalls nicht zur Zeit der Entstehung. Denn für die, die das taten, war das ja die Gegenwart. Es handelte sich also für sie nicht um einen Mythos sondern im Wortsinne um Propaganda oder Legende (die Dolchstoßlegende war ja auch Propaganda). Und mit Sicherheit nicht wie von Piaget beschrieben, der hat nämlich über Kinder geredet und nicht über alte verknöcherte Fanatiker die eine politisch-religöse Propagandaaktion vom Zaum brachen.

Ein anderer Begriff, der gut zum Thema passt, ist der des :Fetischismus.

Uh … hoffentlich habe ich das jetzt falsch verstanden …

Dazu aus Wiki „Fetischismus“ (tja, das alles aus Büchern :abzuschreiben, dazu fehlt mir die Zeit):

(würde in Anbetracht der Qualität mancher Artikel aber trotzdem helfen)

„Der Fetischismus (lat. facticius: nachgemacht, künstlich; franz. :fétiche: Zauber(mittel)) bezeichnet einen Glauben an übernatürliche :Eigenschaften bestimmter auserwählter oder ungewöhnlicher :frowning:vorwiegend selbstverfertigter) Gegenstände unbelebter Art und deren :Verehrung. In einer Ausweitung des Begriffs auf den nicht-religiösen :und atheistischen Bereich umfasst der Begriff Fetischismus :frowning:Religion) auch die religions-ähnliche Verehrung von Objekten mit :besonderer Bedeutung für die eigene Identität, denen besondere :Wirkungsmacht auf das subjektive Wohlbefinden zugetraut wird.“

Hummm, Peitschen und Handschellen möglicherweise? Entschuldigung, wenn ich diese Definition für ungenau, irreführend und vor allem Unvollständig halte.

Die Übertragung dieser Definition auf Objekte des „Glaubens“ :überlasse ich gerne den Lesern.

nicht kneifen, Du hast damit angefangen.

Gruß
Peter B.

Glaube, Magie und sexuelle Ekstase
(die Debatte scheint mir immer noch religionsphilosophisch zu sein – hier soll hauptsächlich versucht werden, den Begriff des Glaubens in den Griff zu bekommen)

Hi Peter,

Glaube ist etwas, das auf der Akzeptanz einer Erklärung des Unerklärlichen beruht. … Glaube in seiner frühesten Form ist die Akzeptanz gegebener, nicht aus dem vorhandenen Wissen erklärbarer Umstände. Dann wird vielfach eine höhere Macht herangezogen. Nur ist so eine höhere Macht im ersten Ansatz alles andere als „magisch“.

Das ist mir einfach noch zu vage. Glaube ist schließlich ein monotheistischer Begriff, den wir hier hauptsächlich im christlichen Kontext diskutieren. Ich finde in deinem Ansatz keinen Bezug darauf.

Glaube wird konventioneller Weise etwa so definiert wie in den folgenden, Wiki entnommenen Passagen („Glaube“):

„Wenn wir … sagen ‚ich glaube dir‘, wie es der griechische Wortstamm enthält, dann gewinnt das Wort seinen eigentlichen Sinn. Dann heißt es so viel wie: ‚Ich traue dir, ich vertraue dir, ich kann auf dich bauen. Ich habe eine Gewissheit, die weniger aus Berechnungen und Experimenten kommt.‘ Das Zentrum des christlichen Glaubens ist der lebendige mit Fleisch umkleidete Sohn Gottes, Jesus Christus.“

JC also ist der Nabelpunkt des christlichen Glaubens. Wie das mit deinem Ansatz zusammengeht, bleibt mir verborgen. Die Christen sagen: Ich glaube an Jesus Christus usw., sie sagen nicht: Ich akzeptiere das Unerklärliche. Nun wirst du diese Ebene vielleicht der Religion und nicht dem Glauben zuordnen, aber dann verwendest du den Glaubensbegriff sehr – sagen wir mal: kreativ. Jedenfalls nicht so, wie die Christen selbst ihn verwenden.

Weiter mit Kollege Prof. Dr. Wiki:

„In der Theologie unterscheidet man den Glaubensakt, lateinisch „fides qua creditur“ (zu deutsch; „der Glaube, mit dem geglaubt wird“) einerseits, den Glaubensinhalt, lateinisch „fides quae creditur“ (zu deutsch: „der Glaube, der geglaubt wird“).
Der Glaubensinhalt wird im Bekenntnis zum Ausdruck gebracht und in der Dogmatik systematisch dargelegt und theologisch untersucht.“

Genaueres habe ich schnell-schnell in einer Website der sogenannten oder auch Pallottiner gefunden, ich denke aber, der Text ist ziemlich allgemeingültig im Hinblick auf das Thema:

http://www.pallottiner.org/lexikon_begriff.php?id=28
Glaube

„Glaube im theologischen Sinne ist die personale Ganzhingabe des Menschen an den sich in seiner Offenbarung mitteilenden Gott, in der der Mensch letztlich zu sich selbst findet.“ (P. Eisenkopf) Diese Definition umschreibt den Glaubensakt (fides qua oder Du-Glaube). Daneben wird mit Glauben auch der Inhalt (Glaubenssätze / fides quae oder Dass-Glaube) bezeichnet. Diese Unterscheidung ist seit Augustinus gebräuchlich.

Der Glaube als personaler Akt besteht im Vertrauen auf ein Du. In zwischenmenschlichen Beziehungen kommt dies zum Ausdruck in Bezeichnungen wie „Ich glaube an dich“ oder „Ich glaube dir“. Das hat etwas mit Treue, Wahrhaftigkeit und Liebesbindung zu tun. Im theologischen Sinne bedeutet der Glaube an Gott mehr als nur die Aussage: „Ich glaube an die Existenz Gottes“; entscheidend ist die vertrauensvolle Bindung an den personalen Gott. Daran ist der ganze Mensch mit Verstand, Wille und Gefühl beteiligt."

Auch hier ist Glaube sehr viel spezifischer definiert als bei dir.

a) Der Glaubensakt ist die vertrauensvolle Hingabe an ein personales Du.

b) Der Glaubensinhalt bezieht sich auf die Glaubenssätze wie z.B. das Apostolische Glaubensbekenntnis:

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist usw…“

Hier geht es um personale Akte im Vertrauen auf ein Du, mit spezifischen Inhalten = Glaubenssätze. Und nicht um die Akzeptanz des Unerklärlichen.

Weiter mit Wiki (Glauben):

„Grundlegende Glaubensinhalte im Christentum
Gemeinsam ist den meisten christlichen Strömungen der Glaube, dass alles Seiende durch Gott (Jahwe) geschaffen wurde und im Dasein gehalten wird. Im Mittelpunkt dieser Schöpfung steht der Mensch, der aber nicht aus eigener Kraft zum Guten fähig ist (Erbsünde) und der Liebe Jesu Christi bedarf, um gerettet zu werden und ewiges Leben zu erlangen. Jesus Christus ist nach der Glaubenslehre der Mensch gewordene Sohn Gottes und mit Gott und dem heiligen Geist dreieinig. Grundlage des Glaubens ist die heilige Schrift der Bibel…"

Die Kernsätze lauten also:

Jesus ist das ZENTRUM des Glaubens.

Die Bibel ist die GRUNDLAGE des Glaubens.

Die Existenz der Bibel geht also dem Glauben voraus. Wie vereinbart sich das mit deiner Definition des Glaubens?

Das, was wir als „magisch“ sehen ist ja bereits bewußte Weiterentwicklung. Dabei geht es ja bereits um den Manipulationsversuch durch Symbolik, also einen zweiten oder gar dritten Schritt.

Wo beginnt das? Im AT? Im NT? In den weitgehenden Dichtungen der Evangelien? Aber gerade diese Texte sind doch offiziell die GRUNDLAGE des Glaubens.

Vielleicht meinst du mit dem Unerklärlichen das, was man numinose Erfahrung oder unio mystica nennen könnte, also jene Erlebnisse von Mystikern/Visionären, die „mit Worten nicht wiederzugeben sind“ und die dann, in der Kommunikation an die Mitmenschen, unweigerlich eine gewisse Symbolisierung erhalten.

Ein Beispiel für eine solche Vision behandle ich am Schluss dieses Beitrags (Theresa Avila).

Genau bei diesem Symbolisierungsprozess aber besteht die Gefahr der „Magisierung“ und Mythologisierung. In den weiteren Verfeinerungsschritten dann erst recht (z.B. die „Gottessohnschaft“, die von Jesus selbst nie behauptet wurde, aber in vielen antiken Anschauungen eine Rolle spielte und dann von den Evangelisten auf ihr Idol übertragen wurde).

Es bedürfte also einer noch genaueren Erläuterung von Glaube deinerseits, vielleicht mit einem Beispiel veranschaulicht.

daran habe ich gleich in zwei Punkten Kritik zu üben. Erstens, die Überlegung, die Dinge folgen dem Ich und die Dinge kreisen um das Ich bedingen zuerst einmal eine Erkenntnis des Ich. Das Modell bedingt in diesem Punkt also den zweiten Schritt vor dem ersten.

Eine Erkenntnis des Ich im Sinne bewusster Reflexion – also, das schafft ja nicht mal der durchschnittliche Erwachsene. Das kindliche Ich ist ein „gefühltes“ Ich im Kontext von Beziehungen zu Personen und Gegenständen. Da kann das Kind sehr wohl unterscheiden zwischen den Arten von Beziehungen zu seinem Ich oder dem der anderen.

