Wer ist in deutschland zufrieden ?

Georg Funke, Marcel Ospel, Richard Fuld, Stan O’Neal, Baoz Weinstein, Richard Wagoner Jr., Robert Nardelli, Alan Mulally, George W. Bush,

Christian,

wenn ein Unternehmen oder eine Bank, deren Sinn und Zweck es ist Gewinn zu erwirtschaften, hunderte von Milliarden abschreibt und damit in reale Verluste verwandelt; wenn diese Verluste nicht in der gerechten betriebswirtschaftlichen Höchststrafe für Mismanagement, dem Bankrott, endet, wenn viel mehr die Bevölkerung sowie die nachfolgenden Generationen zur Kasse gebeten werden, dann wurden ja wohl Fehler gemacht. Das kannst Du ja wohl nicht im Ernst bestreiten. Unternehmerische Fehler und Fehler der Aufsichtsbehörden.

Und wenn Fehler gemacht werden in einem Konzern, dann muß der Vorstand dafür Verantwortung übernehmen - dafür bekommen die Jungs dort ja ihre Kohle.

Gerne werde ich aber auch konkreter:
Wenn Banken mit Konstrukten handeln die nicht einmal die Bankenaufsicht versteht, diese aber dem Handel zustimmt, dann ist das Aufsichtssystem fehlerhaft.
Wenn behauptet wird Banken seien nur mit 25% Umsatzrendite rentabel zu betreiben, dann ist das gezielte Irreführung die maßgeblich zur Überhitzung und finalem Kollaps des Systems geführt hat.
Wenn Investmentbanker mit einem Durchschnittsgehalt von 280.000 CHF (bei mir in der Schweiz) für 2,5 Millionen CHF Verlust/Nase verantwortlich sind und dennoch Boni kassieren, dann ist das „Short-Term-Incentive“ Reglement krass fehlerhaft.
Wenn kein Malus bei Verlusten fällig wird, dann ist das Gehaltssystem fehlerhaft.

Gruß
Tom

Hi

Ich bin schon auch der Meinung, dass man jetzt die Systemfrage
stellen muss. Der Kapitalismus hat sich gerade selber
abgeschafft

genau das Gegenteil ist der Fall. Dadurch daß die USA und
andere Staaten in Krisensituationen seit gut 30 Jahren massiv
in die Märkte eingreifen und Unternehmen/Branchen stützen,
wurde eine implizite Staatsgarantie geschaffen, auf die sich
viele verließen und damit begannen, risikoreiche und nicht dem
Risiko entsprechend bezahlte Geschäfte zu tätigen.

Das ist doch reine Spekulation. Die aktuelle Wirtschaftskrise hat als Finanzkrise begonnen. Wann hat die USA in den letzten 30 Jahren Banken mit Handlungen gestützt die einer impliziten Staatsgarantie gleichkämen? Vielmehr war die Bankenaufsicht nichts weiter als ein Papiertieger. Die absolute Zügellosigkeit hat die Banken „too big to fail“ werden lassen.

Aus den staatlichen Eingriffen ergaben sich auch andere
Marktverzerrungen, die ebenfalls zum Ausbruch der Krise
beigetragen haben. Wäre jedes Unternehmen, das sich
verspekuliert hat, von Anfang an in die Insolvenz entlassen
worden, wäre das ganze in dem Ausmaß nie passiert.

Da gebe ich Dir vollständig Recht! Wer Scheiße baut hat die Zeche zu zahlen.

Das schlimme ist, daß die Situation aufgrund der ganzen
Rettungspakete nicht bereinigt wird.

In Island läßt sich gerade gut beobachte, daß die Bereinigung der Situation schon vom Mob übernommen wird.

Gruß
Tom

Phantasielos

Hallo

Der Kapitalismus hat sich gerade selber
abgeschafft und wir nur durch eine gewaltige Sozialisierung
der Verluste notdürftig am Leben Gehalten.

Das ist Unsinn. Der Kapitalismus kann sich nicht selber
abschaffen.

