Warum wurden mehr als 6 Millionen Juden von Hitler umgebracht ?

Hallo!

Eine Erklärung? Wo liest Du denn aus den Worten von mki eine Erklärung für den Holocaust heraus?

vdmaster

Hallo!

Obwohl sich mittlerweile unter Berücksichtigung neuerer
Hirnforschung durchaus die Frage stellen läßt, inwieweit
jemand überhaupt schuldfähig ist. Dies ist aber nur als ganz
allgemeiner Einschub gedacht, da eine Gesellschaft wohl immer
aus Eigenschutz heraus die Begriffskonstruktion Schuld
benötigen wird (zumindest auf absehbare Zeit).

Auch im ‚nächsten Leben‘ fällt mir ganz sicher nichts ein, was
mich dazu veranlasst, solchen Perverslingen, denen nicht zu
helfen ist
, vielleicht doch noch eine Art Opferstatus
zuzusprechen. Ganz sicher :wink:.

Du hast mich mißverstanden. Die Frage nach der Schuld steht in engem Zusammenhang mit der Frage des „freien Willens“. Die Hirnforschung ist sich in puncto „freier Wille“ aber eher uneins. Möglicherweise haben wir keinen, sondern gaukeln ihn uns nur vor.
Damit will ich keinesfalls H. zum Opfer seines Stoffwechsels machen. Alles weitere wird die Forschung und die gesellschaftliche Reaktion darauf zeigen. Evtl. gibt es in bspw. 300 Jahre keine Gefängnisse mehr, sondern „Umprogrammierungen“. Ich will dies gar nicht bewerten.

Das passiert heute doch auch. Nur auf andere Weise. Die Opfer
werden stigmatisiert. Die Tatorte liegen meist auf der der
Welt abgesandten Seite. Wie weit wir gleich geschaltet sind,
wollen die wenigsten wahr haben.

Bitte, wie meinen? [by the way: Welche Seite ist von der Welt
abgewandt :wink: ?]

Äh? Jaaaa. Danke.

Äh? Jaaaa, auch danke. Dein Absatz bleibt nach wie vor im Dunklen.

Gruß
vdmaster

Hallo Michael,

Die Grundlagen für den pathologischen Judenhass von Hitler
wurden in seinen Jugend-und frühen Erwachsenenjahren in Wien
gelegt.

So sicher sollte man sich da wohl (noch) nicht sein. Nur als Anregung gedacht:

http://www.welt.de/kultur/article3300435/Adolf-Hitle…
http://www.welt.de/kultur/history/article106158608/E…
http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/ralf-geo…
http://www.welt.de/fernsehen/article109700434/Woher-…

Hitler selbst hat zweifelsfrei seine Zeit in Wien als Ausgangspunkt seines ideologischen Weltbildes in puncto Juden propagiert.

Aus meiner Sicht ist diese Frage jedenfalls noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich wird sie es auch nie werden. Es sei denn, dass noch die Tagebücher Hitlers auftauchen :smile: [Der letzte Satz sollte ironisch gelesen werden].

Gruß
vdmaster

Hallo,

welche Strafe wäre denn in deinem System für Paranoia (käme als Diagnose für AH in frage) vorgesehen? Werden Depressionen härter sanktioniert als Schizophrenie?

Und auf was (außer einem Krankenhausaufenthalt) muß ich mich bei einem Beinbruch einstellen?

Also echt

Frohe Weihnachten

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Hi

Jetzt mach dich doch nicht vollkommen lächerlich. Geisteskrankheiten werden dann bestraft, wenn sie zum Bruch von geltenden Gesetzen geführt.

Abgesehen davon, dass ich Antisemitismus nicht als Geisteskrankheit, sondern eher als Folge anderer Probleme (coping mechanism) sehe, führt dieser offen ausgesporchen quasi per Definition zu Verleumdung, möglicherweise Volksverhetzung und wenn du Menschen als nicht lebenswert ansiehst, sind natürlich auch alle möglichen Gewaltverbrechen überhaupt gar kein Problem und können ohne Anflug von Reue durchgeführt werden.

