Hallo,
Was Sie da
beschreiben, ist nicht das Phänomen ‚Rassismus‘ an sich,
sondern seine namensgebende ideologische Begründung. Derzeit
jedoch werden negative Stereotype über ethnische bzw.
nationale Kollektive im Allgemeinen nicht mehr rassisch,
sondern kulturell begründet.
Entweder also bezeichnen Sie solcherlei nicht als ‚Rassismus‘
(aber wie dann?), oder Sie erweitern den Begriff auch auf
nicht rassisch begründete Diskriminierungen und Vorurteile.
Dem derzeitigen Sprachgebrauch entspricht wohl eher Letzteres.
Messalina
Hallo,
tatsächlich bilden sich Begriffe historisch sowohl als politische Kampfbegriffe als auch als theoretische Begriffe in dem Kontext heraus, in dem auch das beschriebene Phänomen entsteht, und sie verändern sich ggf. auch, aber nicht beliebig.
Ethnisch begründete Diskriminierung ist ethnozentristisch, kulturell begründete ist eurozentristisch, national begründete ist eben nationalistisch.
Das Wesentliche am Rassismus ist die Fundierung sozialer Kategorien in der Biologie, was sie eben dadurch als ebenso unveränderbar erscheinen lässt wie die Zweibeinigkeit.
Wenn ich zu einem Obdachlosen „Du Penner“ sage, ist das zwar eine beleidigende Diskriminierung, aber eben keine rassistische, weil ich ihm zubillige, dass er aufhören kann ein Penner zu sein, wenn er sich rasiert und badet, sich einen Anzug kauft und ein gesittetes kleinbürgerliches Leben führt.
Der Nachteil (oder Vorteil?) solcher differenzierenden Bestimmungen ist, dass sie aus der Wissenschaft kommen und als Schimpfwörter ungeeignet sind. Wer sagt schon: „Du verdammter Ethnozentrist!“ zu jemandem?
Selbstverständlich sind die Kategorien der Rassisten in Wirklichkeit keine biologischen, sondern soziale Gruppen, die zu biologischen umgedeutet werden.
Wenn also jemand sagt oder schreibt: Die Muselmanen sind grundsätzlich und unveränderbar anders als die Menschen aus dem westlichen Kulturkreis, wie es vielleicht Huntington tut, ich weiß es nicht, dann ist das selbstverständlich rassistisch, auch wenn die Muslime als solche im Rassenkatalog des 19. Jhd. nicht vorkommen.
Ich gestehe aber zu, dass dies vielleicht eine ein wenig enge Definition ist, die man auch überdenken könnte. Da würde ich sagen, dass es politische Maßnahmen und gesellschaftliche Verhaltensmuster im Umgang mit Ausländern gibt, die man im alltäglichen Urteil als rassistisch bezeichnen kann, auch wenn sie die Definition im engeren Sinne nicht genau treffen. Jedoch gehört darein bestimmt nicht die Kritik einer staatlichen Politik, nur weil in diesem Staat z.B. überwiegend eine bestimmte Ethnie lebt.
Gruß
oranier