Im übrigen klingt deine Definition von Glauben als natürliche Fähigkeit usw. nicht einmal im Ansatz wissenschaftlich. Was sind die Komponenten dieser Fähigkeit? Wie funktioniert sie? Wie entwickelt sie sich? Welche Kriterien liegen ihr immanent zugrunde, d.h. wie entscheidet das Subjekt, was „richtig“ und „falsch“ ist im Kontext dieser Fähigkeit?

Und vor allem: Was unterscheidet sie vom magisch-mythischen Denken?

Ich versuche hier mal einen Ansatz zu entwerfen, wie man Transformationsgrammatik und den Begriff des magisch-mythischen Denkens zusammenschauen könnte. Die Idee kam mir dank der typisch westlichen Mythologie-Buddhistin…

Laut moderner Linguistik (Chomsky vor allem) gibt es in der Sprache „Tiefenstrukturen“ (TS) und „Oberflächenstrukturen“ (OS). Die sind, so Chomsky, universal in allen Menschen angelegt. Aus den gemeinsamen Tiefenstrukturen heraus bilden sich dann, je nach Region, die spezifischen Ausformungen einzelner Sprache. Der Übergang von den TS zu den OS geschieht durch Transformationsregeln.

Im Detail das darstellen, wäre hier OT. Sehr vereinfacht auf unser Thema übertragen (und damit die Linguistik verlassend) kann man sagen:

Die einzelnen Formen der magischen Partizipation (in „mag. Part., Monoth., Fet.“ genannt) sind, ohne besondere Inhalte, Formen der TS.

Beispiel:

X ist Ursache von Y.

Das ist zunächst eine kausale Relation, die im Denken angelegt ist. Noch ist nicht raus, ob sie rational oder magisch-mythisch ist. Eine Prämisse muss hinzukommen:
Entweder a) X und Y sind objektiv und klar erkennbar verbunden. Oder b) auch OHNE objektive (für jeden nachvollziehbare) Verbundenheit besteht eine Verbindung.
Rational ist die obige Aussage also (potentiell), wenn die erste Prämisse a) zutrifft. Das bleibt dann zu überprüfen.

Sagt man aber: X ist Ursache von Y, und nimmt gleichzeitig die ZWEITE Prämisse b) hinzu, dann wird’s magisch-mythisch.

Das rationale Denken also berücksichtigt den Aspekt der Verbundenheit, das magische NICHT. Dinge partizipieren im magischen Denken auch dann, wenn sie unverbunden sind. Allerdings wird die Verbundenheit postuliert – auch wenn sie nicht direkt erkennbar ist oder anders objektivierbar.

Nutzanwendung auf Augustinus und alle Satangläubigen:

Deren Annahme lautet (OS): „Satan verführt die Menschen zum Bösen.“

Die TS dagegen baut sich nacheinander so auf:

a) Satan existiert.
b) Satan will die Menschen negativ beeinflussen.
c)Satan kann mit den Menschen in Kontakt treten.

a) und b) sind mythisch. Keiner hat Satan gesehen und kann auch nicht wissen, was er will. Auch Augustinus nicht.

c) macht den Schritt des Verbindens von Unverbundenem, ist also magisch. Eine nichtempirische Entität wird mit empirischen (Menschen) in kausale Verbindung gebracht.

Der OS-Satz stellt somit eine Behauptung auf, die auf drei magisch-mythischen, tiefenstrukturellen Prämissen besteht.

Denn hinter dem Begriff der „Magie“ steht ja der Versuch der Manipulation durch Symbolik und Ritual.

Nein, „Magie“ besagt eine Handlung, die auf übernatürliche Weise Einfluss auf Personen oder Dinge nimmt. Du zielst auf sekundäre, betrügerische Formen. Der negative Beigeschmack in deiner Darstellung gehört zu den sekundären Formen. Nimm den Schamanismus: auch hier ist „Magie“ im Spiel. Der Schamane beschränkt sich dabei aber nicht auf äußere Handlungen (Rituale). Da spielen auch innere, spirituelle Erfahrungen eine Rolle, frag mal den Metapher, der versteht was von dem Gebiet.

Diese Wurzel ist ganz und gar nicht verborgen… Das wurde von Buddha so gelehrt und ist offen sichtbar für jeden, der sich mit der Sache näher befasst.

Natürlich … ähh … und wie alt ist die älteste schriftliche Quelle? Wie weit zeitlich und räumlich von Buddha entfernt?

Nun, ähem :smile:, nicht allzu weit. Buddhas Hauptvertrauter Ananda gilt als Kronzeuge der Reden des Buddha und hat diese nach Buddhas Tod beim „Ersten Buddhistischen Konzil“ zu Protokoll gegeben.

Englisches Wiki („Ananda“):

„Ānanda was one of many principal disciples and a devout attendant of the Buddha. Amongst the Buddha’s many disciples, Ānanda had the most retentive memory and most of the suttas in the Sutta Pitaka are attributed to his recollection of the Buddha’s teachings during the First Buddhist Council. For that, he was known as the Guardian of the Dharma.“

Denn es gibt den Grundsatz einer Beweisbarkeit ja z.B. auch in der Rechtswissenschaft. Und dort gibt es ja auch den Indizienbeweis, nehmen wir das mal als ein Beispiel.

Das Problem ist hier aber die mögliche FÄLSCHBARKEIT von Beweisen (Fotos z.B. oder gelogene Zeugenaussagen). Indizien wiederum sind keine Beweise, wie du meinst, sondern HINweise, die nur in der Häufung eine Kraft haben, die aber nie an Beweise herankommen.

Eben deswegen habe ich juristische Beweise und erst recht Indizien nicht angesprochen.

Die Existenz Gottes ist nicht beweisbar. Genausowenig seine Nichtexistenz.

Logisch ist letzteres aber nachrangig, dein Argument also nicht stichhaltig. In der Beweispflicht stehen immer die Behauptenden. Auch bei der Justiz gilt: die Schuld des Angeklagten muss nachgewiesen werden. Man kann nicht eine Schuld behaupten und es dann dem Angeklagten überlassen, wie er sie widerlegt.

Grundsätzlich gilt: dass ein Y nicht existiert, kann nicht 100%ig bewiesen werden. Das ist ein so triviales Prinzip, dass es als Argument null taugt, wenn man es zugunsten eines Y anwenden will. Mehr als ein Schulterzucken bewirkt das Argument nicht.

Abschließend noch ein Passage wiederum aus einem älteren eigenen Text, die eine religiöse Vision der Hl. Theresa von Avila behandelt.

Erläuterung: hier geht es um die Vermischung präpersonaler (magisch-mythischer) Vorstellungen mit transpersonalen (spirituellen) Vorstellungen. „Subtil“ ist ein Ausdruck für feinstofflich, also für die transpersonale geistige Dimension, in denen Visionen oder Erleuchtungen stattfinden. Ich beziehe mich dabei auf Berichte Theresa über ihre Erlebnisse, wie ich sie in Büchern von Wilber und Deschner vorfand.

„Bricht nun die Flut subtiler Wahrnehmungen über das personal strukturierte Subjekt herein, dann kommt es zu einer Überlagerung der neuen, der subtilen Struktur mit der bestehenden personalen Struktur, in der mehr oder weniger auch präpersonale magische und mythische Strukturreste enthalten sind.

Fehlinterpretationen ergeben sich dann als Effekt dieser Überlagerung: die subtile Vision erscheint in magisch-mythischem Gewande und hat so ganz entscheidend ihr befreiendes Potential eingebüßt, ist nur eine neue Kette, an die sich das Subjekt mit Hingabe fesselt. Freilich oft eine Kette, die erstrahlt in überirdischem Licht und das süßeste Glück spendet.

Sehr deutlich zeigt sich dies in den Berichten mancher christlicher Mystiker und Mystikerinnen, deren subtile Authentizität nicht angezweifelt werden soll, die zugleich aber auch starke sexualneurotische Züge verraten, die - es wurde schon angedeutet - vor dem Hintergrund klerikaler Theorie und Praxis gesehen werden müssen.

In „Eros, Kosmos, Logos“ verwendet Wilber für seine Darstellung der subtilen Stufe einige Schilderungen der spanischen Nonne Teresa de Avila aus dem 16. Jahrhundert, ohne auch nur im Geringsten die allzu offensichtliche sexuelle Komponente ihrer Visionen zu thematisieren. Den Fokus seiner Betrachtung dieser ‘Heiligen’ richtet Karlheinz Deschner gerade auf diesen heiklen Punkt, ohne aber seinerseits die Authentizität der subtilen Visionen zu würdigen. Um beiden Seiten gerecht zu werden und so auch Wesen und Gefahr der subtilen Stufe zu illustrieren, sollen zwei Zitate Teresa de Avilas, eines aus Wilbers und eines aus Deschners Buch, nebeneinandergestellt werden.

Wilber zitiert: „Diese geheime Vereinigung vollzieht sich in der allerinnersten Mitte der Seele, also an dem Ort, wo Gott selber weilt. Und er bedarf, wie ich glaube, keiner Türe, um dort einzutreten … Was der Herr hier der Seele in einem Augenblick mitteilt, ist ein so großes Geheimnis und eine so hohe Gnade, und das Entzücken, das die Seele dabei empfindet, ist so übermächtig, daß ich es mit nichts anderem vergleichen kann als der Seligkeit im Himmel.“

Sieht man einmal davon ab, daß es nach dieser Schilderung der „Herr“ ist, der ohne anzuklopfen „eintritt“ und Teresas „Entzücken“ via Gnadenakt ursächlich hervorbringt, wirkt solche Schilderung doch recht über-sinnlich und auf Transzendenz hin orientiert. Angezweifelt werden soll auch keineswegs die Echtheit der subtilen Erfahrung, sondern ihre Unvermischheit mit magisch-mythischen, also niederen Elementen. Die aber erscheint schon fraglich durch die konventionell-christliche Figur des ‘Herrn’, die geradezu paradigmatisch ist für mythisches Denken.