Meinst du sämtliche Entführer, Mörder etc. in unseren Gefängnissen sind vollkommen gesund im Oberstübchen? Was ist mit Soziopathen und Psychopathen? Die sind natürlich alle Geisteskrank und werden trotzdem wenn sie Leute verletzen oder umbringen entsprechend bestraft - therapierbar sind sie in dem Fall auch nicht.

Wenn du während eines psychotischen Schubs jemanden angreifst, bekommst du zwar ne Therapie, wirst aber dennoch bestraft, obwohl der psychotische Schub Grund für deine Tat war. In diesem Fall geht wärest du Zurechnungsunfähig und die Strafe fällt milder aus, als wenn du es aus „freien Stücken“ getan hättest.

Nun kommen wir aber zu einem Problem: Tötet ein Soziopath aus freien Stücken? Tötet ein Psychopath aus freien Stücken? Tötet _irgendjemand_ andere Menschen aus freien Stücken?
Eifersucht, Gier etc. spielen bei Morden eine Rolle - aber: Gier und Eifersucht empfinden viele andere Menschen auch und bringen trotzdem niemanden um (außer in Gedanken).

Was bringt einen Menschen also dazu, doch einen Artgenossen trotz widersprechender Gesetze und im Bewusstsein der möglichen Folgen, umzubringen? Kann man so jemanden wirklich geistig gesund nennen?

Mit diesem Problem setzt sich die Justiz schon sehr lange auseinander, die einen sehen die Geisteskranken verfolgt, die anderen weinen weil Verbrecher aufgrund „einer schlimmen Kindheit“ „zu milde“ verurteilt werden.

lg
Kate

Mag sein, falls man Wagner nicht mag :wink:. Nein, natürlich wird
man nicht irre von Wagner. Hitler hat Wagneraufführungen aber
mit geradezu suchthaftem Verhalten aufgesucht. Stichworte:
Heldenverehrung, Götterwahn etc.

Wesentlich häufiger hörte er sich aber noch die „Lustige Witwe“ an. Ob davon in seiner Ideologie auch Spuren zu finden sind…?

Hallo!

Wesentlich häufiger hörte er sich aber noch die „Lustige
Witwe“ an. Ob davon in seiner Ideologie auch Spuren zu finden
sind…?

Wohl eher nicht. Ich mache ja auch Wagner nicht verantwortlich oder verdamme sein Werk. Das wäre viel zu trivial. Der Einfluß seiner Werke auf Hitler kann aber nur schwerlich geleugnet werden. Und wenn es nur der Hitlerschen Inszenierung dient/gedient haben mag.

http://www.maulbeerblatt.com/2013/02/hitler-auf-wagner/
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/historische-an…
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8746137.html

Gruß
vdmaster

Hallo!

Das Problem ist, dass es „die“ konventionelle These nicht gibt.

Gruß
vdmaster

Hallo!

Jetzt mach dich doch nicht vollkommen lächerlich.

Oh, mit solchen Rundumschlägen sollte man vorsichtig sein,…

Geisteskrankheiten werden dann bestraft, wenn sie zum Bruch
von geltenden Gesetzen geführt.

falls man so einen fehlerhaften Satz nachfolgen läßt.

Die Frage der Bestrafung ist zumindest aktuell in D eine Frage der Schuldfähigkeit. Falls eine geistige Erkrankung einen Täter schuldunfähig macht, kommt es nicht zu einer Bestrafung gem. StGB. Jedoch sehr wohl u.U. zu einer Zwangseinweisung in eine psychatrische Anstalt/Klinikc etc. pp…

Abgesehen davon, dass ich Antisemitismus nicht als
Geisteskrankheit, sondern eher als Folge anderer Probleme
(coping mechanism) sehe, führt dieser offen ausgesporchen
quasi per Definition zu Verleumdung,

Das ist falsch. Bennenne doch bitte den oder die §§, die jede antisemitische Äußerung strafrechtlich sanktionieren. Diese gibt es nicht.

