Moin,
Dann begründe mir doch mal bitte, warum der Unternehmer hier
einen Vorsprung haben soll?
hat der Unternehmer nicht einen Vorteil darin, dass er
Betriebsausgaben steuerlich absetzen kann?
Welcher Vorteil soll das sein? Wenn du jemanden beauftragst, dir ein T-Shirt zu nähen, dass du anschließend selbst trägst, dann interessiert dies das Finanzamt erstmal wenig. Wenn der Unternehmer jemanden beautragt, ihm ein T-Shirt zu nähen, interessiert das Finanzamt das erstmal auch wenig. Interessant für das Finanzamt wird es erst, wenn der Unternehmer dieses T-Shirt mit Gewinn weiterverkauft. Besteuert wird dann der Gewinn. Was denn auch sonst?
Als Konsument in dieser
Gesellschaft bist du nicht weniger in dieses kapitalistische
System eingeflochten, wie der Unternehmer.
Wenn ich zu einer Einschätzung der Grads der Ausbeutung kommen
sollte, dann würde ich den Konsumenten sogar noch vor dem
Unternehmer nennen. Der Unternehmer in Deutschland muss sich
nämlich immerhin noch an die gesetzlichen Auflagen halten.
Der Konsument muss sich genauso an die gesetzlichen Auflagen
halten,
Du hast mein Beispiel offensichtlich überhaupt nicht verstandeen. Es geht hier darum, dass der Konsument sich einen finanziellen Vorteil dadurch verschafft, dass er Produkte erwirbt, die unter in Deutschland nicht legalen und menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wurden.
Ein Unternehmer, der in Deutschland Menschen beschäftigt, hat jedoch nicht die Möglichkeit, sich auf gleiche Weise einen finanziellen Vorteil zu verschaffen, da er sich an die hier geltenden Gesetze halten muss.
er zahlt diverse Steuern, u.a. Mehrwertsteuern und er
hat keine Möglichkeiten, seine Mehrwertsteuer mit
irgendwelchen Steuertricks zu kompensieren.
Diese Ansicht scheint mit doch reichlich naiv. Hast du auch nur annährend eine Ahnung davon, welcher volkswirtschaftliche Schaden z.B. durch Schwarzarbeit entsteht oder durch den simplen „Trick“ des Steuerspillting mit der Frau Gemahlin?
Der Konsument hingegen erwirbt größtenteils Produkte, die
nachweislich unter katastrophalen Bedingungen (die nicht
annährend an die Rechte und den Schutz deutscher Arbeitnehmer
heranreichen) hergestellt wurden,
Welchen Einfluss hat ein Konsument, auf die von ihm
konsumierten Produkte?
und es juckt ihn nich mal
großartig.
Das ist eine Behauptung, die von der AG-Fraktion aufgestellt
wird.
Das ist keine Behauptung sondern eine Tatsache. Ganze Wirtsachaftszweige sind aus Deutschland verschwunden, weil die Masse an Konsumenten lieber Produkte kaufen wollte, die zwar unter furchtbaren Bedingungen hergestellt werden, dafür aber billig sind. Die Textilindustrie ist dafür übrigens ein gutes Beispiel. Die Textilunternehmen in D sind doch nicht alle auf einen Schlag pleite gegangen oder haben ihre Produktion ins Ausland verlagert, sondern dies war ein sich über Jahre hinziehender Prozess, ausgelöst von einem marktrelevanten Verhalten der Masse an Konsumenten, die lieber Billigschrott made sonstwo kaufen wollten, bis auch das letzte Textilunternehmen entweder auslagern oder schließen musste, weil sie preislich (mit ihren schönen „ausbeuterischen“ Arbeitslöhnen und Bedingungen) einfach nicht mehr mithalten konnten.
Ein aufgeklärter Konsument, konsumiert sehr wohl Produkte, die
auf fairem Wettbewerb gegründet sind.
Siehe die Kampagne um Bio-Eier und jetzt auch um die Milch.
Ja sicher, aber nur weil ein „aufgeklärter Konsument“ mal einmal die Woche ein Pakte „fair gehandelten Kaffee“ oder 6 Bioeier kauft, ändert das wenig an der Tatsache, dass er in seinem ganzen Kleiderschrank vermutlich kein einziges Teil hat, das in Deutschland oder der EU hergestellt wurde (es sei denn die selbstgestrickten Socken von Oma).
Klar. Man kann von einem deutschen Konsumenten allerdings auch
nicht erwarten, dass er, bevor er sich ein T-Shirt kauft,
sämtliche T-Shirt-Produzenten im Internet auf korrekte
oekologische und völkerrechtlich einwandfreie Behandlung der
involvierten Marktteilnehmer abklopft.
Das erwarte ich auch nicht. Aber ich halte so einen Konsumenten eben auch nicht für moralisch über einem Unternehmer stehend. Im Übrigen kann sich der Konsument das bei Kleidungsstücken insofern einfach machen, als dass er davon ausgehen kann, dass kein Kleidungsstück, das außerhalb der EU hergestellt wurde, unter auch nur annähernd den Bedingungen hergestellt wurde, die hier schon mit „Ausbeutung“ bezeichnet werden. Er braucht nur auf das Etikett zu schauen. Viel Spaß beim nächsten Klamottenkauf.
Auf dem allgemeinen Markt läuft es ab nach dem Prinzip ´Geld
für Ware´ oder umgekehrt. Das ist ein rundweg integerer
Wertetausch.
Dies fällt in sonfern zu kurz, als dass auch der Faktor Arbeit
in dieser Ware, die du als Konsument erwirbst, eingeschlossen
ist. Ein T-Shirt näht sich nunmal nicht von selbst. Wenn du
jemandem für seine Ware einen Hungerlohn zahlst, dann ist das
nicht integer, sondern schlicht Ausbeutung.
Wenn ein T-Shirt, in Europa, so billig angeboten wird, dass
die Produzierenden, nur mehr einen Hungerlohn für ihre Arbeit
bekommen, kann für diesen Hungerlohn nur der Anteilseigner,
der den Produzierenden dafür nur einen minimalen Anteil des
erwirtschafteten Gewinns gewährt, und der Händler, der für
seine Dienste ein entsprechendes Salär verlangt,
verantwortlich gemacht werden.
Die Konsumenten kaufen. Nur!
Und sind damit der Motor, der dieses ganze ausbeuterische System in Gang hält. Wenn morgen die Mehrzahl der Konsumenten in D beschließen würde, nur noch unter menschenwürdig Bedingungen hergestellte Produkte zu kaufen, dann wäre mit diesem ausbeuterischen System innerhalb kurzer Zeit Schluss.
Der Markt reagiert ausschließlich auf das Kaufverhalten der Konsumenten. Man kann einem Menschen nunmal nichts verkaufen, was er nicht kaufen möchte. Und solange der Konsument um seines lieben Gewissens willen seine Verantwortung nicht wahrhaben will, weil er „kauft ja nur“, wird sich an diesem ausbeuterischen System auch nichts ändern.
Gruß
Marion