Erhellend zeigt sich hier eine Schilderung, die Deschners Text entnommen ist: „Ich sah neben mir …, gegen meine linke Seite zu, einen Engel in leiblicher Gestalt … Er war nicht sonderlich groß, sondern klein und sehr schön. Sein Angesicht war so entflammt, daß er mir als einer der erhabensten Engel vorkam, die ganz in Flammen zu stehen scheinen. Es müssen dies jene sein, die man Cherubim nennt … In den Händen … sah ich einen langen goldenen Wurfpfeil, und an der Spitze des Eisens schien mir ein wenig Feuer zu sein. Es kam mir vor, als durchbohre er mit dem Pfeile einigemale mein Herz bis aufs Innerste, und wenn er ihn wieder herauszog, war es mir, als zöge er diesen innersten Herzteil mit heraus. Als er mich verließ, war ich ganz entzündet von feuriger Liebe zu Gott … die Wonne, die dieser ungemeine Schmerz verursachte, war so überschwenglich, daß ich unmöglich von ihm frei zu werden verlangen noch mit etwas Geringerem mich begnügen konnte als mit Gott.“

Diese Szene hat Bernini überaus virtuos in einer Marmorskulptur nachempfunden und die ausnehmend erotische Faszination dieser Vision sichtbar gemacht.

In diesem Zusammenhang sagt Lacan, offensichtlich ein Bewunderer Teresas, ohne Blatt vor dem Mund: „Sie brauchen sich nur in Rom die Statue von Bernini ansehen zu gehen, um sofort zu begreifen, daß sie genießt, da gibt es keinen Zweifel … Diese mystischen Ergüsse, das ist weder Geschwätz noch Wortmachererei, da ist in summa, was man lesen kann vom Besten … Was versucht wurde am Ende des letzten Jahrhunderts, zur Zeit Freuds, was sie suchten, all die guten Leute in der Umgebung Charcots und der anderen, das war, … die Mystik auf Fickgeschichten (zurückzuführen). Wenn Sie da näher hinschauen, ist es das ganz und gar nicht."

Soviel für heute. Ich bin erst wieder Montag am Start.

Gruß

Horst

Aberglaube ist eine schwarze Katze, die von rechts oder links nach links oder rechts über Deinen Weg läuft.
Religion ist der Glaube daran, daß es einen (oder mehrere) gott (bzw Götter) gibt (wirklich gibt), die diese Katze und das Schickal und Unglück, das diese Katze und ihr Weg, wo Du gerade vorbeikommst, lenkt und im Griff hat.
Aberglaube ist auch der Hantier mit Glücks~ oder Unglückszahlen, wie 7, 13, usw.
Das ist wiederum fern von Religion, in der zwar Zahlen (40 Tage durch die Wüste, 7 fette und 7 fruchtbare Jahre usw) eine Rolle spielen, aber nicht in diesem o.g. unmittelbaren abergläubischen Sinne.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Dennoch würde ein Philosoph - dem es eher um Erkenntnis der Wahrheit geht - beides durchaus 'mal als ‚‚nicht zielführend und also sinnlos (im Sinne von Welterkenntnis)‘‘ in einen Topf werfen.

Hi Horst,

Glaube ist etwas, das auf der Akzeptanz einer Erklärung des Unerklärlichen beruht. … Glaube in seiner frühesten Form ist die Akzeptanz gegebener, nicht aus dem vorhandenen Wissen erklärbarer Umstände. Dann wird vielfach eine höhere Macht herangezogen. Nur ist so eine höhere Macht im ersten Ansatz alles andere als „magisch“.

Das ist mir einfach noch zu vage. Glaube ist schließlich ein
monotheistischer Begriff, den wir hier hauptsächlich im
christlichen Kontext diskutieren. Ich finde in deinem Ansatz
keinen Bezug darauf.

Nein, diesen Bezug wirst Du auch nicht finden, weil Glaube sich in keiner Wiese auf „christlich“ oder „monotheistisch“ beschränkt. Was aber auch schon klar war, nachdem wir nun fast eine Woche auch Beispiele aus dem Islam (also nicht-christlich), Atheismus (nicht-monotheistisch), Buddhsimus (nun gar nicht in diese Schemata fallend) und bisweilen auch dem Judentum und dessen Geschichte durchkauen. Und natürlich gerade erst im letzten Posting die Vielgötterei im hebräischen Großreich hatten.

Glaube wird konventioneller Weise etwa so definiert wie in den
folgenden, Wiki entnommenen Passagen („Glaube“):

„Wenn wir … sagen ‚ich glaube dir‘, wie es der griechische
Wortstamm enthält, dann gewinnt das Wort seinen eigentlichen
Sinn. Dann heißt es so viel wie: ‚Ich traue dir, ich vertraue
dir, ich kann auf dich bauen. Ich habe eine Gewissheit, die
weniger aus Berechnungen und Experimenten kommt.‘ Das Zentrum
des christlichen Glaubens ist der lebendige mit Fleisch
umkleidete Sohn Gottes, Jesus Christus.“

Ja, das Wiki’sche Informationsroulette … man muß es einrfach lieben. Glaube kommt erstmal von Vertrauen, soweit ok. Aber der altägyptische Anhänger des Amun hat genauso geglaubt und auch genauso sicher an die Existenz weiterer Götter geglaubt. Wenn Wiki schreibt, so ist es im Christentum, dann bedeutet das nicht, dass Glaube auf Christentum begrenzt ist sondern nur, dass sich der Autor an dieser Stelle lediglich mit dem Christentum befasst hat. Muslime glauben ja auch. Und was die mehr oder weniger implizit durchschimemrnde Schutzfunktion eines Gottes, egal welcher Form angeht, so ergibt sie sich ja lediglich als zweiten Schritt aus der Erklärungsfunktion.

JC also ist der Nabelpunkt des christlichen Glaubens. Wie das
mit deinem Ansatz zusammengeht, bleibt mir verborgen. Die
Christen sagen: Ich glaube an Jesus Christus usw., sie sagen
nicht: Ich akzeptiere das Unerklärliche. Nun wirst du diese
Ebene vielleicht der Religion und nicht dem Glauben zuordnen,
aber dann verwendest du den Glaubensbegriff sehr – sagen wir
mal: kreativ. Jedenfalls nicht so, wie die Christen selbst ihn
verwenden.

Nur, weil Du nachträglich eine geistige Beschränkung einführen willst, muss ich das ja nicht tun. Aber die Erklärungsfunktion ist natürlich auch in der Bibel festgeschrieben. „Gottes Mühlen mahlen …“ oder auch „Gottes Wege …“ Hübsche Beispiele gleich für beide Effekte, um die wir hier diskutieren.
Übrigens ist da ein Denkfehler drin, den Du scheinbar von Wiki übernommen hast. JC ist wichtig im Christentum, aber trotzdem ist er lediglich der Sohn Gottes und Teil der Dreifaltigkeit. Er ist nicht die Gesamtheit, so, dass man behaupten könnte, Christen würden einzig und alleine an JC glauben.
Aber noch einmal, um es unmißverständlich klar zu machen: Ich rede hier über GLAUBE, un der ist NICHT EINGESCHRÄNKT auf EINE Religion. Das war diese Diskussion bisher auch nicht.

Weiter mit Kollege Prof. Dr. Wiki:

Jetzt wirds wieder schmerzhaft?

„In der Theologie unterscheidet man den Glaubensakt,
lateinisch „fides qua creditur“ (zu deutsch; „der Glaube, mit
dem geglaubt wird“) einerseits, den Glaubensinhalt, lateinisch
„fides quae creditur“ (zu deutsch: „der Glaube, der geglaubt
wird“).
Der Glaubensinhalt wird im Bekenntnis zum Ausdruck gebracht
und in der Dogmatik systematisch dargelegt und theologisch
untersucht.“

Nachdem man zwei Jahrhunderte (oder waren es drei) gebaraucht hat, dieses Glaubensbekenntnis erstmal zu definieren. Nachdem es u.s. politische genug war, um nicht nur eine Kirchen- sondern sogar eine Kulturspaltung herbeizuführen, die bis auf den heutigen Tag anhält, halte ich das für sehr grob vereinfacht und sehr entstellend dargestellt.
Natürlich hat ein Glaube einen Inhalt. Aber da ich nicht über eine spezielle Religion diskutiert habe sondern über den Mechanismus des Glaubens im Allgemeine und die Inhalte ja von Religion zu Religion unterschiedlich sind, habe ich mich auf diese Details bisher gar nicht eingelassen. Zumal es mir eher darum geht, den generellen Mechanismus zu erkennen als mich auf eine Religion zu beschränken, nur, weil ausgerechnet die und nur in einer bestimmten Daseinsform für Duch einen Feindbildcharakter hat.