Sagt jemand: „Ich kann Juden nicht ausstehen, weil sie Juden sind“ erfolgt bspw. keinerlei strafrechtliche Sanktionierung.

Sagt jemand hingegen: „Die Juden sind schuld an AIDS“ kann die Sache schon ganz anders aussehen.

Sagt jemand: „Man sollte allle Juden umbringen“ sieht es defintiv ganz anders aus.

Und hier bewegen wir uns bislang nur im Bereich der Meinungsäußerungen.

Gruß
vdmaster

Hallo

Es war damals nur nicht ungewöhnlich, was gegen Juden zu haben und da er im späteren Leben ein ziemlicher Loser war brauchte er ein Feindbild.

Dann hätte er es aber doch spätestens in dem Moment, als er kein Loser mehr, sondern Reichskanzler später sogar uneingeschränkter Herrscher in Deutschland war, nicht mehr gebraucht.

Gleichzeitig ist ein Feindbild immer gut für die Propaganda und um den Gruppenzusammenhalt zu verbessern, es heißt nicht umsonst: Teile und herrsche! Niemand kümmert sich um deine Herrschaftslegitimation wenn alle unteren Ebenen (und gefährlich würde dir vor allem die Elite) zu beschäftigt damit ist sich gegenseitig fertig zu machen.

Das stimmt, aber es gab doch spätestens nach 1939 noch reichlich andere Feinde, gegen die man zusammenhalten konnte.

Außerdem wurden die Juden ja im Alltag immer unsichtbarer, so dass man schweres Geschütz in Form von Propagandafilmen mit hochrangigen Schauspielern, Terror gegen Andersdenkende (Nicht-Antisemiten) und ständige Berieselung in allen öffentlichen Bildungseinrichtungen auffahren musste, um überhaupt noch eine Stimmung gegen Juden erzeugen zu können. Wenn Aufrechterhaltung des Feindbildes die Absicht gewesen wäre, hätte man dafür sorgen müssen, dass es immer noch Juden gibt, und zwar wohlhabende.

Man hat aber künstlichen Antisemitismus erzeugt, um zunächst die völlige Ausgrenzung der Juden und dann die Völkermorde, die man natürlich nicht völlig geheim halten konnte, durchführen zu können, ohne damit allzu großen Widerstand in der Bevölkerung zu provozieren.

Die beiden Gründe, die du nennst, haben sicherlich eine Rolle gespielt, aber sie können nicht der Grund für den Holocaust gewesen sein.

Viele Grüße

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Hi

Es ist mir ein Rätsel, wie du dir vorstellst, dass jemand ein einmal gefasstes Feindbild einfach so aufgibt. „Och jetzt hab ich erreicht was ich wollte, jetzt brauch ich x nicht mehr!“

So funktioniert das nunmal nicht! Menschen sind keine Maschinen die 100% rationale Effizienzbewertung vornehmen.

lg
Kate

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Hallo,

Die Grundlagen für den pathologischen Judenhass von Hitler
wurden in seinen Jugend-und frühen Erwachsenenjahren in Wien
gelegt.

Und die Grundlagen für den pathologischen Judenhass in Europa
wurden in Europas frühen Entwicklungsjahren gelegt:
"die Juden sind bösartig, wild und grausam, sie gleichen Wölfen, sind „Sünder“, „Mörder“, „zu Essig ausgearteter Wein der Propheten“, …
Nur ein frei zitierter Auszug einer langen, 1600 Jahre alten Liste von … na, Du weisst schon.

Er bediente sich bei dem antisemitischen Zirkeln um Georg von
Schönerer …

Und wo haben die sich bedient? Na, Du weisst schon.

Zusammen mit der weitverbreiteten Ansicht, dass „Die Juden“ am
Verlust des Weltkrieges und dem Untergang des Kaiserreiches
schuld seien, …

Und dabei hat ausgrechnet ein jüdischstämmiger Politiker, Rathenau, die deutsche Kriegsmaschine ganz massgeblich am Laufen gehalten.

