Hallo Goetz,
Ich habe nie bestritten, das es diese Texte schon lange vorher
gab, ich denke sogar, das die ersten Texte kurz nach dem Tode
Jesu verfasst wurden. Ich vertrete aber die Ansicht, das es
weit mehr Texte gab, als nur diese, die wir heute als
Evangelien zu lesen bekommen. Ich behaupte, das nur Texte
Aufnahme fanden, die im Einklang mit der damaligen Auffassung
der relegiösen Würdenträger standen.
Das Problem fängt hier an: Als diese Texte Aufnahme fanden, gab es so etwas wie „religiöse Würdenträger“ in unserem Sinne noch gar nicht. Selbstverständlich gibt es weit aus mehr Evangelien als die vier, die im NT stehen. Nucht nur das berühmte Judasevangelium, das jetzt in aller Munde ist. Es gibt gerade Ende der 2. Jahrhunderts eine rege einsetzende Evangelienliteratur - und dort findest Du dann im hohen Maße eine interessensgeleitete Darstellung - nicht nur gnostische, auch „mehrheitskirchliche“. Bislang können wir jedoch feststellen, dass keines dieser Evangelien älter ist als die genannten 4. Auch diese Evangelien spielen im übrigen deutlich die Situation ihrer Gemeinden, in denen sie entstanden sind, wieder. Sie spiegeln jedoch in keiner WEise eindeutig die Lehrmeinung der späteren katholischen Kirche wieder. Man hätte sich ja doch einige Streitigkeiten sparen können, wenn die Kirche die aufgenommenen hätte, die weniger widersprüchlich und mehr nach ihrem Geschmack gewesen wäre.
Ich empfehle Dir ernsthaft, mal etwas zur Geschichte des biblischen Kanons zu lesen. Da wir hier nicht nur auf die Lektüre altkirchlicher Schriftsteller angewiesen sind, sondern eben auch ab 125 im Besitz von Handschriften sind, hast Du zwei Wege der Verifikation.
Ich behaupte ferner, das
bei den vielfachen Übersetzungen reichlich Kreativität an den
Tag gelegt wurde um die Lehrmeinung zu stützen.
Ok (oder auch nicht, das wäre ein anderes Thema), aber hier wurde behauptet, die biblischen Texte seien gefältscht im Interesse einer kirchlichen Redaktion. Da müssten wir uns schon auf die Urtexte beziehen, schließlich hat auch die rk Kirche bei der Formulierungen der Grundlegenden Lehraussagen noch griechisch gesprochen - wenn, hätten sie ja doch die Urtexte verändert, oder?
Natürlich gab es im Judentum geistliche Würdenträger, die sich
ausnehmend gerne selber zelebrierten.
Das Judentum war weder zur Zeit Jesu noch danach in irgendeiner Weise mit christlich-kirchlichen Strukturen vergleichbar organisiert
Eben diesen war Jesus ja
ein Dorn im Auge, da er ihre Lebensweise und die Art, wie sie
ihre Ämter ausübten, anprangerte.
Wo?
Die Auseinandersetzung zwischen Jesus, Pharisäern und Schriftgelehrten, sind reine, völlig normale, Auseinandersetzung um das Verständnis der Tora gewesen. Die ausgesprochen negative Darstellung der Pharisäer ist sicherlich nicht bezogen auf den historischen Jesus, sondern spiegelt die Situation judenchristlicher Gemeinde in Palästina, die die Pharisäer einfach deswegen nicht mochte, weil diese in Bezug auf die Frage, ob Jesus nun der Messias gewesen sei, grundsätzlich anderer Meinung waren.
Wenn die Kirche mitlerweile entdeckt hat, dass die negative Zeichnung der jüdischen Gelehrten im NT eine Anachronismus ist, der zudem später noch als Begründung für religiös oder rassisch motivierten Antisemitismus hergehalten hat, sollte man jetzt nicht auch noch von anderer Seite darauf hereinfallen…
Das hat die Vertreter der
römisch katholischen Kirche später nicht daran gehindert, sich
selber mit Gold und Brokat zu behängen, wohl wissend, das dies
dem unfreiwilligen Relegionsstifter missfallen hätte.
