Metapher hat uns freundlicherweise eine sehr gute Erklärung dazu geliefert:
Die Bezeichnung des Narzissmus leitet sich von der griechischen Sage des Narzissos her (dem Jüngling, der sich in sein Spiegelbild verliebte und es so lange anstarren musste, bis er ertrank). Wichtig ist zu wissen, dass man in der Psychologie unter „Narzissmus“ eine wichtige und notwendige(!) Phase der frühkindlichen Persönlichkeitsentwicklung versteht.
Wenn es in dieser narzisstischen Phase eine Entwicklungs- Störung gibt (meist ein Konflikt mit dem elterlichen Verhalten und Reagieren), dann kann das zu späteren Erscheinungen führen, die man narzisstische Störung nennt.
Wie alle sogenannten Persönlichkeitsstörungen zeigt sich auch die narzissßtische hauptsächlich im zwischenmenschlichen Verhalten. Sie sind alle weniger ein Problem für die Betroffenen als vielmehr für deren Umgebung. Eine Person mit diesen Eigenschaften wird selten aus einem eigenen (inneren) Leidensdruck therapeutische Hilfe suchen, vielmehr höchstens dann, wenn die Heftigkeit und Häufigkeit der Konflikte mit den Mitmenschen unerträglich geworden ist.
Bei der Beschreibung (die hier natürlich nur in kurzen Andeutungen bestehen kann), muss man berücksichtigen, dass die Ausprägung der Merkmale sehr unterschiedlich stark sein kann … Ich beschreibe hier mal extreme Erscheinungen:
Narzisstisch gestörte Persönlichkeiten leben in einem Großartigkeitswahn. Sie nehmen sich selbst enorm wichtig, was sich meist in einem großspurigen, arroganten Verhalten anderen gegenüber zeigt. Sie stellen ihre Leistungen, ihr Wissen und Können, ihre Bedeutsamkeit nicht nur besonders heraus (sie bemerken aber nicht, dass sie sich dadurch auch der Lächerlichkeit preisgeben), sondern werten auch andere gleichzeitg herab, z.B. „klar, dass du das nicht wissen kannst, das können ja auch nur Leute wie ich“.
Alles, was sie tun oder erleben, ist von einer unvergleichlichen Großartigkeit: Wenn sie lieben, ist ihre Liebe ideal und grandios. Ihrem Wissen gegenüber ist das von anderen minderwertig. Sie prahlen mit der Bekanntschaft von berühmten Persönlichkeiten, um ihren eigenen Wert dadurch zu untermauern. Sich mit unbedeutenden Menschen zusammenzutun ist ein Gnadenakt ihrerseits. Natürlich sind ihre Lehrer, ihre Ärzte, ihre Therapeuten, aber auch alles andere Hab und Gut, unvergleichlich bedeutend.
Das Feedback und die Bewunderung durch andere empfinden sie nie als angemessen genug, was natürlich an dem allzugeringen Einschätzungsvermögen der anderen liegt. Ihre Antworten begeben sich immer auf dein - natürlich niedrigeres - Niveau, nicht ohne deutliche Signale, dass du dir dumm, zumindest inkompetent, vorkommen solltest.
Ein unerschöpfliches Bedürfnis danach, dass das Bild, das andere von ihnen haben, ihnen angemessen ist. Sie leiden heftig, wenn es an Bewunderung, an Komplimenten, an positiver Beachtung und Aufmerksamkeit fehlt. Andere Menschen verdienen die Achtung solcher Persönlichkeiten nur dadurch, dass sie der Steigerung des Selbstwertes dienlich sind. Andere werden verachtet und abgewertet.
Immer wieder wird behauptet, dass es diesen Persönlichkeiten an Empathie (grob gesagt: Einfühlungsvermögen) fehle, dass es ihnen an Fähigkeit fehle, die Gefühle, Wünsche anderer zu erfassen. Ich bestreite das: Sie haben - ähnlich wie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung - im Gegenteil oft eine überragende Empathiefähigkeit, allerdings weigern sie sich, diese zu zeigen oder gar darauf einzugehen. Eigene Probleme (falls überhaupt vorhanden) stehen im Vordergrund des Gesprächs, natürlich mit dem Tenor: Entweder versteht sie niemand oder niemand kann ihnen helfen (Hilfe haben sie auch nicht nötig), die Probleme von anderen dagegen lohnen der Erwähnung nicht, sie sind vielmehr Zeichen der Schwäche und daher Anlaß der Geringschätzung oder sogar der Verachtung.
Selbst die geringste kritische Bemerkung anderer ihnen gegenüber ist Anlaß quälender Gefühle der Wertlosigkeit und Erniedrigung. Entsprechend heftig fällt die Reaktion aus, die nie lange auf sich warten lässt: Sie reagieren arrogant aggressiv und verachtend. Aus Furcht vor Herabwürdigung oder zumindest unangemessener Würdigung vermeiden sie häufig überhaupt menschlichen Kontakt, weil sie dann ungefährdet ihre Großartigkeit hegen können. Die Folge ist dann im späteren Leben eine Unfähigkeit, Unbeholfenheit, Ungelenkheit und Naivität im zwischenmenschlichen Umgang.
Das wären ein paar Stichworte zu den deutlichsten und heftigsten Erscheinungsformen der narzisstisch gestörten Persönlichkeit. Sie ist sich selbst oft dieser Eigenschaften nicht bewußt und hat dementsprechend auch keine Einschätzung darüber, was sie ihrer Umwelt zumutet und wie schwierig der Umgang mit ihr ist.