Global betrachtet, hat Hitler „nur“ das in die Praxis
umgesetzt, was andere Antisemiten (eine sehr lange Liste an
Vollpfosten) seit 100 Jahren …

… sagen wir seit mehr als 1000 Jahren …

… mehr oder weniger unverblümt
gefordert hatten.

Deprimierend daran ist für mich persönlich,
dass er so viele Helfer hatte, …

Nicht nur deprimierend, absolut unverständlich.

… und das noch viel mehr Personen
einfach wegschauten.

Schwächen wir das ein bisschen ab: Schon früh, so ab 1934, war es gefährlich, etwas dagegen zu unternehmen, später dann lebensgefährlich!

Gruss
Laika

Das Problem ist, dass es „die“ konventionelle These nicht
gibt.

Echt jetzt?
Seit wann?
Revisionismus erlaubt? Doch nicht wirklich?
Man läßt mal in den Medien ein kleines bißchen in aller Stille durchrutschen. Das war selten zu beobachten, aber um die Jahrhundertwende herum manchmal.
Ist recht still geworden um diese Thematik seit etwa einem Jahrzehnt in Deutschland.

Hallo

Es ist mir ein Rätsel, wie du dir vorstellst, dass jemand ein einmal gefasstes Feindbild einfach so aufgibt. „Och jetzt hab ich erreicht was ich wollte, jetzt brauch ich x nicht mehr!“

Das ist zwar nicht das, was ich mir vorstelle, sondern dass, was du dir vorstellst, ich würde es mir vorstellen. Aber lassen wir das.

So funktioniert das nunmal nicht! Menschen sind keine Maschinen die 100% rationale Effizienzbewertung vornehmen.

Meine Güte, er hat 6 Millionen Juden umbringen lassen, nachdem er ca. 6 Jahre lang phänomenalen Erfolg hatte. Das kannst du doch nicht damit erklären, dass er in seiner Jugend Misserfolge hatte.

Ich bezweifele übrigens ein bisschen, dass er wirklich so ein Loser war, wie man immer glaubt. Ich denke, es gibt einiges in Hitlers Leben, was uns nicht bekannt ist. Hitlers ‚Mein Kampf‘ ist doch bestimmt keine verlässliche Quelle, und dass andere Menschen über seine Jugend berichten, hat er ja recht erfolgreich verhindert.

Ich hatte sogar schon den Gedanken, dass es einige ihm namentlich nicht bekannte Juden gab, die irgendwas Kompromittierendes über ihn wussten, und er hat sie alle umbringen lassen, damit er sicher sein konnte, dass die nichts mehr verraten können. Sehr wahrscheinlich kommt mir das allerdings auch nicht vor.

Eskalation
Hallo Simsy Mone,

es war ein jahrelanger Prozess, der sich verselbstständigt hat. Niemand hat den Massenmord „im voraus“ geplant, vielmehr wurden die Planung an die eskalierende „Aufgabe“ angepasst. Ich würde folgende „Meilensteine“ sehen:

  1. Volksverhetzung über Jahre (Untermenschen)
  2. größere gesetzwidrige Tötungen (Röhm-Putsch) ohne strafrechtliche Folgen
  3. die Differenzierung, Internierung und Deportation von deutschen Juden
  4. Die http://de.wikipedia.org/wiki/Kinder-Euthanasie
  5. Massenhafte Erschießung von wehrlosen Polen (Oberschicht, Juden, ganze Ortschaften als Rache für Partisanen). Hier brachen erstmals militärische Schranken im großen Stil.
  6. Die Verbindung von 3 und 5 in Polen, später auch 4 (Aktion T4)
  7. die planmäßige Erschießung aller Juden (zuerst teilweise nur der wehrfähigen Männer) in den eroberten sowjetischen Gebieten.

Für ganz wichtig halte ich übrigens, auch wenn ich mich wiederhole, dass kaum eine Erschießung ohne (an den Haaren herbeigezogenem) Grund erfolgte. Zur Beruhigung aller Beteiligten.

Und auch, dass die Euthanasie, also die Tötung kranker oder behinderter, vor allem Kinder, eine damals „logische“ Konsequenz der Vererbungslehre war.