Genaueres habe ich schnell-schnell in einer Website der
sogenannten oder auch Pallottiner gefunden, ich denke aber,
der Text ist ziemlich allgemeingültig im Hinblick auf das
Thema:

http://www.pallottiner.org/lexikon_begriff.php?id=28
Glaube

„Glaube im theologischen Sinne ist die personale Ganzhingabe
des Menschen an den sich in seiner Offenbarung mitteilenden
Gott, in der der Mensch letztlich zu sich selbst findet.“ (P.
Eisenkopf) Diese Definition umschreibt den Glaubensakt (fides
qua oder Du-Glaube). Daneben wird mit Glauben auch der Inhalt
(Glaubenssätze / fides quae oder Dass-Glaube) bezeichnet.
Diese Unterscheidung ist seit Augustinus gebräuchlich.

Und wieder bringst Du Religion statt Glabue. Du kriegst den Unterschied nicht auf die Reihe? Da haben wir doch schon des langen und breiten über „Unterbau“ und „Religion“ gesprochen und jetzt versuchst Du nicht nur, das Ganze nachträglich auf eine Religion zu beschränken sondern versuchst auch noch religiöse Propagandaschriften dieser einen Religion als Argument dafür zu verwenden, dass alle „magisch“ denken und aller Glauben Aberglaube ist.
Augustinus war ein Kirchenvater. Du weißt, was das bedeutet? Das war genau einer von denen, die aus Glaube systematisch Religion gemacht haben.

Der Glaube als personaler Akt besteht im Vertrauen auf ein Du.
In zwischenmenschlichen Beziehungen kommt dies zum Ausdruck in
Bezeichnungen wie „Ich glaube an dich“ oder „Ich glaube dir“.
Das hat etwas mit Treue, Wahrhaftigkeit und Liebesbindung zu
tun. Im theologischen Sinne bedeutet der Glaube an Gott mehr
als nur die Aussage: „Ich glaube an die Existenz Gottes“;
entscheidend ist die vertrauensvolle Bindung an den personalen
Gott. Daran ist der ganze Mensch mit Verstand, Wille und
Gefühl beteiligt."

Auch hier ist Glaube sehr viel spezifischer definiert als bei
dir.

Ja, vor allem spezifisch christlicher. Und vor allem deutlich verschleierter. Zunächst einmal kehren wir mal zurück zu GLAUBE im generelleren Sinne. Glaubst Du, jemand im alten Ägypten hätte, obwohl die Existenz von Seth oder Sechmet natürlich geglaubt wurde, eine liebevolle oder gar vertrauensvolle Beziehung zu den beiden? Natürlich nicht.
Oder nehmen wir Marduk, dem in Babylon alles zu Füßen lag. Der Knabe war meistens übel drauf. Es war ein Gott, der Stolz, Furcht und Respekt erzeugen konnte. Aber sicher keine Liebe. Aber er wurde geglaubt.
Astarte, ich mag Astarte, als Beispeil wenigstens. Eine Große Göttin, eine Fruchtbarkeitsgöttin, nicht halb so zickig wie ihre griechischen Kolleginnen, nicht halb so blutrünstig wie ihre männlichen Kollegen. Trotzdem, wie das so ist, das Mädel war eine Fruchtbarkeitsgöttin. Nicht gerade eine Anhängerin fester Beziehungen. Heute würde man das einen promiskuitiven Lebensstil nennen. Geglaubt wurde sie ohne Zweifel, sie trug auch sicher zur guten Stimmung bei, aber offensichtlich hatte das Vertrauen auch seine Grenzen.
Es gab Glaube an Gottheiten aller Art. Es gab die Zusammenfassung und Abspaltung von Gottheiten um neuen Erkenntnissen „gerecht“ zu werden. Ein hübsches Beispiel ist Isis, die ja von Muttergottheit zu Mondgottheit zu Göttin der Magie mutierte und das in der rekordverdächtigen Zeit von nur etwa 11 Jahrhunderten. Die bekam dann aber noch den wenig erfreulichen Nebenjob immer für den als Gott der Heilkunde verehrten Imhotep auf den Geburtsziegeln (den Geburtsstuhl gab es noch nicht) hocken zu müssen. Es gab den Glauben, es gab ihn mit Liebe, mit Furcht, mit verständnislos schauenden Augen. Es gab ihn Jahrtausende bevor der Herr Josef seinen Ausweis fortschmiss und sich zusammen mit seiner Familie schätzen ließ.

a) Der Glaubensakt ist die vertrauensvolle Hingabe an ein
personales Du.

Ja, was ist das, Glaube oder Relgion? Schau mal genau hin, ist das etwas was kommt, oder was eingefordert wird? Ich weiß, Du hast Verständnisprobleme mit dieser Differenzierung. Trotzdem, vielleicht klappt es. Schau mal genau hin, wer da was sagt und zu wem.

b) Der Glaubensinhalt bezieht sich auf die Glaubenssätze wie
z.B. das Apostolische Glaubensbekenntnis:

Ja, der CHRISTLICHE Glaubensinhalt richtet sich auf CHRISTLICHE Glaubenssätze. Was eine Überraschung! Noch überrraschende mag es sein, dass sich der islamische Glaubensinhalt auf islamische Glaubenssätze bezieht, findest Du nicht? Und dann erstmal die Juden, die haben mich ja ganz kalt erwischt, die glauben an jüdische Glaubenssätze! Boah!

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer
des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen
eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist usw…“

Hier geht es um personale Akte im Vertrauen auf ein Du, mit
spezifischen Inhalten = Glaubenssätze. Und nicht um die
Akzeptanz des Unerklärlichen.

Also, noch einmal, und es ist wirklich das letzte Mal, dass ich es versuche Dir zu erklären. Dieses Glaubensbekenntnis wurde in einem über jahrhunderte gehenden Prozess zusammengestrickt für den sich Leute gegenseitig den Schädel eingeschlagen haben. Es ist Teil des nachträglich erzeugten theologischen Unterbaues und damit RELIGION. In diesem Sinne ist es auch kein echte GLAUBENSbekenntnis sondern ein RELIGIONSbekenntnis. Und natürlich, alles, was nicht in diese Unterscheidung passte, unterschlägst Du. Du weißt ja selbst, wie der text weitergeht. Heilige Mutter Kirche, Gemeinschaft der Heiligen … Es ist ein Bekenntnis gegenüber der Gemeinschaft und was die Glaubensbasis angeht nur noch zu dem Teil, den die Gemeinschaft aus dem ursprünglichen Glauben abgeleitet hat.
Jetzt mach Dir doch mal die Mühe und gehe rückwärts. Es ist etwas schweirig weil das Christentum sozusagen eine Religion der dritten Generation ist. Denn bereits die jüdischen Glaubensvorstellungen haben sich auf der Basis der Religionen entwickelt mit denen die Juden im Laufe ihrer frühen Geschichte konfrontiert wurde. D.h. auch Religionen sind nicht gezwungen, das Rad immer wieder neu zu erfinden. Aber das ist RELIGION. Worum geht es denn bei GLAUBE? Letzten Endes doch um etwas ganz einfaches: Da ist jemand, der hat die Fäden in der Hand. Wenn etwas passiert, was ich nicht auf die Reihe kriege, dann war es der Kerl. Ob „der Kerl“ jetzt ein Sonnengott in Ägypten, ein Modgott der Steinzeit oder der dreiflatige Gott des Christentums ist, signifikanter Pnukt ist immer, wenn ich es nicht verstehe, kommt es von „Gott“. Akkzeptanz des Unerklärlichen. Das natürlich gerade organisierte Religion diesen Punkt nicht ausspricht, ja ihn sogar verdrängt, liegt ebenfalls auf der Hand.

Weiter mit Wiki (Glauben):

Schon wieder?

„Grundlegende Glaubensinhalte im CHRISTENTUM
Gemeinsam ist den meisten CHRISTLICHEN Strömungen der Glaube,
dass alles Seiende durch Gott (Jahwe) geschaffen wurde und im
Dasein gehalten wird. Im Mittelpunkt dieser Schöpfung steht
der Mensch, der aber nicht aus eigener Kraft zum Guten fähig
ist (Erbsünde) und der Liebe Jesu CHRISTI bedarf, um gerettet
zu werden und ewiges Leben zu erlangen. Jesus CHRISTUS ist
nach der Glaubenslehre der Mensch gewordene Sohn Gottes und
mit Gott und dem heiligen Geist dreieinig. Grundlage des
Glaubens ist die heilige Schrift der (CHRSTLICHEN) Bibel…"

Hervorhebungen von mir. a.) Ich erkenne Deine geistige Selbstbeschränkung im Rahmen dieser Diskussion als für mich NICHT verbindlich an. b.) Natürlich ist AUCH das Christentum nicht frei von den von mir angeführten Effekten. Es gibt ja immer drei unbeantwortete Fragen, Fragen, die einer Erklärung bedürfen. Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Wohin gehen wir, wenn wir den Löffel abgeben? Wie jede Form der Religion beinhaltet auch das Christentum dazu eine Menge Regeln und Vorstellungen. Die Glaubensvorstellung ist relativ einfach: Woher -> Gott hat uns geschffen, warum -> Gott zu dienen, Wohin -> In Gottes Paradies. Aber die Religion hat das in Regeln gepresst. Da musst Du den Priestern gehorchen um ins Paradies zu kommen. Wer keine Kirchensteuer zahlt kommt sowieso nicht rein. Usw. Das ist Religion. Aber es ist kein Aberglaube per se, es ist etwas in meinen Augen Schlimmeres.

Die Kernsätze lauten also:

Jesus ist das ZENTRUM des Glaubens.

