Warum heißt „Zu Lande“ und „Zu Wasser“?
„In der Luft“ kann ich verstehen und es ist auch logisch. Aber „Land“ und „Wasser“ mit der Präposition „Zu“ zu kombinieren, kling ziemlich abenteuerlich. Vielleicht gibt es andere Gründe, vielleicht gibt es historische Gründe dafür. Aber welche?
Liebe Nadja,
das ist für den Mercedes-Stern:
Der dreizackige Mercedes- Stern symbolisiert die Motorisierung zu Lande, zu Wasser und in der Luft (jeder Zacken ein Element). Gottlieb Daimler wollte Motoren für Autos, Schiffe und Flugzeuge bauen.
Dann wirst Du mir wohl glauben müssen, dass in beiden Titeln tatsächlich die Fügung* „zu Wasser und zu Lande“ zu lesen ist …
*eine sprachliche Einheit bildende Wortgruppe
zum Beispiel
zu Fuß
zu Liebe
zu Berge
zu guter Letzt
zu Ende
zum Haareraufen
zum Verzweifeln
und andere Beispiele → hier (zu Anfang, „1.Zusammen- oder. ..“).
Warum: Weil alle diese Fügungen, zusätzlich zu all diesen Beispielen, zu dem enorm umfangreichen semantischen Potential von Präposition, Adverb und Konjunktion „zu“ gehören.
„zu Wasser“ klingt für mich irgendwie nicht verdaulich. Aber „im Wasser“ spricht mich an. „Zu Lande“ sagt mir nichts. An „Auf dem Land“ oder „in dem Land“ kann ich mich mental und räumlich irgendwie orientieren. Vielleicht hat „zu“ andere Konnotationen, die ich nicht verstehen kann.
Im Grimm’schen Wörterbuch geht der Eintrag zum ach so kurzen Wörtchen „zu“ über endlose Seiten.
Ein „Kapitän zur See“ ist heute noch auf den sieben Weltmeeren unterwegs.
Das „zu“ ist eine (meist) veraltete Form für Ortsangaben, sowohl um eine Bewegung in eine Richtung auszudrücken („Im Frühtau zu Berge wir ziehen“ - „wir wandern frühmorgens in Richtung Berg“ oder „auf den Berg zu“) als auch einen feststehenden Ort ( der „Dom zu Köln“ - der „Dom in Köln“).
Die Humboldt-Universität in Berlin z.B. heißt offiziell „Humboldt-Universität zu Berlin“.
Ein Erlass das Alten Fritz könnte den Vermerk „gegeben zu Potsdam 1781“ tragen.
Jesus wurde „geboren zu Bethlehem“.
Und in Adelsprädikaten findet sich die Präposition auch - das „von“ gab früher die Familie, das „zu“ den Ort an. Der Name konnte dann z.B. lauten „Johann IV. von Sayn, Graf zu Wittgenstein“.
Nunja, das ist ja nur eine Verdichtung zu einem Kompositum (hier zu einer Postposition), mithin eine Variante der Schreibweise, die sich halt durchgesetzt hat. Ähnlich wie „zugute“ zu einem Adverb. Grimms DWB zeigt unter „zuliebe“ Beispiele für Getrenntschreibung bei Luther, Goethe, Stifter. An dem semantischen Potential von „zu“ öndert es ja nichts
Bei „zu Hause“ → „zuhause“ sind noch beide Schreibweisen aktuell.