Das gefiele sicherlich auch nicht den freiwilligen Religionsstifter, Paulus.
Ich hänge keiner Hermeneutik an, ich stelle nur gerne
Althergebrachtes in Frage. In meinem persönlichen Ranking
suspekter Organisationen steht die rk Kirche an einem der
vorderen Plätze. Was soll man denn bitte von einer
Organisation halten, die sich bis ins zwanzigste Jahrhundert
hinein beharrlich weigerte, naturwissenschaftliche Tatsachen
zur Kenntniss zu nehmen? Ich halte die die Kirche auch nicht
für böse, ich unterstelle ihr lediglich finstere
Machenschaften zum Erhalt ihrer Macht in ihrer
zweitausendjährigen Geschichte. In den letzten achtzig Jahren
hat die Kirche eine Veränderung durchlaufen, wie in der ganzen
Zeit davor nicht, somit ist die heutige rk Kirche natürlich
nicht mehr mit den Leuten zu vergleichen, die beispielsweise
Giordiano Bruno auf den Scheiterhaufen geschickt haben, aber
sie ist die Erbin.
Nur hat die rk Kirche nichts, aber auch gar nichts, mit dem Textbestand der neutestamentlichen Schriften zu tun gehabt - denn sie ist eben erst nach ihrer Kanonisierung entstanden.
Das braucht sie auch gar nicht. Wir können annehmen, das die
einfachen Gläubigen im frühen Mittelalter sowieso nicht lesen
konnten und somit auf das angewiesen waren, was ihnen ihr
Pfarrer erzählte. Interessanterweise war noch in der
Generation meiner Grossmutter die Person der MM negativ
besetzt, nicht selten fiel der Begriff „Hure“.
Klar, ich habe ja erwähnt, dass man schon im Mittelalter MM mit der Ehebrecherin Joh 8 identifiziert hat - nach Ansicht unserer Großmütter waren das „Huren“. Vielleicht gibt es ja auch welche, die nicht bereit waren, zur Kenntnis zu nehmen, das Jesus von Nazareth eben diese „Hure“ als Mensch (und Frau) vollkommen akzeptiert hat.
Und wenn es um das MIttelalter geht, dann gehe bitte in diesbezügliche Kirchen und schaue Dir die Darstellungen von Joh 8 an: Dort sind es die Juden, die ziemlich dämonisiert werden, während MM eine wunderschöne Frau ist, von Jesus gerettet und ab da zu seiner Gefolgschaft gehört.
Du wirst doch
wohl kaum bestreiten, das die katholische Kirche in ihrer
Geschichte ein bisweilen verheerendes Frauenbild probagierte,
nein, will ich überhaupt nicht. Aber dieses Frauenbild musste und muss die rk Kirche herbeiinterpretieren - die Fälschung der SChriften, die auch einem solchen Frauenbild widersprechen, ist ihr nicht gelungen.
das in den Hexenprozessen einen grausigen Höhepunkt fand (ja,
ich weiss, es wurden auch Männer der Hexerei bezichtigt).
Woran, der Vollständigkeit halber, auch die Evangelische Kirche beteiligt war.
Für die Beendigung der Hexenverfolgung zeichnet übrigens ein Jesuit verantwortlich (Jesuiten waren vor Opus Dei die Inkarnation des Katholisch-Bösen)
Fakt ist, das niemand von uns dabei war. Ich weiss nicht, ob
Jesus verheiratet war, und falls ja, mit wem. Die Bibel
erscheint mir aus den genannten Gründen als fragwürdige Quelle
für den Beweis des Gegenteils.
Der einzige Grund, der bleibt, ist das Frauenbild der rk Kirche? Und das wir von der rk nichts halten können?
Würdest Du mit dieser Hermeneutik eine geschichtswissenschaftliche Arbeit schreiben, würdest Du mit Pauken und Trompeten durchfallen.
grüße,
taju