Des christlichen! Da liege ich doch langsam auf dem Boden und trommele! Haben Dich meine Anmerkungen über Buddhismus und Atheismus so getroffen, dass Du jetzt zwangsweise alles auf eine Religion unter vielen reduzieren musst? Ich habe ein rotes Auto, das bedeutet logischerweise, alle Autos sind rot? Nein, noch schlimmer: Mein Nachbar hat ein rotes Auto, also sind alle Autos rot. Mein Auto ist blau, also ist es kein Auto? Vergiß diese Logik, wenn es um Glaube, Aberglaube und Religion geht, dann sind alle mit drin.

Die Bibel ist die GRUNDLAGE des Glaubens.

Des christlichen …

Die Existenz der Bibel geht also dem Glauben voraus. Wie
vereinbart sich das mit deiner Definition des Glaubens?

Sachlich falsch. Zunächst einmal wurde das früheste der Evangelien mindestens füfnzig Jahre nach Ableben des Herrn JC geschrieben. Da existierte der Glaube also offensichtlich lange BEVOR die Bibel geschrieben wurde. Außerdem wurde die Bibel erst im 3.Jhdt kanonisiert und teilweise umgeschrieben. D.h. die Bibel wie wir sie kennen ist nicht Grundlage des Glaubens, auch wenn das die Religion natürlich reklamiert, sondern eben Ergebnis der Schaffung des theologischen Unterbaus. Der tatsächliche zeitliche Ablauf belegt einwandfrei, zuerst kam der Glaube. Ohne den hätte es auch gar keine Motivation gegeben die Texte, die wir als Bibel kennen überhaupt zu schreiben.

Das, was wir als „magisch“ sehen ist ja bereits bewußte Weiterentwicklung. Dabei geht es ja bereits um den Manipulationsversuch durch Symbolik, also einen zweiten oder gar dritten Schritt.

Wo beginnt das? Im AT? Im NT? In den weitgehenden Dichtungen
der Evangelien? Aber gerade diese Texte sind doch offiziell
die GRUNDLAGE des Glaubens.

a.) Es beginnt sehr viel früher. In sehr viel früheren Religionen und vor allem sehr viel früher als eigenständige Marschrichtung. Hermes Trismegistos ist ebenfalls ein bisschen älter als die Bibel. Aber nur ein paar Jahrhunderte.
b.) Du schreibst selbst „offiziell“ Wie oben nachgewiesen, kann es aber so nicht gewesen sein. Deine freiwillige geistige Selbstbeschränkung auf das Christentum, die Du aber auch erst jetzt einführst, trägt nicht gerade dazu bei, das zu erleuchten.

Vielleicht meinst du mit dem Unerklärlichen das, was man
numinose Erfahrung oder unio mystica nennen könnte, also jene
Erlebnisse von Mystikern/Visionären, die „mit Worten nicht
wiederzugeben sind“ und die dann, in der Kommunikation an die
Mitmenschen, unweigerlich eine gewisse Symbolisierung
erhalten.

Nein, bitte versuch mich jetzt nicht „mystisch“ zu machen. Bin ich nicht, verweigere ich mich! Ich habe auch keine Visionen oder dergleichen.
Es geht zunächst um ganz einfache Dinge, die aus der Sicht des Betrachters unerklärlich erscheinen. Das können mneschliche Dramen sein (Warum musste der XYZ an Krebs sterben, der war doch noch so jung). Es können, das war vor allem in früheren Kulturen der Fall, fehlende wissenschaftliche Erkenntnisse sein (Der Gott war zornig und hat seinen eigenen Tempel in Brand gesteckt. Es war natürlich nicht das atherische Opferöl, das sich bei einem bestimmten Partialdruck entzüdet.) Oder es kann auch die Entschuldigung eigenen Unvermögens sein, das kommt immer dazu (wenn die Reifen nicht den Grip verloren hätten, hätte ich die Kurve gekriegt).
Du kannst jetzt selber mal zurückgehen in die Zeit, als die ersten Götterglauben entstanden und versuchen, Dir vorzustellen, was die Leute damals bewegte (wenn ich mich nicht bewegt hätte, hätte es nicht geraschelt und der blöde Wolf hätte mich nicht gebissen … oder vielleicht eher: Die Götter der Jagd waren mir nicht hold?). Natürlich der Klassiker seit Mugharet es Skul: Der Totengott hat sie zu sich geholt (es war nicht das Feuer, dass die ganze Zeit in einer zu kleinen Höhle ohne Zuluft brannte). Akzeptanz des Unerklärlichen.

Ein Beispiel für eine solche Vision behandle ich am Schluss
dieses Beitrags (Theresa Avila).

Ich hatte bis hierher so gehofft, Du würdest mir wenigstens das ersparen …

Genau bei diesem Symbolisierungsprozess aber besteht die
Gefahr der „Magisierung“ und Mythologisierung. In den weiteren
Verfeinerungsschritten dann erst recht (z.B. die
„Gottessohnschaft“, die von Jesus selbst nie behauptet wurde,
aber in vielen antiken Anschauungen eine Rolle spielte und
dann von den Evangelisten auf ihr Idol übertragen wurde).

Uh … oh … jetzt greifst Du aber tief in die Trickkiste. Und vor allem belegst Du, was Du abstreitest. Aslo, Mt1,1 beginnt mit „Dies ist die Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“
Da aber Matthäus als Text relativ alt ist, ein wesentlicher Hinweis, dass hier eher die Nachkommenschaft von anderen Erwählten festgeschrieben wird. Aaaaber, Mk ist älter. Und bereits in Mk 1,1 wird er als Sohn Gottes bezeichnet. Und zur Sicherheit wird auch gleich noch Jesaja der Prophet bemüht. Fazit: Der Sohn Gottes, die Gottessohnschaft findet sich gleich am Anfang des ältesten der neutestamentarischen Texte. Und um das auch gleich klarzustellen, die von der Kirche nicht manipulierten Nag Hammadi Texte sprechen ebenfalls von Gottessohnschaft. Ebenso auch das Judasevangelium. Texte also, von denen wir aufgrund der Fundumstände bereits wissen, dass sie NICHT nachredigiert wurden. Also isrt die Behautpung schon einmal falsch.
Zweitens gab es „Magie“ und entsprechende Symbolisierung bereits lange Zeit vor Christus. Es gab auch Nebenformen (z.B. die Kabbala, die ja eigentlich mal als Verschlüsselungsmethode begann, bevor man versuchte, sie als Erkenntnismagie zu gebrauchen). Sehr schönes Beispiel die Zahl des Tieres aus der Offenbarung. Denn natürlich wurden Texte, die in einer Zeit solcher Magiegläubigkeit geschrieben wurden automatisch auch der Symbolik dieser Zeit unterworfen.
Nicht der Glaube war ein magischer, die Magie versuchte genauso wie die Religion, sich des Glaubens zu bemächtigen. Etwas, was Du ja auch schon die ganze Zeit versuchst.

Es bedürfte also einer noch genaueren Erläuterung von Glaube
deinerseits, vielleicht mit einem Beispiel veranschaulicht.

Habe ich jetzt zweimal getan. Irgendwie habe ich aber langsam das Gefühl, das ist es gar nicht, was Du wirklich willst.

daran habe ich gleich in zwei Punkten Kritik zu üben. Erstens, die Überlegung, die Dinge folgen dem Ich und die Dinge kreisen um das Ich bedingen zuerst einmal eine Erkenntnis des Ich. Das Modell bedingt in diesem Punkt also den zweiten Schritt vor dem ersten.

Eine Erkenntnis des Ich im Sinne bewusster Reflexion – also,
das schafft ja nicht mal der durchschnittliche Erwachsene. Das
kindliche Ich ist ein „gefühltes“ Ich im Kontext von
Beziehungen zu Personen und Gegenständen. Da kann das Kind
sehr wohl unterscheiden zwischen den Arten von Beziehungen zu
seinem Ich oder dem der anderen.

Also mit anderen Worten: Du revidierst die ursprüngliche Aussage, es kann nicht.

Im übrigen klingt deine Definition von Glauben als natürliche
Fähigkeit usw. nicht einmal im Ansatz wissenschaftlich. Was
sind die Komponenten dieser Fähigkeit? Wie funktioniert sie?
Wie entwickelt sie sich? Welche Kriterien liegen ihr immanent
zugrunde, d.h. wie entscheidet das Subjekt, was „richtig“ und
„falsch“ ist im Kontext dieser Fähigkeit?

Nun, das ist das Philosophiebrett, ich ging also von immanentem Verständnis aus. Fehler meinerseits, sorry.
a.) Zunächst einmal die Auswahl von „richtig“ oder „falsch“. Das geht schon völlig daran vorbei. Glaube ist in wissenschaftlichem Sinne axiomatisch, beansprucht also von vorneherein richtig zu sein.
b.) die Grundkomponente ist der Rückwärtsschluß. Etwas fällt z.B. nach unten, aber das es von außerhalb des Blickfeldes kommt kann ich nur annehmen, jemand hat es gestoßen.
c.) Der Personifizierungsprozess beginnt zwangsweise mit der Frage, „wer hat es gestoßen“.
Das ist natürlich jetzt sehr vereinfacht. Es würde in kompletter Form hier den Rahmen sprengen. Und da Du ohnehin schon die geistige Selbstbeschränkung auf das Christentum übst, will ich das hier nicht zu komplex und unchristlich werden lassen.

Und vor allem: Was unterscheidet sie vom magisch-mythischen
Denken?

