logica perversa
Lieber Alex!
Ich rätsele seit gestern abend, weshalb deine Zeilen gerade als Antwort auf mein Post eingeordnet sind (ich rätsele übrigens auch, wie ein Nichtzitat ‚falsch‘ sein kann, aber das gehört nicht hier her). Ich sehe den Zusammenhang nicht.
Ich finde aber deine „Argumentation“ so interessant, dass ich gerne darauf antworte.
Das Problem ist, dass selbst die unten geforderte sachliche
Diskussion sich nicht einig ist, ob es sich die Welt heute
schon leisten (und leisten meine ich nicht finanziell sondern
als kleine Bedrohung der Zivilisation) kann, kurz- und
mittelfristig auf Atomkraft zu verzichten.
Du meinst, nicht der Einsatz der Atomkraft mit seinen unkontrollierbaren Abfallprodukten und Restrisiken ist eine existentielle Frage für die „Zivilisation“, sondern der Verzicht darauf wäre eine „kleine Bedrohung der Zivilisation“?
Nun ja, ist das nicht arg ‚verkehrt‘ gedacht, oder habe ich dich hier missverstanden?
Und viele
Atomkraftbefürworter hoffen einfach, dass sie das Problem der
Abfälle ebenso technologisch lösen werden wie regenerative
Energien (bei denen man sich auch nicht einig ist, ob sie
Atomkraft und Kohle ersetzen können).
Nein, Atomkraftbefürworter zeichnen sich nicht durch ihre spezielle Art des „Hoffens“ aus, sondern durch ihr Tun, eine Technik einzusetzen, bevor deren Probleme gelöst sind bzw. obwohl sie noch ungelöst sind und vielleicht auch nie gelöst werden können.
Da dies bei den Befürwortern regenerativer Energien so gewiss nicht der Fall ist, ist dein obiges „ebenso“, das scheinbar ein symmetrisches Verhältnis der Befürwortung von Atomenergie und regenerativer Energie suggerieren soll, reichlich deplaziert, weil schlicht falsch.
In dem einen Fall sind die Folgen und Nebenfolgen einer Technik selbst ungelöst, im anderen Fall ist es lediglich die Frage, ob man regenerative Energien je so einsetzen kann, dass sie genug leisten können, wie man Energiewünsche hat.
In Gorleben ist es wie bei vielen Dingen. Eine Umfrage in
Deutschland, die Castor Transporte nach Gorleben zu
verhindern, würde viel Zustimmung erhalten. Eine Zustimmung,
die Castor-Transporte zu stoppen, die Atomkraftwerke
abzuschalten und die Strompreise pro KW um 7 Cent zu erhöhen,
wäre schon viel kleiner …
Oben sagtest du noch, der Verzicht auf Atomkraft wäre eine Frage der Bedrohung der Zivilisation, keine finanzielle Frage, und hier wirds dann (m.E. zurecht) doch zur finanziellen Frage …
… (vor allem, wenn man die 7 Cent
hochrechnet auf 120 Euro pro Monat, was nicht realistisch ist,
aber wofür sich eine Beispielfamilie finden lassen wird, die
so arm ist, dass sie nun nicht mehr menschenwürdig leben kann.
Ein sehr durchsichtiger rhetorischer Trick, die Atomfrage auf direktestem Weg mit der Sozialpolitik und dem Überleben von Menschen zu verknüpfen.
Das eine hat mit dem anderen so direkt aber nichts zu tun, oder wolltest du ausdrücken, dass durch den Atomausstieg die sozialen Sicherungssysteme zusammenbrechen würden?
Lasst uns Atomkraftwerke abschaffen, die Gewinne der bösen
Stromlieferanten verstaatlichen, Gorleben dicht machen und
Peters Sodann wird Bundespräsident. Ich geh dann jetzt mal
schlafen.
Gute Nacht,schlaf gut und träum was Schönes!
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð €
Misquotation is, in fact, the pride and privilege of the learned.
(Hesketh Pearson)_