Nochmal: Wenn das System nur durch Steuergelder und Schulden am Laufen gehalten wird, dann klingen Deine Worte wie Hohn in meinen Ohren. Hätten die Staaten (der Steuerzahler) nicht eingegriffen, dann wäre jetzt Schicht. Wie kannst Du behaupten, daß der zügellose Finanzkapitalismus sich nicht gerade abgeschafft hätte? Er wäre nicht mehr da ohne Staatsgarantien.

Mir kommt es so vor, als ob Menschen, die in
diesem System nicht vorankommen, da sie es gewohnt sind, in
anderen Systemen gepudert zu werden geradezu darauf warten,
dass sich irgendwelche Schwachstellen offenbaren, um dann
gleich lauthals los zu schreien „Seht ihr, was habe ich
gesagt.“

Was ist das jetzt für eine sinnentleerte Projektion? Auf wen oder was zielst Du ab? Ich komme in diesem System blendend voran und kritisiere es dennoch.

Nirgendwo steht geschrieben, dass der Kapitalismus perfekt
sei, nur ist es das beste System, das wir kennen, das derzeit
einzige System, in dem sich jeder frei entfalten kann.

Wie phantasielos muß man eigentlich sein jeden Kapitalismuskritiker gleich zum Kommunisten macht? Ludwig Erhard würde sich im Grabe umdrehen.

Die
meisten Menschen wissen nur nichts mit ihrer Freiheit
anzufangen und wünschen sich aus dem Grund eine
Gefangenschaft, da sich für sie selber nichts ändern würde,
anderen aber schlechter gehen würde und das ist bei manchen
das oberste Lebensziel.

s.o.

Gruß
Tom

Hallöchen,

genau das Gegenteil ist der Fall. Dadurch daß die USA und
andere Staaten in Krisensituationen seit gut 30 Jahren massiv
in die Märkte eingreifen und Unternehmen/Branchen stützen,
wurde eine implizite Staatsgarantie geschaffen, auf die sich
viele verließen und damit begannen, risikoreiche und nicht dem
Risiko entsprechend bezahlte Geschäfte zu tätigen.

Das ist doch reine Spekulation. Die aktuelle Wirtschaftskrise
hat als Finanzkrise begonnen. Wann hat die USA in den letzten
30 Jahren Banken mit Handlungen gestützt die einer impliziten
Staatsgarantie gleichkämen?

wann immer ein großes Unternehmen oder eine Branche in Schwierigkeit geriet, hat man es bzw. sie gestützt. Eine Übersicht der Rettungsaktionen in den USA:
http://www.propublica.org/special/government-bailouts

Daß sich daraus Fehlsteuerungen ergeben haben, ist auch keine Spekulation sondern empirisch belegbar. Vor allem aber ist das nichts neues. Die implizite Staatsgarantie mit den entsprechenden denkbaren (und heute eintretenden) Folgen wird schon seit vielen Jahren in der Fachliteratur thematisiert.

Vielmehr war die Bankenaufsicht
nichts weiter als ein Papiertieger. Die absolute
Zügellosigkeit hat die Banken „too big to fail“ werden lassen.

Der Staat selber hat doch immer nach größeren und vermeintlich wettbewerbsfähigeren Instituten gerufen und er ist es auch, der nun aktiv die Bildung eines zweiten Monsters unterstützt.

Das schlimme ist, daß die Situation aufgrund der ganzen
Rettungspakete nicht bereinigt wird.

In Island läßt sich gerade gut beobachte, daß die Bereinigung
der Situation schon vom Mob übernommen wird.

Naja, soll der Mob mal machen. Da entladen sich Wut und Ahnungslosigkeit.