Das magisch-mythische Denken ist
a.) als Begriff doppelt falsch. Weil es Dinge impliziert um die es in diesem Denken gar nicht geht. Die symbolische Minupulation durch die Magie und die Rückwärtsbezogenheit des Mythos.
b.) die Theorie des mmd implizeirt, das jeder Mensch, vor allem auch jedes Kleinkind bereits eigentlich so etwas wie ein buddhistischer New-Age Atheist sein müsste, sonst ist es nicht normal. Wobei nicht normal = krank. Derlei Ideen lehne ich von vorneherein ab. Alleine schon aus dem Grund, weil nicht jeder auf diese Themen derart abfährt, dass er nichts anderes mehr zu tun hat.
c.) Der Glaube, so wie ich ihn sehe, ist Erkenntnisversuch, mehr aber Erklärungs und bisweilen auch Schuldzuweisungsversuch. Bei Dir steht jedoch die undefinierte Erkenntnis im Vordergrund. Was auch immer die sein soll, denn da schuldest Du ja noch eine Definition.

Ich versuche hier mal einen Ansatz zu entwerfen, wie man
Transformationsgrammatik und den Begriff des
magisch-mythischen Denkens zusammenschauen könnte. Die Idee
kam mir dank der typisch westlichen Mythologie-Buddhistin…

Laut moderner Linguistik (Chomsky vor allem) gibt es in der
Sprache „Tiefenstrukturen“ (TS) und „Oberflächenstrukturen“
(OS). Die sind, so Chomsky, universal in allen Menschen
angelegt. Aus den gemeinsamen Tiefenstrukturen heraus bilden
sich dann, je nach Region, die spezifischen Ausformungen
einzelner Sprache. Der Übergang von den TS zu den OS geschieht
durch Transformationsregeln.

Im Detail das darstellen, wäre hier OT. Sehr vereinfacht auf
unser Thema übertragen (und damit die Linguistik verlassend)
kann man sagen:

Die einzelnen Formen der magischen Partizipation (in „mag.
Part., Monoth., Fet.“ genannt) sind, ohne besondere Inhalte,
Formen der TS.

Beispiel:

X ist Ursache von Y.

Das ist zunächst eine kausale Relation, die im Denken angelegt
ist. Noch ist nicht raus, ob sie rational oder
magisch-mythisch ist. Eine Prämisse muss hinzukommen:
Entweder a) X und Y sind objektiv und klar erkennbar
verbunden. Oder b) auch OHNE objektive (für jeden
nachvollziehbare) Verbundenheit besteht eine Verbindung.
Rational ist die obige Aussage also (potentiell), wenn die
erste Prämisse a) zutrifft. Das bleibt dann zu überprüfen.

Das ist ja nichts weiter als eine sehr komplizierte Formulierung für einen sehr einfachen Sachverhalt. Der Appel fällt vom Tisch.
a.) ich habe den gesehen, der den Apfel gestoßen hat
b.) Ich habe ihn nicht gesehen.
Wenn ich ihn nicht gesehen habe, dann ist der Apfel aus magischen Gründen gefallen.
Was viel wüster ist, ist aber, wenn ich den gesehen habe, der ihn gestoßen hat, Du jedoch nicht, dann ist mein Wissen für Dich unbewiesene Behauptung. Es besteht also für Dich keine Relation, für Dich ist das alles Magie. Erinnere Dich mal an die ägyptischen Baumstämme und Neumond.

Sagt man aber: X ist Ursache von Y, und nimmt gleichzeitig die
ZWEITE Prämisse b) hinzu, dann wird’s magisch-mythisch.

Siehe oben. Wieder die ägyptischen Baumstämme. Nur weil wir zweitausend Jahre lang zu blöd waren, was über Holz zu lernen war es noch lange keine Magie. Die Wissenschaft kennt den Begriff der Arbeitshypothese. Wenn ich Dein Wortspielchen hier richtig durchschaue, dann ist natürlich jede wissenschaftliche Hypothese grundsätzlich Magie. Einsteins Relativitätstheorie ist magisch und mythisch (der Kerl war angeblich sehr helle und tot ist er auch schon, es lebe der Mythos von Albert).

Das rationale Denken also berücksichtigt den Aspekt der
Verbundenheit, das magische NICHT. Dinge partizipieren im
magischen Denken auch dann, wenn sie unverbunden sind.

Oder wenn der bewertende Betrachter die Verbindung nicht erkennt. Das ist genau das Problem.

Allerdings wird die Verbundenheit postuliert – auch wenn sie
nicht direkt erkennbar ist oder anders objektivierbar.

Das ist nun die Prämisse der gesamten modernen Atomphysik. Es leben Plank, Einstein, Rutherford und alle anderen großen Magier!!!

Nutzanwendung auf Augustinus und alle Satangläubigen:

Deren Annahme lautet (OS): „Satan verführt die Menschen zum
Bösen.“

Die TS dagegen baut sich nacheinander so auf:

a) Satan existiert.
b) Satan will die Menschen negativ beeinflussen.
c)Satan kann mit den Menschen in Kontakt treten.

a) und b) sind mythisch. Keiner hat Satan gesehen und kann
auch nicht wissen, was er will. Auch Augustinus nicht.

Ja, aber streng im Sinne des wissenschaftlichen Denekns bedeutet das nicht, dass es ihn nicht gibt. Du müsstest schon einen stichhaltigen Nicht-Existenzbeweis führen.
bis 1970 galt:
a.) Quastenflosser sind ausgestorben
b.) Quastenflosser können daher die Fischpopulation anderer fischbarer Arten nicht negativ beeinflussen
c.) Deswegen ist auch noch nie ein Quastenflosser gefangen worden.

1970 wurde dann einer gefangen udn im Nachhinein stellte man fest, einer stand bereits zwanzig Jahre ausgestopft in einem Museum herum. War die Behauptung der Fischer vor 1970 also Magie, Seemansgarn? Denn die beschrieben den Quastenflosser ja detailliert genug. Nach 1970 war es Wissenschaft, klar. Aber was war es vorher? Und wenn Du Dir das überlegt hast, hier gleich noch ein paar von der Sorte. Riesenkraken, Freakwaves, der Menhir von Locmariquer. Ich würde jetzt gerne wegen seines provokanten Characters sogar das Bermudadreieck mit aufnehmen.

c) macht den Schritt des Verbindens von Unverbundenem, ist
also magisch. Eine nichtempirische Entität wird mit
empirischen (Menschen) in kausale Verbindung gebracht.

Siehe obige Beispiele. Da behuaptet also einer, es gibt Quastenflosser.

Der OS-Satz stellt somit eine Behauptung auf, die auf drei
magisch-mythischen, tiefenstrukturellen Prämissen besteht.

Richtig. aber das ist nicht magisch, das ist allenfalls hypothetisch bis einer die Existenz oder Nichtexistenz Satans bewiesen hat.

Denn hinter dem Begriff der „Magie“ steht ja der Versuch der Manipulation durch Symbolik und Ritual.

Nein, „Magie“ besagt eine Handlung, die auf übernatürliche
Weise Einfluss auf Personen oder Dinge nimmt. Du zielst auf
sekundäre, betrügerische Formen. Der negative Beigeschmack in
deiner Darstellung gehört zu den sekundären Formen. Nimm den
Schamanismus: auch hier ist „Magie“ im Spiel. Der Schamane
beschränkt sich dabei aber nicht auf äußere Handlungen
(Rituale). Da spielen auch innere, spirituelle Erfahrungen
eine Rolle, frag mal den Metapher, der versteht was von dem
Gebiet.

a.) also erstens habe ich mich durchaus bemüht, den negativen Beigeschmack gar nicht erst aufkommen zu lassen. Im Gegenteil habe ich mich eher lustig über sogenannte Wissenschaftler gemacht, die den fehlenden Existenzbeweis mit einem Nichtexistenzbeweis verwechseln. Zweitens habe
b.) Ich habe auch nie von betrügerischen Formen gesprochen, das habe ich bewußt mal außen vor gelassen.
c.) Wenn ein Schamane auf empirischer Basis Symbolik verwendet, dann bleibt es trotzdem Symbolik. Und über den grundsätzlichen Unterschied zu Symbolik und Ritual habe ich mich bereits hinreichend ausgelassen. Ich bitte daher darum, mir nicht Meinungen zu unterstellen, die im Gegensatz zu dem, was ich gesagt habe stehen nur um Deine Theorie zu stützen.

Diese Wurzel ist ganz und gar nicht verborgen… Das wurde von Buddha so gelehrt und ist offen sichtbar für jeden, der sich mit der Sache näher befasst.

Natürlich … ähh … und wie alt ist die älteste schriftliche Quelle? Wie weit zeitlich und räumlich von Buddha entfernt?

Nun, ähem :smile:, nicht allzu weit. Buddhas Hauptvertrauter
Ananda gilt als Kronzeuge der Reden des Buddha und hat diese
nach Buddhas Tod beim „Ersten Buddhistischen Konzil“ zu
Protokoll gegeben.

Englisches Wiki („Ananda“):

„Ānanda was one of many principal disciples and a
devout attendant of the Buddha. Amongst the Buddha’s many
disciples, Ānanda had the most retentive memory and
most of the suttas in the Sutta Pitaka are attributed to his
recollection of the Buddha’s teachings during the First
Buddhist Council. For that, he was known as the Guardian of
the Dharma.“

Das ist sehr schön, und wie alt ist die älteste erhaltenen Abschrift? Ist sichergestellt, dass sie nie verändert wurde? Was steht in den tausend Buddhismusbüchern im Buchhandel?

