Hi Tom
nun, es gibt eigentlich zwei möglichkeiten.
- Westbank und Gaza sind integraler Bestandteil israels, sprich Israel umfasst das gesamte ehemalige Britische Mandatsgebiet palästina.
- Westbank und Gaza sind das eben NICHT.
Fall 1:
Dieser Fall steht zum einen in Widerspruch zu div UN-Resolutionen, sowohl die S/242 als auch den UN-Teilungsplan von 1947.
Zum Zweiten ist das verhalten Israels in dieser Hinsicht alles andere als eindeutig. Wären diese Gebiete Israelisch, dann wären ja auch alle Bewohner, die zum Zeitpunkt des Erwerbs darauf siedelten, israelische Staatsbürger. Den Palästinenser werden aber diese staatsbürgerlichen Rechte vorenthalten. Ausserdem steht die Gegend unter Militärverwaltung.
Was wäre das für ein autonomes Gebiet, in dem die Bewohner nicht die vollen Bürgerrechte und -pflichten geniessen… das einzige, was mir in dem Zusammenhang einfällt, sind die südafrikanischen Homelands aus den unseligen Apartheitszeiten
Sowohl Ägypten als auch Jordanien haben zwar auf Gaza respektive Westbank verzichtet, aber nur zugunsten eines palästinensischen Staates… Das heisst, solange der palästinensische Staat nicht inauguriert ist, bestehen Anrechte sowohl Ägyptens als auch Jordaniens.
Das führt uns zu Fall 2:
da frägt man sich dann, mit welchem Recht die Israelis in diesen Gegenden Siedlungen errichtet haben, die heute ein gewaltiger Klotz am Bein des Friedensfortschrittes sind. Die Siedelei in militärisch besetzten Auslandsgebieten ist völkerrechtlich illegal.
Was haben wir also:
Eine verfahrene situation, eine echte Sackgasse, aus der wohl kein Weg mehr herausführt.
Eine Annektion der besetzten Gebiete würde einen Internationalen Aufschrei auslösen, und zwar zu Recht (Die Palästinenser würden sich darauf ja nie einlassen) Die Position Israels wäre katastrophal geschwächt, die Friedensabkommen mit Jordanien und Ägypten wären in Gefahr, die Unterstützung des Westens würde sich wie Eis in der Wüste verflüchtigen. Israel stünde zum ersten Mal wirklich ganz alleine da…
Die Räumung der exponierten Siedlungen würde vermutlich eine extreme innenpolitische Kriese in Israel heraufbeschwören.
Herzlichen Glückwunsch zum „No-Win Szenario“
Welche Optionen haben nun die Palästinenser:
-
Kapitulation: Sprich die Unterwerfung unter die Gnade Israels. Diese Lösung erscheint unrealistisch, da zum einen keine zentrale Leitung mehr existiert, zum anderen der israelische Druck nicht hoch genug ist. Israel kann allerdings den Druck nicht erhöhen, weil ansonsten die aussenpolitischen Komplikationen…
-
Versuchen, weiterzuverhandeln. Das scheitert ebenfalls an der fragmetierten Führung. Jeder Splittergruppenführer kann mittels eines netten kleinen Attentates die Verhandlungen sabotieren. Einsackeln der Terroristen durch die Palästinenser geht net, da keine Zentralgewalt mehr vorhanden.
-
Die Intifada am Kochen halten. das führt zu Toten, wirtschaftlichen Schaden und hält den Hass, den man eigentlich ja überwinden will, immer schön aufrecht.
Zusammenfassung:
ich sehe derzeit keine Chance, dass in Palästina ein Frieden aus sich selbst heraus zu erreichen ist, da keine der beteiligten Seiten die Möglichkeit hat, dem anderen soweit entgegen zu kommen, dass man sich die Hände reichen kann…
Handlungen in dieser Richtung sind politischer oder realer Selbstmord. In verantwortlichen Kreisen herrscht auch offenbar teilweise kein Interesse daran, auf den anderen auch nur minimal zuzugehen.
Sollte es zu keinem internationalen Eingreifen kommen, sehe ich schwarz für die Region
(oder es geschieht ein Wunder, Sharon, Arafat und andere Hardliner trifft der Schlag und man schafft es, sich auf eine für alle akzeptable Lösung zu einigen. Wie die dann aussieht???
Wenn ich es wüsste, würde ich vermutlich den Friedensnobelpreis bekommen)
Gruß
Mike