Gruß
Christian

Tom,

wenn Du einen Handwerker und ausgewiesenen Spezialisten seiner Branche beauftragst, Deine Elektroinstallationen zu überarbeiten, und Dir daraufhin drei Monate später die Hütte abbrennt, hast Du dann einen Fehler gemacht?

wenn ein Unternehmen oder eine Bank, deren Sinn und Zweck es
ist Gewinn zu erwirtschaften, hunderte von Milliarden
abschreibt und damit in reale Verluste verwandelt; wenn diese
Verluste nicht in der gerechten betriebswirtschaftlichen
Höchststrafe für Mismanagement, dem Bankrott, endet, wenn viel
mehr die Bevölkerung sowie die nachfolgenden Generationen zur
Kasse gebeten werden, dann wurden ja wohl Fehler gemacht.

Die Entscheidungen, die Papiere zu kaufen, haben auch Kreditinstitute getroffen, die jetzt nicht im Fokus stehen. Die haben sie nur eher verkauft und damit auch den Absturz anderer Häuser verursacht. Wer hat hier einen Fehler gemacht und wer hat verantwortungsbewußt gehandelt?

Im Nachhinein zu sagen, hier und dort seien Fehler gemacht worden, macht es sich einfach. AAA geratete Papiere mit einer Marge von 0,5 Prozent zu kaufen, ist erst einmal kein Fehler, sondern eine Riesenidee. Dafür sind die Manager doch auch jahrelang gefeiert worden, obwohl die Tatsachen bekannt waren. Es hat nur niemanden gestört, weil die Institute klotzig verdient haben, jeder ein Haus kaufen und damit auch noch Gewinn machen konnte. Jetzt ist natürlich jeder schlauer und redet über Betrug und die großen Fehler, die gemacht worden sind.

Die tatsächlichen, fachlichen Fehler sind ganz woanders gemacht worden, nämlich in der Portfoliosteuerung. Dort hat man nicht gesehen, daß man sich ein zweites (neben dem deutschen) systematisches Risiko auf die Bücher holte.

Wenn Banken mit Konstrukten handeln die nicht einmal die
Bankenaufsicht versteht, diese aber dem Handel zustimmt, dann
ist das Aufsichtssystem fehlerhaft.

Ich habe mit der Bankenaufsicht seit zwei Jahren nicht mehr gesprochen und da ging es um ein anderes Thema. Woher weißt Du, was man dort verstanden hat und was nicht?

Wenn behauptet wird Banken seien nur mit 25% Umsatzrendite
rentabel zu betreiben, dann ist das gezielte Irreführung die
maßgeblich zur Überhitzung und finalem Kollaps des Systems
geführt hat.

Das waren einzelne Personen, zu denen ich auch was geschrieben habe. Interessanterweise schon vor fast vier Jahren:
/t/ackermaenner-braucht-das-land/2904889/5

Wenn Investmentbanker mit einem Durchschnittsgehalt von
280.000 CHF (bei mir in der Schweiz) für 2,5 Millionen CHF
Verlust/Nase verantwortlich sind und dennoch Boni kassieren,
dann ist das „Short-Term-Incentive“ Reglement krass
fehlerhaft.

Ich kenne die Verträge und die Modalitäten nicht. Woher kennst Du sie?

Wenn kein Malus bei Verlusten fällig wird, dann ist das
Gehaltssystem fehlerhaft.

Über das Thema läßt sich wunderbar diskutieren. Es ist mir für den Moment und Ort etwas zu umfangreich. Außerdem habe ich den Verdacht, daß es von Deiner Seite nicht ganz ergebnisoffen diskutiert werden würde.

Gruß
Christian

Georg Funke, Marcel Ospel, Richard Fuld, Stan O’Neal, Baoz
Weinstein, Richard Wagoner Jr., Robert Nardelli, Alan Mulally,

Und Du meinst, daß Unternehmen mit zig- oder gar hunderttausend Menschen von einer einzelnen Person geführt werden, der man jedes bestehende Problem zuordnen könnte?

Du arbeitest nach eigenem Bekunden bei einem Schweizer Chemiekonzern. Denk mal darüber nach, was Euer Vorstandsvorsitzende davon weiß, was Du so treibst, welche Fehler Du oder Dein Kollege so begehen und welche Entscheidungen eine oder zwei Ebenen unter dem Vorstand getroffen werden.

