BS"D
Hallo oranier.
Woher hast du solche Zahlen und wo liegt für dich die Grenze
zwischen sachlichen, engagierten und fanatischen
Israel-Kritikern.
Solche Auswertungen überlasse ich hier anderen, welche sich damit wissenschaftliche beschäfitgen. Ich selber wäre sogar von einem höhen Anteil ausgegangen.
Unsachlich wird es genau dann, wenn es nicht mehr um Fakten geht, sondern nur noch darum, Israel schlecht darzustellen oder gar einfach die Unwahrheit zu behaupten oder anzunehmen.
Ich finde z.B. den Begriff schon äußerst
unscharf, weil zu pauschal.
Wollte hier auch keine wissenschaftliche Arbeit verfassen
Stimme dir ansonsten aber zu.
Und die wäre dann?
Das frage ich dich ja. Aber es widerstrebt mir, eine
Gesamtgesellschaft von 80 Mio Einwohnern in zwei zwar in ihren
Äußerungsformen gegensätzliche, aber im Kern beide
psychopathologische Gruppen einzuteilen.
Nein, habe in meiner letzten Antwort ja auch auf die dritte Gruppe verwiesen.
Wohl das eigene schlechte Gewissen,
Das brauchen ja eigentlich nur die Täter zu haben, die es
bezeichnenderweise am wenigsten haben, aber nicht die
Unbeteiligten oder gar die Nachgeborenen.
Wenn dein Vater ein mehrfacher Mörder wäre, dann würde dich das nicht belasten? Nein, Untersuchungen zeigen, dass Traumata sehr wohl an die eignenen Kinder weiter gegeben werden, wenn die Ursache dafür gewaltig ist.
Alleine meine Erfahrungen über deutschen Schulunterricht sprechen aber dafür.
Da wäre doch eigentlich die naheliegende Reaktion, dass mein
seine Haltung überdenkt und revidiert und aufhört, Antisemit
zu sein.
Wenn dieses aber das Selbstbild betrifft und dieses wird eben auch durch die Vorfahren und die Geschichte mitbestimmt, dann geht es hier nicht um eine Haltung, sondern auch um so etwas wie Selbstwert. Aus meiner Sicht kommt die ständige Behauptung, alle würden uns Deutschen dauernd unsere Schuld vorhalten, genau hier her.
Das ist mir zu unspezifisch. Nach meiner Beobachtung bestand
das Trauma meiner Vätergeneration darin, dass sie den Krieg
verloren, aber nicht darin, dass sie ihn geführt haben und
vielfältig an den Verbrechen beteiligt waren.
Ja, aber diese Väter dachten auch, dass sie gerecht gehandelt haben und dann wurden sie der Ganzen Welt als Bestien vorgeführt. Sie waren keine Wehrmachtssoldeten mehr, die einfach nur eine Schlacht verloren hatten.
So war die Reaktion ja auch und das wirkt noch heute nach: Davon wusste wir nichts. Es wurde verdrängt. Warum?
Das glaube ich auch. Andererseits: Wieso sollte man (einen)
Juden hassen? Es ist nicht sehr logisch und gilt auch seit 60
Jahren als unfein.
Mh, dafür kann ich dir nur eine religiöse Antwort liefern. Alle anderen sind für mich nicht einmal im Ansatz schlüssig.
Einzig das man Juden dafür hasst, dass sie dafür Zeuge waren, dass die Deutschen auf einmal als Bestien darstanden. Eine normale Reaktion von Gewalttätern, wenn ihre Taten in die Öffentlichkeit kommen, dass daran das Opfer (Mit-)Schuld trägt. Die eigne Scham wird auf das Opfer übertragen. Oder wie ein israelische Psychoanalytiker danach meinte: „Die Deutschen werden uns [Juden] Auschwitz nie verzeihen.“ Ein erst einmal lustiger Satz, welcher aber in der Pyschoanalyse seine tiefere Bedeutung findet. Aber dazu müsstest du wieder andere frage, dafür bin ich kein Experte.
Das leuchtet mir nicht ein, vielleicht, weil ich nicht an das
kollektive Trauma glaube. Wodurch sollte es sich übertragen?
Durch Erziehung und Bildung. Alleine das Eltern nicht über bestimmte Themen reden und darauf entsprechend reagieren, kann ein Kind dazu erziehen, das dahinter stehende Trauma zu übernehmen. Hier verweise ich nur auf die Forschung zu Schoah-Überlebenden und ihren Nachkommen. So kann auch hier die dritte Generation noch nicht frei darüber sprechen, wenn es nie eine Befreiung (Aufarbeitung) gab.
Es gab bei uns 60 Jahre lang praktisch kein antisemitisches
Schrifttum, und genauso lange bekommt man den Schulen
beigebracht, welch gefährlicher Unsinn der Antisemitismus ist.
Aber ehrlich, wird auch gesagt warum? Was eigentlich Antisemitismus ist und was nicht?
Ich kann nur ein Beispiel aus meiner Schulzeit geben, wo es darum ging, wir mit antisemitischer Propaganda konfrontiert wurden und wie schlimm sich diese auswirkte. In wie weit diese Propaganda überhaupt welche war und was die Hintergründe dafür waren, war nie Thema. Sind also Juden nun eigentlich alle reich? Haben sie nicht alle komische Nasen? Wollen sie nicht die Weltherrschaft?
Die Söhne- und Töchtergeneration verhielt sich zu den Vätern
kritisch und misstrauisch, für deren Kinder sind nach meiner
Erfahrung Antisemitismus und Vernichtung ähnlich weit entfernt
wie Hexenwahn und -verbrennung.
Nimm nur die 68er-Generation welche ja dieses radikal Aufgegriffen hat und ihre Eltern kritisiert hat. Hier wurde aber der Antisemitismus ausgeklammert, ja die 68er-Generation brachte ihren ganz eigenen Antisemitismus hervor.
Soll das aber im Umkehrschluss heißen, es gäbe hier niemanden,
der kein Antisemit ist?
Nein, ich würde sogar davon ausgehen, dass es gerade in Deutschland einen grossen Unterschied zwischen einem Antisemiten gibt und jemanden der antisemitische Thesen vertritt.
Weil die Geschichte ihnen dann den Spiegel vorhält.
Das ist mir zu abstrakt. s.o.!
Ich will ja auch keinen Nobelpreis gewinnen. Viele Forscher haben hiermit ihre Probleme und können diese Phänomäne kaum erklären, warum also ich?
Ist Hass nicht schon ziemlich radikal? Es gibt doch auch
antisemitische Klischees, die den Juden bestimmte
Eigenschaften zusprechen, ohne dass daraus gleich Hass
entspringen muss, oder?
Ja (s.o.). Es kann auch einfach nur Dummheit sein oder soziale Gründe haben.
Die „Fakten“, wenn du damit z.B. die Studien von Heitmeyer
meinst, sind auch sehr fragwürdig. Aber das führte hier zu
weit.
Diese „Fakten“ finden sich in allen Untersuchungen zum Thema.
Na ja, sozusagen ergebnisoffen über das Für und Wider von
Antisemitismus zu diskutieren, wäre das wünschenswert?
Ja.
Gruß,
Eli