Denn es gibt den Grundsatz einer Beweisbarkeit ja z.B. auch in der Rechtswissenschaft. Und dort gibt es ja auch den Indizienbeweis, nehmen wir das mal als ein Beispiel.

Das Problem ist hier aber die mögliche FÄLSCHBARKEIT von
Beweisen (Fotos z.B. oder gelogene Zeugenaussagen). Indizien
wiederum sind keine Beweise, wie du meinst, sondern HINweise,
die nur in der Häufung eine Kraft haben, die aber nie an
Beweise herankommen.

Und bitte unterstelle mir nicht, was ich Deiner Meinung nach MEINE. Das regt mich langsam auf. Natürlich sind Indizien keine alleinstehenden endgültigen Beweise. Trotzdem können sie in der Häufung zu einem Urteil führen.

Eben deswegen habe ich juristische Beweise und erst recht
Indizien nicht angesprochen.

Nett, aber?

Die Existenz Gottes ist nicht beweisbar. Genausowenig seine Nichtexistenz.

Logisch ist letzteres aber nachrangig, dein Argument also
nicht stichhaltig.

Waah wah, und hier geht die Mathematik als logische Wissenschaft nun auch noch ins Reich der Magie ein. Nur weil Du Atheist bist ist nicht alles, was logisch richtig ist plötzlich unrichtig weil es Deiner Ansicht widerspricht. Die Nichtexistenz Gottes ist nicht beweisbar. Ganz einfach. Nimm es hin, so ist es. Und damit befindest Du als Atheist Dich in einem Glaubensproblem.

In der Beweispflicht stehen immer die

Behauptenden.

Schön, aber Du als Atheist behuaptest, Gott gibt es nicht. Also bist Du der Behauptende. Dann mal ran an den Speck! Beweise die Nichtexistenz Gottes.

Auch bei der Justiz gilt: die Schuld des
Angeklagten muss nachgewiesen werden. Man kann nicht eine
Schuld behaupten und es dann dem Angeklagten überlassen, wie
er sie widerlegt.

Du bist aber nicht der Angeklagte, Du bist der Behauptende. Also, komm, bring mir den Beweis der Nichtexistenz Gottes.

Grundsätzlich gilt: dass ein Y nicht existiert, kann nicht
100%ig bewiesen werden.

Genau meine Behauptung.

Das ist ein so triviales Prinzip, dass
es als Argument null taugt, wenn man es zugunsten eines Y
anwenden will. Mehr als ein Schulterzucken bewirkt das
Argument nicht.

Moment, darum geht es hier und genau darum. Wir stimmen überein, die Nichtexistenz Gottes kann nicht bewiesen werden. Das ist so trivial, dass das jeder kapiert. Aber Du als Atheist gehst fest von der Nichtexistenz Gottes aus. Und wenn jemand Dir erklärt, das kann nicht bewiesen werden, gehst Du her, der immer auf der fehlenden Beweisbarkeit Gottes herumargumentiert, und zuckst mit den Schultern. Das ist genau das Verhalten eines Religionsvertreters.

Abschließend noch ein Passage wiederum aus einem älteren
eigenen Text, die eine religiöse Vision der Hl. Theresa von
Avila behandelt.

Ok, Du machst ernst. Ich habe es befürchtet. Das hat schon beinahe was von Folter.

Erläuterung: hier geht es um die Vermischung präpersonaler
(magisch-mythischer) Vorstellungen mit transpersonalen
(spirituellen) Vorstellungen. „Subtil“ ist ein Ausdruck für
feinstofflich, also für die transpersonale geistige Dimension,
in denen Visionen oder Erleuchtungen stattfinden. Ich beziehe
mich dabei auf Berichte Theresa über ihre Erlebnisse, wie ich
sie in Büchern von Wilber und Deschner vorfand.

„Bricht nun die Flut subtiler Wahrnehmungen über das personal
strukturierte Subjekt herein, dann kommt es zu einer
Überlagerung der neuen, der subtilen Struktur mit der
bestehenden personalen Struktur, in der mehr oder weniger auch
präpersonale magische und mythische Strukturreste enthalten
sind.

Fehlinterpretationen ergeben sich dann als Effekt dieser
Überlagerung: die subtile Vision erscheint in
magisch-mythischem Gewande und hat so ganz entscheidend ihr
befreiendes Potential eingebüßt, ist nur eine neue Kette, an
die sich das Subjekt mit Hingabe fesselt. Freilich oft eine
Kette, die erstrahlt in überirdischem Licht und das süßeste
Glück spendet.

Sehr deutlich zeigt sich dies in den Berichten mancher
christlicher Mystiker und Mystikerinnen, deren subtile
Authentizität nicht angezweifelt werden soll, die zugleich
aber auch starke sexualneurotische Züge verraten, die - es
wurde schon angedeutet - vor dem Hintergrund klerikaler
Theorie und Praxis gesehen werden müssen.

In „Eros, Kosmos, Logos“ verwendet Wilber für seine
Darstellung der subtilen Stufe einige Schilderungen der
spanischen Nonne Teresa de Avila aus dem 16. Jahrhundert, ohne
auch nur im Geringsten die allzu offensichtliche sexuelle
Komponente ihrer Visionen zu thematisieren. Den Fokus seiner
Betrachtung dieser ‘Heiligen’ richtet Karlheinz Deschner
gerade auf diesen heiklen Punkt, ohne aber seinerseits die
Authentizität der subtilen Visionen zu würdigen. Um beiden
Seiten gerecht zu werden und so auch Wesen und Gefahr der
subtilen Stufe zu illustrieren, sollen zwei Zitate Teresa de
Avilas, eines aus Wilbers und eines aus Deschners Buch,
nebeneinandergestellt werden.

Wilber zitiert: „Diese geheime Vereinigung vollzieht sich in
der allerinnersten Mitte der Seele, also an dem Ort, wo Gott
selber weilt. Und er bedarf, wie ich glaube, keiner Türe, um
dort einzutreten … Was der Herr hier der Seele in einem
Augenblick mitteilt, ist ein so großes Geheimnis und eine so
hohe Gnade, und das Entzücken, das die Seele dabei empfindet,
ist so übermächtig, daß ich es mit nichts anderem vergleichen
kann als der Seligkeit im Himmel.“

Sieht man einmal davon ab, daß es nach dieser Schilderung der
„Herr“ ist, der ohne anzuklopfen „eintritt“ und Teresas
„Entzücken“ via Gnadenakt ursächlich hervorbringt, wirkt
solche Schilderung doch recht über-sinnlich und auf
Transzendenz hin orientiert. Angezweifelt werden soll auch
keineswegs die Echtheit der subtilen Erfahrung, sondern ihre
Unvermischheit mit magisch-mythischen, also niederen
Elementen. Die aber erscheint schon fraglich durch die
konventionell-christliche Figur des ‘Herrn’, die geradezu
paradigmatisch ist für mythisches Denken.

Erhellend zeigt sich hier eine Schilderung, die Deschners Text
entnommen ist: „Ich sah neben mir …, gegen meine linke Seite
zu, einen Engel in leiblicher Gestalt … Er war nicht
sonderlich groß, sondern klein und sehr schön. Sein Angesicht
war so entflammt, daß er mir als einer der erhabensten Engel
vorkam, die ganz in Flammen zu stehen scheinen. Es müssen dies
jene sein, die man Cherubim nennt … In den Händen … sah ich
einen langen goldenen Wurfpfeil, und an der Spitze des Eisens
schien mir ein wenig Feuer zu sein. Es kam mir vor, als
durchbohre er mit dem Pfeile einigemale mein Herz bis aufs
Innerste, und wenn er ihn wieder herauszog, war es mir, als
zöge er diesen innersten Herzteil mit heraus. Als er mich
verließ, war ich ganz entzündet von feuriger Liebe zu Gott …
die Wonne, die dieser ungemeine Schmerz verursachte, war so
überschwenglich, daß ich unmöglich von ihm frei zu werden
verlangen noch mit etwas Geringerem mich begnügen konnte als
mit Gott.“

Diese Szene hat Bernini überaus virtuos in einer
Marmorskulptur nachempfunden und die ausnehmend erotische
Faszination dieser Vision sichtbar gemacht.

In diesem Zusammenhang sagt Lacan, offensichtlich ein
Bewunderer Teresas, ohne Blatt vor dem Mund: „Sie brauchen
sich nur in Rom die Statue von Bernini ansehen zu gehen, um
sofort zu begreifen, daß sie genießt, da gibt es keinen
Zweifel … Diese mystischen Ergüsse, das ist weder Geschwätz
noch Wortmachererei, da ist in summa, was man lesen kann vom
Besten … Was versucht wurde am Ende des letzten Jahrhunderts,
zur Zeit Freuds, was sie suchten, all die guten Leute in der
Umgebung Charcots und der anderen, das war, … die Mystik auf
Fickgeschichten (zurückzuführen). Wenn Sie da näher
hinschauen, ist es das ganz und gar nicht."

Soviel für heute. Ich bin erst wieder Montag am Start.

Also, jeder, der etwas glaubt ist „personell unstrukturiert“ und hat „sexualneurotische Züge“. Ich bin begeistert, so begeistert, dass ich den beiden Mutanten eine Freud’sche Zigarre spenden möchte, Kaliber Extralang+Extradick.
Soweit es mich betrifft, ist diese Diskussion beendet. Es geht hier nicht um Glaube, nicht um Aberglaube, nicht um Religionsphislosophie, Du bist einfach nur auf Deienm Kreuzzug. Jedes Argument, jeden noch so stichhaltigen Beweis ignorierst Du mit der gleichen Vehemenz wie jeder Fanatiker. Das bringt uns alle in keiner Form weiter. Von daher, Thema ex!

