Hallo,
ich habe aus deinem Beitrag rausgelesen, dass du das Problem eigentlich schon identifziert hast. Du findest dich hässlich, minderwertig, weißt, dass dem ansich nicht so ist, kommst aber nicht davon weg, auf Basis dieser Annahmen zu handeln, denken und fühlen. Du bist also grundsätzlich in der Lage, einen Schritt vom Gemälde weg zu machen, die Dinge jenseits des Rahmens wahrzunehmen, aber kannst das Gemälde nicht völlig verlassen.
Um kurz etwas auszuholen: Ich kenne so etwas, was einen auf einen Sachverhalt festzurrt aus einer erst sehr guten und dann völlig vermurksten Freundschaft, die jetzt ein paar Jahre zurückliegt. Irgendwann war die Situation so, dass ich die Freundschaft zerstört hatte (nicht ursächlich, aber als Tropfen zum Überlaufen) und meine Gedanken drehten sich von früh bis spät nur noch darum, was ich genau falsch gemacht hatte, wie ich mit dem Menschen jetzt umgehen solle, wie ich ihn zurückbekäme usw. Einfach alles drehte sich um diese Problematik.
Der entscheidende Schritt war damals bei mir, zu erkennen, dass ich an meinen Empfindungen erstmal nichts ändern konnte. Ich konnte kein plötzlich wieder gesundes Verhältnis zu dieser Person aufbauen oder ihr entspannt begegnen. Fakt war aber auch, dass mein ganzes restliches Leben in Mitleidenschaft dadurch geriet, weil ich alles andere vernachlässigt hab. So konnte das bei mir, und kann es auch bei dir, nicht gesund weitergehen.
Mein Tip wäre also das, was ich damals auch gemacht habe: Akzeptiere, dass du ein irrationales Gefühl mit dir rumträgst, welches die Realität verzerrt und dass du nicht abstellen kannst. Lass den Kampf sein, aber - ganz wichtig - lass es auch sein, dass Gefühl täglich wieder präsent werden zu lassen. Sobald die Gedankenmühle (ich bin hässlich, ich bin minderwertig, warum sollte mich jemand lieben) wieder anfängt zu mahlen, sofort mental „Stop“ sagen, den Gedankenfluss unterbrechen und dich auf andere Dinge konzentrieren. Komplimente nicht werten und hinterfragen, sondern einfach so stehen lassen. Befass dich einfach mal eine Weile nicht mit dem großen Klotz, in der Form, dass du weder ins Grübeln versinkst, noch euphorisch versuchst, dagegen anzugehen und positiver zu denken. Versuch, eine Neutralität gegenüber diesem großen Inhalt deiner Gedanken zu entwickeln. Wenn dir Minderwertigkeitsgedanken kommen und du unbedingt drüber nachgrübeln musst, denk dir gleichzeitig dazu, dass das nur eine Laune deiner Wahrnehmung ist und nicht der Realität entspricht.
Vielleicht hilfts ja. Bei mir hats zumindest die Sicht wieder vom großen Problem runterbewegt und mein Leben wieder auf die Reihe gebracht.
Gruß
Yvette