Falsche Strukturen? Meinetwegen, aber dann schlag was besseres vor.

Gruß
Christian

Genau! Ich auch

schade dass ich Dir in diesem Thread kein Sternchen geben kann, aber meine volle Zustimmung hast Du!

Dieses (typisch) deutsche Gejammer muß in den Ohren von 99,9% der restlichen Weltbevölkerung wie blanker Hohn klingen.

Dem kann man nur uneingeschränkt zustimmen.
Wir Deutschen sind ein Volk auf dem Weg in die Dekadenz. Faul sind wir geworden und können nicht einmal mehr die einfachsten Sachen schätzen und genießen.

Gruss

Iru

Verantwortung!
Hallo Christian

Du arbeitest nach eigenem Bekunden bei einem Schweizer
Chemiekonzern. Denk mal darüber nach, was Euer
Vorstandsvorsitzende davon weiß, was Du so treibst, welche
Fehler Du oder Dein Kollege so begehen und welche
Entscheidungen eine oder zwei Ebenen unter dem Vorstand
getroffen werden.

Ich arbeite als Projektleiter. Wenn ein Chemiker oder Ingenieur in meinem Team einen Fehler macht, und ich das erkenne, steuere ich dagegen. Ich trage die Verantwortung für dieses Projekt und das Team, und dafür bekomme ich eben auch ein höheres Gehalt. Natürlich stehe ich nicht selber im Labor, natürlich weiß ich nicht 100% zu jedem Zeitpunkt was meine Leute machen, aber das entbindet nicht von meiner Verantwortung als Leiter der ganzen Geschichte.

Wenn ich es nicht erkenne, dann habe ich ein Problem, denn für mich ist ein Gruppenleiter verantwortlich der mich rund macht im Falle meines Versagens, der verdient nochmal mehr Kohle als ich - und die bekommt er für die Verantwortung. Darüber gibt es den Abteilungsdirektor, darüber den Business-Unit-Leiter, darüber den Bereichsleiter und darüber den CEO. Die Verantwortungen, das Berichtswesen etc. sind klar geregelt, vom Kleinen ins Große.

Natürlich werden individuelle Fehler auf allen Ebenen gemacht, aber die Führungskräfte müssen verdammt nochmal zu der Verantwortung stehen für die sie das vielfache Gehalt ihrer Mitarbeiter bekommen. Wenn sie das nicht tun, dann sollen sie eben, wie jeder andere Akademiker in der Firma 65.000 Euro pro Jahr einstecken und gut ist es.

Gruß
Tom

Die Quintessenz
Hallo Christian,

was ist denn bitteschön die Quintessenz Deiner Postings?

Alles hat prima funktioniert und trotzdem ist jede zweite Bank pleite?
Alles hat prima funktioniert und dennoch müssen wir einzelne Institute mit Garantien von 120 Milliarden Euro stützen?

Gruß
Tom

Hallo freddyy; Ich kann diesen Ausführungen nicht bedingungslos zustimmen. Wenn man aber so unzufrieden ist wie du, so würde ich Deutschland den Rücken kehren und in ein Land gehen wo solch ein Zustand herrscht wie du ihn willst. Wenn man in Deutschland Arbeit hat, das ist wohl der überwiegende Teil, dann kann man sich das Leben sehr wohl nach seinem Geschmack einteilen. Es ist immer und überall (ausser auf den Dörfern) etwas los. Man muss nicht hinter dem Fernseher versauern. Auch nicht als Hartz IV Empfänger. Auch ohne Arbeitseinkommen muss man nicht hinter dem Fernseher sitzen. Es gibt viele Möglichkeiten wo man sich einbringen kann. Versauern tun diejenigen, welche sich aufgegeben haben.Doch wer will kann auch mit wenig Geld glücklich sein. Dazu gehört aber Lebensfreude und nicht Frust. Ich glaube nicht dass es viele Länder gibt die diesen Lebensstandard haben wie Deutschland. Wenn man sich überlegt, dass es Länder auf dieser Erde gibt, wo die Mütter nicht wissen wie sie ihre Kinder ernähren können, von Bildung und Gesundheitsvorsorge ganz zu schweigen, dann merkt man eigentlich unter welch guten Verhältnissen wir aufwachsen und Leben dürfen. Wir müssen keine Angst haben plötzlich im Kugelhagel irgendwelcher Machtbesessenen zu stehen. Dass es immer jemand gibt der sich auf Kosten der anderen ausruht und gesund stösst, kann man wohl in jeder Gesellschaftsordnung vorfinden. Ich jedenfalls kann sagen dass ich mich freue in Deutschland zu leben und nicht den Wunsch habe dieses Land zu verlassen.
Denk mal darüber nach ob es nicht ein Deutschland gibt wo auch du dich wohlfühlen kannst.

