Entzug: Keine Komplimente mehr! 
Liebe Zimt-Stern,
ich kann Dir an dieser Stelle wohl kaum helfen, möchte aber trotzdem noch etwas schreiben.
als kind wurde ich oft meiner älteren schwester
beschimpft…ich sei so hässlich, hätte komische haare, nen
komische po geschweige dem die brüste…
Das kommt mir sehr bekannt vor! Daher weiß ich auch, dass es schwer ist, da rauszukommen. Meine (3,5 Jahre ältere) Schwester war ähnlich. Zudem ist sie das absolute Gegenteil von mir (auch charakterlich): blond, sehr feminin gebaut, ganz weiche Gesichtszüge - es gab keinen Typen im Dorf, der nichts von ihr wollte. Sie hat ihre „Machtrolle“ gnadenlos ausgenutzt; man könnte es schon fast Sadismus nennen. Zusätzlich bekam ich von Lehrern (und teils auch von meinen Eltern) zu hören: „Schau Dir Deine Schwester an, sie ist ja so fleißig, lieb…!“ Ok, ich bin aus pubertären Trotz mit sieben Fünfen und einer Sechs sitzengeblieben! 
es wiederholte sich
oft und da ich schon damals wenig selbstvertrauen hatte hörte
ich auf das was sie sagte…und habe mir geschworen alles
dafür zu tun das sie damit aufhört…ich fing an mich zu
schminken, mich für mode zu interessieren, pflegte mich mehr,
schnitt mir meine haare ab, weil ich lange haare hatte.
Ich habe genau das Gegenteil gemacht: Ich habe mich dann in der Rolle des „Kumpels“ eingenistet, habe mich punkig angezogen („extra hässlich“ gemacht). Klar, gab es auch „Männer“, die mal Interesse zeigten, aber geglaubt habe ich bis zu meinem ersten Freund keinem.
Mein erster Freund war übrigens Deinem ähnlich: viele kleine Aufmerksamkeiten, Komplimente, die ich nicht annehmen konnte, aber er war auch derjenige, von dem ich mich begehrt/ bei dem ich mich „sicher“ fühlte.
du brauchst die nicht zu wundern wenn du keine freunde hast,
wenn du so topgestylt bist…deine haare sehen aus wie aus
einem friseurkatalog…du brauchst dich echt nicht zu wunder
das dich keiner leiden kann, die sind alle neidisch auf dich,
nimm doch mal rücksicht auf die anderen.
Nun, aufgestylte Frauen sind mir auch nicht gerade „sympathisch“, aber Deine Schwester hat schlicht kein Recht, so über Dich zu urteilen. Es ist doch nur Ausdruck ihres Konkurrenzdenkens/ihrer Schwäche, der bis heute anhält.
ja das sagte sie…und es sitzt mittlerweile alles so so tief
ich weiß nicht wie ich es wegekomme…
Irgendwann wirst Du hoffentlich an den Punkt kommen, an dem Du Deine Schwester als Instanz der Beurteilung „entthronst“ und Dich aus diesem Konkurrenzdenken herausziehen kannst.
vll könnte man es
wirklich mit magersucht vergleichen, denen kann man noch so
oft sagen das sie sehr dünn sind und streiten es ab.
Daher macht es auch weniger Sinn, Dir Komplimente zu machen. Dein Ziel sollte sein, Deine Schwachstellen, die jeder nun einmal hat, in ein Verhältnis zu Deinen Stärken zu stellen. Hört sich abgedroschen an, ich weiß.
ich habe mir auch überlegt mich einmal selbst zu
zeichnen…aus dem gedächtnis heraus, was dabei herauskommen
würde…habe einmal eine reportage gesehen das magersüchtige
so therapiert werden…das sie sich selbst zeichnen…es wird
an der wand die maße nachskiziert und dann mit ihrer eigenen
zeichnung verglichen damit sie sehen wie dünn sie eigtl. sind
und wie sie sich sehen.
Wenn Du so gut zeichnen kannst?! Warum nicht - aber ich denke, es wird nicht so viel bringen. Du hast Dein hier reingestelltes Foto - lass mich raten - aus einer Serie von ca. 50 Fotos ausgewählt und wahrscheinlich selbst aufgenommen. Lach, das kenne ich! Aber auf den Fotos, die mir gefallen, erkennen mich meine Freunde nicht wieder. Es gab mal ein Foto, das ein Freund von mir gemacht hat (da ging es mir nicht so gut). Jeder, der dieses Foto gesehen hat, meinte: Wow - klasse! Komisch, komisch! 
wir sollen wir an der beziehung arbeiten, was könnten wir tun?
Das sollten Dir sicherlich eher Profis beantworten. Wenn ich nicht wüsste, dass Du bereits in Therapie wärst, schriebe ich: Versuche Deinen Körper mehr zu „spüren“ - geh in die Sauna, mach Sport, erfahre, Deinem Körper „dankbar“ zu sein, ihn zu haben - ungeschminkt. Ja, hört sich auch abgedroschen an, ich weiß, aber ich bin auch kein Psychologe. 
Trotzdem noch ein dilettantischer Rat: Dein Partner sollte keine Komplimente mehr machen. Du traust Dich auch mal ungeschmikt aus dem Haus. Keine tausend Fotos mehr, von denen Dir nur eins gefällt. Du wirst eben auf „Entzug“ gesetzt. Ich hoffe, dass damit Deine anderen Sinne etwas geschärft werden.
ich habe meinen partner viel zu sehr belastet…viel zu oft
weh getan…ich weiß nicht was das beste für mich ist…es
würde mein denken bestätigen…das ich es nicht verdient
habe…aber glücklich wäre ich niemals damit…ich würde mich
selbst runterziehen und fertig machen…ich hätte keinen hass
auf meinen freund oder würde ihm vorwürfe machen, denn die
sollte ich mir machen…
Hm, klar leidet Dein Freund, ja, Du belastest ihn - aber ohne ihn leidest Du noch mehr - und er könnte auch wirklich die „rettende Hand“ sein.
Viel Glück und liebe Grüße
Kathleen