Nachtrag
Geschlagen wurde ich von meiner Mutter nur ein einziges Mal. Ich hatte den gesamten Zuckervorrat in den Milchkrug gekippt und daraus eine wunderschöne Matschepampe angerührt. Meine Mutter hat mir ‚den Hintern versohlt‘, bis sie aufhören musste, weil ihre Hand schmerzend rot war. Ich habe das Ganze stoisch über mich ergehen lassen und mich dann, als sie fertig war, umgedreht und gesagt: „Hähä - hat ja gar nicht weh getan!“ Da war ich wohl knapp 3.
Davon abgesehen wüsste ich nicht, dass ich tatsächlich aus irgendeinem konkreten Anlass für irgendetwas bestraft worden wäre. Stattdessen wurde mir ständig und immerdar - und vor allen Dingen in großer Ausführlichkeit, wenn auch nicht direkt, sondern quasi durch die Hintertür - dargelegt, wie und warum meine Person und alles, was ich tat, völlig unzulänglich sei. Der Klassiker: Katze spült während des Mittagsschlafes der Katzenmutter den kompletten Großfamiliengeschirrberg zweier Tage. Überraschend des blitzsauberen Berges angesichtig geworden, meint die Katzenmutter nur: „Du hast den Aschenbecher vergessen!“
Als ich dann mit der Pubertät zunehmend emotional - sprich: mit Tränen - auf solche Situationen reagiert habe, wurde mir zusätzlich angetragen, dass ich ja spinne/nicht normal sei, und mir jeweils anempfohlen, mich in mein Zimmer zu begeben: „Du kannst ja wieder runterkommen, wenn Du fertig bist mit Flennen.“
Erschwerend kam hinzu, dass die Katzenmutter hochgradig irrational und extremen Stimmungsschwankungen unterworfen war - es war also (und ist es noch heute) völlig unvorhersehbar, wie sie in einer wie auch immer gearteten Situation reagieren würde. Eigentlich habe ich den größeren Teil meiner Jugend damit zugebracht, vergeblich zu versuchen alles ‚richtig‘ zu machen. Im Vergleich dazu wären klare Strafen nach klaren Regeln nachgerade das Paradies gewesen.
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