N’ Gude!

wann immer ein großes Unternehmen oder eine Branche in
Schwierigkeit geriet, hat man es bzw. sie gestützt. Eine
Übersicht der Rettungsaktionen in den USA:
http://www.propublica.org/special/government-bailouts

Das habe ich ja im Falle der „Realwirtschaft“ nie bestritten.

Daß sich daraus Fehlsteuerungen ergeben haben, ist auch keine
Spekulation sondern empirisch belegbar. Vor allem aber ist das
nichts neues. Die implizite Staatsgarantie mit den
entsprechenden denkbaren (und heute eintretenden) Folgen wird
schon seit vielen Jahren in der Fachliteratur thematisiert.

Nochmal: Was haben Wettbewerbsverzerrungen im industriellen Sektor mit vollkommen überzogenen Renditezielen von Kreditinstituten zu tun? Jetzt kläre mich mal auf.

Der Staat selber hat doch immer nach größeren und vermeintlich
wettbewerbsfähigeren Instituten gerufen und er ist es auch,
der nun aktiv die Bildung eines zweiten Monsters unterstützt.

Unser „Staat“ hat im wesentlichen so gehandelt wie es ihm die Berater, Lobbyisten und externen Gutachter als Maxime vorgaben. Aber bestimmt nicht aus eigenem Antrieb - dazu sind Wirtschaftminister vom Formate Glos oder Guttenbergs weder intellektuell noch fachlich in der Lage. Ich meine eine Wirtschaftspolitik gegen die CEOs der Dax-Unternehmen ist in Deutschland unmöglich, alles andere wäre ja wohl ein wenig naiv zu glauben, oder?

Gruß,
Tom

Danke, du sprichst mir voll aus dem Herzen. Nicht denken, dass Wohlstand eine Sache ist die die anderen zu erledigen haben!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Guido; das glaubst du doch wohl selbst nicht, deinen letzten Satz, oder? Ich bin mir sicher, dass der Hamburg/Texaner in Deutschland nie das hätte erreichen können wie dort. Dafür ist unser Staat viel zu sehr durch Paragraphen geregelt. Irgendwas würden die zuständigen Stellen finden um diesen Wohlstand, der durch Fleiss entstand, zu verhindern. Doch sind das zwei völlig verschiedene Gegenden. Ich weiss nicht wo man sich in Deutschland noch ein Stück Land am Wasser kaufen kann. Doch ist hier Deutschland und dort Texas!
Auch dort muss man gesund sein, sonst erreicht man nichts.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

Ich sage nicht, dass die sich hier so hätten austoben können, wie sie es offensichtlich in Texas machen.
Ich sage, dass sie hier keine Probleme gehant hätten…

VG
Guido

Daß sich daraus Fehlsteuerungen ergeben haben, ist auch keine
Spekulation sondern empirisch belegbar. Vor allem aber ist das
nichts neues. Die implizite Staatsgarantie mit den

Hallo Christian.

Wie recht Du doch hast.
Schon seit dreißig Jahren ist in dieser Hinsicht den Stammtischen (nicht nur in Deutschland) a weng mulmig geworden („soviele Milliarden und Abermilliarden fliegen umeinander hinüber herum, und bei mir bleibt nichts hängen“)
Trinken Banker zuwenig Bier?