Die oben skizzierten Schritte sind daher m.E. nicht „geplant“ im Sinne eines Zieles, sondern ergaben sich jeweils als logische Weiterentwicklung des Status Quo.

Angst vor Güterrückforderung kann m.E. kaum eine Rolle gespielt haben, da die meisten Opfer der ersten Kriegsjahre polnische oder sowjetische Juden waren, deren Plünderung folgenlos und relativ „unergiebig“ war. Zumal es auch nie „die Juden“ als Gruppe gab. Als die Ermordung später „systematisch“ betrieben wurde, mögen alle möglichen Gedanken eingeflossen sein, schließlich haben sich tausende von Menschen damit beschäftigt, diesen Prozess „zu optimieren“, ohne vielleicht immer das Gesamtbild zu kennen.

Ich glaube aber, Hitler fand die Erde heillos überbevölkert
und empfand Menschen teilweise wie Schädlinge, und fand es
wohl eine gute Sache, die Weltbevölkerung radikal zu
reduzieren. Ich meine, irgend sowas in dem Sinne hätte er mal
geäußert.

Das traf praktisch auf alle Osteuropäer zu, egal ob jüdisch oder nicht. Der Unterschied war vielleicht nur, dass jüdische Bewohner auch arbeitsfähig aktiv ermordert wurden. Ebenso wie Kommunisten (Politkommissare). Mich würde interessieren, ob es hier konkret die eingeimpfte Verknüpfung von Juden=Kommunisten eine unterstützende Rolle gespielt haben könnte.

Gruß
achim

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Hallo Wilbert

es war ein jahrelanger Prozess, der sich verselbstständigt hat. Niemand hat den Massenmord „im voraus“ geplant, vielmehr wurden die Planung an die eskalierende „Aufgabe“ angepasst.

Wie? Du meinst, der Holocaust ist einfach so von alleine passiert?

Ich würde folgende „Meilensteine“ sehen:

Deine Meilensteine würde ich auch so sehen, aber dass sich diese Entwicklung mehr oder weniger von selbst passiert ist, gerade das würde ich aber nun gar nicht so sehen.

Die oben skizzierten Schritte sind daher m.E. nicht „geplant“ im Sinne eines Zieles, sondern ergaben sich jeweils als logische Weiterentwicklung des Status Quo.

Aber natürlich war so einiges geplant, insbesondere sich nicht mehr ans Völkerrecht und ähnliches halten zu wollen, wie auch die Eroberung des sogenannten Lebensraumes im Osten. Und diese Judenverfolgung war ja ein wichtiger Programmpunkt der Partei, aber genau den verstehe ich auch gar nicht (das ‚auch‘ bezieht sich auf den Fragesteller).

Angst vor Güterrückforderung kann m.E. kaum eine Rolle gespielt haben, da die meisten Opfer der ersten Kriegsjahre polnische oder sowjetische Juden waren, deren Plünderung folgenlos und relativ „unergiebig“ war.

Ich denke, dass man mit diesen Juden angefangen hat, damit sich die Lagermitarbeiter und auch die Wehrmachtssoldaten, die ja vieles zumindestens mitansehen mussten, langsam dran gewöhnen können.

Zumal es auch nie „die Juden“ als Gruppe gab.

Zunächst wohl nicht, aber wenn „die Juden“ umgebracht werden, dann werden sie zur Gruppe.

Als die Ermordung später „systematisch“ betrieben wurde, mögen alle möglichen Gedanken eingeflossen sein, schließlich haben sich tausende von Menschen damit beschäftigt, diesen Prozess „zu optimieren“, ohne vielleicht immer das Gesamtbild zu kennen.

Aber Hitler wird das Gesamtbild gekannt haben, und da werden vor allem vor der Ermordung der Juden irgendwelche Gedanken eingeflossen sein (welche genau, das ist ja die Frage). Oder willst du im Ernst behaupten, Hitler sei von diesen Ereignissen überrollt worden?

