Kritik
Guten Morgen Branden,
ich hoffe, dass Abendessen war köstlich und unterhaltsam.
Ich schätze Franks Denken und seine Art, Dir auch mal was
entgegen zu setzen, bin aber deshalb noch lange kein Anhänger
von ihm bzw. seiner Philosophie.
Ich denke, die reine Opposition allein macht’s nicht, sie muss schon fundiert vorgetragen werden. In solchen Fällen wäre ich jederzeit bereit, die Argumentation einzusehen. Aber jedesmal, wenn ich eine Argumentation vortrage, ignoriert Frank sie und sucht neue in der Regel völlig abgelegene Belege für seine nicht nur hier in Philosophie, sondern auch im Physikbrett mehrfach als absurd aufgezeigte Thesen. Aber ich möchte eigentlich nicht mit dir über Franks Denken reden, sondern lieber über das Verhältnis zwischen uns beiden, weil es mir unangenehm ist, wie es sich im Moment zeigt.
Ich denke mal, Du hast inzwischen eine etwaige Votstellung von dem,
was meine philosophischen Eckpfeiler sind, trotz all der Streiterei
hier.
Ja, das denke ich auch und bedanke mich dafür, dass du mir diese Einschätzung zutraust.
Was soll ich zu solch unsachlichen Projektionen noch sagen?
Die chronologische Reihenfolge der Ereignisse war umgekehrt. Du hast einen chinesischen Spruch gepostet, den ich sachlich kritisiert habe (ok vielleicht habe ich mich so ausgedrückt, dass du dich angegriffen gefühlt hast, was ich aber überhaupt nicht beabsichtigt hatte), woraufhin du mir nicht nur Halbwissen, sondern sogar die mehrfache Verwendung dieses Halbwissens hier im Forum vorgeworfen hast. Ich selbst hätte daraufhin möglicherweise gleich das Wort von der Projektion benutzen sollen, weil mir eher dein Posting so vorkam (was du aus meiner Sicht auch indirekt bestätigt hattest), aber ich habe es gelassen, weil es mir gerade darauf ankam, nicht persönlich zu werden. Da aber du dann diesen genannten Vorwurf gemacht hattest, war die Sache nicht mehr zu retten, weil ich ja genötigt war, mich gegen den Vorwurf zu verteidigen.
Ich selbst behaupte übrigens gar nicht, Experte für östliche
Philosophie zu sein, aber einige Grundkenntnisse habe ich schon.
Ach nee. Grundkenntnisse. Schön. Würde mir nicht reichen.
Das nehme ich jetzt einmal so, dass du dich als Experte für östliche Philosophie verstehst. Darf ich das so verstehen?
Dieses Brett ist dermaßen bunt zusammengewürfelt; hier sind
beileibe nicht nur Leute, die Philosophie mit Magister, Doktor
o.ä. abgeschkossen haben.
Das ist auch gut so, denn die akademische Philosophie hat leider mit dem täglichen Leben oft zuwenig zu tun. Dass aber die akademische Philosophie diesen Faden wieder aufnimmt, ist gerade mein Impetus, weswegen ich mich hier aufhalte. Denn die Schuld für diese Diskrepanz liegt auf beiden Seiten. Die akademische Philosophie glaubt, sich nicht um Alltagsbelange kümmern zu müssen, das Alltagsdenken glaubt, der akademischen Philosophie nicht zu bedürfen bzw. verflacht zum mehr oder weniger gehobenen Bildungsgespräch. Woran es an der akademischen Philosophie hapert, ist offensichtlich, nicht aber der Grund für die Nichtbeachtung der gegenseitigen Angewiesenheit aufeinander von Seiten des Alltagsdenkens. Hier liegt es meiner Ansicht nach zu einem Großteil daran, dass sich die Teilnehmer nicht um eine mehr oder weniger methodische Grundlegung kümmern, sondern fröhlich drauflosdenken.
Wenn ich einen hnlich arroganten Standpunkt hätte, würde ich mich ja
in Ressorts wie Psychologie und Medizin garnicht mehr aufhalten.
Ich denke, dass der Vorwurf nicht trifft, weil gerade ich mich darum bemühe, die beiden oben beschriebenen Ebenen zu verbinden. Freilich kann ich nichts dagegen tun, dass du mich für arrogant hältst. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass ich ganz allgemein etwas gegen Mediziner gesagt habe. So wie du Erfahrungen mit Philosophen zu haben scheinst, habe ich eben Erfahrungen mit Medizinern gemacht. Und dass ich meine Erfahrungen zunächst gar nicht äußern wollte, weil sie natürlich nie pauschal gelten, bitte ich als Beweis für Selbstkritik zu werten und nicht umgekehrt, die in einem Nebensatz geäußerte Formulierung für Generalkritik zu halten.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
P. S. Ich habe beim zweiten Posten dieses Textes nur den Titel geändert. Und damit du mir nicht vorwerfen kannst, meine Stellung als Moderator zu missbrauchen, habe ich ein neues Exemplar verfasst, dieses Postskriptum dazugeschrieben und die Möglichkeit, ganz einfach per Moderatortaste zu ändern, ungenutzt gelassen, weil dann nämlich von mir unbeeinflussbar ein Text am Ende automatisch eingefügt wird, der darauf hinweist, dass der Text „von einem Moderator“ geändert wurde, was du eben so hättest auffassen können wie angedeutet. 