LG

Gitta

Nochmal: Wenn das System nur durch Steuergelder und Schulden
am Laufen gehalten wird, dann klingen Deine Worte wie Hohn in
meinen Ohren. Hätten die Staaten (der Steuerzahler) nicht
eingegriffen, dann wäre jetzt Schicht.

Nein, wäre es nicht. Was wäre denn dann passiert? Wäre dann eine Nicht-Wirtschaftsform entstanden? Die Menschen hätten im kleineren Stil weitergehandelt und zwar so, dass sie ihren Profit maximieren. Für den Kapitalismus ist eine Rezession unwesentlich. Das hat es schon mehrfach gegeben.

behaupten, daß der zügellose Finanzkapitalismus sich nicht

Es gibt keinen Finanzkapitalismus. Es gibt nur den Kapitalismus an sich.

oder was zielst Du ab? Ich komme in diesem System blendend
voran und kritisiere es dennoch.

Warum stellst du dann eine Systemfrage? Ich komme in diesem System bestens voran und ich stelle diese nicht. Auch diese Krise wird vergehen und man wird gestärkt aus hier hervorgehen.

Wie phantasielos muß man eigentlich sein jeden
Kapitalismuskritiker gleich zum Kommunisten macht? Ludwig
Erhard würde sich im Grabe umdrehen.

Du kritisierst den Kapitalismus und stellst die Systemfrage. Diese Frage stellt sich aber kein Kapitalismusbefürworter.

Was redest du von „Sozialisierung der Verluste“?Wo warst du in den letzten Jahrzehnten, als es um die Sozialisierung der Gewinne ging? Die wirtschaftliche Macht wird keinem Politiker verdankt, sondern der Profitgier der Unternehmen. Davon hat jeder profitiert. Die Ergebnisse der Gier wurden massiv sozialisiert. Das hast du stillschweigend akzeptiert. Jetzt heißt es Gürtel enger schnallen und schon kommen die Kapitalismuskritiker aus den Höhlen gekrochen. Wo steht denn geschrieben, dass immer alles glatt und reibungslos funktionieren muss?

Die Krise hat Schwachstellen aufgezeigt, die jetzt geschlossen werden und es wird mit Sicherheit nicht die letzte Krise sein. Ein unperfektes, freies System ist mir aber lieber, als ein unfreies perfektes System und deshalb stellt sich für mich erst gar nicht die Systemfrage. Wer die Systemfrage stellt, ist unweigerlich bereit, Freiheiten zu beschränken.

das Leben in den Talkshows ist nicht das Leben draussen :smile:

Hallöchen,

vorab: ich habe auf Deine drei Artikel eine Antwort verfasst, damit es ein bisschen übersichtlicher wird.

entsprechenden denkbaren (und heute eintretenden) Folgen wird
schon seit vielen Jahren in der Fachliteratur thematisiert.

Nochmal: Was haben Wettbewerbsverzerrungen im industriellen
Sektor mit vollkommen überzogenen Renditezielen von
Kreditinstituten zu tun? Jetzt kläre mich mal auf.

Die Wettbewerbsverzerrungen gab es nicht nur in der Industrie. Es gab – wie Du der Liste in dem Link entnehmen kannst – in den USA auch schon Rettungsaktionen für die Finanzbranche.

Darüber hinaus ist die deutsche Kreditwirtschaft eine einzige Wettbewerbsverzerrung:
Die Gewährträgerhaftung bei den Sparkassen hat zu niedrigen Margen und damit zu schwacher Eigenkapitalausstattung der Marktteilnehmer geführt.
Die langjährige Sonderbehandlung der Sparguthaben verschafft den Sparkassen auch heute noch erhebliche Wettbewerbsvorteile.
Die 2005 (auf Wunsch der EU und der privaten Banken) ausgelaufene Gewährträgerhaftung bei den Landesbanken hat dazu geführt, daß diese sich noch kurz vor Toresschluß massiv mit Liquidität vollgesogen haben und das Geld dann anschließend vermeintlich gewinnbringend in (vermeintlich) risikolose Wertpapiere investierten.
Es gibt diverse Einlagensicherungssysteme, die teilweise sogar den Bestand eines Kreditinstitutes schützen.

