Angst ist nicht gleich Respekt
Hallo Didi,
du verwechselst den früheren angeblichen Respekt mit Angst.
Das wird sehr häufig verwechselt, und auch dir kann man es nicht übel nehmen, du hast es SO beigebracht bekommen.
Respekt heißt Wertschätzung und Achtung vor jemanden. Und nicht Angst vor der Strafe, vor den großen, starken Eltern, die so viel Kraft und Möglichkeiten haben der Kinderseele und dem wehrlosen Kinderkörper WEH ZU TUN, um gewünschtes Verhalten damit zu erzwingen.
Man lehrte Kinder „Respekt“ zu haben mit „erzieherischen“ Maßnahmen (Misshandlungen - sei es körperlich oder seelisch).
Ich hatte meine Eltern bei mir bis zu Einschulung. Wenn wir Kinder was verbockt haben, war eine der Strafen in die Ecke auf Maiskörner zu knien.
Dass ich das sehr selten tat, lag ganz sicher nicht daran, dass ich Respekt vor meinem Vater hatte, sondern schlicht und ergreifend, dass ich Angst vor seiner Übermacht und vor der Strafe hatte.
Und gerade DAS, was du heute vermisst: Respekt, fehlte vielen Eltern gegenüber ihren Kindern. Mit Gewaltanwendung lehrten sie uns nur wie Ohnmacht aussieht, nicht wie man jemanden Respekt entgegen bringt.
Klar habe auch ich daraus was Wichtiges gelernt, genau so, wie viele Anderen, die Gewalt und Schrecken erfahren haben: nämlich, dass ich mein Kind niemals auf diese Weise erziehen möchte.
Heutzutage, in der Zeit wo Kinder auch per Gesetz angst- und gewaltfrei aufwachsen dürfen, bedarf es echte erzieherische Fähigkeiten und Qualitäten, Zeit, Mühe und Hingabe, um den Kindern WIRKLICH Respekt beizubringen.
Dass darin viele versagen, heißt nicht, dass die Richtung falsch ist und heißt auch nicht, dass früher alles besser war.
Es fällt nur mehr und deutlicher auf. Nicht nur, weil Medien in der heutigen Welt viel reger und präsenter sind, sondern insbesondere deshalb, weil die „Gewaltkrücke“ weggefallen ist.
Aber das ist nur meine subjektive Meinung.
Gruß
Maja