Hallo,
also ich habe schon auch den Ausgleich. Ich kenne viele Familien, in denen Beruf und Familienleben in unterschiedlichsten Modellen sehr erfolgreich kombiniert werden. Und da gibt es auch Alleinerziehende „Musterbeispiele“. Meine engste Freundin hat z.B. als Alleinerziehende mit zwei Kindern neben dem ausgeübten Ausbildungsberuf nachträglich die Studienreife erworben, erfolgreich Jura studiert und sich dann ebenfalls als Anwältin niedergelassen. Wir haben in der beschriebenen Situation zusammen gearbeitet, die sie vermutlich gerade auch aus ihrem eigenen Erleben heraus ebenfalls besonders belastend empfand.
Ich habe auch genug Leistungsempfänger als Mandanten gehabt, die eben nicht das „volle Programm“ hatten, sondern ganz normale Mandanten mit ganz konkreten Problemen waren, die nur zufällig eben Leistungsempfänger waren, und die nicht den Eindruck hinterließen, dass sie dies genießen würden, und keinen Bock auf Arbeit hätten. Da gab es auch genug, bei denen ich erfahren habe, wie sehr sie sich um ihre Familie kümmerten und sich um reguläre Arbeit bemühten (wenn ich dabei helfen konnte, habe ich es immer getan, was auch in einigen Fällen erfolgreich war).
Ich habe früher auch viel institutionell auf freiwilliger Basis Zeit, Kraft und Geld in Projekte für benachteiligte Kinder/Jugendliche/Familien gesteckt. Das schaffe ich aktuell beruflich aufgrund von Reisetätigkeit, Baumaßnahmen am Haus und wachsender eigener Familie, in der ich aufgrund neuem Job meiner Frau auch wieder mehr übernehmen werde nicht mehr, und ich habe auch festgestellt, dass das Arbeiten in den Institutionen nicht so mein Ding ist. Aber dafür engagiere ich mich immer gerne dort wo ich im Einzelfall ganz konkret kurzfristig helfen kann. Und ich mache dies ja nicht um meine Frustrationsgrenze auszutesten, sondern weil ich vielfach sehe, was man oft schon mit wenig Unterstützung bei leistungswilligen Menschen erreichen kann. Da wird dann mal ein Businessplan zum symbolischen Preis gemacht, auf dem dann eine Familie wieder zum Selbstversorger wird, da „vergisst“ man Rechnungen, wenn man anspruchsberechtigten Menschen über ihre Scham hinweggeholfen hat, und für sie Ordnung und Struktur in die Angelegenheiten gebracht und die nötigen Anträge geschrieben hat, macht bei der Anfrage vertrauenswürdiger Leute auch mal den Geldbeutel auf, schaut, was man an Sachspenden geben kann, …
Meine Frau hat selbst vor ein paar Jahren eine ganze Verwaltung als „familenfreundlich“ von der Hertie-Stiftung zertifizieren lassen, ist für ein Mehrgenerationenhaus tätig, tritt jetzt auch ihre neue Leitungsfunktion bei einem Träger der Altenhilfe mit der klaren Maßgabe „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ an, und insoweit haben wir gemeinsam wahrscheinlich einen überdurchschnittlich guten und breiten Blick auf die positiven wie negativen Beispiele.
Aber gerade deshalb finde ich es wichtig die Negativbeispiele nicht als „Einzelfälle“ und Phänomen des Fernsehens für bildungsferne Schichten darzustellen, sondern sie mit dem Gewicht zu benennen, das sie leider haben, entsprechende Konsequenzen zu fordern, und die langfristigen Folgen dieser leider aktuell progessiven Entwicklung aufzuzeigen.
Dieses ganze Schönreden, darstellen von positiven Einzelbeispielen, Sammeln von mehr oder weniger tragfähigen Entschuldigungen im Einzelfall, … nützt doch nichts. Wir müssen einfach akzeptieren, dass es Leistungsempfänger (positiv) und Leistungsempfänger (negativ) gibt, und zusehen, dass wir die letzte Gruppe so klein wie möglich halten, und ihr das Leben in der sozialen Hängematte so unbequem wie möglich machen, damit sie vielleicht doch wenigstens zum Teil wieder auf die Seite der ersten Gruppe kommen, die dann auch eine Chance hat ganz aus dem Leistungsbezug heraus zu kommen. Außen vor bleiben selbstverständlich all diejenigen, die ohne eigenen Vorsatz ganz objektiv längerfristig/dauerhaft nicht in der Lage sind sich selbst zu versorgen.
Gruß vom Wiz