Viele Grüße

"Die jüdische Lehre des Marxismus lehnt das aristokratische Prinzip der Natur ab und setzt an Stelle des ewigen Vorrechtes der Kraft und Stärke die Masse der Zahl und ihr totes Gewicht. Sie leugnet so im Menschen den Wert der Person, bestreitet die Bedeutung von Volkstum und Rasse und entzieht der Menschheit damit die Voraussetzung ihres Bestehens und ihrer Kultur. Sie würde als Grundlage des Universums zum Ende jeder gedanklich für Menschen faßlichen Ordnung führen. Und so wie in diesem größten erkennbaren Organismus nur Chaos das Ergebnis der Anwendung eines solchen Gesetzes sein könnte, so auf der Erde für die Bewohner dieses Sternes nur ihr eigener Untergang.

Siegt der Jude mit Hilfe seines marxistischen Glaubensbekenntnisses über die Völker dieser Welt, dann wird seine Krone der Totentanz der Menschheit sein, dann wird dieser Planet wieder wie einst vor Jahrmillionen menschenleer durch den Äther ziehen.

Die ewige Natur rächt unerbittlich die Übertretung ihrer Gebote.

So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn."

Dieses Zitat aus dem 2.Kapitel des 1. Bandes von Adolf Hitlers ‚Mein Kampf‘ macht die pseudoreligiöse Dimension von Hitlers Antisemitismus deutlich. Selbstverständlich ist das Zitat alleine auch noch nicht hinreichend für dessen Verständnis - dazu gehört der im 11. Kapitel (Volk und Rasse) vorgestellte extrem sozialdarwinistische Rassismus mit den ‚Ariern‘ als kulturfähiger und -begründender Herrenrasse neben minderwertigen Sklavenrassen sowie den Juden als parasitärer und letztlich kulturzerstörender Rasse.

Insbesondere Saul Friedländer hat Hitlers Ideologie als ‚Erlösungsantisemitismus‘ bezeichnet und ausführlich im 3. Kapitel des 1. Teils, 1. Band seines Werks „Das Dritte Reich und die Juden“ ISBN 9783423345194 Buch anschauen beschrieben und auf dessen Quellen verwiesen. Friedländers These vom ‚Erlösungsantisemitismus‘ ist nicht unumstritten (eine ganz andere Position vertritt z.B. Götz Aly), trotzdem denke ich, dass das o.g. Kapitel die gestellte Frage zutreffend und nachvollziehbar beantwortet. Zumindest gibt das Buch (für dessen komplette Lektüre man allerdings einiges an Stehvermögen braucht) hinreichend Material für eine eigene Meinungsbildung. Offen gesagt zweifle ich daran, dass jemand, der 67 Jahre alt werden musste, bevor er sich mit diesem Problem beschäftigt, den ersthaften Willen zur Lektüre aufbringt.

Trotzdem noch eine Anmerkung dazu. Der ‚Erlösungsantisemitismus‘, der als ideologische Begründung für den millionenfachen Mord herangezogen wurde, ist natürlich nur der (intellektuell übrigens ziemlich erbärmliche) Versuch einer Rationalisierung tiefer liegender, irrationaler Antriebe. Die meines Erachtens hellsichtigste Analyse des Antisemitismus und seiner tieferen Ursachen wurde bereits 1944 veröffentlicht - sie findet sich in dem Essay ‚Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung‘ in Max Horkheimer / Theodor W. Adornos ‚Dialektik der Aufklärung‘.

Daraus folgendes Zitat:

