Skeptizismus im 19. Jh. und anderes
Hallo Peet,
Wir sollten unserem Publikum nicht vorenthalten, daß weder M.
noch E. von dem hist./dialekt. Materialismus sprachen, für sie
war es materialistische Dialektik, was sie beschäftigte. Du
erlaubst antiken Autoren, kein System ausgearbeitet zu haben.
Ich erlaube es auch den Dioskuren des 19. Jhs.
darüber müsste man einzeln sprechen, denke ich. Generell habe ich keine Probleme damit, Marx von dem System freizumachen, bin aber nicht wirklich davon überzeugt, dass er das nicht gewollt hat. Ich bin also schon der Überzeugung, dass er das System wollte. Bei Engels denke ich, dass die Sache klar ist, nämlich dass er das System forciert hat, spätestens mit „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ von 1880 (der Anti-Dühring ist - wie ich schon sagte - [nicht nur] aus meiner Sicht ein Pamphlet).
z.B.: http://www.agmarxismus.net/vergrnr/m14_3.htm
(Der Text von K.Grabke, empfehlenswert!)
Oh, das muss ich gleich noch lesen, sorry.
Das freut mich, ich hatte schon Angst, es gäbe richtige und
falsche Philosophien.
Wir sind uns da sicher einig, es gibt nur richtige und falsche Ansätze, deren Richtigkeit bzw, Falschheit man immer diskutieren kann.
z.B.: http://www.ml-werke.de/andere/kpdv06.htm
Oh, auch das habe ich eben nicht gesehen und schau es mir gleich an.
Ich behaupte, daß es komplizierter ist. Mehr noch, daß wir -
in diesem Brett, auch mit Kindern und Pubertierenden immer
noch, - nicht in Begriffen wir richtig und falsch über
Philosophien, geschweige denn Materialismus und Idealismus
reden sollten.
Dass es komplizierter ist, gebe ich gerne zu. Dass wir nicht mit den Begriffen „richtig“ und „falsch“ arbeiten sollten, finde ich übertrieben. Streng genommen müsste man natürlich immer „IMHO“ dazuschreiben, aber das versteht sich eigentlich von selbst, denke ich.
(wobei du vielleicht weißt, dass ich sogar auf
die Hegellektüre Lenins vor einigen Wochen positiv hingewiesen
habe).
Für einen Link wäre ich dankbar 
Der Hinweis ist - wie ich jetzt sehe - doch nicht so positiv formuliert, wie ich es in Erinnerung hatte, aber immerhin als Empfehlung, und so war der Hinweis auch gemeint. Sehr interessant fand ich die Kritik Lenins am Aristoteleskapitel bei Hegel, wo er darauf hinweist, dass Hegel da einiges unterschlägt. Hier der Link:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Da bin ich endlich mit dir einverstanden 
Das ist doch ein Fortschritt. 
Ist der Agnostizismus eine richtige Philosophie?
Die einzelnen Links werde ich mir gleich erst ansehen. Zuvor
meine eigene Stellungnahme: Der Agnostizismus ist
falsch, wenn er absolut gesehen wird, aber als vorläufige
Methode ist er unverzichtbar.
Autsch. In diese Richtung kann ich nicht mitgehen.
Vermutlich, weil es bei dem Begriff „Agnostizismus“ ähnlich ist wie mit den Begriffen „Idealismus“ und „Materialismus“: Man muss immer dazu sagen, was man darunter versteht. Das ist eben das Problem bei solchen Etikettierungen.
Kennst du Skeptiker im 19.Jht? Ein Beispiel? Ich habe keins
parat.
Spontan fällt mir Gottlob Ernst Schulze („Aenesidemus-Schulze“, 1761-1833) ein, der Lehrer Schopenhauers, aber die hauptsächlich skeptische Schrift von ihm erschien schon 1792. Auch denke ich an gewisse psychologistische Richtungen (z. B. Friedrich Eduard Beneke, 1798-1854) und andere Induktivisten. Wenn ich nachdenke, fallen mir sicher noch ein paar mehr ein.
Heute bin ich selbst, wie du schon weißt, ein glühender
Bewunderer der Methode von Odo Marquard. Bei Engels allerdings
fühle ich mich deshalb immer noch sehr gut aufgehoben, da ich
seine Ironie immer gerne als Skepsis (miß)verstehen darf 
Nun müsste man den Stil von Engels auseinandernehmen, aber das würde wohl zu weit führen. Die Ironie von Engels ist in meiner Hinsicht selten treffend, gelegentlich natürlich schon, das will ich gerne zugeben, kann mich aber im Moment an kein positives Beispiel erinnern.
Ich bin nur durch öfteren Gebrauch des Wortes „falsch“ in
deinem oben zitierten Text überhaupt zur Idee gekommen, etwas
zu posten. Warum ist eine Philosophie falsch, wenn du mit ihr
nicht einverstanden bist?
Wie oben schon gesagt ist das, was man postet, naturgemäß die eigene Meinung. Eine Philosophie ist nicht an sich falsch, wenn ich mit ihr nicht einverstanden bin und auch nicht, weil ich mit ihr nicht einverstanden bin, sondern sie ist falsch, wenn sie wichtige Einwände einfach unterschlägt und sich auf vermeintliche Selbstverständlichkeiten beruft bzw. wenn sie sich auf historisch oder systematisch nachweisbar falsche Fakten bzw. Interpretationen stützt. In diesem Fall kann das Ergebnis noch so gut sein (ist es in dem von mir hier angegriffenen Fall der Philosophie Franks nicht, aber das ist für den Zusammenhang hier unwesentlich), es folgt eben nicht aus den richtigen Gründen und ist damit ein unbegründetes Ergebnis (und damit hinfällig).
[Im Falle Lenins ist den zu Lebzeiten unveröffentlichten Schriften anscheinend wesentlich mehr Philosophisches zu entnehmen als den veröffentlichten. „Materialismus und Empiriokritizismus“ sehe ich nach wie vor als Pamphlet in der (IMHO
schlechten) Tradition des Anti-Dühring.]
Ist denn Kant kein Idealist?
Kant hat bekanntlich noch 1998 seine ablehnende Haltung gegenüber dem Fichteschen Idealismus öffentlich kundgetan (muss auch online zu finden sein, kann ich im Moment aber nicht finden). Aber es kommt natürlich immer darauf an, was man unter „Idealismus“ versteht. In der „Widerlegung des Idealismus“ (die unter diesem Kapiteltitel auch im Gutenbergprojekt zu finden ist) tritt Kant explizit gegen die Annahme auf, die Gegenstände der Außenwelt seien zweifelhaft oder unbeweisbar
http://gutenberg.spiegel.de/kant/krvb/krvb059.htm . Die Argumentation ist natürlich diskutierbar, aber jedenfalls steht damit fest, dass Kant das, was man normalerweise „Idealismus“ nennt, nicht vertreten hat. Der Begriff ist bei h-und-d-Materialisten in der Regel aber noch weiter gefasst und ist (leider) zu einem Kampfbegriff geworden, der selbst die schwächeren Varianten nicht mehr zulässt, ähnlich wie der Begriff „bürgerlich“, der dadurch ebenso bedeutungsarm geworden ist, weil er nicht mehr spezifisch angewendet werden kann.
Die Links lese ich mir jetzt noch durch, schreibe aber nur noch etwas dazu, wenn es etwas Wichtiges dazu zusätzlich zu sagen gibt, ok?
Herzliche Grüße
Thomas Miller