Gruß
Peter B.

Sehr paradoxer Vorwurf
Hi Peter.

Fanatismus, Kreuzzug, kein Akzeptieren „stichhaltiger“ Argumente - was soll ich dazu sagen?

Zunächst mal wohl das: ich bin hier im Forum sicher einer der wenigen, die es vermeiden, in Debatten den anderen emotional zu attackieren. Das erlebte ich schon oft und hier, nicht zum ersten Mal, auch bei dir.

Kreuzzug - das ist ein Begriff aus der Welt des Christentums, den du mir andichtest. Paradox: du willst das Christentum vor Angriffen vor mir schützen und verwendest einen Begriff, der zu den moralischen Altlasten dieser Religion gehört.

Fanatismus - ebenfalls ein Begriff, der, mit Verlaub, einigen monotheistischen Religionen besser zu Gesicht stünde als mir. Ich bin offen für alle Denkmodelle und grenze mich vor keiner Richtung „fanatisch“ ab (abgesehen natürlich von dem braunen Dreck). Auch das Christentum hat für mich interessante Aspekte.

Wer hat denn in diesem Forum mystische Visionen von Christen thematisiert und zitiert, wenn nicht ich? Dazu gehörten Augustinus, Franziskus, Böhme und zuletzt Teresa de Avila. Diese Visionen gehören zum Authentischsten, was das Christentum zu bieten hat. Voila - ich habe sie präsentiert. Sonst niemand. Und warum? Weil die Mystik im Christentum mehr ist als nur Bücherwissen oder Glaube an Buchstaben. Das aber war offensichtlich nur mir klar, warum sonst las ich nie was davon bei anderen?

Nichtakzeptieren von Argumenten - nun, kommt drauf an. Ich akzeptiere nur Argumente, die in einem weitestmöglichen Kontext angesiedelt sind. Deswegen mag ich Wilber - der hat so einen Kontext, und ist deswegen auch der wohl bedeutendste Philosoph unserer Zeit.

Nicht anders als bei den Mystikern gilt auch hier, dass keiner außer mir diesen Philosophen thematisiert und seine Sicht ins Spiel bringt. Argumente, die sich nicht an Wilber messen lassen, haben es bei mir halt nicht leicht. Das heißt nicht, dass ich abblocke. Das heißt nur, dass ich an andere einen hohen Maßstab anlege. Der heißt: Wilber.

Fanatismus - wirklich lustig.

Gruß

Horst

Magie und Mythos - kleine Schwester, großer Bruder
Hi.

Aberglaube ist eine schwarze Katze, die von rechts oder links
nach links oder rechts über Deinen Weg läuft.
Religion ist der Glaube daran, daß es einen (oder mehrere)
gott (bzw Götter) gibt (wirklich gibt), die diese Katze und
das Schickal und Unglück, das diese Katze und ihr Weg, wo Du
gerade vorbeikommst, lenkt und im Griff hat.

Beide Irrationalitätsebenen habe ich mir erlaubt, mit den Begriffen magisch und mythisch zu kennzeichnen. Der Glaube an Partizpation zweier unverbundener Dinge/Ereignisse ist magisch, der Glaube an personale Übermächte ist mythisch. Mythos ist die Projektion des Magischen auf fantasierte höhere Mächte.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Ein bisschen schon, denn der magische Glaube ist die Vorstufe zum mythischen, siehe oben.

Dennoch würde ein Philosoph - dem es eher um Erkenntnis der
Wahrheit geht - beides durchaus 'mal als ‚‚nicht zielführend
und also sinnlos (im Sinne von Welterkenntnis)‘‘ in einen Topf
werfen.

Richtig, aber nicht durcheinanderrühren.

Gruß

Horst

Hallo Horst,
nachdem Du diese Schiene gehst, sehe ich doch eine Notwendigkeit, Dinge klarzustellen:

Fanatismus, Kreuzzug, kein Akzeptieren „stichhaltiger“
Argumente - was soll ich dazu sagen?

Zunächst mal wohl das: ich bin hier im Forum sicher einer der
wenigen, die es vermeiden, in Debatten den anderen emotional
zu attackieren. Das erlebte ich schon oft und hier, nicht zum
ersten Mal, auch bei dir.

An irgendeiner Stelle reißt auch mal der Geduldsfaden. Z.B. wenn jemand Begriffe wie „Glaube“ plötzlich als alleinig „christlich“ definiert. Oder wenn man Dir füfnzig Mal sagen muß, dass es unschöner Stil ist, dem Diskussionspartner immer wieder irgendwelche „Ziele“ zu unterstellen (wie Du das hier schon wieder weiter unten tust).

Kreuzzug - das ist ein Begriff aus der Welt des Christentums,
den du mir andichtest. Paradox: du willst das Christentum vor
Angriffen vor mir schützen und verwendest einen Begriff, der
zu den moralischen Altlasten dieser Religion gehört.

Noch einmal, es geht mir hier einen feuchten Schmutz darum, das Christentum vor Dir oder irgendwem zu verteidigen. Zweitens ist der Begriff des „Kreuzzuges“ mit einem fanatischem Angriff verbunden, der rationale Erwägungen außen vor läßt. Das hatten wir schon in der Deschner-Diskussion, hier haben wir es wieder. Du willst auf das Christentum losgehen, bitte. Aber warum in einer Diskussion, die sich auf philosophischer Ebene mit dem Begriffspaar Glaube/Aberglaube befasst. Das ist nämlich kein alleinig christliches Thema.

Fanatismus - ebenfalls ein Begriff, der, mit Verlaub, einigen
monotheistischen Religionen besser zu Gesicht stünde als mir.
Ich bin offen für alle Denkmodelle und grenze mich vor keiner
Richtung „fanatisch“ ab (abgesehen natürlich von dem braunen
Dreck). Auch das Christentum hat für mich interessante
Aspekte.

Du kommst immer wieder auf Dein Feindbild „Christentum“ zurück. Worum es auch immer geht, Du landest immer bei "Christentum/Aberglaube und fertig). Die Diskussion war interessant, als es darum ging, wie sich Glaube entwickelt, welche sozialen Einflüsse eine Rolle spielen, als es um die Mechanismen ging. Auch wenn wir da nicht einer Meinung waren. Das Du dann plötzlich alles auf „Christentum“ bezogst, machte die Sache nicht nur uninteressant, es machte auch eine Diskussion auf weiterreichender Ebene unmöglich weil es alle anderen exemplarischen Fälle ausschloß.

Wer hat denn in diesem Forum mystische Visionen von Christen
thematisiert und zitiert, wenn nicht ich? Dazu gehörten
Augustinus, Franziskus, Böhme und zuletzt Teresa de Avila.
Diese Visionen gehören zum Authentischsten, was das
Christentum zu bieten hat. Voila - ich habe sie präsentiert.
Sonst niemand. Und warum? Weil die Mystik im Christentum mehr
ist als nur Bücherwissen oder Glaube an Buchstaben. Das aber
war offensichtlich nur mir klar, warum sonst las ich nie was
davon bei anderen?

Weil es um ReligionsWISSENSCHAFT ging, nicht um den von Dir gepflegten Mystizismus. Vor allem ist natürlich solch eine Aussage von Dir hier nur eine Heuchelei nachdem Du im vorigen Posting seitenweise aus Deinen „Glaubensgenossen“ zitierst, demzufolge der christliche Mystiker eine Sexualneurose hat (natürlich nicht der atheistisch-buddhistische Mystiker, der war ja mit der Beschränkung auf das Christentum aus dem Schneider).

Nichtakzeptieren von Argumenten - nun, kommt drauf an. Ich
akzeptiere nur Argumente, die in einem weitestmöglichen
Kontext angesiedelt sind. Deswegen mag ich Wilber - der hat so
einen Kontext, und ist deswegen auch der wohl bedeutendste
Philosoph unserer Zeit.

Deiner Meinung nach. Ich habe einige Kritik an ihm geübt. Und was Deine Aussage angeht, Du forderst einen weitesmöglichen Kontext, so hast Du mit Deiner Einschränkung weiter gesteckter Begriffe auf alleine das Christentum nur das Gegenteil bewiesen.

Nicht anders als bei den Mystikern gilt auch hier, dass keiner
außer mir diesen Philosophen thematisiert und seine Sicht ins
Spiel bringt. Argumente, die sich nicht an Wilber messen
lassen, haben es bei mir halt nicht leicht. Das heißt nicht,
dass ich abblocke. Das heißt nur, dass ich an andere einen
hohen Maßstab anlege. Der heißt: Wilber.

Wilber Wilber über alles, alle anderen Meinungen sind Aberglauben. Und Dein Feindbild „Christentum“ sowieso. Das habe ich schon verstanden. Nur erkenne ich weder den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes and, noch den eines Herrn Deschner oder eines Herrn Wilber. Speziell nicht, wenn er, wie in diesme Fall, nicht von Wilber selbst, sondern einzig und alleine von Dir erhoben wird.

Fanatismus - wirklich lustig.

Nein, nicht mehr lustig. Das ist jetzt die dritte Diskussion, die Du auf Dein Feindbild umbiegst. Daher, keine Lust mehr.

Gruß
Peter B.

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