All das sind Ursachen der Krise und eben auch teilweise Ursachen für die Annahme, es gäbe eine stillschweigende Staatsgarantie für Kreditinstitute.

Der Staat selber hat doch immer nach größeren und vermeintlich
wettbewerbsfähigeren Instituten gerufen und er ist es auch,
der nun aktiv die Bildung eines zweiten Monsters unterstützt.

Unser „Staat“ hat im wesentlichen so gehandelt wie es ihm die
Berater, Lobbyisten und externen Gutachter als Maxime
vorgaben. Aber bestimmt nicht aus eigenem Antrieb - dazu sind
Wirtschaftminister vom Formate Glos oder Guttenbergs weder
intellektuell noch fachlich in der Lage.

Der Wirtschaftsminister macht in Deutschland so ziemlich gar nichts.

Ich meine eine
Wirtschaftspolitik gegen die CEOs der Dax-Unternehmen ist in
Deutschland unmöglich, alles andere wäre ja wohl ein wenig
naiv zu glauben, oder?

Ach Gottchen, man kann sich die Welt auch so zurechtdenken, wie man mag. Ich kommentiere das mal nicht weiter.

So oder so: der Staat hat entschieden, die Commerzbank zu stützen und das hat er ganz allein entschieden. Damit fördert er die Bildung einer zweiten Riesenbank, die er beim nächsten Notfall nicht mehr wird stützen können.

Wenn ich es nicht erkenne, dann habe ich ein Problem, denn für
mich ist ein Gruppenleiter verantwortlich der mich rund macht
im Falle meines Versagens, der verdient nochmal mehr Kohle als
ich - und die bekommt er für die Verantwortung. Darüber gibt
es den Abteilungsdirektor, darüber den Business-Unit-Leiter,
darüber den Bereichsleiter und darüber den CEO. Die
Verantwortungen, das Berichtswesen etc. sind klar geregelt,
vom Kleinen ins Große.

Tja, hört sich paradiesisch an. In den Unternehmen, in denen ich bisher gearbeitet habe, wusste spätestens zwei Ebenen über mir keiner, was sich operativ abspielt. Ich halte das für nachvollziehbar (wenn auch nicht für wünschenswert)– und das erst recht, wenn man es wie bei GM und Konsorten mit hundertttausenden Arbeitnehmern zu tun hat. Nicht zuletzt daher kommt meine These, daß Unternehmen ab 500 Arbeitnehmer aufwärts nicht mehr effizient arbeiten.

Aber wir kamen von ganz woanders her. Du hast mit Deiner Aufzählung von Namen den Eindruck erweckt, als glaubtest Du ernsthaft, daß diese Personen die Unternehmen und Konglomerate allein und damit alleinverantwortlich geleitet haben. Das halte ich für wenig zielführend, auch wenn es natürlich hilfreich ist, den Zorn auf einige wenige Gestalten zu projizieren. Nur ändert sich nirgendwo etwas grundsätzlich, nur weil man den Obervorturner austauscht.

Die Probleme sind systemimmanent, sowohl global, national als auch unternehmensintern. Du wirst unter den Banken, die in Schwierigkeiten sind, kaum eine finden, die sich in Familienbesitz befindet. Es sind vielmehr die Banken, bei denen das Personal mit dem Geld von Außenstehenden arbeitet, bei denen nicht der Inhaber auf den Tisch haut, weil er sein eingesetztes Kapital in Gefahr sieht.

