Hi!
Wenn hier darüber nachgedacht wird, ob man einem Kind durch
Festhalten am Arm das Leben retten darf (etwa weil es über die
Straße rennen möchte), zeigt mir das, wie verquer diese
Debatte immer wieder geführt wird.
Ich kenne niemanden, der ernsthaft über das „ob“ diskutiert.
Ernsthaft oder nicht. Auch hier wurde dieser Fall angesprochen und das Festhalten als mögliche Gewalttat bezeichnet.
Aber „verquer“ ist an diesem Denkansatz eigentlich nichts,
zeigt es doch, daß zur Definition der (schädlichen) Gewalt
mehr gehört als ein Tatbestand bzw. daß Gewaltanwendung in
bestimmten Situationen schlicht geboten ist.
Genau. Und zwar genau so viel Gewalt, um die gefährliche Situation zu beenden oder das Kind daraus zu entfernen.
Im Übrigen empfehle ich da immer den Vergleich mit Erwachsenen: Was würde man tun, um einen Erwachsenen aus einer Gefahrensituation zu befreien? Als Rettungsschwimmer z.B. darf (und sollte) ich jemandem, der in Panik durchaus mal eine Ohrfeige verpassen, um mich beim Retten nicht selbst in Gefahr zu begeben. Ob man jemandem ein Bein abschneiden darf, um ihn aus einem brennenden Haus zu befreien, wird man wohl kaum allgemein beantworten können.
Indem einige Diskutanten solche Dinge aber aus der
Gewaltdefinition herausnehmen,
was wird denn herausgenommen?
Zu der Diskussion gehört also auch die Frage, welche Formen
der Gewalt wann notwendig und/oder vertretbar sind.
Ich glaube nicht, dass man das allgemein klären kann. Wie schon gesagt: Soviel wie in dem Moment nötig.
Und auf der anderen Seite wird immer wieder so getan, als ob
es nur gewaltfreie oder mißhandelnde Erziehung gäbe und daß
Eltern, die nicht in Selbstzerfleischung zu Kreuze kriechen
(sondern offensiv vertreten, daß sie lieber mal eine Ohrfeige
verteilen als jede Begebenheit pädagogisch wertvoll
aufzuarbeiten), unweigerlich in eine Gewaltspirale geraten und
irgendwann ihre Kinder mißhandeln werden.
Nein, aber sie geben ihren Kindern eine denkbar schlechte Botschaft mit auf den Weg:
- Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann darfst Du zuschlagen.
- Wenn Du einen Fehler gemacht hast, darfst Du ihn nicht bereuen und daraus lernen.
Und ich meine damit nicht „zu Kreuze kriechen“, sondern den Fehler einsehen und eingestehen und in der Folge daraus lernen.
… ist die gelegentliche
Anwendung leichter Formen körperlicher Gewalt gleichzusetzen
mit einer gewalttätigen Erziehung.
Da gehe ich schon nicht mit. Du schreibst von einer Ohrfeige hin und wieder und sprichst hier von „leichter Form körperlicher Gewalt“. Eine Ohrfeige ist keine leichte Form körperlicher Gewalt. Auch eine leichte nicht. Ein Schlag an den Kopf oder sogar ins Gesicht ist eine demütigende Erfahrung, im Falle einer Ohrfeige sind echte Verletzungen nicht so unwahrscheinlich.
Wie fändest Du es denn, wenn Dein Chef Dich mit einer Ohrfeige für ein Fehlverhalten bestrafen würde? Warum also soll es bei einem Kind in Ordnung sein.
Aber mittlerweile ist es sehr einfach solche Diskussionen erst
gar nicht aufkommen zu lassen - es genügt ein Hinweis auf die
BGB-Vorschrift, nach der Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie
Erziehung haben. Gerade in diesem Forum wird auf diese Weise
jede Diskussion unterbunden, sobald es ungemütlich wird und
man sich Gedanken über die oben beschriebenen Fragen machen
müßte.
Wir haben wirklich lang und breit über das Thema diskutiert, schon häufiger. Ich werde Dir aber nicht die Arbeit abnehmen, mal danach im Archiv zu suchen.
Woher Du dein pauschales Schmollen nimmst, kann ich nicht nachvollziehen. Mit dem Hinweis auf die gesetzliche Regelung möchte ich meist sagen: Die Sache steht inzwischen auf recht breiten Beinen, ein gesellschaftlicher Konsens ist fast schon Realität (zum Glück). Und ich halte das für einen Fortschritt, dass wir es nciht mehr für richtig halten, Kindern ab und an mal eine Ohrfeige angedeihen zu lassen. GEnauso, wie ja Ehemänner heute ihre Frauen nicht mehr schlagen dürfen. Das ist doch ein Schritt hin zu einem zivilisierteren Umgang miteinander.
Ich werde mich daher auch nicht an solchen Diskussionen hier
beteiligen
Aha, wie man sieht.
(zumindest so lange nicht, bis man hier auch
wirklich diskutieren darf ohne sofort als Gewaltmensch
abgestempelt zu werden - unabhängig davon wie man das selbst
handhabt - denn das ist zweitrangig, allein, daß ich die oben
stehenden Fragen formuliert habe, wird mir wieder
entsprechende Vorwürfe einbringen).
Niemand stempelt Dich zum „Gewaltmensch“ ab. Aber Deine Aussage, eine Ohrfeige sei nur eine leichte Form der Gewalt, lasse ich so nicht stehen. IN meinen Augen gibt es einen Unterschied, ob man einen Menschen persönlich angreift oder seine Aussagen.
Aber die Behauptung, das
Thema sei ausdiskutiert
Ich habe nicht ausdiskutier gesagt, sondern darüber diskutiert. Ausdiskutieren kann man das wohl (leider) nicht.
und werde nur von Unbelehrbaren immer
wieder aufgeworfen
Genau das habe ich nicht gesagt.
Wir fangen eben immer wieder von vorne an mit der Diskussion. Das ist einfach anstrengend. Es werden immer und immer wieder die selben Argumente ausgetauscht. Das ist schon ein wenig ermüdend.
Zum Thema: Gewalt gegenüber Kindern sollte sich an der erlaubten und allgemein akzeptierten Gewaltschwelle bei Erwachsenen orientieren. Warum sollte eine Ohrfeige bei einem Kind erlaubt sein und bei einem Erwachsenen nicht?
Grüße
kernig