"Der Antisemitismus als Volksbewegung war stets, was seine Anstifter den Sozialdemokraten vorzuwerfen liebten: Gleichmacherei. Denen, die keine Befehlsgewalt haben, soll es ebenso schlecht gehen wie dem Volk. Vom deutschen Beamten bis zu den Negern in Harlem haben die gierigen Nachläufer im Grunde immer gewußt, sie würden am Ende selber nichts davon haben als die Freude, daß die andern auch nicht mehr haben. Die Arisierung des jüdischen Eigentums, die ohnehin meist den Oberen zugute kam, hat den Massen im Dritten Reich kaum größeren Segen gebracht als den Kosaken die armselige Beute, die sie aus den gebrandschatzten Judenvierteln mitschleppten. Der reale Vorteil war halbdurchschaute Ideologie. Daß die Demonstration seiner ökonomischen Vergeblichkeit die Anziehungskraft des völkischen Heilmittels eher steigert als mildert, weist auf seine wahre Natur: es hilft nicht den Menschen, sondern ihrem Drang nach Vernichtung. Der eigentliche Gewinn, auf den der Volksgenosse rechnet, ist die Sanktionierung seiner Wut durchs Kollektiv. Je weniger sonst herauskommt, um so verstockter hält man sich wider die bessere Erkenntnis an die Bewegung. Gegen das Argument mangelnder Rentabilität hat sich der Antisemitismus immun gezeigt. Für das Volk ist er ein Luxus.

Seine Zweckmäßigkeit für die Herrschaft liegt zutage. Er wird als Ablenkung, billiges Korruptionsmittel, terroristisches Exempel verwandt. Die respektablen Rackets unterhalten ihn, und die irrespektablen üben ihn aus. Die Gestalt des Geistes aber, des gesellschaftlichen wie des individuellen, die im Antisemitismus erscheint, die urgeschichtlich-geschichtliche Verstrickung, in die er als verzweifelter Versuch des Ausbruchs gebannt bleibt, ist ganz im Dunkel. Wenn einem der Zivilisation so tief innewohnenden Leiden sein Recht in der Erkenntnis nicht wird, vermag es auch der Einzelne in der Erkenntnis nicht zu beschwichtigen, wäre er auch so gutwillig wie nur das Opfer selbst. Die bündig rationalen, ökonomischen und politischen Erklärungen und Gegenargumente - so Richtiges sie immer bezeichnen - vermögen es nicht, denn die mit Herrschaft verknüpfte Rationalität liegt selbst auf dem Grunde des Leidens. Als blind Zuschlagende und blind Abwehrende gehören Verfolger und Opfer noch dem gleichen Kreis des Unheils an. Die antisemitische Verhaltensweise wird in den Situationen ausgelöst, in denen verblendete, der Subjektivität beraubte Menschen als Subjekte losgelassen werden. Was sie tun, sind - für die Beteiligten - tödliche und dabei sinnleere Reaktionen, wie Behavioristen sie feststellen, ohne sie zu deuten. Der Antisemitismus ist ein eingeschliffenes Schema, ja ein Ritual der Zivilisation, und die Pogrome sind die wahren Ritualmorde. In ihnen wird die Ohnmacht dessen demonstriert, was ihnen Einhalt gebieten könnte, der Besinnung, des Bedeutens, schließlich der Wahrheit. Im läppischen Zeitvertreib des Totschlags wird das sture Leben bestätigt, in das man sich schickt.

Erst die Blindheit des Antisemitismus, seine Intentionslosigkeit, verleiht der Erklärung, er sei ein Ventil, ihr Maß an Wahrheit. Die Wut entlädt sich auf den, der auffällt ohne Schutz. Und wie die Opfer untereinander auswechselbar sind, je nach der Konstellation: Vagabunden, Juden, Protestanten, Katholiken, kann jedes von ihnen anstelle der Mörder treten, in derselben blinden Lust des Totschlags, sobald es als die Norm sich mächtig fühlt. Es gibt keinen genuinen Antisemitismus, gewiß keine geborenen Antisemiten. Die Erwachsenen, denen der Ruf nach Judenblut zur zweiten Natur geworden ist, wissen so wenig warum, wie die Jugend, die es vergießen soll. Die hohen Auftraggeber freilich, die es wissen, hassen die Juden nicht und lieben nicht die Gefolgschaft. Diese aber, die weder ökonomisch noch sexuell auf ihre Kosten kommt, haßt ohne Ende; sie will keine Entspannung dulden, weil sie keine Erfüllung kennt. So ist es in der Tat eine Art dynamischer Idealismus, der die organisierten Raubmörder beseelt. Sie ziehen aus, um zu plündern, und machen eine großartige Ideologie dazu, faseln von der Rettung der Familie, des Vaterlandes, der Menschheit. Da sie aber die Geprellten bleiben, was sie freilich insgeheim schon ahnten, fällt schließlich ihr erbärmliches rationales Motiv, der Raub, dem die Rationalisierung dienen sollte, ganz fort und diese wird ehrlich wider Willen. Der unerhellte Trieb, dem sie von Anfang an verwandter war als der Vernunft, ergreift von ihnen ganz Besitz. Die rationale Insel wird überschwemmt, und die Verzweifelten erscheinen einzig noch als die Verteidiger der Wahrheit, als die Erneuerer der Erde, die auch den letzten Winkel noch reformieren müssen. Alles Lebendige wird zum Material ihrer scheußlichen Pflicht, der keine Neigung mehr Eintrag tut. Die Tat wird wirklich autonomer Selbstzweck, sie bemäntelt ihre eigene Zwecklosigkeit. Immer ruft der Antisemitismus erst noch zu ganzer Arbeit auf. Zwischen Antisemitismus und Totalität bestand von Anbeginn der innigste Zusammenhang. Blindheit erfaßt alles, weil sie nichts begreift."