Insofern sehen wir derzeit auch keine Krise des Kapitalismus, sondern eine Krise von Strukturen. Der Kapitalismus funktioniert wunderbar: wer nach seinem persönlichen Erfolg strebte, hat gewonnen. Das sind die Privatbankhäuser und das sind die Vorstände, Händler und Berater der übrigen Institute. Dummerweise bliebt das Interesse der Allgemeinheit und der Kapitalgeber vielfach auf der Strecke, aber das ist eben kein Versagen des Kapitalismus, sondern das Versagen von Strukturen.

Die gilt es zu ändern, aber dummerweise macht der Staat genau das Gegenteil. Er finanziert den Erhalt dieser Strukturen und verschlimmert die Sache dadurch noch. Wir brauchen keine Commerz-Dresdner-Gigabank, sondern Kreditinstitute, die das Kredit- und Einlagengeschäft betreiben.

Alles hat prima funktioniert und trotzdem ist jede zweite Bank
pleite?
Alles hat prima funktioniert und dennoch müssen wir einzelne
Institute mit Garantien von 120 Milliarden Euro stützen?

Mal abgesehen davon, daß kein Institut mit 120 Mrd. staatlicher Garantien gestützt wird (bei der HRE stehen andere Kreditinstitute in der ersten Reihe, nur ist das in den Medien mittlerweile untergegangen): natürlich hat nicht alles prima funktioniert. Es sind Fehler gemacht worden, aber wenn man sich nun hinstellt und einiger Manager zu den alleinig Schuldigen erklärt, wird das nichts ändern. Die Finanzbranche wird wie alle anderen Branchen vor sich hinwerkeln und aus irgendeiner Ecke wird fünf oder zehn Jahre nach dem Ende dieser Krise die nächste daherkommen.

Stattdessen müßte man Strukturen ändern aber das ist nicht gewollt, weil das schmerzhaft werden würde. Der Kapitalismus verlangt den Untergang von fehlgeschlagenen Wirtschaftssubjekten. Der Staat verhindert das derzeit (noch) mal wieder aus vermeintlich übergeordneten Motiven und legt damit den Grundstein für a) eine lange Krise und b) die nächste Krise.

Mit dem Kapitalismus hat das aber nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall: Der Staat bremst den Kapitalismus mal wieder aus und wundert sich dann im Zweifel, wenn wieder etwas schiefläuft.

Nehmen wir als Beispiel die tolle Abwrackprämie. Was passiert, wenn alle in Frage kommenden Altwagen verschrottet und dafür neue Fahrzeuge zugelassen wurden? Die Nachfrage nach Autos wird anschließend wieder und noch stärker einknicken. Dadurch gibt es noch größere Überkapazitäten und noch mehr Pleiten und Arbeitslose.

Was ist mit den staatlichen Investitionen? Das Geld trifft auf eine Baubranche, die sich gerade von den Überkapazitäten aus dem Wiedervereinigungsbauboom (ebenfalls vor allem staatlich induziert) erholt hat. Die Preise für Bauleistungen werden steigen, was sich auf private und gewerbliche Bauherren auswirken wird. Die Bauindustrie wird die Kapazitäten ausweiten und am Ende wie ein begossener Pudel dastehen, weil anschließend die Bauaufträge der öffentlichen Hand deutlich und mittelfristig zurückgehen werden, weil der Investitionsstau der letzten Jahre schlagartig gelöst und zukünftig anstehende Bauvorhaben vorgezogen wurden.

Die Parallelen zur Weltwirtschaftkrise des letzten Jahrhunderts sind übrigens frappierend: auch damals wurde die Krise durch staatliche Eingriffe (Protektionismus, staatlich vorgegebene Preise u.a.) verstärkt, obwohl man sie dadurch zu mildern versuchte. Das Ergebnis ist bekannt.

Gruß
Christian

daher kommt meine These, daß Unternehmen ab 500 Arbeitnehmer
aufwärts nicht mehr effizient arbeiten.

Genau! So ist das, volle Zustimmung.

Die Gerechtigkeit reicht soweit wie das Auge des Fürsten.
Der Himmel ist hoch und der Zar ist weit.

Und dann Dilbert.

LG

Gitta