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo!

Nenne doch einmal „die“ konventionelle These.

Zudem solltest Du mal klarstellen, was das „Revisionismusargument“ sollte. Sprich Dich da ruhig aus.

vdmaster

Hallo Simsy Mone,

Wie? Du meinst, der Holocaust ist einfach so von alleine
passiert?

Eher, dass ihn sich 1938 kein Verbrecher in seinen „kühnsten Träumen“ so ausgemalt hat. Es war halt nicht absehbar, dass Deutsche einen derart bestialischen Krieg (im Osten) führen, bei dem ja auch die ganze Heeresführung mitspielen muss, und das sogar relativ freiwillig, da es prakitsch keine Strafen für Verweigerung (bzw.: Gesetzestreue) gab.

Und diese Judenverfolgung war ja ein wichtiger Programmpunkt der Partei,
aber genau den verstehe ich auch gar nicht

Bei uns gab es handfeste Interessen, z.B. wirtschaftliche, politische. Die „wenigen“ Juden gehörten mehrheitlich zur absoluten Oberschicht. Deren Enteignung und Vertreibung war ein „lohnenedes“ Ziel an sich, Die systematische Tötung begann dann eher an „bedeutungslosen“ polnischen und sowjetischen Juden und entwickelte sich m.E. erst über die „Euthanasie“ an Kindern, da hier (wie heute pränatal) die Schwelle wissenschaftlich und ethisch deutlich niedriger lag.

Oder willst du im Ernst behaupten, Hitler sei von diesen
Ereignissen überrollt worden?

Nein. Er war Politiker mit all den Problemen, die das mit sich bringt. Jede Aktion in Deutschland gegen Juden war wohlgeplant und wurde dahingehend ausgewertet, wie „weit“ man gehen konnte, um die Beliebtheit zu festigen und zu steigern. Und ja, er war beliebt in großen Teilen der Bevölkerung und musste sich auch die Gefolgschaft des Heeres sichern. Ich glaube daher, dass er z.B. 1938 zwar einen diffusen Plan der „Ausrottung“ hatte, aber dass dieser eher noch zwischen Zerstreuung, Slaverei und Sterilisation lag, und er konkret auch nur 1 Jahr (oder so) im voraus denken konnte, und noch kein fabrikmäßiges Vernichtungslager im Kopf hatte. Man darf nicht vergessen, dass Deutsche auch in der Sowjetunion zu Anfangs auch als Befreier gefeiert wurden, und der Rückhalt in der Bevölkerung von logistischem Vorteil war.

Gruß
achim

Viele Grüße

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Der Faschismus, welcher Ausprägung auch immer, braucht Minderheiten als Opfer um sich zu rechtfertigen. Es werden die einfachsten Gefühle angesprochen, wie „der muss weg“ oder „der gehört eingesperrt“. Im schlimmsten Fall werden diese Vorurteile und dumpfen Gefühle umgesetzt und führen zur Ermordung von Millionen von Menschen.